This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non- commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at http : //books . google . com/|
Geschichte des k. und k. Infanterie-Regimentes Nr. 34
Julius Kreipner
Digitized by
■^".:y ^
8 r -^
-Z *^
^ - /
1
>-.=■
4'
♦;
Digitized by
Digitized by
Digitized by
Digitized by
Digitized by
Digitized by
X
^ :
f '/
'■"' ■ 'SGLiN
V .J t flLüOv
I :-» i
S( 'jii ,\ '
Digitized by
Digitized by
GESCHICHTE
DES
K. UND K.
mFANTEßlE- REGIMENTES
Nr. 34
FÜR IMMERWÄHRENDE ZEITEN
WILHELM l DEUTS6HER KAISER DND KÖNIG VON PREDSSEN
1733-1900.
VERFASST AUF WUNSCH DES REGIMENTS-C0MMAND08
VON
DEM EHEMAUGEN REGIMENTS-MITGLIEDE
JULIUS KREIPNER
K. U. K. MAJOR DES ARMEESTANDES, BESITZER DES MILITÄR-VERDIENSTKREUZES
(KD.), DER SILBERNEN TAPFERKEITSMEDAILLE 2. CL. COMMANDIERT IM LANDESBESCHREIBÜNGS-BUREAÜ DES K. ü. K. GENERALSTABES.
KASCHAU
VERLAG DES REGIMENTES.
TEXT SKIZZEN UND BKILA6EN VOM K. U. K. MILTTIR-GEOGRAPHISCUEN INSTITUTE.
1900.
Digitized by
A
"^ 4'2--3,34.s-
A
>6^^i/UVi£^ Op^^
Druck von Bruno Bartelt, Wien, XVIII/,, Theresiengasse 3.
Digitized by
Digitized by
Digitized by
Digitized by
Digitized by
WILHELM II ,
DFl
m:her kaiukh
IM<F r:';M:N
Digitized by
Digitized by
VORWORT.
Die Grundlage einer möglichst getreuen Schilderung der Thaten und Schicksale eines Truppenkörpers bilden in erster Linie dessen Befehls-Protokolle und Acten. Doch nur wenige Truppenkörper sind in der glücklichen Lage, über ein mehr minder reiches Archivmateriale verfügen zu können; zu diesen gehört das Infanterie-Regiment Nr. 34 nicht.
Die in seinem Archive vorhanden gewesenen älteren Protokolle und Acten wurden im Jahre 1802 durch einen Brand gänzlich vernichtet. Aber auch der gegenwärtige Archivbestand reicht nur bis zum Jahre 1850 zurück und weist — wohl infolge der Ereignisse in den Jahren 1848, 1849, 1859 und 1866 — große Lücken auf.
Der Verfasser war daher vorwiegend, bezüglich der weiter zurückliegenden Jahre aber ausschUeßlich auf das Quellenmateriale des k. u. k. Kriegs-Archives und der Fach- rechnungs- Abtheilung angewiesen und dankt es nur dem besonderen Wohlwollen Sr. Excellenz des Directors des k. u. k. Kriegs-Archives, FML. Leander von Wetzer und des Vorstandes der Schriften- Abtheilung, Obersten Karl Frei- herrn von Hipssich, nicht minder dem wahrhaft kamerad- schaftlichen Entgegenkommen der Officiere und Beamten des k. u. k. Kriegs-Archives, wenn das Werk überhaupt zu- stande kam.
Über die Eintheilung des Stoffes lässt sich rechten. Das Ausscheiden der Veränderungen im Officiers-Corps und im Heerwesen aus dem Texte ermöglichte aber, einerseits den Stoff freier und lebendiger zu gestalten, anderseits dem Offi- ciers-Corps als dem Träger der Tradition und des Gemein- geistes einen besonderen Platz anzuweisen.
Die UnVollständigkeit der Standes -Documente und der Regimentsbefehle brachte es mit sich, dass vielfach Verände- rungen erst dann zur Kenntnis des Verfassers gelangten, als es nicht mehr möglich war, dieselben bei dem betreffenden Jahre einzutragen. Um nun diese Lücken auszufüllen und
Digitized by
IV
gleichzeitig dem Leser einen Nachschlagsbehelf zu bieten, wurde dem Werke ein alphabetisches Namens -Verzeichnis aller Officiere und Officiers- Charakter besitzender Personen des Regimentes unter Hinzufügung emer kurz gehaltenen Dienstbeschreibung beigeschlossen.
Die in der Einleitung gegebene Darstellung des kaiser- lichen Heerwesens zur Zeit der Errichtung des Regimentes endlich soll den Leser hi den Stand setzen, an Hand der jeweilig angeführten Änderungen im Heerwesen die Weiter- entwicklung desselben, namentlich der Infanteriewaffe, bis auf die Gegenwart verfolgen zu können.
So entstand die Geschichte des in Kämpfen und Leiden erprobten und bewährten Regimentes.
Ein Zeitraum von 167 Jahren — reich an glänzenden Tliaten und Beispielen treuer Pflichterfüllung — zieht an dem Auge des Lesers vorüber:
Seine ersten Waffenthaten vollführt das neu errichtete Regiment Vettes auf dem Boden Italiens, Bayerns und Böhmens.
Als Bathyänyi-Infanterie streitet das Regiment mit Begeisterung und Hingebung für die Rechte seiner großen Kaiserin und Königin Maria Theresia. Hochkirch und Schweidnitz!
Die Grenadiere von Esterhäzy erstürmen unter den Augen Londons Belgrad, und die Füsiliere kämpfen unter Josias Coburgs Führung den Heldenkampf bei Neerwinden.
Unter dem Namen Kray entfaltet das Regiment seine Banner auf der Ebene von Marengo, auf der Bocchetta und vor Genua und bewährt sich aufs neue in den heißen Kämpfen am Mincio.
Auf den blutgetränkten Feldern von Aspern, Wagram und Znaim ringen Davido vidi -Grenadiere um die Palme des Sieges, während die FüsiHere vor den Wällen Sando- mierz' in erfolglosem Kampfe verbluten. Unter unsäglichen Leiden durchzieht das Regiment die Eisfelder und Sümpfe Russlands, den Gegner vor sich hertreibend, und streitet bei Dresden, Kulm, Leipzig, Magon und Lyon für die Macht- stellung der Monarchie, für die Freiheit und Unabhängigkeit Deutschlands.
Wied-Runkel-Füsiliere kämpfen auf den sonnigen Ebenen und Bergen Mittel-Italiens für das Princip der Legi- timität und die Erhaltung der staatlichen Ordnung.
Digitized by
Als Preußen-Infanterie leistet das Regiment heroischen Widerstand bei S. Fermo, Comö und Guidizzolo gegen die Übermacht des Gegners. Es kämpft im fernen Norden für die Befreiung eines deutschen Volksstammes, und seinen Schlägen erliegt der tapfere Gegner bei Ober-Selk, auf dem Königs-Berge und bei Jagel.
WiUig, seine Pflicht zu thun, ruhig und geschlossen, ersteigt das Regiment die Höhe von Chlum, doch ein ver- heerendes Feuer gebietet seinem Vorrücken Halt; die Batail- lone stocken, weichen zurück und erliegen schließlich dem von allen Seiten auf sie eindringenden Gegner. Über den Häuptern der übrig gebliebenen kleinen Schar aber flattern die in Todesnoth geretteten Paniere des Regimentes.
Mit Stolz und Genugthuung kann das Regiment auf seine Vergangenheit zurückblicken, und wenn auch eine Wolke vorübergehend seinen Weg verdun- kelte, den Glanz, welcher von dem Ehrenschilde des in so vielen Schlachten und Gefechten erprobten und bewährten Regimentes ausstrahlte, vermochte sie nicht zu trüben.
Ehre, Ruhm und Glück dem braven Regimente für alle Zeit! Möge es auch fernerhin wandeln den dornenvollen, aber geraden Weg der Ehre und der PfHcht; möge es immerdar bleiben eine feste Stütze des Thrones und des großen, gemeinsamen Vater- landes.
DER VERFASSER.
Digitized by
Digitized by
INHALTS-VEEZEICHNIS.
Seite
Vorwort III
Einleitung 1
Die Errichtung des Regimentes 33
Biographie des FZM. Freiherrn Ladislaus Kökenyesdy de Vettes . 36
Der Krieg um die polnische Thronfolge 1733—1736.
Einleitung 40
Der Krieg in Italien 1733 und 1734 41
Der Feldzug 1735 42
Überfall bei San Michele (mit Skizze) 44
Die Friedensjahre 1736—1740 45
Der österreichische Erbfolgekrieg 1740—1748.
Einleitung 50
Der Feldzug 1741 50
Der Feldzug 1742 54
Einnahme von Linz 54
Schlacht bei Caslau (mit Plan) 56
Belagerung von Prag (mit Plan) 58
Der Feldzug 1743 61
Einnahme von Straubing und Belagerung von Ingolstadt .... 64
Der zweite schlesische Krieg 1744 und 1745 66
Der Feldzug 1744 66
Der Feldzug 1745 71
Schlacht bei Hohenfriedeberg (mit Plan) 72
Schlacht bei Soor (mit Plan) 74
Der Feldzug in Italien 1746 und 1747 77
Erstürmung des Schlosses Rivaita (mit Plan) 79
Schlacht bei Piacenza (mit Plan) 80
Treffen bei Rottofreno (mit Plan) 82
Einschließung der Festung Gavi (mit Plan) 83
Aufstand in Genua 83
Belagerung von Genua 85
Die Friedensjahre 1748—1755 88
Biographie des FML. Fürsten Adam Wenzel Batthy änyi - Strattmann 97
Der siebenjährige Krieg 1756—1763.
Einleitung 100
Der Feldzug 1757 101
Blockade Prags 103
Digitized by
VIII
Seite
Ausfall am 20. Juni (mit Plan) 104
Treffen bei Moyss (mit Plan) 105
Belagerung von Schweidnitz (mit Plan) 106
Schlacht bei Breslau (mit Plan) 108
Schlacht bei Leuthen (mit Plan) 110
Der Feldzug 1758. Einleitung 115
Episode vor Olmütz 118
Schlacht bei Hochkirch (mit Plan) 119
Der Feldzug 1759 126
Der Feldzug 1760 129
Erstürmung des verschanzten Lagers bei Landeshut 131
Einnahme von Glatz 133
Sclilacht bei Liegnitz (mit Plan) 134
Der Feldzug 1761 137
Erstürmung von Schweidnitz (mit Plan) 139
Der Feldzug 1762 143
Gefecht bei Reichenbach 145
Belagerung von Schweidnitz 146
Friedensschluss. Rückblick 149
Die Friedensjahre 1764— 1777 152
Einführung der Regiments-Nummern 157
Der bayerische Erbfolgekrieg 1778 und 1779.
Einleitung 172
Der Feldzug 1778 172
Der Feldzug 1779 177
Überfall auf Gerbersdorf 178
Die Friedensjahre 1780—1787 180
Biographie des FML. Fürsten Anton Eszterhäzy de Galantha . . . 181
Tod der Kaiserin Maria Theresia 181
Errichtung der Regiments-Knaben-Erziehungshäuser 183
Der Krieg gegen die Türken 1787—1790.
Einleitung 190
Unternehmung auf Belgrad 192
Der Feldzug 1788 193
Eroberung von Sabac (mit Plan) 196
Scharmützel bei Ovca 198
Scharmützel bei Bezanija 199
Der Feldzug 1789 203
Regiment auf dem Stanciola- Berge 206
Belagerung und Erstürmung Belgrads (mit Plan) 207
Gefecht auf dem Predeal (mit Plan) 212
Stiftung der Tapferkeits-Medaille 215
Der Feldzug 1790 216
Tod Kaiser Josephs II 217
Marsch des Regimentes nach den Niederlanden (mit Skizze) . . . 218
Drittes Bataillon in der Wallachei 220
Das Jahr 1791 222
Digitized by
IX
Seite
Die französischen Revolutionskriege. Der erste Coalitionskrieg 1792—1796.
Einleitung 223
Der Feldzug 1792 225
Gefecht bei Florenne 226
Gefecht bei Glisuelle 227
Schlacht bei Jemappes (mit Plan) 230
Gefecht bei Lüttich 231
Der Feldzug 1793 233
Gefecht bei Hongen 234
Vorhutgefechte bei Heerle und Melin 235
Gefecht bei Vlodorp 235
Schlacht bei Neerwinden (mit Plan) 236
Gefecht bei Löwen 239
Gefechte bei Anzain, Raismes und Vicoigne 241
Gefechte bei Saultain und Curgies 241
Kampf bei Vicoigne und Raismes am 1. Mai 241
Gefechte bei Raismes und Vicoigne am 8. Mai 242
Schlacht bei Famars (mit Plan) ... 242
Belagerung von Valenciennes 244
Belagerung von le Quesnoy 246
Gefecht bei St. Remi-mal-bati 247
Blockade der Festung Maubeuge 247
Gefecht bei Hautemont am 6. October 247
Gefecht bei Hautemont am 7. October 248
Gefechte bei Ors und Catillon 249
Gefecht bei Assvent 249
Der Feldzug 1794 252
Treffen bei le Cäteau 254
Angriff auf die Festung Landrecies 256
Gefocht bei le Nouvion 256
Schlacht bei Catillon 257
Gefecht bei Priches 259
Gefecht bei Rouvroy 259
Schlacht bei Erquelines 260
Schlacht bei Charleroi 261
Schlacht bei Wagn^c (Heppignies) 263
Schlacht bei Fleurus 265
Fall der Festung Coude 266
Der Feldzug 1795 269
Angriff auf das feindliche Lager vor Mannheim (mit Plan) .... 273
Eroberung des Galgen-Berges und des Brückenkopfes 275
Treffen an der Pfrimm 276
Eroberung Mannheims 278
Gefechte bei Kaiserslautern und Neustadt 279
Gefechte bei Kaiserslautern und Elmstein 279
Der Feldzug 1796 282
Marsch des Regimentes nach Italien 283
Gefecht bei Pavone 286
Gefecht bei Salö 286
Digitized by
X
Seite
Gefecht bei Lonato 287
Gefecht bei Paitone 288
Gefechte bei Rocco irAnfo und Caffaro 288
Gefecht bei Cerea 290
Regiment in Mantiia 291
Gefecht bei der Favorita 291
Schlacht bei S. Giorgio (mit Plan^ 292
Unternehmung auf Governolo 293
Ausfall am 28. October 295
Ausfall am 23. November ... 296
Die Grenadier-Division in Deutschland 298
Überfall auf Würzburg 299
Der Feldzug 1797 302
Ausfall aus Mantua am 16. Jänner 304
Fall Mantuas 305
Marsch der Grenadiere nach Tirol 306
Rückzug des kaiserlichen Heeres 308
Gefecht bei ünzmarkt 310
Marsch des Regimentes von Wien nach Istrien 311
Das Jahr 1798 313
Neu-Organisation der Infanterie und Cavallerie 315
Der Feldzug 1799 in Italien und Tirol 316
Die Ereignisse in Italien 316
Treffen bei Legnago 318
Treffen bei Parona 319
Schlacht bei Magnano. Angriff des Regimentes auf Alpo und Og-
nissanti (mit Plan) 320
Angriff auf Brescia 322
Übergang bei Trezzo und Kampf bei Pozzo (mit Plan) 323
Gefecht bei Cascine Grossa 325
Unfall dreier Compagnien des Regimentes bei Marengo 326
Besetzung und Vertheidigung der Bergfestung Ceva 327
Die Ereignisse in Tirol (3. Bataillon) 330
Gefechte bei Taufers und Münster (mit Plan) 330
Gefecht bei Scharl 332
Gefechte bei Lavin und Süs 333
Marsch des 3. Bataillones nach Italien 334
Schlacht an der Trebbia (mit Plan) 335
Treffen bei Cascine Grossa 336
Belagerung von Tortona 337
Rccognoscierung der Bocchetta 338
Schlacht bei Novi (mit Plan) 238
Gefecht bei Capriata 341
Gefecht bei Fresanora 341
Treffen bei Novi 343
Gefecht bei Savigliano 345
Schlacht bei Genola 345
Gefecht bei Borgo S. Dalmazzo 346
Gefechte bei Vernate und Limone 346
Belagerung von Cuneo 347
Digitized by
XI
Seite
Biographie des FZM. Paul Freiherrn Kray de Krajowa et Topollya 348
Der Feldzug 1800 in Italien 350
Gefecht bei S. Giacomo 352
Erstürmung des Passes La Bocchetta 353
Blockade Genuas 354
Gefecht bei Torazza 355
Ereignisse in der Riviera di Ponente 355
(«efecht auf der Rocca barbena 356
Kampf bei übago 356
Ereignisse vor Genua 357
Kampf am Bisagno 357
Kampf auf den Due Fratelli 358
Gefecht auf dem Monte Cretto und bei Torazzo 360
Gofecht auf dem Monte Fascia 361
Ereignisse bei der Hauptarmee 362
Gefecht auf dem Monte Nave 363
Schlacht bei Marengo 365
Vertheidigung und Übergabe der Festung Pizzigliettone .... 366
Übergabe von Genua 367
Schlacht am Mincio 371
Vertheidigung des Brückenkopfes von Borghelto 371
Die Friedensjahre 1801—1804 376
Biographie des FZM. Paul Freiherrn von Davidovich 379
Der dritte Coalitionskrieg 1805.
Einleitung 382
Der Feldzug in Italien 383
Gefecht bei Verona 385
Schlacht bei Caldiero (mit Plan) 888
Rückzug der österreichischen Armee 391
Die Friedensjahre 1806—1808 395
Regiment nach Croatien 395
Regiment nach Galizien 398
Die Kämpfe Österreichs im Jahre 1809.
Einleitung 404
Der Feldzug in Polen 406
Treffen bei Raszyn (mit Plan) 409
Einnahme von Warschau 409
Gefecht auf der kleinen Tokary-Insel 411
Vor postengef echt bei Wyszogröd 412
Einschließung Sandomierz' 413
Recognoscierungs-Gefecht bei Sandomierz 415
Sturm auf Sandomierz 416
Regiment nach Komorn 421
Der Feldzug an der Donau 423
Gefecht bei Asten . 425
Schlacht bei Aspern (mit Plan) 427
Digitized by
XII
Seite
Schlacht bei Wagram (mit Plan) 429
Gefecht bei Znaim am 10. Juli 432
Schlaclit bei Znaim am 11. Juli (mit Plan) 433
Die Friedensjahre 1810 und 1811 438
Der Feldzug gegen Russland im Jahre 1812.
Einleitung 443
Gefecht bei Nowoselki und Ör 448
Gefecht bei Diwin 449
Gefecht bei Wyzwa 450
Gefecht beim Tryszyner Hofe 453
Gefecht an der Bialka 455
Überfall des Dorfes Jasenowica 457
Gefecht bei Rudnia 457
Rückblick 460
Die Befreiungskriege 1813-1815.
Einleitung 463
Der Feldzug 1813 464
Übergang über das Erzgebirge 466
Schlacht bei Dresden (mit Plan) 467
Schlacht bei Kulm (mit Plan) 470
Schlacht bei Leipzig (mit Plan) 474
Angriff des Regiments auf Connewitz 475
Marsch des Regimentes an den Rhein 479
Gefecht bei Clerval und Baume les Dames 482
Der Feldzug 1814 484
Gefecht bei Clerey 486
Marsch des Regimentes nach dem Süden 488
Gefecht bei Ma^on 490
Gefecht bei Lyon (Limonest) 493
Gefecht bei Romans 495
Marsch des 4. und 3. Bataillones nach Italien 496
Der Feldzug gegen König Joachim Murat von Neapel 1815.
Einleitung 499
Biographie des FML. Prinzen Friedrich Ludwig von Wied-Runkel 500
Vertheidigung der Citadelle von Ferrara 501
Angriff auf den Brückenkopf von Ochiobello 502
Ausfall aus dem Brückenkopfe von Ochiobello 503
Gefecht am Ronco-Flusse 504
Überfall von Pesaro 506
Gefecht bei Scapezzano 507
Gefecht bei Filottrano " 507
Regiment nach Calabrien 509
Marsch des Regimentes nach Süd-Frankreich 511
Marsch des Regimentes nach Italien (Venedig) 512
Die Friedensjahre 1816 -1820 516
Digitized by
XIII
Seite
Die Occupatio!! Neapels und Siciliens 1821.
Einleitung 520
Gefecht bei CoUi 523
Gefecht bei Roccocerro 523
Gefecht bei Sora 524
Die Friedensjahre 1822—1847 526
Biographie des FML. Joseph von Benczür 530
Marsch des Regimentes nach Croatieii und Krain 1828 532
Regiment nach Temesvär und Szegedin 1829 533
Regiment nach Kaschau 1830 534
Marsch des Regimentes nach Galizien 1831 536
Hundertjähriger Bestand des Regimentes 540
Regulierung der Gebüren 1838 547
Wilhelm Prinz von Preußen, Oberst-Inhaber des Regimentes 1841 550
Insurrection in Galizien 1846 557
Biographie des FML. Grafen Thurn-Valle-Sassina 559
Tod des Erzherzogs Carl 561
Die Jahre 1848 und 1849.
Einleitung 562
Das Jahr 1848. Grenadier-Division in Wien 562
Der Feldzug in Italien. Einleitung 564
Treffen bei Sommacampagna und Sona 565
Schlacht bei Custoza 565
Zug nach Monza 566
Marsch des Regimentes nach Ungarn 568
Zweites Bataillon ■ 569
Erstes Bataillon 570
Drittes Bataillon und Auflösung des Regimentes 571
Der Feldzug in Italien 1849.
Einleitung 575
Schlacht bei Novara 576
Grenadier-Division nach Bologna . 577
Wiedererrichtung des Regimentes 578
Die Friedensjahre 1850—1858 582
Concentrierung in Olmütz 1851 587
Auflassung der Regiments-Knaben-Erziehungshäuser 1852 .... 595
Regiment in Wien als Garnison 1853 596
Marsch des Regimentes nach Olmütz 1853 596
Marsch des Regimentes nach Galizien 1854 601
Regiment beim Bahnbau in Galizien 1854 603
Regiment beim Bahn bau in Galizien 1855 605
Tod des FM. Radetzky 1858 610
Regiment erhält den Namen Wilhelm Prinz-Regent von Preußen 1858 610
Der Krieg in Italien 1859.
Einleitung 612
Marsch des Regimentes nach Italien 616
Gefecht bei San Fermo 618
Digitized by
XIV
Sehe
Gefecht bei Rondinello 619
Gefecht bei Como 620
Rückzug der Division ürban 623
Gefecht bei Castenedolo 624
Schlacht bei Solfenno 625
Kampfe bei Medole 626
Angriff auf Dosso (mit Plan) 627
Angriff auf Balte (mit Plan) 628
Brigade Benedek um 5 Uhr Nachmittag (mit Plan) 630
4., 5. und Depot-Bataillon 633
Die Friedensjahre 1860-1863 638
Abgabe des 3. Bataillones an das neuerrichtete Regiment Nr. 66 1860 638
Auflassung der Grenadiere 1860 638
Weihe der Leibfahne des Regimentes 1861 643
Einführung des Feldgeschützes M. 1863 647
Der Feldzug in Schleswig-Holstein und Jütland 1864.
Einleitung 648
Ausführung der Bundes-Execution 1863 648
Abmarsch des Regimentes nach Hamburg 650
Der Feldzug gegen Dänemark 1864.
Einleitung 651
Übergang über die Eider. Das Danewerk 653
Gefecht bei Ober-Selk und Erstürmung des Königs-Berges (mit Plan) 655
Gefecht bei Jagel (mit Plan) 657
Vormarsch über die Schlei 659
Einmarsch in Jütland. Angriff auf Vejle 665
Regiment in Fredericia 670
Stiftung der Erinnerungs-Medaille 671
Regiment in Berlin 671
Rückkehr nacii Prag 672
Der Dank des Kaisers. Rückblick 673
Der Krieg Österreichs gegen Preußen 1866.
Einleitung 677
Biographie des FML. Freiherrn Schwartz von Meiller 679
Ausmarsch des Regimentes 681
Vorpostengefecht bei Böhm.-Aicha 682
Gefecht bei Podol (mit Plan) 683
Treffen bei Jicin (mit Plan) 685
Die Schlacht bei Königgrätz 688
Sturm auf Rozbefitz und Chlum (mit Plan) 689
Gefecht bei Roketnitz 693
Regiment in Stein und Krems 695
Marsch nach Lemberg . . . , 698
4. und 5. Bataillon 699
Die Klapka-Legion 700
Rückblick 701
Digitized by
XV
Seite
Die Friedensjahre 1867 -1900. 708 Einführung der Dienstesprämie, Officiers-Aspiranten, Brigade- und Divisionsscliulen, der Militär-Ehrengerichte und der Hinter- lader-Systeme Wänzl und Werndl 1867 705
Verminderung der Fahnen, Aufhebung der Inhaber-Rechte, Ab- schaffung des weißen Waffenrockes. Neues Wehrgesetz 1868 708
Neu-Organisation der Infanterie 1869 711
Regulierung der Officiers-Gagen 713
Marsch des Regimentes nach Kascliau 1871 715
Regierungs-Jubiläum Seiner Majestät des Kaisers und Stiftung der
Kriegs-Medaille 1873 719
Auflösung der Militärgrenze . 721
Einführung des Feldgeschützes M. 1875 725
Marsch des Regimentes nach Komorn 1878 728
Marsch des Regimentes nach Wien 1879 730
Wilhelm Prinz von Preußen zum Hauptmanne im Regimenie er- nannt 1881 734
Neu-Organisation der Infanterie 1883 739
Marsch des Regimentes nach Ungarn 1885 741
Abmarsch des 4. Bataillones nach Nevesinje 1887 744
Für immerwährende Zeiten Wilhelm I. Deutscher Kaiser und König von Preußen. Kaiser Wilhelm II. zum Oberst-Inhaber des
Regimentes ernannt 1888 746
Einführung des Repetiergewehres (System Mannlicher) 1888 . . 748
Neue Infanterie-Ausrüstung 1888 , . . . 748
Tod des Kronprinzen Rudolph 1889 749
Verleihung eines Fahnenbandes durch Seine Majestät Kaiser
Wilhelm II 754
Abmarsch des 1. Bataillones nach Prijepolje 1894 759
Tod des Feldmarschalls Erzherzogs Albrecht 1895 761
Eitel Friedrich Prinz von Preußen zum Lieutenant im Regimente
ernannt 1896 763
Regiment auf Assistenz in Bodrogköz 1898 768
Stiftung der Jubiläums-Erinnerungs-Medaille 1898 769
Tod der Kaiserin und Königin Elisabeth 1898 • 769
Fünfzigjähriges Regierungs-Jubiläum Seiner Majestät des Kaisers
und Königs 1898 769
Eröffnung der neuen Officiersmesse und Enthüllung des Portraits
Seiner Majestät des Kaisers und Königs 1899 772
Die Maria Theresien -Ordens-Ritter des Regimentes 779
Die Commandanten des Regimentes von dessen Errichtung bis auf
die Gegenwart 781
Das Officiers - Corps des Regimentes von dessen Errichtung bis
auf die Gegenwart 791
Digitized by
BERICHTIGUNGEN.
Seite 121 statt Retrow: Retzow.
238 > 6 Officiere: 5 Officiere. 241 (Marginale) statt Anrain: Anzain. > 289 statt 13 Officiere 15 Officiere. 470 > GdC: Gdl.
723 (Marginale) statt Comniandanten : Commandierenden. ^ 728 statt des Fort: das Fort.
736 -■> Oberlieutenant Salmon: Lieutenant Salmon.
741 ■* die Fahrt: den Marsch.
809 * Geöcze Stephan: Göcze Stephan, von; dann hiezu als
Ergänzung: 1897 z. ung. LW. 812 vor Halmy Karl einzuschalten: Halmy Adalbert. 1894 Lieut. i. d. R.
Digitized by
EINLEITUNG.
DAS KAISERLICHE HEERWESEN ZUR ZEIT DER ERRICHTUNG DES REGIMENTES.
Das kaiserliche Heerwesen bewegte sicli im allgemeinen in jenen Formen, welche ihm Prinz Eugen von Savoyen, »der edle Ritter«, gegeben hatte. Mit dem Tode dieses großen Feldherrn und Vaters der Armee begann auch der Stern zu erbleichen, welcher bisher dem Heere auf allen seinen Wegen so hell und ruhmverheißend vorangeleuchtet hatte. Das ge- ringe Maß von Wohlwollen und Fürsorge, welches dem Heere von entscheidender Stelle zutheil wurde, die großen Übel- stände in der staatlichen Verwaltung, nicht minder die Schwäche so mancher maßgebender Persönlichkeit bei den obersten Stellen der Heeresleitung führten in den letzten Lebensjahren Kaiser Carls VI. den Verfall der Armee her- bei, aus dem sich diese erst unter der Regierung der großen Kaiserin und Königin Maria Theresia, geleitet und gestützt durch deren Huld und Fürsorge, zu neuem Glänze, zu neuem Ruhme erheben sollte.
OBERBEFEHL.
Den Oberbefehl über die gesammte bewaffnete Macht führte Kaiser Carl VL, dem als ausführende Organe der Hof-Kriegsrath, die Hof kammer und das General - Kriegs- commissariats-Amt zur Seite standen. Die Ausübung der militärischen Oberhoheit war aber damals noch vielfach durch althergebrachte Gepflogenheiten, dann durch ererbte Rechte und Pflichten der Stände in Bezug auf Ergänzung, Ver- pflegung und Bequartierung der Truppen, Aufbringung des Geldes u. s. w. unterbunden.
1
Digitized by
Einleituni;.
Hof- Kriegsratli.
Hofkammer.
General-
Kriegscommis
sariats-Amt.
Obri8t-(Feld-) Proviant-Amt.
Obrist-Land- und Haus- Zeug-Amt.
BEHORDEN.
Der Hof-Kriegsrath war die alleinige Ceutralstelle für die Leitung des Heerwesens. Da er aber in Fragen, welche die Ergänzung des Heeres, die Beschaffung des Kriegs- materiales, das Gebüren- und Proviantwesen, das gesammte Artillerie- und Zeugswesen u. s. w. betrafen, instructionsgemäß das Einvernehmen mit den betreffenden, sehr oft wider- haarigen Ämtern zu pflegen hatte, so war er auch nicht be- fähigt, eine kraftvolle Initiative auf dem Gebiete des Heer- wesens zu ergreifen.
Die Hofkammer hatte die finanziellen Angelegenheiten zu besorgen. Sie war in sechs Haupt-Commissionen gegliedert: eine für die Hof Wirtschaft und Reichs-Cameral- Angelegenheiten, die zweite für die militär-ökonomischen Agenden, der dritten oblag das gesammte Rechnungswesen, den übrigen drei Haupt-Commissionen endlich waren die Camerale der unga- rischen, der drei böhmischen und der gesammten österreichi- schen Länder zugewiesen.
Das General-Kriegscommissariats-Amt war in erster Linie berufen, die von den beiden genannten Hofstellen er- lassenen Befehle, Anordnungen u. s. w. bei der Armee aus- zuführen. Ferner gehörten zu seinen Obliegenheiten die Budgetierung und die Überwachung der ökonomischen und Standesverhältnisse, dann die Schlagfertigkeit der Armee. Außer den vorgeschriebenen jährlichen zwei Musterungen war das General-Kriegscommissariats-Amt auch verpflichtet, die Truppen unvermuthet zu inspicieren.
Als oberste Control-Stelle erfreuten sich dieses Amt und seine Organe — durch eigene Schuld — bei den Truppen und Behörden einer großen Unbeliebtheit, was ihrer Amts- thätigkeit ungemein hinderlich war.
Das Obrist- (Feld-) Proviant- Amt war das ausführende Organ der Hofkammer für die Beschaffung, Vertheilung, Dis- ponierung, Erhaltung und Verrechnung des für die Garnisonen und für die Armee im Felde noth wendigen Proviantbedarfes. Ihm waren das Militär-Fuhrwesen sowie das Bäckerpersonale untergeordnet. Bei der Armee im Felde wurden Proviant- Stäbe errichtet. An der Spitze des Proviant- Amtes stand der Obrist-Proviant-Amts-Obristlieutenant.
Dem Obrist-Land- und Haus-Zeug-Amte oblag die Leitung des Festungs-Artillerie- und des Zeugswesens. Die Thätigkeit dieses Amtes, welchem der Obrist-Land- und
Digitized by
Einleitung. 8
Haus-Zeugmeister vorstand, erstreckte sieh jedoch nicht auf das ganze Reich; denn Inner-Österreich, Ober- und Vorder-Österreich, welche eigenen Functionären unterstanden, dann die Lombardei und die Niederlande, welche eine eigene, der Landes-Regierung unterstehende National-Artillerie be- saßen, waren seiner Amtswirksamkeit entzogen.
Das General - Feld-Kriegs - Auditoriats- Amt, die Generai-Feid- höchste mihtärische Justizbeliörde, wurde von dem General- ^"ff,!'^"**/'
' toriats-Amt.
Feld-Kriegs- Auditor geleitet. Dieser fungierte in allen jenen criminal-civilgerichtlichen Fällen, über welche dem Hof- Kriegsrathe die Gerichtsbarkeit zustand. In den Provinzen amtierten General-Auditor-Lieutenante und Landes-Auditore. Im Felde befand sich bei jeder größeren Armee ein General- Auditor-Lieutenant eingetheilt; er behandelte nur jene Gerichts- fälle, welche den commandierenden Generalen zufielen.
Das Obrist-Schiffs-Amt diente nicht nur mihtärischen obrist-schiffa- Zwecken, sondern auch den Bedürfnissen des Hofes und fiscahschen Anforderungen (Salztransporte auf der Donau, Theiß etc.) und versah überdies den Dienst der Strompolizei. Im Kriege wurde aus seinen Beständen das Materiale für die Kriegsbrücken zusammengestellt. In militärischer Be- ziehung oblag ihm die Beaufsichtigung und Verwaltung des Kriegsbrücken-Materiales, der stabilen Schiffbrücken und der ständigen Überfuhren, ferner die Besorgung der Wasser- transporte.
An der Spitze des Amtes stand der Obrist-Schiffs- Amts-Obristlieutenant. In den wichtigeren Stationen be- fanden sich Bruckhauptleute und Brucklieutenante, in den minder wichtigen Bruckunterofficiere als Aufsichts- und Ver- waltungsorgane.
DIE ARMEE.
In der kaiserlichen Armee gab es von altersher immer Generalität. nur einen General-Lieutenant als Stellvertreter des obersten Kriegsherrn. Die Zahl der Feldmarschälle, Generale der Oavallerie und Feldzeugmeister, dann Feldmarschall-Lieute- nante und General -Feld Wachtmeister (General -Majore) war nicht beschränkt. Soweit Generale nicht selbst Commandanten einer Armee oder abgesonderter Armeetheile waren, standen sie zur Disposition des Armee -Commandanten. Da es noch keine ständigen Armeekörper höherer Ordnung gab, so
1'
Digitized by
4 Einleitung.
wurden die Generale als Treffen- und Flügel-Commandanten eingetheilt.
Adjustierung: Rock aus feinem, perlfarbenem Tuche, reich mit Gold gestickt und bordiert, mit langen Schößen, weiten Ärmeln und kleinem, stehendem Kragen. — Mantel aus weißem Stoffe, ohne Ärmel, mit goldgesticktem Kragen. Stiefelhose aus scharlachrothem Tuche. — Reitstiefel mit großen Kappen und großen, oft goldenen Anschnallsporen. — Halsbinde aus weißer Seide. — Hut aus schwarzem Seiden- filze, mit wallendem, schwarzem Federbusche, die gold- bordierten Krampen auf drei Seiten aufgeschlagen. — Stulp- handschuhe aus Rehleder. — Feldbinde: eine Schärpe aus schwerer, rother, schwarz gestickter Seide mit langen Goldfransen. — Kürass aus Silberblech mit eingelegten Goldzieraten.
Die Generale trugen Allongeperrücken und Degen. Gcneraißtab. Eiueu Geucralstab im modernen Sinne gab es damals
nicht. Die gesammten bei einer Armee eingetheilten Generale bildeten deren »Großen Generalstab« und nahmen aus diesem Grunde an dem Kriegsrathe theil, den in wichtigen Fällen einzuberufen, der Armee-Commandant verpflichtet war. Da aber den Generalen als MitgHeder des großen General- stabes zugleich die Versehung des niederen Generalstabs- dienstes zufiel, so machte sich allmählich das Bestreben geltend, für diesen Zweig ihrer Thätigkeit Gehilfen heranzuziehen, und so entstand der sogenannte »Kleine Generalstabr. Ihm gehörten an: die General- Adjutanten (Gehilfen des comman- dierenden Generals), der General-Quartiermeister, der General- Quartiermeister-Lieutenant, der Stabs - Quartiermeister, der General-Wagenmeister, der General-Wagenmeister-Lieutenant, der Capitaine des Guides (Chef der Kundschafter, Boten und Wegweiser), der General-Gewaltige (Oberste Feld-Polizei) und der Stabs-Profoß.
Dem Kleinen Generalstabe oblag die Ausmittlung und Anweisung der Lager und Winterquartiere, dieRecognoscierung der Gegend in der Marschrichtung in Bezug auf Gangbarkeit, Verpflegung und Unterkunft. Zu diesem Zwecke gieng er der Armee unter Bedeckung voraus, soweit es nothwendig war oder die Verhältnisse es ermöglichten. Diese Thätigkeit war gewiss mühsam und zeitraubend, allein bei dem fast gänzlichen Mangel an geeigneten topographischen Behelfen unerlässlicli. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, dass
Digitized by
Einleitung. 5
die Armee damals nur langsam vorwärts kam und die Ope- rationen einen schleppenden Gang nahmen.
Im Jahre 1732 zählte das kaiserliche Heer an »imme- Truppen. diäten Truppen« 47 Infanterie-, 20 Kürassier-, 12Dragoner- iind 3 Husaren-Regimenter. Der polnische Thronfolgekrieg (1733 — 1735) nöthigte zur Aufstellung von 8 Infanterie-, 2 Dragoner- und 6 Husaren - Regimentern. Die finanzielle Lage der Monarchie und das Bestreben, die durch den un- glücklich geführten Türkenkrieg (1737 — 1739) den Ländern ge- schlagenen Wunden zu heilen, bewogen Kaiser Carl VI., trotz der erhobenen, gewichtigen Bedenken die Armee um 3 In- fanterie- und 2 Kürassier-Regimenter, dann um 1 Husaren- Regiment zu vermindern.
Bei seinem Tode (1740) bestand somit die Armee aus 52 Infanterie-, 18 Kürassier-, 14 Dragoner- und 8 Husaren- Regimentern, welchen sich noch das Tiroler Land-Bataillon, die Garnisons- und Besatzungs-Truppen, dann die Grenz- Milizen anschlössen.
Unter den 52 Infanterie - Regimentern befanden sich 44 deutsche, 3 ungarische: Leopold Pälffy (19), Kökenyesdy de Vettes (34) und Gyulai (51)*), 3 niederländische und 2 italienische Regimenter.
Der Stand eines Regimentes wechselte zwischen 2000 standes-ver- iind 3000 Mann. Jedes Regiment war eingetheilt in 3 Bataillone zu 5 Ordinari- oder Füsilier-Compagnien und in 2 Grenadier- Compagnien.
EineOrdinari-Compagnie bestand organisationsgemäß aus 1 Hauptmanne oder Capitänlieutenant,*) 1 Unterlieute- nant, 1 Fähnriche, 1 Feldwebel, IFourier, 1 Musterschreiber, 1 Führer, 1 Feldscherer, 6 Corporalen, 4 Fourierschützen, 12 Gefreiten, 4 Tamboiu'en und 106 Gemeinen, zusammen 140 Mann, eine Grenadier-Compagnie aus 1 Hauptmanne, 1 Oberlieutenant, 1 Unterlieutenant, 1 Feldwebel, 1 Fourier, 4 Corporalen, 2 Fourierschützen, 2 Tambouren und 87 Ge- meinen, zusammen 100 Mann. Bei jeder Compagnie waren 2 Gemeine :^ auf Regimentsunkosten« als Zimmerleute ausgerüstet.
Der Regimentsstab bestand im Frieden außer dem Regiments-Inhaber aus dem Obersten, dem Oberstlieutenant
Infanterie.
hältnisse.
>) Die einem Regiraentsnamen in Klammern beigefQgte Ziffer bezeiclinet die der- zeitige Nummer des Regiments.
*) Die erste Compagnie eines jeden Bataillones war die Stabsofficiers-Compagnie und wurde niclit von einem Hnuptmanne, sondern seit 1748 von einem Capitänlieutenant commandiert.
Digitized by
Einleitung.
Stellung und Wirkungskreis
der verschie- denen Organe.
Regiments- Inhaber.
Regiments- stab: Oberst-Regi- men ts-Com- mandant.
Oberstlieute- nant.
Oberstwacht- meister (Major).
und dem Oberstwachtmeister, welche die »Stabsofficiere hießen, dann ans folgenden Personen des kleinen Stabes< : Wachtmeister- Lieutenant (Regiments - Adjutant), Regiments- Quartiermeister, Auditor, Kaplan (Feldpater), Proviant-Officier. Regiments-Feldscherer und Profoß.
Die wichtigste Person des Regimentes war der Wirk- liche Oberst« oder Regiments-Inhaber, welchem das Regiment mit Bestallungsbrief verliehen und nach welchem dasselbe benannt wurde. War der Inhaber nicht bei seinem Regimente anwesend, so übertrug er seine Rechte zum Theile an den zweiten Obersten oder an den Oberstlieutenant als (yommandanten. Der Inhaber besaß das Beförderungsrecht bis zum Oberstlieutenant hinauf; das Recht, Officiere zu ent- lassen oder zu cassieren, stand ihm nur auf Grund eines Kriegsrechts-Urtheiles zu. Die Befugnis, längere Urlaube an Officiere zu ertheilen, war auf den Hof-Kriegsrath und die (»ommandierenden Generale iibergegangen.
Der Inhaber ertheilte die Bewilligung zum Heiraten für Officiere und Mannschaft. Das Recht, dem Regimente Regle- ments zu geben und seine Uniform zu bestimmen, war durch das Infanterie - Reglement Kaiser Carl VI. vom Jahre 1737 theilweise aufgehoben worden.
Der Oberst-Regiments-Commandant commandierte als Titular-Oberst das Regiment in Abwesenheit des Inhabers nach dessen Befehlen und übernahm damit auch alle jene Pflichten, welche aus der Entfernung nicht ausgeübt werden konnten. Außer der Ökonomie und Cassagebarung war es seine besondere Pflicht, im besten Einvernehmen mit den Stabsofficieren die Ausbildung des Regimentes zu leiten und zu fördern, den guten Geist im Officiercorps und bei der Mannschaft zu wecken und zu erhalten. Beim Regiments- Oommandanten befanden sich auch die Fahnen in Verwahrung, falls er nicht deren Übertragung auf die Hauptwache an- geordnet hatte.
Dem O b e r s 1 1 i e u t e n a n t oblag die Leitung des gesammten inneren Dienstes und die Überwachung der Adjustierung so- wohl der Officiere wie der Mannschaft. In Abwesenheit des Oberst-Regiments-Commandanten befehligte er das Regiment. Als »Mutter des Regimentes« hatte er sich stets der Delin- (pienten anzunehmen und für dieselben Fürsprache einzulegen.
Der Oberst Wachtmeister (Major) hatte zwei wichtige Obliegenheiten zu erfüllen: erstens für die genaue Ausführung
Digitized by
Einleitung.
Wachtmeister- Lieutenant.
aller vom Regiments-Commando erlassenen Befehle nnd An- ordnungen zu sorgen und zweitens die Exercieriibungen des Regimentes zu leiten.
»Das fleißige Exercieren des Regimentes ist eine mit von den vornehmsten Pflichten des Obristwacht- meisters, worbey er alles dasjenige zu observieren, was in diesem Exercitien-Reglement tractirt wird, lind ist er nicht befugt, etwas mehrers zu thiin, noch weniger, etwas davon zu unterlassen.«
Der Major commandierte stets zu Pferde und zog allein den Degen. Allen Verhören, die über Leben und Tod ent- schieden, musste er beiwohnen und die Execution »ohne Vorbitt« vollziehen.
»Sowie die Majors-Charge eine von den rigo- reusesten, also ist sie auch eine von den schönsten des Regiments, indeme sich ein Major durch seinen Eyffer, und Exactitude von allen kennen zu machen, Gelegenheit hat.«
Der Wachtmeister-Lieutenant (Regiments-Adjutant) Kleiner stab war das die Befehle des Commandanten vermittelnde Organ für den Innern Dienstbetrieb im Regimente. Die gesammte Correspondenz des Regimentes nach außen führte damals nocli der Auditor in seiner Eigenschaft als »Secretarius -.
Der Wachtmeister- Adjutant war der älteste Unteroff icier und trug Officiers-Uniform, jedoch ohne Porteepee. Sämmt- liche Unterofficiere standen unter seinem Stocke, jedoch solle er »die Feldwaibl, ohne erhebliche Ursachen, damit nicht tractiren.«
Der Regiments-Quartiermeister stand im Range vor dem ältesten Unterheutenant und war »eine privilegierte Person«, dem außer dem General - Quartiermeister nur die Stabsoff iciere des Regimentes zu befehlen hatten. Neben seiner speciellen Bestimmung versah er auch den Dienst eines Rechnungsführers und Zahlmeisters. Auf Märschen gieng er mit den Fourieren und Fourierschützen der Com- pagnien dem Regimente voraus und leitete die Einquartierung oder steckte das Lager aus.
Der Auditor hatte außer seinen richterlichen Functionen noch als »Secretarius« die gesammte Correspondenz des Regimentes nach außen zu führen und alle für das Regiment wichtigen Ereignisse vorzumerken. Im Range stand er dem jüngsten Unterlieutenant gleich.
Regiments- Quartier- meister.
Auditor.
Digitized by
Einleitung.
Kaplan oder
Regiments-
Pater.
Proviant- Meister.
Regiments- Feldscherer.
Profoß.
Der Kaplan oder Regimentspater musste »ein exem- plarischer Mann seyn, der durch sein gut Leben denen Leuten ein gutes Exempel und kein Scandalum gibt.<^ Alle Sonn- und Feiertage hatte er *bey Zurück- haltung seiner Gages« in Form einer Kinderlehre zu predigen, »zumalen viel Leut so übel informiert sind, dass sie nicht die geringste Erkandtnus von Gott haben, anderer zur Seeligkeit nöthigen Sachen zu geschweigen.<
Ein besonderer Einfluss war dem Kaplan auf die schul- mäßige Ausbildung der Regimentskinder eingeräumt.
Dem Proviant - Meister oblag die Fassung, Ver- theilung und Verrechnung des Brotes, der Fourage und des Services. Er unterstand dem Regiments-Quartiermeister und hatte sich gleich diesem vor dem Feinde in keine Gefahr zu begeben.
Der Regiments - Feldscherer sollte ein »ausge- machter Chirurgus, ein habiler Anatomicus sein und auch die Manipulation der Medicin verstehen, wenig- stens, was zu den Ordinari-Zuständen der Soldaten erfordert wird, als Fieber, Dysenterie, Kolik u. dgl.« Er verwaltete den Feld-Medicamenten-Kasten des Regimentes und leitete den Dienst der Feldscherer bei den Compagnien. Der Regiments-Feldscherer wurde »einzig und allein auf Regimentskosten^ gehalten.
»Der Profoß, so ein Vatter des Regiments ge- nennet wird, ist nicht so verächtlich in kayserlichen als andern Herrn Diensten, sondern hilfft des Regi- ments Authorität maintenieren. Wenn er avanciret, wird er gemeiniglich Lieutenant, daraus dann klar erhellet, dass es eine houorable Charge.<
Dem Profoßen oblag außer der Bewachung der Arrestanten und Delinquenten und der damit verbundenen Dienstes- obliegenheiten auch die Aufrechthaltung der Reinlichkeit im Lager wie in den Quartieren des Regimentes, »er muss die Weiber darzu anhalten, dass sie im Feld die Com- pagnien-, aucli die Regiments-Gassen in und vor dem Regiment, deßgleichen den Parade-Platz, in Garnison aber, denjenigen von den Casernen fleißig säubern. < *Wann die Mannschaft der Meß bey wohnet, hat er bei der Thür zu stehen, und Acht zu geben, daß selbe unter der Wandlung-Zeit niederknyen. Auch ist sein
Digitized by
Einleitung.
Amt, daß er am Fronleichnams-Tag bey der Procession 50 oder 60 Schritt auf der Seiten gehe, oder knye, und die Leut zum Niederknyen antreibe. ^^
Der Hauptmann (Capitänlieutenant) leitete den ge- primapiana sammten Dienstbetrieb bei der Compagnie. Den Wochenlohn "»"p*'"*"" musste er persönlich auszahlen und war befugt, jedem, der ueutenant). zur österlichen Zeit einen Beichtzettel nicht aufweisen konnte, den Wochenlohn vorzuenthalten. Zu seiner Bedienung waren ihm reglementarisch zwei Fourierschützen zugewiesen, denen im Felde auch die Vertheidigung des Hauptmannes oblag, weshalb sie :> Leib- Schützen« hießen. Weil zu den Fourier- schützen nur taugHche, ausrichtsame und gut ausgebildete Soldaten genommen werden durften, so bildeten sie einen trefflichen Unterofficiers-Nach wuchs.
Das Recht, die Unterofficiere zu befördern, sowie jeden nach Gutdünken gegen Erlag eines silbernen Löffels heiraten zu lassen, war auf den Regiments - Commandanten über- gegangen, j'Weilen einige aus Interesse fast allen Leuten von der Compagnie die Erlaubnis gegeben. Dahero es auch geschehen, dass sich bey einer Com- pagnie fast so viel Weiber als Männer befunden, so eine gar schändliche und üble Sache ist; und wegen dergleichen Interesse ist denen Hauptleuten nun auch das Avancieren der ünterofficiers benommen worden. <
Der Hauptmann beerbte auch die Leute seiner Com- pagnie, ^welches aber in dem letzten Hungarischen Türkenkrieg abkommen, da das Commissariat die Erbschafft nebst denen Schulden auf sich genommen, und solche dem Regiment bonificirt; weilen sie aber in einem eintzigen Jahr den schlechten Profit davon ge- sehen, so haben sie es wieder beym ersten bewenden lassen, durch welche Wiederübernehmung die Officiers grossen Schaden gelitten.«
Der Unterlieutenant hatte den Hauptmann bei der Ausübung seines Dienstes eifrigst zu unterstützen und den Dienstbetrieb bei der Compagnie zu überwachen. Er hatte dieselbe täglich zu visitieren und bei jeder Ausrückung, dann bei der Auszahlung des Wochenlohnes anwesend zu sein. Beim Kirchengange musste er die Compagnie jedesmal früher vor die Wohnung des Hauptmannes führen. Zur Bedienung war ihm ein Tambour zugewiesen.
Unter- lieutenant.
Digitized by
10
Einleitung.
Fähnrich.
Feldwebel.
Führer.
Fourier.
Muster- schreiber.
Feldscherer.
Der Fähnrich »ist eine Person, so jederzeit, wann er nicht Unterlieutenants-Stelle vertritt, den Fahnen, sobald er vor das Regiment gebracht wird, in der Hand haben, und bis auf den letzten Bluts-Tropfen defendiren muß, worauf er aucli, wann man ihme selben anvertrauet, zu schwören obligirt ist«. Er wurde die Mutter der Comp agnie genannt, weil er nicht nur für alle Delinquenten Fürbitte einzulegen, sondern auch Unehrliche durch Berühren mit der Fahne wieder ehrlich zu machen hatte.
Der Fähnrich hatte die Kranken täglich zu visitieren und >mit seinem Gewissen zu verantworten, dass alle Kranke zeitlich mit der Beicht und den Heiligen Sacramenten versehen werden, damit, wann selbe nicht am Leib genesen, doch an der Seelen versorgt seyn«. Im Felde sammelte und führte er die erkrankte Mannschaft.
Der Feldwebel war das ausführende Organ des Haupt- mannes. Die vom Wachtmeister-Lieutenant erhaltenen Befehle überbrachte er den Officieren. Er überwachte den Dienst- betrieb in den Corporal- und Kameradschaften, damit nicht einige Practiquereyen, und passionirter Betrug dabey unterlauffe.«^ Alle Corporale hatten ihm mit entblößtem Haupte zu rapportieren.
Der Führer war der Stellvertreter des Fähnrichs und des Feldwebels. Die Charge eines Führers erforderte, >dass es ein verheyrather Unter-Officier ist, dessen Weib eine gute Wirthin, und denen Kranken etwas gutes thun könne, wann Selbter in Hospital commandiert ist«. Er überbra^chte dem Fähnrich den Befehl.
Der Fourier war der Quartiermeister, Proviantmeister, Rechnungsführer und nach Auflassung der Charge eines Musterschreibers auch der Secretarius der Compagnie. In seinen Functionen als Quartiermeister wurde er von dem Fourierschützen unterstützt.
Der Musterschreiber führte die Compagnie. Seine Charge wurde um
Schreibgeschäfte der das Jahr 1740 auf-
gelassen.
Der Feldscherer versah den ärztlichen Dienst bei der Compagnie; überdies war er verpflichtet, die Mannschaft zweimal wöchentlich zu rasieren, wofür er das sogenannte Beckengeld« erhielt.
Digitized by
Einleitung. 1 1
Der Corporal »ist eine von den schwersten und corporai. f atigablesten Chargen bey einer Compagnie, deß- wegen man auch aiisrichtsame, junge, teutsche Mann- •
Schaft darzu auserlesen muß, die lesen und schreiben können«. Seine Corporalschaft hatte er täglich dreimal, aber auch sonst nach Erfordernis zu verlesen, um zu sehen, ob jemand fehle. Die Gewehre, Monturen und die Munition musste er tägHch morgens genau visitieren und etwa vor- handene Defecte an der Kleidung sofort ausbessern lassen; >denn es nichts zu sagen hat, wann eine Montur nocli so viele Flecke hat, wann sie nur nicht also zerrissen, dass der Soldat nicht einmal seinen Leib bedecken kann. Er soll auch die Musquetiers anhalten, daß jedweder alle Tage sein Pulver in der Sonnen aus- trücknet, damit es nicht verderbe; man muß aber Knoblauch und Schwefel darzu legen, dieser bleibt darbey, jener wird nach dem Austrücknen hinweg- gethan«.
Eine weitere Obliegenheit des Corporalen war, strenge auf Reinlichkeit zu sehen, »so eine von den besten Reguln der Miliz ist, und darinnen bestehet, daß sich die Leut täglich waschen und kämmen, die Schuhe butzen, en fin alles dasjenige thun, was darzu erfordert wird, dahero man billiger Massen die Corporale ,,Cammer- Diener" nennt«.
Von den Corporalen der Compagnie hatte täglich einer das Aufwarten«.
Der Gefreite hatte ^vdie Direction« in der aus 6 Mann Gefreite, bestehenden Kameradschaft. Da aber bei einer Corporalschaft nur zwei Gefreite eingetheilt waren, so wurden die übrigen Kameradschaften von den ältesten Gemeinen geleitet. Dem Gefreiten kam es auch zu, die innere Ökonomie zu führen, welche darin bestand, dass er das Wochengeld in eine Casse zusammenlegte, von demselben das warme Essen der Mann- schaft bestritt, den Rest hingegen derselben auf die Hand ausfolgte.
Der Gefreite hatte auch oft den Corporalen zu vertreten, sonst aber war sein Posten »einer von den ruhigsten, deßwegen er auch meistentheils solle denen ältisten von Jahren, so die Fatiguen nicht wohl mehr ertragen können, conteriret werden«.
Digitized by
12
Einleitung.
Adjustierung-:
Deutsche
Infanterie.
Haartracht.
Montur.
Bis zum Jahre 1737 war die Adjustierung der kaiser- lichen Regimenter keine durchaus gleichförmige, sie Wieb viel- mehr dem Gutdünken und dem Schönheitssinne der Oberst- Inhaber überlassen. Erst das in diesem Jahre erlassene Infanterie-Reglement brachte einige Gleichmäßigkeit in die Bekleidung.
Die Mannschaft der deutschen Regimenter trug einen Nackenzopf, jene der ungarischen Regimenter Seitenzöpfe, in welche oft Bänder u. dgl. eingeflochten waren.
Die Montur eines Soldaten bestand aus dem Rocke, dem Camisol, der Hose, den Strümpfen und Schuhen, der Hals- binde und dem Hute.
Der Rock aus gutem, perlfarbenen Tuche war — um den fehlenden Mantel zu ersetzen — durchaus dick gefüttert und so groß, dass der Mann sich und das Gewehr genügend bedecken konnte. Geschlossen wurde der Rock durch eine der Länge nach bis hinab reichende Reihe von Zinn- oder Messingknöpfen. Im Winter wurde er zugeknöpft, im Sommer geöffnet getragen. Auf dem Marsche wurden die Schoßenden vorne und rückwärts aufgeschlagen.
Das Camisol, eine knapp anliegende Tuchweste mit engen Ärmeln, wurde bei milder Witterung, im Innern Dienste und bei der Arbeit allein, sonst nur unter dem Rocke ge- tragen.
Die Hose war von weißem Tuche oder Leder, eng und mit Leinwand gefüttert. Im Sommer trug man auch Zwillich- oder Leinwandhosen.
Die Strümpfe, weiß, seltener roth, reichten bis über das Knie und wurden hier mittelst eines Riemchens fest- gehalten.
Die Schuhe aus Juchtenleder ließen die Knöchel frei, waren vorne breit und eckig und hatten Sohlen aus Pfund- leder.
Die Halsbinde oder der Halsschleier, theils aus weißem, theils aus rothem Crepon oder Cattun, wurde zwei- mal um den Hals gelegt und dann vom Gefreiten und Ge- meinen rückwärts, von den Unterofficieren aber vorne so gebunden, dass die Enden »anderthalb Spannen« über den Rücken oder über die Brust herabhiengen.
Der Hut aus schwarzem Filz war meistens rund und nieder, die breite, oft mit einer schwarzgelben Schnur ein- gefasste Krampe auf drei Seiten aufgeschlagen. Zur Unter-
Digitized by
Einleitung.
13
Scheidung der Compagnien trug die Mannschaft vom Corpo- ralen abwärts vorne auf dem Hute einen verschieden gefärbten Knopf. Als Feldzeichen wurde im Sommer grünes Laub, im Winter aber ein Strohwisch auf den Hut gesteckt. Außer Dienst trug der Mann nur eine »Holz kappe«.
An Wäsche besaß der Mann 2 bis 3 Hemden.
Die Spielleute (Tambour und Querpfeifer) trugen Ver- schnürungen aus gelbem, rothem oder blauem Harrass auf der Schulter (sogenannte Schwalbennester) und nur in seltenen Fällen die Uniform des Regimentes.
Die Adjustierung der Grenadiere war von jener der Füsiliere nur unwesentlich verschieden. Statt des Hutes trugen sie eine mit Bärenfell überzogene Kappe, deren Ränder mit weißen Zwirnborten doppelt eingefasst waren. Rückwärts hieng aus der Kappe ein Sack herab, welcher mit weißen Borten »ä la S ick- Sack« benäht war. Beim Feldwebel und Fourier war der Sack mit drei silbernen, beim Unterlieutenant mit vier, und beim Hauptmann mit fünf goldenen Borten verziert.
Alle drei Jahre erhielt der Mann die große Montur, jedes Jahr die kleine Montur (Weste, Hose, Strümpfe, zwei Hemden, zwei Halsbinden) und alle neun Monate ein Paar Schuhe.
Der Officier unterschied sich von der Mannschaft durch den feineren Stoff der Uniform und durch das ^kaiserliche Feldzeichen«, die aus Gold und schwarzer Seide angefertigte Schärpe (Feldbinde), welche »en bandelier^ oder um den Leib getragen wurde. Die Knöpfe waren vergoldet oder ver- silbert; auf den Ärmelaufschlägen und auf den Patten der Seitentaschen befanden sich Goldstickereien.
Die Uniform der ungarischen Regimenter hatte nationalen Schnitt; sie bestand aus dem Attila, enger Hose, Mantel, Schnürschuhen, der Kappe und dem Gürtel. Die Attilaschnüre der Officiere waren von Gold.
Grenadiere.
Officier.
Ungarische Infanterie.
Die Ausrüstung eines Soldaten bestand aus dem Ausrnstung.
Tornister, der Patrontasche und aus dem Bajonnette sammt Gehänge.
Der Tornister, aus Zwilch oder Kalbfell erzeugt, wurde nur auf dem Marsche, u. zw. an einem gelben Lederriemen derart getragen, dass er an die linke Hüfte zu liegen kam.
Deutsche Infanterie.
Digitized by
14
Einleitung.
Ungarische Infanterie.
Officiere.
Die Patrontasche aus rothem oder schwarzem Leder war groß und enthielt nebst 24 Patronen ein blechernes Öl- fläschchen, zwei Raumnadeln, einen Luntenverberger und ein Stück zusammengerollter Lunte.
:>Item soll jedweder Soldat mit Lunten versehen seyn; denn obwohlen man derzeit Flinthen führet, so ist doch gewiß, daß sicli viel Begebenheit ereignen, Avorinnen selber sehr wohl dienet, z. B. in dem Feld, wo keine Uhr, zündet man die Stunden mit Lunten aus, und lasset nach solchen die Wachten ablösen. <
Das Bajonnett stak in einem Überzuge aus Kalbleder (Scheide), war mittels einer Icurzen Schnur an einem breiten Leibriemen aus Büffelleder befestigt und wurde so getragen, dass es vor das linke Knie zu liegen kam. An dem Leib- riemen hing rechts ein »Pulverhörnlein zum Zündkraut«. Bei vielen Regimentern gehörte zur Ausrüstung des Mannes auch eine kleine Hacke.
Der Zimmermann trug ein langes Schurzfell und war mit einer großen und einer kleinen Hacke ausgerüstet. An dem Leibriemen hing ein Säbel und eine kleine Patrontasche mit Patronen für eine Pistole.
Die Grenadiere waren wie die Füsiliere ausgerüstet, nur hatten sie zwei Patrontaschen: die eine, etwas größer wie jene des Füsiliers und wie diese an einem breiten Über- schwungriemen getragen, war zur Aufbewahrung der Gra- naten und eines blechernen Luntenverbergers, die andere, kleinere und am Leibriemen zu tragende für die Flinten- patronen bestimmt.
Die ungarische Infanterie war analog wie die deutsche ausgerüstet.
Ein besonderes Ausrüstungsstück der Officiere und Unterofficiere war der Stock, welcher seiner äußeren Form nach zugleich zur Unterscheidung der Chargengrade diente. Er hatte die Länge eines Sj^azierstockes älterer Form, der bis an die Brust reichte und war in und außer Dienst zu tragen. Wurde der Stock nicht verwendet, so hing man ihn gewöhnlich mittels eines Riemchens an einen Rockknopf. Die Stöcke der Unterofficiere waren von »schlechtem Holzec Der Fähnrich hatte eine dünne Gerte mit einem silbernen Knopfe, von der die Soldaten sagten: »Auf des Fähnrichs Stock kann sich niemand stützen« und ^Wenn man einem Mädchen die Schürze aufheben will, so soll
Digitized by
Einleitung.
15
sich der Stock biegen«. Der Unterlieutenant trug ein dickes spanisches Rohr ohne Knopf, der Hauptmann ein dünnes spanisches Rohr mit einem beinernen Knopfe und der Oberstwachtmeister (Oberstlieutenant) ein Rohr mit sil- bernem Knopfe und mit einem um dasselbe gewundenen ver- silberten Kettchen. Das Rohr des Obersten war mit einem goldenen Knopfe ausgezeichnet. Zu Pferde wurde der Stock von den Officieren derart getragen, dass dessen Spitze auf dem rechten Fuße ruhte und der Knopf frei blieb.
Jede Compagnie (Grenadiere ausgenommen) besaß eine Fahne im wesentlichen von der heutigen Form, nur größer. Auf der einen Seite war der kaiserliche Doppeladler, auf der anderen das Bild der heiligen Dreifaltigkeit, der Mutter Gottes oder eines Heiligen angebracht. Die Farbe des Fahnen- blattes war mit Ausnahme des weiß -roth- schwarz -gelb ge- flammten Randes bei der Leibcompagnie (Compagnie des Oberst- Inhabers) weiß, bei den übrigen Compagnien ge- meiniglich roth oder grün. Zum Schutze der Fahne wurden Überzüge aus Wichsleinwand eingeführt; denn »zu selbiger Zeit, da keine Überzug gebraucht wurden, waren die Ungarischen Ducaten häuffiger in der Cassa, als der- malen Kupffer-Geld, zudem haben die Compagnien heut zu Tag ihre Fahnen selbst zu verschaffen, so eben vorhin nicht gebräuchlich gewesen. Ändern sich auch also mit denen Zeiten die Moden, und be- nimmt der Überzug denen Fahnen gantz nichts an Authorität der Kayserlichen Waffen^.
Zu den Ausrüstungsgegenständen einer Compagnie gehörten außer vier Trommeln noch eine Schaufel, zwei Krampen und ein bis zwei Holzhauen, welche Werkzeuge auf dem Marsche von den Leuten abwechselnd getragen wurden. Auf je vier oder fünf Mann kam ein Zelt und auf jede Kameradschaft ein kupferner Feldkochkessel.
Der Train eines Regimentes bestand aus drei Zeltwagen (für jedes Bataillon einer), sechzehn Proviantwagen (für jede Ordinari-Compagnie, dann für die beiden Grenadier-Com- pagnien zusammen einer) und aus der erforderlichen Anzahl Balkenkarren. Die Zelt- und Proviantwagen waren mit vier Pferden bespannt und wurden von je einem bemontierten und bewaffneten Knechte geleitet.
Zum Train eines Regimentes gehörten auch die Pferde der Stabs- und Oberofficiere, des kleinen Stabes und der
Fahne.
Regiments Train.
Digitized by
16
Einleitung.
Prima- plana, die Marketenderwagen, die eigenen Wagen der Officiere, endlich die Soldatenweiber und das Gesinde. Der Train stand unter dem Commando des Regiments -Wagen- meisters und unter Bewachung eines Corporals mit zwei Mann von jeder Compagnie.
Bewaffnung : Mannschaft.
Officiere.
Die Hauptwaffe der kaiserlichen Infanterie war die »anderthalblöthig-Caliber-mäßige« B ajon nett fl inte, welche über eilf Pfund wog und einen hölzernen Ladstock besaß. Das dreischneidig und hohl geschliffene, 1 Vg Fuß lange Bajonnett war mit einer Dille versehen, so dass auch bei gepflanztem Bajonnette geschossen werden konnte. Für jeden Mann des FeuergeAvehrstandes wurden 40 Schuss ins Feld mitgenommen, von denen aber oftmals ein Theil nur als loses Pulver in Fässern und als ungegossenes Blei bei der Feld- Artillerie sich befand.
Die Stabsofficiere — mit Ausnahme des Oberstwacht- meisters, welcher mit gezogenem Degen commandierte — und die Oberofficiere trugen in und außer Dienst den Degen, im Dienste auch noch die gegen sechs Fuß lange Partisane. Die Partisane des Obersten war ganz vergoldet und trug eine goldene Quaste, jene des Oberstlieutenants war nur oben vergoldet und mit einer Quaste von Gold und schwarzer Seide verziert. Die Partisane des Hauptmannes war unten vergoldet und hatte eine schwarzgelbe Seidenquaste, die des Unterlieutenants war gar nicht vergoldet und auch ohne Quaste.
Die Fähnriche waren mit sechs Fuß langen Spring- stöcken^^, die Feldwebel und Corporale mit dem »Kurz- gewehr«, einer kürzeren Art Partisane, versehen.
Die Ober- und Unteroff iciere der Grenadiere waren mit Bajonnettflinten bewaffnet. Die Grenadiere trugen nebst dem Bajonnette auch einen Säbel.
Die Bewaffnung der Officiere ungarischer Regimenter — Oberstwachtmeister und Fähnrich ausgenommen — bestand aus dem ungarischen Säbel und einer messingbeschlagenen Steinschlossflinte mit aufgestecktem Bajonnette. Unterofficiere und Mannschaft trugen nebst dem Gewehre noch einen krummen Säbel.
Bis zum Beginne des österreichischen Erbfolgekrieges führten die Infanterie-Regimenter zum Schutze gegen Cavalle- rie-Angriffe tragbare ^spanische Reiter« mit sich ins Feld.
Digitized by
Einleitung.
17
Dieselben bestanden aus einem 9 Fuß langen, 3 Zoll dicken und mit Löchern versehenen Balken, durch welchen 5V2 Fuß lange, pikenartige Stäbe, die sogenannten »Schweinsfedern« gesteckt wurden, und konnten untereinander verbunden wer- den. Die Balken wurden auf eigenen Balkenkarren mit- geführt, die Schweinsfedern in Feindesnähe meist von den Grenadieren getragen.
Standes-Ver- hftitnisse.
Die kaiserliche Cavallerie bestand — wie bereits er- cavaiierie. wähnt — aus 18 Kürassier-, 14 Dragoner- und 8 Husaren- Regimentern. Hiezu kamen noch die ungarischen und sieben- bürgischen National -Miliz -Abtheilungen zu Pferde, Grenzer zu Pferde und im Kriege die ungarische Insurrection zu Pferde und berittene Frei-Compagnien.
Der Stand eines Cavallerie -Regimentes betrug normal ohne Regimentsstab 800 Mann und 800 Pferde.
Die Kürassier- und Dragoner -Regimenter waren in 13, die Husaren -Regimenter in 10 Compagnien eingetheilt. Zwei Compagnien bildeten eine Escadron. Die erste Compagnie hieß bei den Kürassieren die »Carabinier«-, bei den Dra- gonern die »Grenadier<-Compagnie; die übrigen Com- pagnien wurden »Ordinari«-Compagnien genannt. Eine Carabinier- oder Grenadier- Compagnie bestand aus 3 Offi- cieren und 77 Mann, eine Ordinari -Compagnie aus 2 Offi- cieren und 58 Mann.
Der Regimentsstab war analog jenem der Infanterie zusamiüiengesetzt.
Die Benennung der Chargen war bei der Cavallerie nicht übereinstimmend: Die Kürassiere hatten Rittmeister, Gornete und Trompeter, die Dragoner dagegen Hauptleute, Fähnriche und Tamboure, was auf ihre ehemalige Bestimmung als berittene Infanterie hinwies.
Die Adjustierung der Kürassiere und Dragoner war, Adjustierung, abgesehen von dem Kürasse und dem Helme (Casket) der ersteren, ziemlich gleichartig und bestand aus Mantel, Rock, Camisol, Stiefelhosen, Sporenstiefeln, Lederhandschuhen und aus der kleinen Montur. Die Husaren waren mit Mantel, Pelz, Tuchhaube, Rock, Camisol und Czismen, alles nach nationalem Schnitte gearbeitet, bekleidet.
Zur Ausrüstung einer Reiter- Compagnie gehörten außer den Instrumenten der Spielleute noch Zelte und kupferne Feldkochkessel, deren je ein Stück auf vier bis fünf Reiter
2
Ausrüstung
Digitized by
18
Einleitung;
Bewaffnung.
gerechnet wurde, dann — mit Ausnahme der Oarabinier- und Grenadier- Compagnien — eine Standarte.
Die Pferderüstung bestand aus dem Kopfgestelle mit Stange und Trense, dem Vorder- und Hinterzeug, einer Decke, dem deutschen Sattel, beziehungsweise ungarischen Bocke, aus den Steigbügeln, einer Kreuzgurte, einem Paar doppelter Steigriemen und aus einer Schabracke.
Der Regiments-Train bestand aus 5 bis 6 Proviant- wagen und 12 bis 15 Vorspannswagen, alle mit vier Pferden bespannt.
Jeder Reiter war mit einem Feuergewehr, einem Paar Pi- stolen und einem Pallasche, beziehungsweise krummen unga- rischen Säbel bewaffnet. Bei den Dragonern war das Feuer- gewehr eine etwas kürzere Flinte, bei den Kürassieren und Husaren ein Carabiner mit Batterieschloss.
Artillerie.
Standes-Ver- h&Itnisse.
Adjiistienul^.
Die Artillerie zerfiel in das »Feld-Artillerie-Haupt- Corpo-, in die »National-Artillerie- Abtheilungen« in der Lombardie und in den Niederlanden, dann in die »Häus- und Zeugs-Artillerie«. Zugetheilt war der Artillerie die Mineur-Compagnie.
Das Feld-Artillerie-Haupt-Corpo, welches im Frieden gewöhnlich in Böhmen lag, stand luiter dem Commando eines Generals, der mit ähnlichen Rechten wie der Oberst -Inhaber eines Regimentes ausgestattet war. Eine Gliederung in Unter- Abtheilungen lässt sich nicht nachweisen, doch dürften solche bestanden haben. Das Feld-Artillerie-Haupt-Corpo hatte sein eigenes Fuhrwesen, die »Ross-Partei«, welche aber im Frieden gewöhnlich aufgelöst war.
Der Stand des Haupt- Corpo an Officieren und Mannschaft betrug 1504, der Mineur-Compagnie 65 Mann.
Die lombardische National- Artillerie-Abtheilung bestand aus zwei Compagnien mit einem Sollbestande von zusammen 180 Mann. Sie garnisonierte in Mailand und Pavia.
Über die niederländische Artillerie-Abtheilung fehlen nähere Angaben.
Die Haus- und Zeugs-Artillerie war in den zahl- reichen Plätzen der Monarchie vertheilt und zählte an Offi- cieren und Mannschaft ungefähr 800 Köpfe.
Die Adjustierung bestand aus dunkelblauem Rocke mit kurzen Ärmeln, Camisol, dunkelblauen Pumphosen und weißen Kniestrümpfen. Halstuch und Schuhe wie bei den
Digitized by
Einleitung.
19
Fußsoldaten, ebenso der Hut, dessen Krampe jedoch nicht aufgeschlagen wurde.
Die Artilleristen im allgemeinen trugen zwar das Sol- datenkleid, blieben aber noch immer in zünftigen und bürger- lichen Anschauungen befangen. Obgleich also eigentlich nur Milizsoldaten, dünkten sie sich trotzdem höherstehend als Fußsoldat und Reiter und wurden in dieser Meinung durch gewisse Vorrechte noch bestärkt. Ihre Bagage durfte un- mittelbar den Geschützen und Munitionswagen folgen, ihre Weiber und Kinder konnten auf den Kugelwagen aufsitzen, und in den eroberten Städten und Festungen verfielen ihnen die Glocken. Auch war es alter Brauch, dass das Feld- Artillerie -Haupt- Corpo immer durch einen Allerhöchst unter- schriebenen Befehl ins Feld beordert wurde, was offenbar als Auszeichnung aufgefasst wurde.
Zur Ausrüstung eines Artilleristen gehörten ein Bau- Ausrüstung delier aus naturfarbigem Leder für den Degen und ein schmaler, über die linke Schulter geschwungener Riemen für ein Pulverhorn. Der in der linken Hand getragene Lunten- stock war gegen sechs Fuß lang.
Das Geschützmaterial bestand aus Kanonen, Kammer- geschützen und Mörsern.
Zu den Kanonen gehörten:
der 48-Pfünder, die ganze Carthaune,
y> 24- > >> halbe » ,
^ 22- > » viertel » ,
- 6- ■> > Falkaune,
^ 3- >: das Regimentsstück,
» 2- » das doppelte Falkonett,
» 1- » » einfache » ,
die 36-pfündige doppelte Nothschlange,
» 18- » einfache » und
3-
Feldschlange.
Kammergeschütze waren die 16-pfündige und die 12- pfündige Haubitze. Zu den Mörsern zählten die Böller von 10, 30, 60 und 100 Pfund Caliber. Kanonen von 12 und weniger Pfund Caliber nannte man Feldstücke. Das wichtigste und am zahlreichsten vertretene Feldstück war das mit vier Pferden bespannte 3-pfündige Regimentsgeschütz. Alle Feldstücke zeichneten sich noch durch große Schwerfällig- keit aus.
2*
und Bewaffnung.
Geschütz- material.
Digitized by
20 Einleitung.
Die Schussdistanzen der Feldstücke betrugen »nachdem gemeinen Visierschuss, das ist bei ihren mittleren Kräften 750 bis 1000 Schritte.
Pontonniere Außer dem Kriegsbrückcu wcse u unterstand dem
und Kriegs- >Oberst-Schiffs- Amte« zu Wien noch der als *Haus-Com-
brflckenwesen.
pagnie« bezeichnete »blecherne Pontons-Stand«, be- stehend aus 1 Bruck-Hauptmanne, 1 Bruckschr eiber, 1 Feld- webel, 1 Corporalen, 1 Spengler, 1 Sattler, 1 Schmiede, 1 Wagner und 60 Pontonnieren. Standort der Haus-Compagnie war Peterwardein.
An Brückenschiffen gab es hölzerne, blecherne und kupferne Pontons. Das Brückenmateriale wurde auf ärarischen, mit gemieteten Pferden bespannten Pontons- und Requisiten- wagen fortgeschafft.
FeidProviant- Das Feld-Pro via u t-F uhr wcscu, welches dem Feld-
Fuhrwesen. Ppoviaut- Stabe unterstand, war berufen, die operierende Armee aus den Magazinen mit Brot und Fourage zu ver- sehen, neuangelegte Magazine der ersten Linie aus den rück- wärtigen zu füllen und vom Feinde bedrohte Magazine in Sicherheit zu bringen.
Das Feld-Proviant-Fuhrwesen gliederte sich in Verwalter- schaften, deren jede mit 200 bis 250 vierspännigen, theils mit Pferden, theils mit Ochsen bespannten Wagen dotiert war. Nach Beendigung eines Krieges wurde das Fuhrwesen reduciert: die Mannschaft entlassen, Pferde, Ochsen und Wagen verkauft. Dasselbe geschah auch mit dem Train der Regi- menter und der Feld-Artillerie.
Bedenkt man, dass beim Ausbruche eines Krieges das allseitige Bestreben, Pferde herbeizuschaffen, sich nothge- drungen gegenseitig behindern musste, so lassen sich die Schwierigkeiten ermessen, mit denen die Neu-Aufstellung des Fuhrwesens und der Trains verbunden war.
DonauFiotiiie Die »Douau-Flo tille« oder das »Schiffs-Armament
^ ""? bestand während des Türkenkrieges 1737-1739 aus 4 Kriegs-^
Tscbaikisten. ^ ^
schiffen von je 36 Kanonen und aus 4 »Prahmen« mit je 22 Geschützen und war insgesammt mit 352 Mann bemannt. Nach dem Friedensschlüsse wurde Peterwardein der Standort der Flotille.
Digitized by
Einleitung. 21
Die ungarische National-Miliz zu Fuß war mit Kanonen- booten ausgerüstet, deren jedes mit drei einpfündigen Ge- schützen und 30 Mann bewehrt war. Nach dem türkischen Namen »Schajka« (Donau-Barke) hießen diese Fahrzeuge Tschaiken« und die ungarische National-Miliz, welche sie bemannte, »Tschaikisten«.
Die Tschaikisten formierten drei Compagnien zu je drei Officieren und 167 Mann und waren in Raab, Komorn und Gran stationiert.
Die Fürsorge für die verwundeten und erkrankten Sol- sanitätswesen. daten ließ bis zum Jahre 1739 vieles zu wünschen übrig. In diesem Jahre erließ der Hof-Kriegsrath eine Feld-Spitals- Ordnung, dann Instructionen für die Feld-Medici und die Stabs- Chirurgen. Nach diesen sollten für jede operierende Armee ein Feld-Haupt-Spital und die erforderliche Anzahl Filial- Spitäler errichtet werden.
Jedes Feld-Haupt-Spital stand unter dem Commando eines Stabsoff iciers oder Hauptmannes, welchem je ein Be- amter des Feld-Kriegscommissariates und des Feld-Proviant- Stabes beigegeben waren. Den ärztlichen Dienst in einem größeren Spitale versahen zwei Stabs-Medici, ein Stabs- Chirurg und Barmherzige Brüder. Von den Regimentern waren auf ungefähr hundert Kranke ein »betagter« Unter- lieutenant oder Fähnrich, ein Führer und ein Feldscherer, auf je zwanzig Kranke ein »guter, alter, getreuer und nüch- terner« Soldat als Krankenwärter mit einem kupfernen Feldkessel in das Spital beizustellen. Die Spitalswäsche wurde von den Weibern der kranken Soldaten gegen Entlohnung gereinigt. Für die Spitals-Verpflegung wurden dem Regimente die Löhnung und das Brot des erkrankten Mannes abgerechnet.
Was die ärztliche Behandlung und die Pflege der Kranken in den Spitälern anbelangt, so war es hiemit traurig bestellt. Nach dem Zeugnisse des Feldmarschalls Seckendorff kümmerte sich eigentlich niemand um die Kranken, sodass viele, j>welche oft die Aufwendung eines halben Guldens hätte retten können«, sterben mussten. Von den Spitälern in den Garnisonen und Städten sagte Seckendorff: »Sie kommen dem gemeinen Manne so schrecklich vor, dass sie beim Hineingehen schon halb todt sind, wie denn auch von Allen denen, so da hineinkommen, kaum jährlich der halbe Theil wieder gesund herauskommt«.
Digitized by
22 Einleitung.
Die marode Mannschaft wurde entweder bei der Com- pagnie oder in Krankenhäusern durch den Regiments-Feld- scherer behandelt.
Gebfiren. Die Gebüreu von Officier und Mann bestanden in einer
je nach dem Chargengrade bestimmten Anzahl von »Mund- und Pferde-Portionen. Die Mund-Portion war im allge- meinen mit vier Gulden, die Pferde-Portion mit drei Gulden bemessen. Von dieser > ordonnanzmäßigen < Gebür mussten Officier und Mann sich und ihre Pferde erhalten. Eine Pferde- Portion bestand aus 6 Pfund Hafer, 8 Pfund Heu täglich und 28—42 Pfund Stroh wöchentHch.
Es erhielten Mund-(Pf erde-)Portionen : der Oberst 50 (12 — 17), der Oberstlieutenant 13 (8—10), der Oberstwacht- meister 5 (6 — 8), der Hauptmann 15 (3), der Rittmeister 19 (6), der Unterlieutenant 5—7 (2—4), der Fähnrich oder Cornet 4—5 (2—3), der Feldwebel 3, der Wachtmeister 3 (3), der Führer 2 (3), der Fourier 2 (2), der (^orporal 2, der Gefreite und Tambour IV2» der Füsilier-Gemeine 1, der Grenadier- Gemeine auch 1, jedoch zu 47^ Gulden.
Von der Mund-Portion wurden der Mannschaft Beträge für Brot, für die Beschaffung der Kleidung und Ausrüstung abgezogen; den Rest erhielt dieselbe bar ausbezahlt, u. zw. entfielen hievon bei der Infanterie an täglicher Löhnung für den Feldwebel 15 — 18, den Fourier, Führer und Corporalen 10 — 12, den Tambour, Fourierschützen und Gefreiten 7^/^-9 und für den Gemeinen 5 — 6 Vi Kreuzer.
Den Officieren und den Personen des kleinen Stabes wurde die »Gage< oder :>Monatssold monathch im vor- hinein, der Mannschaft die Löhnung von fünf zu fünf oder von zehn zu zehn Tagen ausbezahlt.
Der Oberst-Inhaber bezog außer seinen chargemäßigen Gebüren noch jene eines Obersten, der Oberst — wenn er nicht wirklicher Oberst war — nur die Gebüren eines Oberst- lieutenants. Alle Compagnie-Inhaber erhielten nebst ihren sonstigen Gebüren noch jene des Hauptmannes ihrer Com- pagnien.
Das Brot und die Fourage wurden entweder vom Lande oder in Festungen und im Felde aus den ärarischen Proviant- Magazinen beigestellt. Um die Beschaffung des Fleisches, anderer Lebensmittel und des Getränkes mussten sich in den Quartieren und Feldlagern die Truppen selbst bekümmern;
Digitized by
Einleitung. 23
sie führten daher auch immer eine Anzahl Fleischhauer und Marketender mit sich.
Auf Märschen war die Etapen-Verpflegung eingeführt. Eine Natural-Mund-Portion bestand aus 2 Pfund Brot, einem Pfund Fleisch und aus einer Maß Bier oder einer halben Maß Wein. Die Pferde-Portion war wie im Frieden bemessen.
Bei dem Mangel an Kasernen wurden Officiere und Unterkunft Mannschaft außerhalb der Festungen vornehmlich beim Bürger ""^ Service. und Bauer untergebracht. Edelsitze, Pfarrhöfe, Maut- und Zollamts-Gebäude, Schulen, Mühlen, Wirtshäuser und Meier- höfe waren von der Einquartierung befreit. Im allgemeinen gebürten: dem Obersten drei Zimmer für sich und zwei für sein Gefolge, dem Oberstlieutenant und Oberst Wachtmeister drei Zimmer und eines für das Gefolge, dem Hauptmann zwei, dem Unterlieutenant und Fähnriche ein Zimmer für sich und je eines für das Gefolge, überdies jedem dieser Officiere noch eine Kammer, eine Küche und ein Stall. Die Mannschaft wurde zumeist einzeln bequartiert. Zum Service gehörten Beleuchtung, Brennmateriale und die Liegestätte. Die Gagisten mussten sich diese Erfordernisse selbst besorgen; der Mann hatte auf dieselben nur insoweit Anspruch, als der Quartiergeber selbst damit versehen war und gemeinsam mit demselben.
In den Festungen und Kasernen wurde das Service vom Ärar beigestellt oder vom Regimente beschafft.
Jedes Infanterie-Regiment gliederte sich in 3 Bataillone Ausbildung der zu 5 Ordinari- oder Füsilier -Compagnien und in zwei ^^"[g^^u^^n" Grenadier-Compagnien. Das erste Bataillon, als jenes des Inhabers, hieß das »Leib-Bataillon«, das zweite das »Oberst- Bataillon« und das dritte das Oberstlieutenant-Ba- taillon«. Die erste Compagnie eines jeden Bataillons, deren (.'hef ein Stabsofficier war, stand auf dem rechten (Empfangs-, Abmarsch-), die zweite auf dem entgegengesetzten Flügel, die dritte Compagnie neben der ersten, die vierte neben der zweiten und die fünfte in der Mitte. Die erste Compagnie des ersten Bataillons hieß die >Leib-Compagnie . Die übrigen Ordinari-Compagnien wurden nach ihren Inhabern, beziehungs- weise Commandanten benannt. Die Leib-Compagnie und jene Compagnien, deren Chef ein Stabsofficier war, wurden anfangs
Digitized by
24 Einleitung.
von den ältesten Unterlieutenanten, später (seit 1748) von Capitänlieutenanten commandiert.
War das Regiment gestellt, so wurde in jedem Bataillone der Compagnie-Verband gelöst und die Mannschaft nach Austritt der Chargen in drei Divisionen, jede Division in zwei Züge oder »Plotons« abgetheilt.
Das Bataillon war in vier Glieder mit drei Schritt Distanz rangiert: im ersten Gliede standen die Gefreiten und ältesten Gemeinen, im zweiten die kleinsten, im dritten die »mittel- mäßigen« und im vierten die »längsten« Leute. Alle sollten »das Gewöhr auf der linken Schulter zurück wohl hoch tragen, den Bügel vest an die Brust setzen, den Daumen in der Höhe des Anschlags halten; auch so bald sie ausrucken, kein lautes Wort mehr sprechen, weder Tobak rauchen, hingegen ihre Hüte wohl auf- schlagen, tieff in die Augen setzen, und mit ihren Mundur-Strümpfen oder Stiffeleten erscheinen^.
Die Grenadier-Compagnien waren nur beim Exercieren in vier, sonst immer in drei Gliedern aufgestellt.
Die Aufstellung eines Bataillones und die Eintheilung der Officiere, Unterofficiere, Gefreiten und Tamboures veran- schaulicht nebenstehende Skizze.
Die Zimmerleute hatten stets die ^Avantgarde- des Regimentes oder Bataillones zu bilden und wurden daher auf den Abmarschflügel neben die Grenadier-Compagnie ge- stellt. Zwischen dieser und dem ersten Bataillone standen die Nichtcombattanten in zwei GHedern. Der Oberst hatte seinen Platz je nach Erfordernis auf dem rechten oder linken Flügel, drei Schritte vor dem Hauptmanne. An seiner Seite hielt mit gezogenem Degen der Oberstwachtmeister.
War das Bataillon abgetheilt, so wurden die Fahnen in feierlicher Weise abgeholt und dann das erste Gebet ge- schlagen, welches sowohl Officiers, als Gemeine mit Sinckung der Fahnen, abgezogenem Hut, knyend und das Gewöhr auf der Erd neben den Knyen aufwärts vor sich haltend, zu verrichten haben .
Die beiden Grenadier-Compagnien standen auf den Flügeln des Regimentes.
Exercitien. Mit dem Gewehre wurden folgende Handgriffe ausgeführt:
Handgriffe, j .^^^^^^ ^^^^^^ Schießeu, Aufpflanzen, Fällen und Lösen des
Digitized by
I«l
&
6
s
WS sl
U. M .S i
< 2
Ci
H J!
s
B •»
E
r
•f
«««
^•i-
• 41 •
£ iL
1^ I
3 B r
rll I
I I «
I f
I I
si ' r. i
2 _
I •
11
Digitized by
Colonne vor der Fronhvom rechnen Flügel. a
1.
Zut Jl*K X». 21. ai. 10. II. 11. 17. 16. 15. 1*. 15. It. 11- 10. 9. h. 7. 6. 8. A. ^.
Abmarsch mit Halb- Compa|nien aus derMiffe ( Cdonne mif Halb-Comp.)
t ^%. ' ir
ZUJ 24. %\. tZ. 21. 10. lt. 1». 17. IS. 9. %. 7. «. 5. 4.. jy^ j, 1.
/"l |
«^ |
/ t |
|
fcr:a.~-3r--v-v |
|
.V |
r.v/:-.v-:j frebrochenc Schwenkung nach rechts.
Formierung des Bataillons- Garres nach rückwärts.
ZU{ V^ Ä JtX. 21. 20. It. i\. M. 10. 8. t. T f. r t. i. !: 1.
Tffln — ^
T.-1t. / / 1-6.
-^
"mir
HL.
Timir^^^^
[jljnfjf; i » » 1
Uli
; : »-.-)
1«. IT 16. IS. IV 11.
• i
_ 1. t. a. 4s s. ».•■
g I <i \ 4., L,
nnniiri
1^ i ii ;
,..~..U
-♦-rrrm
-«-ttrrrs
Nach vorwärts anatof nur bilden der 13r18.Iu| die rückwärlife und der1.-8.luf die vorder« Fronf.
Digitized by
Einleitung.
25
Bajonnettes, Beim Fuß nehmen, Verkehrt schultern,*) Präsen- tieren, Verdeckt tragen. Verkehrt zur Begräbnis tragen^) und Schultern.^)
Jeder Handgriff war in drei Tempi eingetheilt und ^wann das letzte Commando-Wort völligausgesprochen, zehlet der Mann Eins und fanget zugleich an, den ersten Handgriff zu machen<. Die Gewehrgriffe waren sehr compliciert und deren Ausführung demnach zeitraubend ; erforderte doch der wichtigste Griff, das Laden und Schießen, noch 14 Commando mit 42 Tempi.
Unter Evolutionen verstand man das Dopplieren der Evolutionen. GHeder und Reihen, die Schwenkungen und die Formierung eines Kreises.
Wenn Dopplierungen ausgeführt werden sollten, so mussten früher die Abstände zwischen den Reihen, u. zw. von der Mitte aus gegen die Flügel vergrößert werden. Das Dopplieren der Glieder bestand darin, dass die Leute des dritten Gliedes in die Öffnungen des ersten und jene des vierten Gliedes in die Öffnungen des zweiten Gliedes traten. Beim Dopplieren der Reihen kamen die Leute eines Reihen- paares hintereinander zu stehen, so dass das Bataillon nun- mehr acht Glieder hatte.
Die Schwenkungen wurden mit Zügen, halben und ganzen Divisionen rechts und links vollführt.
Zur Formierung eines Kreises, welche Evolution zur Ausgabe der Parole oder Vorstellung eines Stabsofficiers ausgeführt wurde, schwenkten die beiden Flügel gegen- einander ein.
Chargiert wurde mit Zügen, halben und ganzen Di- visionen und — wiewohl selten — mit ganzen Bataillonen. Um das Benehmen der Leute besser überwachen zu können, traten die Ober- und Unterofficiere in die Glieder ein, u. zw. die Hauptleute in das erste, die Unterlieutenante in das vierte und die Unterofficiere in das zweite und dritte Glied. Die Distanzen zwischen den Gliedern wurden auf die Hälfte verringert. Das erste Glied pflanzte stets das Bajonnett. Jene
0 Das Gewehr wurde mit dem Kolben oben und mit der Mündung vor- und abwärts auf der linken Schulter getragen.
*) Der Mann trug das Gewehr unter dorn linken Arme, der Kolben war vorne, die Mündung rückwärts und gesenkt. Die rechte Hand hielt das Gewehr hinter dem Rücken umfasst.
*) Hieß im Gegensatze zum »Verkehrt schultern^ auch das »Scharff schultern = .
Charchie- Eungen.
Digitized by
26 Eiiileitim^.
Glieder, welche nicht chargierten, lagen auf den Knieen Sowie das Commando »Feuer« erschallte, standen sie rasch auf und warteten auf das fernere Commando. Gewölinlich begann das vierte Glied mit dem Feuer.
Stand das Bataillon in einer Schanze, so besetzte das erste Glied mit aufgepflanztem Bajonnette das ^ Parapet , die anderen Glieder bildeten die Reserve.
In einem Hohlwege wurde zugsweise gefeuert. Sobald ein Zug abgeschossen hatte, fiel er rechts und links ab oder marschierte zwischen den Reihen nach rückwärts und formierte sich hinter dem letzten Zuge. Die übrigen Züge rückten be- ständig vor und gaben ihr Feuer ab.
War eine Brücke angesichts des Feindes zu passieren, so rückte das Bataillon in »vöUiger Fronte« heran, dass die Fahnen gerade gegen die Brücke zu stehen kommen <. Die beiden Flügel eröffneten das Feuer, und unter dem Schutze desselben stürmte der rechts neben der Fahne stehende Zug über die Brücke und begann, jenseits angelangt, sofort zu feuern. Ihm folgten abwechselnd die anderen Züge nach. Den Schluss bildeten der Bataillons-Commandant und die Fahnen. Im Rückzuge giengen zuerst die Fahnen über die Brücke, dann die Züge staffelweise von den Flügeln gegen die Mitte.
Sollte über eine Hecke gefeuert werden, so traten in jedem Zuge von den beiden Flügeln gegen die Mitte successive je ein oder zwei Reihen an die Hecke heran, stellten sich hier staffeiförmig auf, schössen ihre Gewehre ab und kehrten dann wieder in ihre Eintheilung zurück. Ein an der Hecke postierter Unterofficier bezeichnete das zu beschießende Ziel, während die Officiere das Abrücken der Reihen überwachten (Heckenfeuer).
Formierung Uui das B a taillous-Carr 6 zu formieren, verkehrten
des Batauions- ^j^ ^^^^^^ ^^^ dritte Divisiou die Front und schwenkten derart
Carr^s.
ein, dass die eine Halb-Division die Flanke, die andere die rückwärtige Seite des Carr6s bildete. Die Fahnen kamen in die Mitte. Die vordere, rechte und linke Seite wurde von Hauptleuten, die rückwärtige von dem ältesten Unterlieutenant befehligt. Befanden sich die Divisionen hintereinander, so blieb während des Marsches die Tete-Division stehen, die zweite bildete durch Ausschwenken ihrer Halb-Divisionen nach rechts und links die Flanken, und die dritte schloss das Carre.
Digitized by
Digitized by
BEarschordnimg eines Begimentes zn Fuß.
iOrficiers- Rcit-und Hand- Pferde derer&tcn zwei Divisionen Caplan, Audifor, Re^imenU-Fetd scherer ^ Zimmorleute
[J i.ßrenadier-Gompagnie
t} Fouriere Feidscherer Fourierschül-zen
SHaui^boishen .(Musik) Oberst, Oberstwüchtmeister, Reiiments-Tambour
1. Bataillon
IS OfFicierspFerde der S.Division
tt OfFicicrs- Reif-und Handpferde der ersten zwei Divisionen
2. Bataillon
Ö OFficierspFerde der 3. Division
CS OfFiciers-Reif-und Handpferde der ersfen zwei Oivisonen
3. Bataillon
n 2. Grenadier- ßompa^nie
B Oberstlieu(enane
Ö ProFo^ mit Wache und Arrestanten
5 OfFicierspFerde der 3. Division
Trofd
I Ref
imenfs-Train
Digitized by
t g |
g*? |
||
Ol c 9» |
.2-5 |
c c AB 2 b |
fl |
C |
1* |
Ü |
$£ |
■> |
|||
tZ |
Mo |
M |
COM |
"o 2
E
4$)
ort
OD
£
o
CO
1 s
SS
Digitized by
Digitized by
Einleitung.
27
Im Felde marschierte ein Infanterie-Regiment in folgender Ordnung: die Reit- und Handpferde der Officiere der ersten zwei Divisionen des ersten Bataillones, der Kaplan, der Auditor und der Regiments -Feldscherer, alle drei zu Pferde. Nun folgten die Zimmerleute, in Reih und Glied von einem Corporalen geführt, die erste Grenadier -Compagnie, nach dieser die Fouriere, Feldscherer und Fourierschiitzen, eben- falls in Reih und Glied unter Führung eines Quartiermeisters, die Hautboisten (Musik), der Oberst, Oberstwachtmeister und der Regimentstambour, das erste Bataillon und die Officiers- Pferde der dritten Division und diesen die beiden anderen Bataillone in derselben Ordnung. Hinter der nun folgenden zweiten Grenadier-Compagnie ritt der Oberstlieutenant, dann kamen der Profoß mit seiner Wache und den Arrestanten und die Officiers- Pferde der dritten Division des dritten Bataillones. Den Schluss bildete der Tross, dem ein Weib mit einer Fahne vorangieng, dann der Train, geführt vom Regiments-Wagenmeister.
Die gewöhnliche Marschform war die durch Rechts- (Links-) Wenden der vier Glieder entstandene Reihen-Colonne, aber auch — wiewohl selten - die Zugs-, Halb-Divisions- und Divisions-Colonne. Sollte das Regiment mit »scharf ge- schultertem Gewehre« (also >Habt acht!«) marschieren, so wurden die Fahnen entrollt, der Oberst und Oberstlieutenant saßen ab und ergriffen ihre Partisanen; nur der Oberst- wachtmeister blieb zu Pferde und begab sich mit gezogenem Degen zu den Fahnen.
Marsch- ordnung. Skizze.
In welcher Weise Fußtruppen lagerten, zeigt neben- Lngerform.
stehende Skizze. Vor der Mitte des Bataillones stand die
Fahnen - Wache. Nach dem Abendgebete oder nach dem
Stuck-Schuss^< wurde eine Bereitschaft (Piquet) aufgestellt.
Vor wachen und Vorposten sicherten das Lager nach außen.
Die Organe des General-Kriegscommissariats-Amtes Avaren Musterung, instructionsgemäß verpflichtet, die Truppen zweimal jährlich, aber auch unvermuthet, einer Musterung zu unterziehen. War eine Musterung angesagt, so rückte das Regiment in voller Parade aus, jedoch ohne den Compagnie -Verband innerhalb der Bataillone zu lösen. Bei Annäherung des Musternden ließ der Oberstwachtmeister präsentieren, ritt demselben ent- gegen und geleitete ihn durch die Reihen. War die Bo-
Digitized by
28 Einleitung.
sichtigung beendet, so rückten die Compagnien einzeln vor den Mustertisch. Der Fourier verlas die Musterliste. Die Officiere giengen schweigend vorüber und begrüßten nur den Commissär; die Mannschaft aber trat einzeln an den Tisch, nahm das Gewehr bei Fuß, zog den Hut ab, schulterte wieder und begab sich zu ihrer Fahne. Gefreite und Gemeine be- antworteten den Aufruf mit: »Hier ist der Mann.^ Zum Schlüsse stellte sich der große und kleine Regimentsstab dem musternden Commissäre, jedoch nur mit dem Stocke vor.
Begräbnis- Bei Beerdigungen von Officieren hatte stets ein mit
ordnunir. ^j^^^^ Verstorbenen in der gleichen Charge stehender Officier das Commando zu führen. Den Conduct bildeten: bei einem Feldmarschalle 12 Bataillone und 12 Geschütze, bei einem Feldzeugmeister 8 Bataillone und 8 Geschütze, bei einem Feldmarschall-Lieutenant 4 Bataillone und 4 Geschütze, bei einem Oberst-Feldwachtmeister (General-Major) 3 Bataillone und 3 Geschütze, beim wirklichen Obersten das ganze Regi- ment, beim Oberst-Regiments-Commandanten 1 Grenadier- Compagnie und 1 Bataillon, beim Oberstlieutenant 1 Bataillon, beim Oberstwachtmeister 2 Hauptleute, 3 Unterlieutenante, 2 Fähnriche mit den Fahnen und 200 Mann, beim Haupt- manne 1 Unterlieutenant, 1 Fähnrich mit der Fahne und 100 Mann seiner Compagnie, endlich beim Unterlieutenant 1 Fähnrich und 50 Mann.
Beim Begräbnisse eines Generals oder eines wirklichen Obersten wurden die umflorten Fahnen verkehrt auf der Schulter getragen; ein geharnischter Reiter folgte hinter dem Sarge, ein Klagepferd schritt demselben voraus. Der Oberst- wachtmeister hielt beim Commandieren den umflorten Degen verkehrt, mit dem Gefäße aufwärts, in der Hand. War der Leichnam in das Grab gesenkt, so wurden drei Dechargen abgegeben, die Gewehre beim Fuß genommen und erst, nach- dem sich das Grab über dem Todten geschlossen, nach aber- maligem Präsentieren abmarschiert.
>>Alle Absterbende vom Hauptmann an, werden mit dem Flor von denen Officieren seiner Compagnie, oder Regiment so lange bedauert, bis die Charge wiederumb ersetzet ist.«
Ein nicht katholischer Officier wurde mit demselben Ceremoniell, jedoch in ungeweihter Erde begraben, »so zwar in der That einerley ist, dann die Erde, und
Digitized by
Einleitung.
29
alles, was darinnen ist, dem Herrn aller Herrn ge- höret. Über dem gilt es dem Todten gleich, und be- kümmert sich auch im Leben wenig darum, ob er hier, oder dorthin geleget werde. Der fürnehmste Trost ist, daß so viel wackere Soldaten, vom Obern bis auf dem geringsten, bloß auf der Wahlstatt begraben worden, oder gar unbegraben geblieben, da solche Erd von der geistlichen Kirchen, weder vorher, noch zu der Zeit der Begräbnus geweyhet worden, und dannoch denselben Weg gegangen seynd, den wir zu gewarten, wann wir und sie unsern Lebens-Lauf dar- nach angestellt haben; welches wohl eintzig und allein zur Seeligkeit hilfft.«
In jeder Garnison befanden sich eine Hauptwache und oamisons-
Dienst
andere, bestimmten Zwecken dienende Wachen. Vor den Wohnungen der Generale und Stabsofficiere standen Schild- wachen. Konnten dieselben der großen Entfernung wegen nicht von einer der schon bestehenden Wachen beigestellt werden, so errichtete man ein eigenes »ä parte Corps de Garde«.
Die Tag wache wurde geschlagen, >wann der Tag anbricht, und man füglich einen Brief lesen kann«.
Den Zapfenstreich schlugen sämmtliche Tamboure der Garnison und zwar »eine Stunde in der Nacht«.
Die Betstunde wurde dreimal täglich abgehalten. Der Streich die »Schaar-Wacht« ertönte um 12 Uhr nachts, damit »nicht allein die Wachten allert, sondern auch, was bey dem Regiment sich befindet, aufgemuntert werde, und daß man wisse, wann es Mitternacht sey. Einige wollten wissen, daß dieser Streich aufgekom- men, nachdeme einstmal eine Armee, die in Sicherheit gestanden, um selbe Zeit von dem Feind überfallen worden«.
Nach dem Zapfenstreiche gieng die »Hauptrunde<^ zur Visitierung der Posten aus und entsandten die Wachen alle Viertelstunden Patrouillen, um zu sehen, »ob keine Marque- tender schenken, oder Soldaten sich in Wirthshäu- sern befinden«.
Das Straf recht über Officiere und Mannschaft stand strafrecht. dem Obersten zu. Das Infanterie-Reglement vom Jahre 1737
Digitized by
30 Einleitung.
dehnte dessen Jurisdiction »auch über den kleinen Staab, die Marquetanten und was bey denen Compagnien befindlich; Insgleichen über ihre Weiber, Kinder, Knecht, und was für Bediente es sonsten wären«, aus. Im Lager erstreckte sich die Jurisdiction des Regimentes »bis zu denen ausgesteckten Straussen, oder so ge- nannten Regiments-Wisch'.
Vergehen oder Verbrechen, welclie eine Strafe von hundert Stockprügel oder Gassenlaufen verschuldeten, unter- lagen der kriegsrechtlichen Behandlung, »weillen darvon die Leuth öffters stropiret, oder gar den Tod zuge- zohen worden<^.
Zu den Disciplinarstrafen gehörten nebst Arrest und Stockprügel auch das Eselreiten und Gewehrtragen. Der Stock spielte im damaligen Strafrechte eine große Rolle; so standen alle Personen des kleinen Stabes unter dem Stocke (eigenhändige Abstrafung) des Regiments-Commandanten.
ErgäiiEung des Die Gcucrals- und Oberst-Stellen wurden im allgemeinen
offkjtrrriind ^'^"^ Kaiser auf Vorschlag des Hof-Kriegsrathes und der im ünterofficiere. Fcldc couimandierenden Generale verliehen. Der Adel und namentlich die Söhne fürstlicher Häuser wurden hiebei be- sonders berücksichtigt. Die Beförderung zu Officieren bis einschließlich des Oberstlieutenants erfolgte durch den Regi- ments-Inhaber. Der Abgang in der Oberoff iciers-Charge wurde durch die Beförderung verdienter Ünterofficiere, durch Vo- lontäre und durch die vom Inhaber zu Officieren ernannten Individuen gedeckt. Ünterofficiere wurden auf Vorschlag der Hauptleute vom Regiments-Commando ernannt.
Die mittels eines Hof-Kriegsraths- oder Regimentsbefehles erfolgte Beförderung, beziehungsweise Verleihung einer Charge erhielt erst durch die »Vorstellung?^ dienstliche Kraft. Zur Vorstellung eines Stabsofficiers rückte das Regiment mit flie- genden Fahnen aus und formierte einen Kreis. Ober- und Ünterofficiere wurden ihren Compagnien durch den Oberst- wachtmeister, beziehungsweise Hauptmann, vorgestellt. Mannachaft. j)iq Aufbringung der Mannschaft bei Neu -Aufstellung
und Ergänzung eines Regimentes geschah theils durch directe Werbung im Auftrage des Obersten, theils durch Zuweisung der von den Ständen (Comitaten) geworbenen Recruten.
Die Regiments-Werbiing erfolgte theils in den Erblän- dern und in den Ländern der ungarischen Krone, theils im
Digitized by
Einleitung. 31
Reiche, wobei als Norm galt, dass deutsche Regimenter nur in deutschen Gebieten, ungarische Regimenter nur in Ungarn sich ergänzen durften. Auf Grund des anfänglich vom Obersten, später vom Hof-Kriegsrathe ausgefertigten Werbe-Patentes entsandten die Regimenter Werbe-Commanden in die denselben zugewiesenen Räume.
Die Instruction für die Werbe-Officiere bestimmte: »Zu den Soldaten solle man junge, starke und beherzte Leute aussuchen, die Beschwerden wohl ausstehen mögen, denn wo Statur und Stärke mangeln, da sei weder Muth noch Herzhaftigkeit zu hoffen. Das Alter der Personen, die man zum Kriege aussuchen will, sei von jeher vom 18. bis zum 46. Jahre im Ge- brauche<.
Den Werbe-Officieren war es untersagt, jemanden gegen seinen Willen zu zwingen, noch »durch List persuadiren, oder auch durch Trunkenheit darzu bringen, dass er Dienst nehme; dann es ein grosser Betrug sei, und noch wohl mehreres, wann sie den reisenden Hand- werks-Pursch auf der Strassen auffangen und denen Herrschafften, so Recruten stellen, verkauffen, also rechte Menscher-Händler seynd*. Ansassen (Wirtschafts- besitzer) und die Söhne von Landwirten, wenn sie zu Be- wirtschaftung unbedingt nothwendig erschienen, waren von der Anwerbung befreit.
Das Werbegeld für einen Fußsoldaten betrug 25 bis 40, für einen Reiter 42 bis 60 Gulden. Von diesem Gelde waren die Montur, das Seitengewehr und das Handgeld des Recruten, dann die Reise vom Werbeplatze zum Regimente zu be- streiten.
Die Anwerbung geschah auf Lebensdauer.
Die Aufbringung des Pferdemateriales geschah theils pferde. durch die Regimenter im Handeinkaufe, theils durch die von der Hofkammer contractlich sichergestellten Lieferungen, theils durch Naturalleistungen der Länder, endlich im Kriege auch durch Beutepferde. Die assentierten Pferde sollten nicht jünger als 4 bis 6 und nicht älter als 7 — 8 Jahre sein und mussten bei den Kürassier-Regimentern 16, bei den Dragonern und gemeiniglich auch bei den Husaren 15 Faust hoch sein. Der Preis eines Kürassierpferdes betrug 80 — 90, eines Dragoner- pferdes 65 — 74, eines Husarenpferdes 40 — 50 und eines Zugpferdes 70—80 Gulden.
Digitized by
32 Einleitung.
versorgungs- Füi* die liivalide Mannschaft waren durch die Für-
wesen. gorgc des Kaiscrhauses und zahh'eicher Privaten seit dem Ende des 17. Jahrhundertes manche und recht bedeutende Stiftungen gemacht worden; zu einem eigentlichen InvaUden- hause war es aber nur in Pest gekommen, während in Wien 1730 als Nebengebäude des Groß- Armenhauses ein Invaliden- spital entstand. In das erstere wurden die aus den unga- rischen, italienischen und fremden Ländern stammenden Invaliden abgegeben; jene aus den deutsch-österreichischen Ländern fanden, soweit der Raum und die Mittel reichten, im Wiener Armenhause Aufnahme oder fielen ihren Heimat- ländern zur Last.
Über die Invalidität eines Officiers oder Mannes entschied nach Anhörung eines ärztlichen Gutachtens ein Beamter des Feld-Kriegscommissariates.
Die Mannschaft des Pester Invalidenhauses war in Com- pagnien eingetheilt.
Die Officiere, deren Aufnahme in das Invalidenhaus von der Invaliden-Hofcommission abhing, erhielten nebst Wohnung, Brot und Service nur noch einen bescheidenen Gehalt (der Hauptmann 200 fl., der Unterlieutenant 150 fl. und der Fähnrich 100 fl. jährlich), die Mannschaft Wohnung, Brot, Service, Montur und eine tägliche Löhnung je nach der Charge von 3 bis 9 Kreuzern.
Digitized by
Digitized by
1734
Officier Heiduck
Digitized by
Die Errichtung des Regimentes im Jahre 1734. 33
DIE ERKICHTUNG DES REGIMENTES im Jahre 1734.
Nach dem Frieden von Passarowitz (1718) war die An- zahl der kaiserlichen Regimenter aus Rücksicht für die un- günstige finanzielle Lage des Staates vermindert worden. Der Ausbruch des Krieges um die polnische Thronfolge und die Nothwendigkeit, für die hiedurch bedrohten Interessen der Monarchie auf mehreren Seiten gleichzeitig die Waffen ergreifen zu müssen, erforderten gebieterisch, den Stand der Armee zu erhöhen. Auf Antrag des Hof-Kriegsrathes verfügte denn auch Kaiser Carl VI. die Aufstellung der vierten Bataillone bei den im deutschen Reiche stehenden oder dahin bestimmten Infanterie - Regimentern und die Neu- errichtung von 8 Infanterie-, 2 Dragoner- und 6 Husaren- Regimentern.
Unter den 8 Infanterie-Regimentern befand sich auch das gegenwärtige Infanterie-Regiment Nr. 34. Die auf seine Errichtung bezügliche, mit dem Obersten Ladislaus Kökönyesdy de Vettes am 13. November 1733 abge- schlossene Capitulation hatte folgenden Wortlaut:
»Wir Carl VI., von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs u. s. w. Bekennen öffentlich, und thuen kundt jedermänniglich, waß gestalten Wir mit unserem Obristen, und lieben getreuen Ladislav Kökenyesdy de Vettes, wegen Aufrichtung eines hungarischen Infanterie Regiments, in zweytausendt dreihundert Mann bestehend, folgende Capitulation errichten lassen, als:
Primo. Erbiettet und verobligiret sich unser Obrister, zwölf Com- pagnien, incl. zweier Grenadier-Compagnien nach dem in den beeden nebenlaagen A et B enthaltenen Fuß, die Grenadier-Compagnie zu Ein- hundert und eine Ordinari zu Einhundertvierzig Köpf stark, mit der in der Beilaag C specificirten Leibs-Mundur, dan mit dem seithen- und Obergewöhr, und zwar dieses letztere nach dem neuen Caliber von IV4 Loth Wiener gewicht versehener, auf seine alleinigen Spesen bis Ende des künfftigen Monaths Februarii, oder längstens bis zu Ende Martii zu stellen und aufzubringen, auch für solche die gehörigen Fahnen, Zelter, Schweinzfedern und Balcken ebenfahls ex propriis zu verschaffen, darzu dan:
Secundo das kais. Aerarium die aufstellung deren fünf Com- pagnien dergestalten auf sich nihmet, daß obschon sonsten das stabilirte Werbgeld bei denen hungarischen Infanterie-Regimentern nur fünfund- zwanzig Gulden ausmachet, Ihme, unserem Obristen, doch aus der be-
3
Digitized by
34 Die Errichtung des Regimentes im Jahre 1734.
sonderen Consideration, daß Er zu Bezeigung seines Eyfers für Ihro kais. Majestät allerhöchsten Dienst ganze zehen ordinari- und zwei Grenadier - Compagnien mundirt-bewöhrter und mit aller sonstigen Zu- gehör auf seinen alleinigen entgelt zu stellen sich anheuschig mache, für jeden obligaten Kopf, und zwar gleichfahls mundirt- und bewöhrter acht- undzwanzig Gulden ohne anderweither Cönsequenz zugestanden werde, wie dan nicht minder gedachtem Aerario obliget, für diese fünf Com- pagnien die Fahnen, Zelter, Schweinzfedern und Balcken zu verschaffen, danebens aber:
Tertio Er Obrister sich verbindet, auch diese von dem Aerario bestreittende fünf Compagnien umb das empfangende Werbgeld, ohne einig weithers Verlangenden zutragen, in dem obbestimmten Termin bis Ende Martii längstens herzustellen.
Quarto zu dem Endeihme die beeden Städte Pest und Debreczin in Hungarn zu Werb-PIätzen bestimmet werden. Er aber anbey schuldig ist, die allda aufbringende Mannschaft sodann weithers in die Ihme nächstens benennende Vestungs-Plätz zu lifern, wogegen Ihme
Quinto zugestanden wird, die zu Kriegs- Diensten tauglichen Leut, so oft wenigstens 20 Köpfe vorgestellet werden, durch die in obigen beeden Orthen befindlichen Herrn Oberkriegs-Commissarius assentiren nicht weniger
Sexto die Verpflegung darauf a dato der Assentirung passiren zu lassen, und allenfahls:
Septimo Herrndienst erforderen möchte, dises neuerrichtende Regiment über lang- oder kurz ins Feld zu ziehen, so wird alsdan das kaiserliche Aerarium dasselbe mit denen nöthigen Proviant auch Zelter- Wägen und Balcken-Karn völlig zu versehen haben, nicht minder
Octavo zugestanden wird, daß Er, unser Obrister sowohl die Staabs- als andern Officiers vom ganzen Regimente nach seinem freien Willen bestellen möge und solle, auch
Nono die Verpflegung für Ihn als künftigen würkhlichen Obristen, und für die samentliche Officiers a primo Januarii 1734 soferne, und welche da- mahls, mit nahmen werden angezeigt werden, ihren Anfang nehmen, dagegen
Decimo ausdrücklich stipuliret wird, daß unter der sowohl aus dessen aigenen mittin, als vor das empfangene Werb-Geld aufbringenden Mannschaft, keine anderen Leuth, als welche von gutter Tauglichkeit, Größe und Stärke, folgbar das Obergewehr zu tragen, und zu gebrauchen vollkommen düchtig, weder zu jung noch zu alt, von hungarischer oder kroatischer Nation (die Zigeuner hingegen ausgenommen), und auch sonsten ohne allen Mangel seyen, anzuwerben, allermassen was nicht also beschaffen und mit den geringsten Defect behafftet bey der Assentierung nicht werde angenohmen werden. Übrigens aber und
Un decimo wird dieses Regiment denen andern in kaiserlichen Diensten, jemahls und annoch stehenden hungarischen Infanterie Regi- mentern in der Bezahlung und Prärogativen allerdings gleichgehalten werden, und selbiges auch schuldig seyn, wie andere kays. Regimenter in allen Occasionen sich willig und gehorsam gebrauchen zu lassen, und obschon
Duo decimo gemäß dieser hegenden Zuversicht die Intention nicht ist, dasselbe sobald wieder zu reduziren, so wird, Ihme unserem Obristen
Digitized by
Die Erriölilung des Regimentes im Jahre 17134.
35
doch die Versicherung gegeben, daß zuin Fahl, die sich äußernden Umb- stände den Anlaß darzu doch geben möchten, tali casu die Staabsofficiers die ganze, und die übrigen Oberoff iciers bis Fähndrich inclusive die halbe Gage als aggregirt bis zu ihrer anderweithen würklicher Accomodation, umb welche man auch bestens besorgt sein wehrde, zu genüssen haben sollen.
Alles getreulich und oiine Gefärde gegeben in unserer kaiserlichen Residenzstatt Wienn, dreyzehenden Monathstag Novembris, im sibenzehen- hundert drey und dreysigsten Jahre, unserer Reiche, des Römischen, im zwey und zwanzigsten, der hispanischen im dreysigsten, der hungarisch- und böheimbischen aber im dreyundzwanzigsten Jahr.« Carl m. p,
Eugenio von Savoy w«. ja? »Daß ich endesunterschriebener abstehenden Gapitulations-Punkten in allem ein volkhombenes Vergnügen leisten wolle, verspreche ich hiemit bey meinem wahren Treu und glauben.
ürkundt dessen meine Fertigung. Wienn den 24. 9^- 1733.
L. K. de Vettes Obrister.«
Beilage |
A. |
Beilage B. |
|
Eine complete Ordinari |
- Hay- |
Eine complete Grenadier-Gom |
|
duckhen-Compagnie |
pagnie von Hayduckhen ; |
||
. 1 Haubtmann |
1 Haubtmann |
||
1 Lieuthenant |
1 Oberlieuthenant |
||
1 Fähnrich |
1 Unterlieuthenant |
||
1 Feldwaibl |
1 Feldwaibl |
||
1 Führer |
1 Fourier |
||
1 Fourier |
4 Corporalen |
||
6 "Corporalen |
2 Fourierschützen |
||
2 Fourierschützen |
■ 2 Splelleiith |
||
4 SpielleutU 12 Gefreythe |
87 Grenadiers |
||
110 Gemeine |
100 Köpf L. K. de Vettes |
||
140 Köpf |
Obrister |
||
L. K. Vettes |
|||
Obrister |
Beilage C. Monturs-Specification- für einen Hayduggen. Ein hungarisches Röckhel von gutem Boldauer Tuch, mit Leinwand gefüttert, sambt zu- gehörigen Schnüren, Haffteln und Knöpfen.
Ein Paar hungarische Hosen von obgedachtem gleichen guten Boldauer Tuch mit Leinwand gefüttert.
Ein Ober- und Regenrock von Tuch obiger Güte, wenigstens zur Hälfte mit gutem .Boy gefüttert. 1 Paar Zißnia
1 Scherppen
2 Hals-Tücher
1 Huth
2 Hemcder
3*
Digitized by
Ii6 Die Errichtung des Regimentes im Jahre 1734.
2 Paar hungarisclie Schlaffhosen oder Gatya 1 Sabbel mit seinen Riemen oder Hüfftenriemen 1 hungarische Patrontasche 1 Rantzen Das erforderliche gute Ober-Gewclir nach den dermalil statuirten Caliber von iVo Loth Wiener Gewicht.
L. K. de Vettes Obrister.
Zum O b e r s t - 1 n h a b e r des Regimentes wurde sein Schöpfer Oberst de Vettes ernannt. Das bezügliche Aller- höchste Patent vom 14. November 1733 lautete:
»Wir Carl VI. u. s. w.«
»daß Wir Unserem lieben und gelreuen Obristen Ladislaum Kokenyesdi de Vettes in mildester Ansehung seiner Uns und Unserem durchlauchtigsten Erzhans von langwihrigen Jahren her mit pflichtmäßiger Devotion geleisten trey, eifrig, und ersprießlichen Diensten in der Zeit bezeigten vernünftigen aufführung rühmblichen Conduite und geschick- lichkeit, dann der durch seine (hiebevor) bey anderwärtigen Mächten geleisteten Kriegs-Dienste in militeribus erworbenen guten Erfahrnng, auch anderer ihm bey wohnenden lobwürdigen aigenschafften, vorderst aber seines zu Unserem Dienst bezeigenden besonderen eifers, aus welchem derselbe ein aigenes Hungarisches Infanterie-Regiment ex propriis neu aufzurichten über sich genohmben, und daherr aus dem in seine Person setzenden gnädigsten Vertrauen zu Unserem würkhlichen Obristen über erstgedachtes liungarisches Infanterie-Regiment bestellt haben. Wien, den 14. November 1733 .
Carl m. p.
Biographie. Ladislaus Kök4fliy«t<ly de Vettes entstammte dem alten, seit 1863
im Mannesstamme ausgestorbenen Geschlechto derer von Vettes (auch Vetes oder Vetessy) und wurde im Jahre 1685 als Sohn des Vicegespanes Franz Kokßnyesdy de Vettes zu Vetes im Szatmärer Comitate geboren. Als Franz Räköczy II. 1703 die Völker Ungarns zum Freiheitskampfe aufrief, trat auch Vettes als Officier in die Reihen der Insurgenten. Nach dem Erlöschen des Aufstandes begab sich Vettes in das Ausland und nahm bei fremden Mächten Kriegsdienste. Als der Krieg um die polnische Thronfolge 1733 ausbrach, erbot sich Vettes, welcher in der Zwischenzeit in das kaiserliche Heer eingetreten und zum Obersten vor- gerückt war, zur Aufstellung eines ungarischen Heiducken- und eines Husaren- Regimentes auf seine Kosten. Kaiser Carl VI. nahm den Antrag an, ernannte ihn in Würdigung seiner bisher geleisteten treuen Dienste mit Patent vom 14. November 1733 zum Oberst-Inhal)er des neu zu er- richtenden Infantetie-Regimentes und am 4. Februar 1734 zum General- Feldwachtmeister mit dem Range vom 5. November 1733. Ein Jahr später erhob ihn der Kaiser in den ungarischen Freiherrnstand mit ver- mehrtem Wappen und dem Prädicate Wohlgcboren.
Freiherr v. Vettes erhielt seine Eintheilung bei der Armee in Italien und stand 1734 bis 1736 in Mantua und Ala, 1736 in Mailand und 1738 in Lodi in Verwendung.
Digitized by
Die Errichtung des Regimentes im Jahre 1734. 87
Auf seine wiederholten Bitten hin wurde er mit Patent vom 2. April 1742 zum Feldmarschall- Lieutenant ernannt. Im folgenden Jahre erhielt Freiherr v. Vettes das Commando in Piacenza und 1747 jenes in Parma.
Am 22. November 1748 wurde er Feldzeugmeister und starb am 22. Juni 1756 in Cremona, wo er auch begraben liegt. Seine beiden Söhne Franz und Joseph dienten als Officiere im Regimen te.
LISTE
der bei der Errichtung des Regimentes (1. Jänner 1734) ernannten Officiere. stand de»
Oberst-Inhaber. Regimentes.
Wirklicher Oberst Ladislaus Kökönyesdy de Vettes.
Regimentsstab. Oberst- und Regiraents-Commandant : der Inhaber. Oberstlieutenant: Baron Anton Beneda. Oberstwachtmeister: Johann v. Teutleben.
Kleiner Stab. Regiments-Kaplan: Stefan Dzlak. Wachtmeister-Lieutenant: Nikolaus Bock« Auditor-Secretarius : Carl Györgl. Regiments-Quartiermeister : Johann Rheinfelden. Regiments-Proviantmeister : Johann Buchberger. Regiments-Wagenmeister : Anton Almazzer. Regiments-Feld scherer : Carl Thoman. Regiments-Profoß : Johann Ctrl. Kriegsagent*) des Regimentes war ein gewisser Isenflamm.
Hauptleute. Baron Nikolaus Mednylknskl. Georg Helienbach.
Graf Wolfgang Bethlen. Friedrich de Harteneck.
Johann Friedrich v. Altkirchen. Joseph Mitterstiller.
Baron Josef Wesselönyl. Joseph Moosburg.
Johann von Zinser (Commandant Franz Schlmoda v. WeiBenburg.
einer Grenadier-Compagnie). Franz v. Oswald.
Graf Thomas KIklnoky (Commandant Perkten.
einer Grenadier-Compagnie). Gundel.
Baron Ladislaus Kemönyi. Baron Paul Wilson.
Oberlieutenante. Joseph Plllmayer. Joseph Buchhelm.
ünterlieutenante. Franz Karas de Romstein. Schwarzenhoffer.
Christian Donegg. Stephan Radlkk.
Franz Matzko. Petrikovicz.
Johann von Kiss. Bresencour.
Ignaz von Radovich. Alexius v. Daniel.
Joseph Hammer. Stefan Seiz.
Plohlmayer. Johann Fournier.
Jacob de Dillen. Franz Szökely.
Tender. Gottfried Pausner.
Franz Johann Schängel. Franz de Eppelle.
») Zur Besorgung aller Angelegenheiten privater wie dienstlicher Natur besaßen die meisten Regimenter einen in Wien wohnenden Agenten.
Digitized by
38
Die Errichtung des Regimentes im Jahre 1734.
Werbung.
Bestimmung
des Regimentes.
Als Werbeplätze wurden dem Regimente außer den in der Capitulation genannten Städten Pest und Debreczin noch Kaschau, Groß wardein und Arad zugewiesen; es durften jedoch nur Ungarn und Kroaten angeworben werden, Zigeuner waren ausgeschlossen.
Obgleich sich zehn Officiere^) auf Werbung befanden, nahm dieselbe doch nicht den gewünschten Fortgang, und so wurde das Anerbieten des Hauptmannes Grafen Wolf- gang Bethlen, 500 Mann in Siebenbürgen anwerben zu wollen, gerne angenommen, jedoch mit der von der sieben- bürgischen Hofkanzlei geforderten Beschränkung, dass in den Bergstädten Bergleute nicht angeworben werden dürfen. Auch scheint dem Regimente später Slavonien für die Wer- bungen freigegeben worden zu sein, denn der gräfliche Patro- nats-Verwalter in Slavonien meldete im März 1734 dem Hof- Kriegsrathe, dass er bereits 95 Recruten des Regimentes nach Pest abgeschickt habe und nicht ermangeln werde, die weiters eintreffenden Recruten von Zeit zu Zeit dorthin abzusenden. In Peterwardein und Futak warben ebenfalls Officiere des Regimentes.
Die assentierten Recruten wurden in den künftigen Garnisonsorten Kaschau, Großwardein und Arad gesammelt^ ausgerüstet und einexerciert. Die Monturssorten bezog das Regiment von dem Lieferanten Heymerle in Pest, welcher sich jedoch mit deren Ablieferung durchaus nicht beeilte. Die Ge- wehre wurden von der Gewerkschaft zu Suhl in Sachsen zum Preise von 3 fl. 45 kr. per Stück geliefert; ein vom Obersten de Vettes eingereichtes Gesuch um unentgeltliche Überlassung von 2.351 Flinten aus dem kaiserlichen Zeug- hause in Wien war vom Hof-Kriegsrathe abschlägig beschie- den worden.
Am 16. Mai 1734 war das unter dem Commando des Oberstlieutenants Baron Anton Beneda stehende Regiment endlich beisammen und passierte Ende des Monates seine erste Musterung, u. zw. mit dem Regimentsstabe, den beiden Grenadier-Compagnien und dem ersten Bataillone in Kaschau, mit dem zweiten Bataillone in Großwardein und mit dem dritten in Arad.
') Am 3. Februar hatte der Oberst^Inhaber mit nachbenannten Officieren des Regi- mentes Contracte zur Stellung von Mannschaften abgeschlossen : mit Hauptmann Hellenbach auf 300 Mann, mit Hauptmann von Zinser und Unterlieutenant Done^rg auf je 100 Mann, mit Oberlieutenant Bncbheim auf 75, mit dem Unterlieutenant Matzlco, den FShnrichen Pitz- karek, Sz6kelyi und Markovics auf je 50 Mann.
Digitized by
Die Errichtung des Regimentes im Jahre 1734. 39
Über die Bestimmung des Regimentes ergiengen die widersprechendsten Befehle. Einen vom Oberst-Inhaber Ende December 1733 gestellten Antrag, für das Regiment Temesvär und Belgrad als Garnisonsorte zu bestimmen, lehnte der Hof-Kriegsrath mit dem Bemerken ab, dass das Regiment nach Italien bestimmt sei und daher in näher gelegene Orte verlegt werden müsse. Anderseits wieder berichtete das Feld-Kriegscommissariat an den Hof-Kriegsrath, welche Geld- mittel erforderlich seien, um bei den nach Deutschland be- stimmten 15 Regimentern zu Fuß — darunter auch das Re- giment Vettes - - die vierten Bataillone aufzustellen.
Mitte April 1734 erhielt General Vettes den Befehl, die Aufstellung des Regimentes zu beschleunigen, die eintreffen- den Recruten sofort einexercieren zu lassen und sowie ein Bataillon formiert sei, dasselbe unverweilt nach Italien in Marsch zu setzen. Anfangs Juni dagegen wurde das Regiment verständigt, dass es nicht nach Italien, sondern in das Lager zwischen Budweis und Freistadt abmarschieren werde. Aber auch dieser Befehl wurde wieder umgestoßen und das Regi- ment Ende Juni angewiesen, im Vereine mit dem Regimente Leopold Pälffy (19) über Fiume nach Sicilien abzugehen. Die dringenden Vorstellungen des kaiserlichen Ober-(;ommandos in Italien, die beiden neuformierten und noch wenig discipli- nierten Regimenter nicht so weit außer Landes, sondern lieber zur Armee nach Italien zu senden, bewogen den Hof-Kriegs- rath, den Marschbefehl neuerdings zu ändern und die bereits seit Ende Juli auf dem Marsche nach Fiume befindlichen Regimenter nunmehr endgiltig durch Innerösterreich und Tirol nach Mantua zu instradieren.
Groß waren die Schwierigkeiten, mit denen Vettes bei der Errichtung des Regimentes und auch späterhin zu kämpfen hatte. Die größte Schwierigkeit lag aber darin, dass die Werbegelder und Gebüren nicht nur unregelmäßig, sondern auch in ungenügendem Maße einliefen. Wochenlang blieb der Sold aus, und das Regiment musste wiederholt Geld auf- nehmen, um den Mann kleiden, nähren und bezahlen zu können. Kein Wunder, wenn Krankheiten und Desertionen einrissen und die Bataillone in stark reduciertem Zustande in Mantua ankamen. Das zweite Bataillon allein hatte 260 Kranke; 80 Mann marschierten barfuß, und viele Leute be- saßen nicht einmal ein Hemd. Der Feld-Kriegscomjnissär in Klagenfurt berichtete, dass >während dem Marsche dem
Digitized by
40
Der Krieg um die polnische Thronfolge 1733 bis 1736.
gemeinen Manne nur sechs Kreuzer gegeben worden waren, folgsamb die Mannschaft allenthalben zu Grund gehen muss, ehe und bevor solche zur Armee gelanget^.
DER KRIEG UM DIE POLNISCHE THRONFOLGE 1733 BIS 1736.
Ursache. König August der II. von Polen war am 1. Februar 1733 gestorben.
Um den erledigten Thron bewarben sich Kurfürst August von Sachsen und Stanislaus Leszczynski, der Schwiegervater König Ludwigs XV. von Frankreich. Ersterer wurde von Österreich und Russland begünstigt^ während Frankreich alles aufbot, damit sein Candidat auf den Thron gelange. Thatsächlich wurde auch Stanislaus Leszczynski am 12. September 1734 fast einstimmig zum Könige gewählt, allein schon am 5. October rief eine unter dem Einflüsse Russlands stehende Partei den Kurfürsten von Sachsen als August III. zum Könige aus. Der Krieg war damit un- vermeidlich geworden. Nicht nur Frankreich erklärte dem Kaiser Carl VI. den Krieg, sondern auch Spanien und Sardinien, beide, um ihre Ver- größerungspläne in Italien durchzusetzen, und so brach der Kampf gleich- zeitig in Polen, am Rheine und in Italien aus.
DER KRIEG IN ITALIEN 1783 und 1734.
Streitkräfte. Die französische Armee unter dem Marschälle Villars war
38.000 Mann, das sardinische Hilfscorps 12.000 Mann und das spanische Corps unter dem General-Capitaine Grafen Montemar gegen 30.000 Mann stark. Die Gesammtstärke der unter dem Ober-Commando des Königs Carl Emanuel III. von Sardinien stehenden alliierten Armee betrug somit 80.000 Mann.
Die kaiserliche Armee, befehligt v(m dem Feldmarsclialle Grafen Wii'ich Dann, bestand zu Beginn des Krieges nur aus 15.849 Mann Streitbaren, welche überdies fast ganz in den zahlreichen festen Plätzen vertheilt waren.
Der Verlauf der Feldziige 1733 und 1734 war — wie bei der ungeheueren Übermacht des Gegners nicht anders zu erwarten — für die kaiserliche Armee nicht günstig. Die Lombardie bis zum Oglio, die Länder südlich des Po und alle festen Tlätze fielen in die Hände der Alliierten. Die
Digitized by
Der Krieg in Italien 1733 und 1734.
41
kaiserliche Armee blieb auf die Gebiete von Mantua und Mirandola beschränkt.
Ende Juli 1734 hatte das Regiment unter dem Com- mando des Oberstlieutenants Baron Anton Beneda in drei Staffeln den Marsch nach Italien durch Steiermark, Kärnten und Tirol angetreten. Der erste Staffel — Regimensstab, die beiden Grenadier-Compagnien und das erste Bataillon aus Kaschau — traf am 22. September, der zweite Staffel — das zweite Bataillon aus Großwardein — am 22. October und der dritte Staffel — das dritte Bataillon aus Arad — am 30. October in Mantua, dem neuen Garnisonsorte, ein.
Der Marsch des Regimentes nach Italien scheint ein wahrer Leidensweg gewesen zu sein. Ein großer Theil der Mannschaft — darunter vom zweiten Bataillone allein 260 Mann — wurde in die Spitäler zu Klagenfurt und Villach abge- geben, viele Leute marschierten barfuß oder besaßen kein Hemd auf dem Leibe. Die Mühseligkeiten des Marsches und Entbehrungen aller Art verursachten nicht nur Krankheiten, sondern auch zahlreiche Desertionen. In Mantua eingetroffen, konnte das Regiment dem Dienste nicht beigezogen werden, weil sehr vielen Leuten — die Hosen fehlten. General Vettes beziffert den durch Krankheiten, Todesfälle und Desertionen erlittenen Abgang auf circa 1.000 Mann. Ende des Jahres war die Standesziffer schon so herabgegangen, dass das Regiment nur mehr ein Bataillon formieren konnte.
Zur theilweisen Deckung des Abganges wurde die An- werbung von 500 Mann in Siebenbürgen bewilligt und hiefür
Marscii des
Regimentes
nach Ualien.
Digitized by
42
Der Krieg in Italien 1733 und 1734.
der Betrag von 28.138 fl. angewiesen. Als Werbeoff iciere entsandte das Regiment die Hanptlente Graf Bethlen nach Klausenbnrg und Perkten nach Kronstadt.
Veranderun- September. Hauptmann Gundel aus seiner Charge entlassen. -
>ren im offi- October. Unterlieutenant Franz Karas de Romstein verkaufte seine cierßcorps des Charge, ünterlieutenant Franz Schängel entlassen. — December. Unter- lieutenant Bresencour resignierte auf seine Charge gegen Abfertigung von 400 Gulden. Der ungarische Edelmann Franz de Eppelle zum Unter- lieutenant ernannt. Heerwesen. Errichtung der Husaren-Regimenter Kärolyi (6) und Ha vor (4).
1735.
Stärke und Stellung der beiderseitigen Streitkräfte.
Verlauf des FeldzugeB.
Das Gros der Alliierten unter Commando des Königs Carl Enianuel III. - - 65.000 Mann — stand in einem La^er bei Guastala, 14.000 Mann lagerten hinter dem Oglio bei Commessaggio, und 15.000 Spanier unter Montemar waren an der Secchia eingetroffen. Gesammtstärke: 94.000 Mann.
Die kaiserliche Armee ^) unter dem P^'eldmarschalle Grafen Königsegg-Rothenfels hatte Ende Mai einen streitbaren Stand von 28.000 Mann und war wie folgt dislociert: 18.000 Mann in dem befestigten Lager von S. Benedetto am Po, 5.000 Mann bei Campitello am Oglio und 5.000 Mann bei Borgoforte. Zur Verstärkung der Operations -Armee hatte Königsegg vier Bataillone der Besatzung von Mantua an sich gezogen, u. zw. am 23. Mai 2 Bataillone Deutschmeister (4) und am 24. Mai ein Bataillon Thüngen (57) und das nur aus einem Bataillone und 2 Grenadier-Comi)agnien bestehende Regiment Vettes-).
Die Alliierten eröffneten den Feldzug auf dem rechten Po-Ufer, um die Kaiserlichen vorerst von hier zu verdrängen.
Der Übermacht weichend und um einer drohenden Umklammerung durch die am OgUo stehenden Streitkräfte zu entgehen, beschloss Königsegg, den Po aufzugeben und die Armee nach Tirol zu führen. Am 1. Juni brach dieselbe aus ihrem Lager bei Ostiglia auf und marschierte über Mantua, dessen Besatzung auf 5.000 Mann verstärkt wurde, nach Marmirolo, vereinigte sich hier mit Neipperg und setzte
■) Der Zustand der Armee war ein beklagenswerter, da die Leute den ganzen Winter ohne Stroh und Decken auf bloßem Boden zugebracht, kein Geld und zeitweise selbst kein Rrot erhalten hatten. Ein großer Theil der Mannschaft lag infolgedessen krank in den Spitfilern. Die Officiere waren nicht besser daran.
-) streitbarer Stand desselben: 1 Oberstlieutenant (Beneda), 1 Oberstwachtmeister (Teutleben), 9 Hauptleute, 6 Unterlieutenante, 7 Fähnriche, 70 ünterofficiere, 70 Gefreite, 24 Tamboure und 442 Gemeine. Die beiden Grenadier-Compagnien zählten an Streitbaren : 1 Hauptmann, 2 Unterlieutenante, 8 Ünterofficiere, 4 Tamboure und 71 Grenadiere, zu- sammen 86 Mann. Der effective Stand des Regimentes betrug 869 Mann, somit fehlten auf den completen Stand 1.231 Mann.
Digitized by
Der Krieg in Italien 1733 und 1734.
43
dann ihren Marsch über Roverbella, Villafranca, Bussolengo, Campara und Rivoli an die Etsch fort, überschritt dieselbe
am 24. Juni bei Dolce und schlug zwischen Peri und Borghetto ihr Lager auf. Feldmarschall Königsegg besetzte den Monte Baldo mit 9 Bataillonen unter FML. Suckow und verlegte die Armee nach Borghetto, Ala, Rovereto, Trient, Riva und Torbole in Cantonnements. Das Hauptquartier kam nach Rovereto.
Das Regiment bezog mit noch vier Bataillonen die Regiment m Quartiere in Borghetto und trat unter das Commando des cantonierung. FML. Botta.
Die Alliierten, welche bisher der Armee in einer Ent- fernung von zwei bis drei Märschen gefolgt waren, stets be- müht, ihr den Rückzug nach Tirol abzuschneiden, blieben infolge von Zwistigkeiten längere Zeit unthätig und nahmen erst anfangs September wieder ihren Vormarsch auf, u. zw.
Digitized by
44
Der Krieg in Italien 1733 und 1734.
Der Überfall bei tu MtelMll
am 2. October.
die Franzosen auf Villafranca und Zevio, die Spanier auf Legnago und die Sardinier auf Salö am Garda-See. Über die Etsch wurden mehrere Brücken geschlagen.
General der Cavallerie Graf Khevenhüller-Metsch, welcher an Stelle des nach Wien abgereisten Feldmarschalls Königsegg das Commando übernommen hatte, ließ auf die Nachricht von dem Vorrücken der Alliierten die Armee, welche in- zwischen auf 29.400 Mann vermehrt worden war, sofort die ihr schon vorher angewiesenen Lager und befestigten Posten vom Garda-See bis zur Brenta beziehen. Das Hauptquartier wurde nach Ala verlegt. Das Regiment bezog den Posten bei Vö am Eingange in die Val fredda.
Die von den Alliierten über die Etsch erbauten Brücken waren zumeist von Pikets bewacht, nur die beiden von den Franzosen unterhalb Verona bei San Michele und Sta. Maria gebauten Brücken waren mit je einer Compagnie besetzt. Am
SKIZZE zum Überfall
boi
San Michele
an 2./I0. 1735.
1. October versuclite GFWM. Graf Browne mit 60 Grena- dieren des Regimentes und 200 Hävor - Husaren eine Unternehmung gegen dieselben. Er brach von Vö südwest- lich Ala auf und erreichte am 2. October vor Tagesan- bruch San Michele, wobei die Grenadiere von den Husaren hinter sich auf die Pferde genommen wurden. 8 Husaren und 16 Grenadiere setzten auf der fliegenden Brücke von S. Pankrazio auf das rechte Ufer über und stürzten sich auf den beim Lazareth aufgestellten französischen Posten, während Browne zu gleicher Zeit die auf dem linken Ufer vor San Michele stehenden französischen Vedetten über den Haufen
Digitized by
Der Krieg in Italien 1733 und 1734. 45
warf und mit den Fliehenden zuj^leich auf die Brücke ge- langte, wo einige Leute des Postens niedergemacht, ein französischer Proviant- Commissär und 7 Mann gefangen- genommen wurden. Die Brücke wurde in Brand gesteckt, und ihre von dem Flusse abwärts geführten Trümmer zer- störten auch die bei Sta. Maria geschlagene Brücke.
Marschall Noailles ließ, als der durch diese kühne That verursachte Alarm sich bis in sein Hauptquartier verbreitet hatte, das ganze Heer unter die Waffen treten und eilte selbst mit den nächsten Truppen jenen Brücken zu, weil er eine allgemeine Vorrückung der kaiserlichen Armee besorgte. Er fand aber die Brücken bereits zerstört, und von den An- greifern, die nur einen Grenadier und einen Husar verloren hatten, war nichts mehr zu sehen und zu hören.
In der Relation des GdC. Grafen Khevenhüller, Ala, 6. October, heißt es: »Bei dieser Occasion kann nicht umbhin seyn, mit Stillschweig zu übergehen, wie sich nit nur die vom Vettes'schen Regimente hiebey gewesene Grenadiers, sondern auch Huszaren, ob sie schon von neuen, und noch in keiner Action gewesenen Regimentern, dannoch sehr wohl ge- halten.«
Durch die Unternehmung auf San Michele, sowie durch den Wunsch bewogen, der kaiserlichen Armee alle Zufuhr aus dem Venetianischen abzuschneiden, überschritt Marschall Noailles am 3. October die Etsch bei Zevio und bezog ein Lager zwischen S. Bonifacio und Monteforte. Auch die Spanier passierten diesen Fluss bei Roverchiara und rückten nach Cologna Veneta. Khevenhüller concentrierte jetzt den größten Theil seiner Armee und marschierte durch die Val Sugana über Bassano, Padua und Este nach Mantua, wo er am 23. November eintraf und die Spanier zur Aufhebung der Blockade zwang. Durch diesen Flankenmarsch wurden die Alliierten gezwungen, die Etsch und den Mincio aufzu- geben und auf das rechte Po -Ufer zurückzugehen, wohin ihnen die Kaiserlichen alsbald folgten.
Der am 16. November abgeschlossene Waffenstillstand machte den Feindseligkeiten ein Ende. Die kaiserliche Armee bezog ihre Winterquartiere in Süd-Tirol, im Herzogthume Mantua, im Venetianischen und mit dem Gros in der Provinz Ferrara. Die Alliierten überwinterten in der Lombardie, in Piemont, Modena und Toscana.
Digitized by
46
Die Friedensjahre 1786 bis 1740.
Winterquar- tiere des Regimentes.
Das Regiment, welches bisher in der Val Policella stationiert war, wnrde in das Gebiet von Ferrara nach Filo, Longastrino, Alfonsine, S. Alberto nnd Fusignano verlegt.
So endete der nicht glückiicli begonnene Feldzng — trotz der feindHchen Überlegenheit - mit einem vollen Erfolge für die kaiserlichen Waffen.
Verände-
Jänner. Oberst-Inhaber, General-FeUiwachtmeister Vettes in den *'""^®"'"'^"'* Freiherrnstand mit vermehrtem Wappen und dem Prädicate Wohl- *^ Regimentes ^^ geboren erhoben. — Unterlieutenant Johann Fournler resignierte auf seine Charge gegen 600 fl. Abfertigung. Unterlieutenant Petrikovicz ent- lassen. — Februar. Grenadier-Oberlieutenant Joseph Piilmayer resignierte auf seine Charge. - März. Proviantmeister Johann Buchberger und Quartiernieister Rheinfelden resignierten auf ihre Charge. — August. Grenadier-Oberlieutenant Joseph Buchhelm und Unterlieutenant Joseph Hammer als invalid verabschiedet. Baron Joseph Kökönyesdy de Vettes, ein Sohn dos Inhabers, zum ünterlieutenant ernannt. Hauptmann Johann Mitterstiller entlassen, dessen Compagnie dem Unterlieutenant Stephan Radök verliehen. Unterlieutenant Plchlmayr resignierte auf seine Charge. Auflösung des Infanterie-Regimentes Mercy und des Kürassier-
Heerwesen.
Regimentes Kokorz owa.
DIE FRIEDENSJAHRE 1786 bis 1740.
1786, Das Regiment, welches bisher von dem Oberstlieutenant
Wechsel im ßaron Beneda provisorisch befehligt worden war, erhielt commando. mit kaiscrlicher Entschließung vom 9. Mai in der Person des Obersten Baron Johann Leopold Bärnklau des Regimentes Wallis (59) einen neuen Commandanten. Ergänzung des Nach der Standes- und Diensttabelle vom 31. Mai 1736
Regimentes, formierte das Regiment zwei Bataillone und zwei Grenadier- Compagnien. Der effective Stand desselben betrug 871, der dienstbare dagegen nur 683 Mann, u. zw. 1 Oberst (Bärn- klau), 1 Oberstlieutenant (Beneda), 1 Oberst Wachtmeister (Teutleben), lOHauptleute, 12 Unterlieutenante, lOFähnriche, 98 Unterofficiere, 134 Gefreite, 23 Tamboure und 393 Gemeine. Der Abgang vom completen Stande (2.100 Mann) betrug 1.229 Mann. Die beiden Grenadier-Compagnien hatten einen dienstbaren Stand von 2 Hauptleuten, 4 Unterlieutenanten, 5 Unterofficieren, 4 Tambouren und 132 Grenadieren, zu- sammen 147 Mann.
Wie im Vorjahre wurden auch diesmal wieder die Hauptloute Graf Bethlen und Perkten auf Werbung nach
Digitized by
Die Friedensjahre 1736 bis 1740. 47
Ungarn und Siebenbürgen entsendet. Seuchenartig auf- tretende Krankheiten veranlassten jedoch den Hof-Kriegsrath, die Werbungen im Monate Juni in Ungarn und Siebenbürgen einzustellen. Die vom Inhaber dagegen erhobenen Vor- stellungen wurden zurückgewiesen, und so rückten die beiden Hauptleute Ende Juli wieder zum Regimente ein, nachdem sie gegen 400 Recruten assentiert hatten.
Die Verhältnisse bezüglich der Verpflegung, Bezahlung lind Bekleidung waren noch immer die gleich ungünstigen. Im Monat März berichtete General Baron Vettes an den Hof-Kriegsrath, dass seine Officiere schon seit zwei Monaten keine Gagen erhalten hätten und bittet, Geld anweisen zu wollen, damit die so dringend nothwendigen Monturen endlich angeschafft werden können. Ja, das Regiment war bisher nicht einmal imstande gewesen, dem Klagenfurter Wechsler Leon den Betrag von 235 fl. zurückzuerstatten, welchen dieser im Jahre 1734 dem Regimente gelegentlich des Durch- marsches nach Italien zur Begleichung von Spitalskosten vor- gestreckt hatte. Weiters schuldete das Regiment noch fiu' Zelte 2.538 fl., für Medicamente 450 fl., für Montursknöpfe 400 fh, und der Stadt Großwardein 300 fl. Dagegen hatte es an Gebüren viele Tausende von Gulden zu fordern.
Das Regiment garnisonierte in Castell' Arquato (Gebiet von Piacenza).
Mai. Oberst Baron Johann Bärnklau des Regimentes Wallis (59) VerSnde- zum Comraandanten des Regimentes ernannt. — August. Unterlieutenant rungen im Franz de Eppelle zum aggregierten (überzähligen) Hauptmanne befördert ^ ^ ers-Corps und ünterlieutenant Donner des Regimentes Königsegg (54) als Capitain- Regimentes, lieutenant zum Regimente übersetzt. — October. Oberstwachtmeister Döringer vom aufgelösten Regimente Mercy qua talis zum Regimente übersetzt.
Auflösung der Infanterie-Regimenter Montleone und Spinelli. Heerwesen.
Anfangs November bewilligte der Hof-Kriegsrath den 1737. drei alten ungarischen Regimentern Gyulai (51), Vettes und ErgäMunRdes Leopold Pälffy (19) die Vornahme von Werbungen in ganz Ungarn und Siebenbürgen. Als Sammelplätze wurden dem Regimente zuerst Großwardein und Arad, später Kaschau und Debreczin zugewiesen. Das Werbegeld für jeden Recruten betrug 24 Gulden. Die nothwendigen Gewehre und Bajonnette hatte das Regiment aus dem seinerzeit im Mantuaner Zeug- hause hinterlegten Vorrathe (800 Stück) zu entnehmen. Zur Bestreitung der gesammten Auslagen erhielt es 41.121 Lire
Digitized by
48 Die Friedensjahre 1736 bis 1740.
aus der mailändischen Contribution. Mit der Werbung wurden
die Hauptleute de Eppelle und Vesselenyi betraut.
Das Regiment garnisonierte in Cremona.
Verande- October. Oberstwachtmeister Johann v. Teutleben verkaufte seine
riingen im Charge dem Hauptmanne Grafen Wolfgang Bethien um 4.000 Gulden und
^"**^' dM^*"*^^* dieser seine Charge und Compagnie dem ünterlieutenant Johann de KIss.
Regimentes, ßaron Pernsberg zum Unterlieutenant ernannt. Unterlieutenant Christian
Donegg entlassen. Heerwesen. Kaiser Carl VI. erließ das erste Exercier- und zugleich Dienst-
Reglement für die gesammte unmittelbare, kaiserliche Infanterie.
1788, Die Werbungen in Ungarn und Siebenbürgen wurden ^R^eg^mTn^^^^^ fortgesetzt. Trotzdem die damals in Ungarn herrschenden
epidemischen Krankheiten das Werbegeschäft wesentlich be- einträchtigten, gelang es den beiden Werbeofficieren, 392 Recrut^n zu assentieren, mit denen sie über Radkersburg zum Regimente einrückten. Zur Eindämmung der Seuche errichtete man an der steierisch-ungarischen Grenze aus den Mannschaften der in Ungarn befindlichen Werbe-Commanden einen Sanitätscordon, und alle aus Ungarn nach Italien marschierenden Transporte hatten, ehe sie das Land verließen, in einer der Grenzstationen Csakathurn, Fürstenfeld und Rad- kersburg durch 21 Tage Contumaz zu halten. Auch nach dem Betreten italienischen Bodens mussten sie sich in dem nächst Verona gelegenen Lazarethe noch einer letzten Qua- rantäne unterziehen, bevor sie zu ihren Truppenkörpern ein- rücken konnten. Verände- Februar. Hauptmann Franz de Eppelle zum aggregierten Oberst-
rungen im wachtmeister befördert. — December. Hauptmann Georg Hellenbach
Officiers-Corps . ,
des «estorben.
Regimentes.
1789. Für dieses Jahr erhielt das Regiment die Bewilligung Ergawung de» 2ur Auwcrbung von 1.350 Recruten in Kaschau, Debreczin
Regimentes. ^ t^. , , , ,
und Kronstadt unter strenger Enihaltung der angeordneten sanitären Vorsichtsmaßregeln. Die Durchführung der Werbung wurde dem Oberst Wachtmeister de Eppelle, dem Haupt- manne Baron Medniansky und dem Unterlieutenant Sz^- kely übertragen.
Bei der im Monate Jänner erfolgten Durchreise des Groß- herzogs Franz Stephan von Toscana und seiner erlauchten Gemahlin Maria Theresia durch Mantua versah eine Grena- dier-Compagnie des Regimentes den Ehrendienst.
Digitized by
Die Friedensjahre 1736 bis 1740. 49
Jänner. Die Fälmriche Weiß und Joseph Forster zu Unterlieute- Verände- nanten ernannt. — März. Oberst- und Regimen ts-Commandant Baron rungen im Johann Bftrnklau mit Patent vom 29. März zum General-Feldwachtmeister Officie^Corps ernannt. Oberstlieutenant Baron Beneda übernahm das Commando des Regimentes. Regimentes. — Mai. Unterlieutenant Baron Joseph Kökönyesdy de Vettes zum Hauptmanne und Compagnie-Commandanten ernannt. — November. Capitainlieutenant Tonder als Oberstwachtmeister zur Triester Marine übersetzt. Hauptmann Christian Antonys und ünterlieutenant Joel D'Orsy vom aufgelösten Schauenstein-graubündnerisclien Regimente eingetheilt.
Auflösung des Schaustein-graubündnerischen Infanterie- Heerwesen. Regimentes und des Husaren-Regimentes Helldorf.
Herausgabe von sechzig neuen Kriegsartikeln.
Oberst Wachtmeister de Eppelle und Unterlieutenant 1740. Sz6kely setzten die im vorigen Jahre begonnenen Werbungen ^^^*"""^ g®* fort. Die noch immer in einzelnen Districten Ungarns herr- schende Seuche, sowie die Vorstellungen der Landschaften Innerösterreichs und Tirols veranlassten den Hof-Kriegsrath, anzuordnen, dass das nach Italien bestimmte Regiment Gyulai (51) und die Recruten der Regimenter Vettes und Pälffy (19) nach Einhaltung einer vierzehntägigen Contumaz in Gr.-Kanizsa und Csakathurn über Pettau, Laibach, Triest und Porto di Goro zu instradieren seien. Der Marsch wurde in drei Staffeln angetreten. Der dritte Staffel, die Recruten des Regimentes unter Commando des Oberstwachtmeisters de Eppelle, langte am 9. August in Triest an, wurde am 10. nach Porto di Goro eingeschifft und traf gegen Ende August beim Regimente in Cremona ein. Unterlieutenant Szekely blieb mit 20 Mann in Debreczin zurück.
Am 20. October war Kaiser Carl VI.^) gestorben, und im folgenden Monate leistete das Regiment in feierlicher Weise der neuen Herrscherin Maria Theresia den Eid der Treue.
Ende des Jahres wurde die siebenbürgische National- miliz aufgelöst und deren Mannschaft in die drei ungarischen Regimenter eingetheilt. Das Regiment bestand wieder aus 3 Bataillonen und 2 Grenadier-Compagnien und hatte einen effectiven Stand von 1535 Mann.
November. Unterlieutenant Stephan Seiz legte seine Charge nieder. verände- Baron Franz Lorenz Kökönyesdy de Vettes, der jüngere Sohn des In- rungen im habers, zum Unterlieutenant im Regimente ernannt. Officiere-Corps
') Generale und Stabsofficiere trugen durch sechs Wochen den Flor in Form einer Regimentes. Sch&rpe um den Leib, die Oberofficiere den kleinen Flor am Arme, alle Officiere Degen, Stock und Hut umflort.
Digitized by
50 Der österreichische Erbfolgekrieg 1740 bis 1748.
DER ÖSTERKEICHISCHE ERBFOLG EKRIEti 1740 — 1748.
üraaühen. Zur Regelung der Erbfolge im Erzhause hatte Kaiser Carl VI. am
20. October 1713 ein Grundgesetz, »die pragmatische Sanctions erlassen. Dieses Grundgesetz war von allen Mächten, Bayern ausgenommen, an- erkannt worden. Als aber nach dem Tode des Kaisers, des letzten männ- lichen Habsburgers (20. October 1740), seine jugendliche Tochter Maria Theresia den Thron bestieg, da zeigte sich, dass die Anerkennung der meisten Mächte nur eine leere Formel gewesen. Jetzt schien ihnen der er- sehnte Moment gekommen, der alten, ehrwürdigen Monarchie der Habs- burger ein Ende zu machen. Verschiedene Rechtstitel vorschützend, ver- banden sich König Friedrich II. von Preußen und die Kurfürsten Carl Albert von Bayern und Friedrich August von Sachsen, als König von Polen August III., zu gemeinsamem Handeln. Ihnen schlössen sich aus Ländergier Frankreich und Spanien an.
Maria Theresia aber, obschon von allen verlassen, verlor den Muth nicht. Vertrauend auf Gott und die Treue ihrer Völker, nahm sie den gewaltigen Kampf auf um ihr gutes Recht, um das Erbe ihrer Väter.
Streitkräfte Preußen. König Friedrich IL verfügte über eine mustergiltig aus-
der zun&cbst gerüstete und disciplinierte Armee von 98.000 Mann. Die Infanterie war ***"?\"*^**" im Schießen außerordentlich ausgebildet, das Officiers-Corps homogen und von starkem Pflichtgefühle beseelt.
Die bayerische Armee zählte inclusive 15.000 Landmiliz 35.800 Mann. Sie war mangelhaft ausgerüstet und mittelmäßig ausgebildet.
Sachsen verfügte über eine sehr gut geschulte und kriegsgeübte Armee von 26.452 Mann.
Die französischen Streitkräfte — 135.515 Mann — standen ihrem inneren Werte nach keineswegs auf entsprechender Höhe. Die Offi- ciere, obschon tapfer, waren frivol und leichtlebig und kümmerten sich um ihre Untergebenen wenig oder gar nicht.
Die österreichische Armee bestand aus 52 Infanterie- und 40 Cavallerie-Regimentern mit einem effectiven Stande von 107.897 Mann. Die Truppen waren schlecht gekleidet, ebenso ausgerüstet und mangelhaft ausgebildet. Es fehlte an Geld und Vorräthen. Das Officiers-Corps war seit der großen Zeit Eugens in der Qualität zurückgegangen. Bei einem großen Theile desselben herrschte Unwissenheit und Mangel an regem Pflichtgefühle.
Mächte.
DER FELDZÜG 1741.
Einfauder In dem Vertrage von Nymphenburg (27. Mai 1741)
Bayern und f^^tte slch Frankreich verpflichtet, dem Kurfürsten von Bayern
Franxoaen in * "^
ober-öster- mit zwci Corps ZU Hilfc ZU kommen. Das eine Corps — 18 Ba-
reich. taillone und 51 Escadronen unter dem Generalen de Leuville
Digitized by
Der Feldzug 1741. 51
— hatte über Donauwörth und Passau nach Ober-Österreich vorzudringen, sich hier mit den Bayern zu vereinigen und dann über Linz nach Böhmen zu rücken, wohin das andere Corps — 24 Bataillone und 36 Escadronen unter dem Gene- ralen Gassion — über Donauwörth und Amberg in Marsch gesetzt wurde.
In Ober-Österreich befanden sich nur zwei Dragoner- Regimenter unter dem FML. Grafen Pälff y. Mit größter Be- schleunigung wurden sieben Infanterie-Regimenter aus Ungarn dahin entsendet und 4.000 Landesschützen aufgeboten. Nach dem Eintreffen der Regimenter concentrierte Pälffy seine aus 6.500 Mann Infanterie und 3.500 Reitern bestehende Streit- macht bei Linz, Heß zur Sperrung desDonau-Thales das Schloss Spielberg besetzen, Enghagen und Enns befestigen und am rechten Enns-Ufer Verschanzungen anlegen. Die nach Steiermark führenden Pässe und Übergänge wurden durch Verschanzungen, Verhaue und Wachhäuser (Tschardaken) gesichert und einstweilen durch Landesschützen besetzt.
Anfangs September erließ der Hof-Kriegsrath den Befehl, Detachement die Recruten und alte Mannschaft der in Ungarn befindlichen ^^f^" ^enre^r Werbe-Commanden sofort in Pressburg zu sammeln und nach ruchen Pässen. Steiermark abzusenden. Auf dem Marsche dahin (anfangs October), zwischen Neunkirchen und Schottwien, erhielt Hauptmann Harteneck des Regimentes den Befehl, mit seiner Mannschaft (darunter 200 Recruten) unverzüglich auf Vor- spannswagen nach Admont abzugehen und bis zum Eintreffen der Warasdiner Grenzer den Pass Pyhrn*) zu besetzen. Etwa nothwendige Gewehre seien dort vorhanden. Nach dem Eintreffen der Grenzer marschierte das Detachement nach Aussee zur Besetzung des Passes Pötschen.^)
Am 11. September überschritt Kurfürst Carl Albert die Einmarsch der Orenze und marschierte auf Linz, wo sich das Corps des ^y®"* ""*^
*^ Franzosen in
Generals de Leuville am 15. September mit ihm vereinigte, ober-öster- Pälffy i*äumte Ober-Österreich und zog sich langsam über ''®^*^**- Melk und St.-Pölten zurück. Anfänglich folgte ihm Carl Albert nach, stellte aber bald, erfüllt von Misstrauen gegen Sachsen und dessen Ansprüche, den Vormarsch auf Wien ein und beschloss, nach Böhmen zu gehen, um sich dieses Landes zu versichern. Am 24. October überschritten die bayerischen
I) Die Befestii^nng bestand aus Schanzen, Verbauen und einer Batterie. ^ Die Befestigung^ daselbst bestand aus hundert, im Umkreise von vier Stunden zer- streuten Wachhäusern.
4*
Digitized by
52
Der Feldzug 1741.
Truppen bei Mautern auf einer Schiffbrücke die Donau und marschierten über Zwettl nach Budweis, wohin ihnen General de Leuville mit seinem Corps über Mauthausen nachfolgte. In Ober-Österreich blieb nur ein Corps von 15.000 Mann unter dem General-Lieutenant Grafen S6gur zurück. Dieser besetzte mit neun Bataillonen die Enns von Ternberg bis zur Mündung, dann zur Deckung seiner rechten Flanke Windisch- garsten und Spital am Pyhrn und concentrierte den Rest seiner Truppen bei Linz.
Der am 9. October zu Klein-Schnellendorf mit König Friedrich IL von Preußen geschlossene Waffenstillstand ermöglichte, ein ansehnliches Corps aufzustellen, um nicht nur Ober-Österreich zurückzuerobern, sondern auch den Krieg nach Bayern zu tragen.
Marsch des Anfangs October traf in Mailand der Befehl des Hof-
Regimentes Kdcgsrathes ciu, sieben Infanterie-Regimenter, darunter
aus Italien o ' o '
nach Nieder- Vcttcs, Pälffy (19) Und Gyulai (51), dann drei Cavallerie- österreich. Regimenter durch Tirol, Kärnten und Steiermark nach Nieder-Österreich abzusenden. Das zuerst eingetroffene Re- giment besetzte Mauthausen, Grein und Wallsee; die übrigen Regimenter wurden theils nach Waidhofen a. d. Ybbs, theils
Digitized by
Der Feldzug 1741. 63
an die Enns verlegt. Das Regiment, seit 21* Jänner unter dem Commando des Obersten Baron Adam Andrässy, rückte mit einem effectiven Stande von 1.545 Mann als letzter Staffel am 30. December in Waidhofen a. d. Ybbs ein. Die Stärke der an der Ybbs und Enns versammelten Truppen betrug 20 Bataillone, 13 Grenadier-Compagnien, 6 Cavallerie-Regi- menter, 2.000 Kroaten und 300 Panduren, zusammen 16.000 Mann.
Der Commandant des Corps, FM. Graf Andreas Kheven- hüller, welcher am 28. December in Haag eingetroffen war, beschloss, die Enns sofort zu forcieren. Er theilte hiezu seine Truppen in drei Colonnen. Die linke Colonne — 6 Bataillone, 4 Grenadier-Compagnien, 1 Cavallerie-Regiment und die Irregulären unter FML. Mercy d'Argenteau — hatte bei Losen- stein die Enns, bei Steinbach die Steyr zu überschreiten und auf Steyr vorzurücken; die Haupt-Colonne — 11 Ba- taillone, darunter die drei Bataillone des Regimentes, 8 Grenadier-Compagnien und 3 Cavallerie-Regimenter unter persönlicher Führung des Feldmarschalls — sollte die Enns bei Haidershofen, Ernsthofen und Kronstorf durchfurten und «ich dann gegen Steyr wenden; die rechte Colonne — 3 Ba- taillone, 1 Grenadier-Compagnie und 1 Cavallerie-Regiment unter FML. Pälffy — hatte gegen die Stadt Enns zu demon- strieren. In der Nacht auf den 31. December überschritt Mercy die Enns und am folgenden Morgen die Steyr, gleich- zeitig ließ Khevenhüller bei Dorf Enns eine Pontonbrücke schlagen und übersetzte auf dieser den Fluss. S6gur räumte seine Stellungen und zog sich auf Linz zurück, das durch Schanzen, Gräben und Palissadierungen in einen ziemlich haltbaren Platz umgeschaffen worden war.
Nach Forcierung der Enns ließ Khevenhüller Linz auf Rückerobe- beiden Ufern cernieren, entsandte den Generalen Bärnklau mit ^tg^^ef^ zwei Regimentern und 1.600 Kroaten an den Inn nach Schär- und Einmarflch ding und A'erlegte bis zum Eintreffen der Verstärkungen die *" »«yern. Armee auf dem rechten Traun-Ufer von Wels bis zur Mün- dung in Quartiere.
Der ungarische Reichstag hatte am 9. November die Ergänzung dea Aufstellung von seclis neuen Regimentern beschlossen und ^^simentes. die Aushebung von 21.600 Recruten angeordnet. Von diesen erhielten die Regimenter Vett es, Pälffy (19) und Gyulai(51) je 1.000 Mann zugewiesen. Überdies erhielt das Regiment noch von den neu aufgestellten Regimentern Haller (31) und
Digitized by
23. J&nner.
54 Der Feldziig 1742.
Bethlen (52) je 100 Recruten, musste aber dafür 50 altge- diente Leute an dieselben abgeben. Verande- Jänner. Oberst Baron Adam Andrikssy des Regimentes Gyulai (51)
rungen im „lit Patent vom 21. Jänner zum Comniandanten des Regimentes ernannt. ^ des ^^^^ ~ ^^^^' Major Graf Wolfgang Bethlen zum Oberstlieutenant ernannt. Regimentes. Wachtmeisterlieutenant Nikolaus Book entlassen. — November. Oberst Andrikssy und Oberstlieutenant Bethlen übernahmen die Aufstellung je eines ungarischen Infanterie-Regimentes. >) Heerwesen. Errichtung der sechs ungarischen Infanterie-Regimenter Andrässy
(33), Bethlen (52), Forgäch (32), Haller (31), Szirmay (37) und Ujväry (2), der Husaren-Regimenter Paul Ester häzy und Beleznay (10) und des T renk' sehen Panduren-Corps (53).
Auflösung des Infanterie- Regimentes Schmettau.
DER FELDZUG 1742.
Einnahme von Nach dem Eintreffen dreier Regimenter unternahm
Khevenhüller den allgemeinen Angriff auf Linz. Am Morgen des 23. Jänner rückten die Truppen mit klingendem Spiele beider- seits der Ebelsberger Straße, die Panduren und Kroaten A'om Kapuzinerberge aus, gegen die Vorstädte vor. S6gur leistete tapfer Widerstand, als aber die Panduren und Kroaten, an- geeifert durch Geldversprechungen, im ersten Anlaufe die Vorstädte erstürmten und in Brand steckten, übergab er die Stadt gegen freien Abzug der 9.000 Mann starken Besatzung. Nach der Einnahme von Linz kehrte Khevenhüller seine Waffen gegen Bayern und überschritt anfangs P^ebruar in zwei Colonnen den Inn : mit der rechten Flügel-Colonne — 4 Infanterie-Regimenter — bei Passau und Schärding, mit der linken — 5 Infanterie-Regimenter, darunter das Regiment Vettes — bei Braunau. Die Cavallerie war bis in die Linie Mühldorf — Landshut vorgesendet worden. Gleich- zeitig mit der Armee war FML. Stentsch mit einem kleinen Corps von Tirol über Rosenheim auf Traunstein vorgerückt. Am 12. Februar besetzte Oberstlieutenant Menzel mit seinen Husaren München.
Abmarsch des Inzwischcu hatte König Friedrich IL neuerdings die
Regimentes Feindseligkeiten begonnen. Khevenhüller erhielt den Befehl,
nach Böhmen. ,. ^ ^ . ^ . ^ .. /r^^x -r x,-.. • /-i r.x
die InHaji-terie-Regimenter Grunne (26), Jung-Konigsegg (16), Vettes und Pälffy (19), zwei Cavallerie-Regimenter und 4.000
') Legio secunda und sexta des ungarischen Aufgebotes.
Digitized by
Der Feldzug 1742.
55
Grenzer ungesäumt zur Armee des Prinzen Carl nach Böhmen abzusenden. Dieses Hilfscorps, befehligt vom FML. Mercy (l'Argenteau, marschierte über Linz und Freistadt nach Bud- weis, wo es am 26. März mit Ausnahme des Regimentes
Marsch der Österreich. Armee nach
Grünne, welches zur Bewachung der Donau-Brücke nach Krems detachiert worden war, eintraf. Die Armee des Prinzen Carl, welche sich bei Budweis und Neuhaus versammelt hatte, bestand nun aus 13 Infanterie-, 16 Cavallerie-Regimentern und ca. 1.200 Kroaten mit einem streitbaren Stande von 29.748 Mann.
Schon im December 1741 war ein preußisches Corps unter dem FM. Grafen Schwerin nach Mähren eingedrungen und hatte sich der Festung Olmütz bemächtigt. König Fried- Mähren und rieh II., welcher anfangs Februar 1742 ebenfalls in Mähren '''^hmeT*' einmarschiert war, hatte sich mit den Sachsen bei Trebitsch vereinigt und dann den Marsch nach Znaim angetreten, wo er am 16. Februar anlangte. Seine Armee bestand aus 43 Bataillonen und 84 Escadronen und zählte gegen 30.000 Mann.
In einem Kriegsrathe des Prinzen Carl war beschlossen worden, die Preußen und Sachsen anzugreifen. In Ausführung dieses Beschlusses marschierte die Armee am 1. April von Budweis nach Znaim, wo sie am 8. eintraf. Friedrich IL aber.
Digitized by
56 Der Feldzug 1742.
welcher durch einen aufgefangenen Courier von den Plänen des Prinzen Carl Kenntnis erhalten hatte, wandte sich nach Böhmen und bezog mit der Armee Cantonements bei Leito- mischl, Chrudim, öaslau und Kuttenberg. Prinz Carl folgte ihm auf dem Umwege über Olmütz (das zurückerobert wurde), Wischau, Brunn, Trebitsch und Saar, wo die Armee am 8. Mai Quartiere bezog.
Auf die Nachricht hievon und in der Besorgnis, dass Prinz Carl durch einen Vormarsch auf Kuttenberg ihn von seinen Alliierten trennen und seine Magazine in Podebrad und Nimburg wegnehmen wolle, marschierte Friedrich nach Kuttenberg und Chotusitz.
Die österreichische Armee war am 16. Mai in Ronow bei Öaslau eingetroffen. Noch am selben Tage abends ließ Prinz Carl, der die Preußen zu überfallen hoffte, die Armee wieder aufbrechen und in zwei Colonnen auf Chotusitz vor- rücken. Das Corps der Reserve marschierte als rechte Flankendeckung über Buöitz und Koudelow. Die sciüacht Die prcußische Armee — 83 Bataillone, 70 Escadronen
.^u :**!f! und 82 Geschütze — lehnte ihren rechten Flügel an den
(Chotusitz), ^
am 17. Mai. Cirkwitzcr Teich, den linken an den Thiergarten von Sehu- schitz; Chotusitz im Centrum wurde mit zwei Bataillonen besetzt.
Die österreichische Armee — 36 Bataillone, 72 Esca- dronen, 5 Husaren-Regimenter, 1.300 Kroaten und 40 Ge- schütze mit einem streitbaren Stande von 28.000 Mann — entwickelte sich nördHch Caslau zu beiden Seiten der nach Chotusitz führenden Straße in zwei Treffen. Die Infanterie stand im Centrum, die Cavallerie auf beiden Flügeln; der linke Flügel war etwas vorgebogen.
Die Schlacht wurde durch einen erfolgreichen Angriff von 30 preußischen Escadronen auf die Cavallerie des öster- reichischen linken Flügels eröffnet. Ehe sich aber die Preußen nach dem Choc wieder ordnen konnten, wurden sie von dem zweiten Treffen der österreichischen Cavallerie im Vereine mit Husaren angegriffen und nach erbittertem Kampfe voll- ständig geschlagen. Indessen waren auch die Cavallerie des österreichischen rechten Flügels und der rechte Infanterie- Flügel mit kluger Benützung des Terrains zum Angriffe übergegangen. Die feindliche Cavallerie wurde über den Haufen geworfen und Chotusitz erstürmt. Der Sieg schien auf der ganzen Linie errungen, und heller Jubel durchbrauste
Digitized by
Schlacht bei Gaslaa am 17. Mai 1742.
^km
Digitized by
Digitized by
Der Feldzug 1742.
57
bereits die Reihen der Kaiserlichen, als ein völliger Um- schwung der Situation durch das zügellose Benehmen der Cavallerie des linken Flügels, welche in ungeregelter Ver- folgung des Gegners die eigene Infanterie ohne Flanken- schutz sich selbst überlassen hatte, herbeigeführt wurde. König Friedrich hatte nämlich nicht sobald die Entblößung dieses Flügels bemerkt, als er die Infanterie seines rechten Flügels in die Flanke der Österreicher einschwenken und gleichzeitig die Mitte und den linken Flügel zum Angriffe übergehen ließ. Chotusitz gieng wieder verloren und damit auch der Erfolg des Tages. Prinz Carl räumte das Schlacht- feld und zog sich nach Wilimow zurück.
Das Regiment Vettes — befehligt von dem Oberst- Antheiinahme lieutenant Baron Beneda — war nur mit zwei Bataillonen „ , **®®
Regimentes au
an der Schlacht betheiligt, das dritte deckte im Vereine mit der schiacht. dem Husaren-Regimente Dessewffy (4) die in einerii Walde südlich Caslau zurückgelassene kleine Bagage der Armee. Die beiden Bataillone standen auf dem linken Flügel des zweiten Treffens zwischen den Regimentern Pälffy (19) und Thüngen (57).
Während der große Cavalleriekampf auf dem linken Flügel der Armee noch unentschieden hin und her wogte, brachen plötzlich mehrere Escadronen des zurückgedrängten linken preußischen Flügels, welche sich mit außerordentlicher Bravour durch die österreichischen Bataillone Bahn gebro- chen hatten, von rückwärts in das Regiment ein und zer- sprengten es völlig.*)
Die Verluste der beiden Bataillone waren sehr groß, sie veriust des betrugen mehr als die Hälfte des streitbaren Standes. Drei *^e«»n>ente8. Officiere (die Hauptleute Kottakowitz und Oswald, dann Fähnrich Koväcs) und 59 Mann blieben todt auf dem Schlachtfelde, 5 Officiere (Major de Eppelle, die Haupt- leute Schimoda, Altkirchen und Mühle, Unterlieutenant Schawoda) und 140 Mann waren verwundet, 292 Mann wurden vermisst.
Die eingeleiteten Friedens-Unterhandlungen mit Preußen Der Kampf iirestatteten, die in Böhmen und Mähren befindlichen österreichi- J®^®" ^*®
') König Friedrich II. sagt hierüber in seiner Darstellung der Schlacht bei Caslau: sLorsqneLes regimens de Prusse, de Waldau et de Bredau paserent ces pons, ils trouverent deja le Conte Badiani tout form^ Vis ä Vis d' eux, Ils Le Renverserent, culbuterent de Memo la segondo Ligne, hacherent en piece Les regimens de palfi et de Wetesch infantcrie qui ätoient en troisi^me Ligne«. (Die Kriege Friedrichs des Großen, heraus- gegeben vom großen Generalstabe, 1. Theil, Itl. Band, 1890 — 1893.)
Digitized by
58 Der Feldzug 1742.
sehen Streitkräfte nunmehr gegen die Franzosen zu verwenden. Nach dem Siege von Zahaj über Lobkowitz (25. Mai) hatte Broglio auf dem linken Moldau-Ufer zwischen Krumau und Moldauthein eine Postierung bezogen. Prinz Carl beschloss, sich des Überganges bei Moldauthein zu bemächtigen. Tiber Humpoletz,Pilgram und Sobeslau heranmarschierend, traf seine Vorhut — 14 Grenadier-, 14 Carabinier-Compagnien und 400 Kroaten unter dem Prinzen v. Birkenfeld — am 5. Juni vor diesem Orte ein, welcher von einem Bataillone und 5 Grenadier-Compagnien der Brigade d'Aubigne besetzt war. Der Ort und die Brücke wurden erstürmt, während gleich- zeitig die Carabinier-Compagnien die Moldau übersetzen und in den fliehenden Gegner einhieben. Das ganze Lager wurde erbeutet und 200 Mann gefangen. Am folgenden Tage stieß Lobkowitz bei Wodnan mit seinem Corps zur Armee des Prinzen -Carl, welche nunmehr 13.e500 Mann Infanterie, 12.500 Reiter und 4.000 Kroaten zählte.
Broglio, stetig verfolgt von den leichten Truppen, mar- schierte mit größter Eile über Pfibram und Beraun nacli Prag und traf hier am 13. Juni ein, nachdem er auf seinem fluchtartigen Rückzuge an 5.000 Mann, die Kriegscassa und den größten Theil seiner Bagage eingebüßt hatte. Prinz Carl folgte ihm über Bfeznitz, Pilsen, Beraun und bezog am 27. Juni bei Prag zwischen Sliwenetz und der Moldau ein Lager. Großherzog Franz Stefan v. Toscana übernahm hier wieder den Oberbefehl iiber die Armee. Beiagerunif Das frauzösische Heer unter den Marschällen Broglio
von Prag vom yj^^ Belle-Islc war 26.000 Mann stark und lagerte im Moldau-
26. Jnli bis ^
26. December. Bugc, Frout gcgcu Westeu. Die Österreichische Armee, durch das Corps Festetics' auf 43.000 Mann verstärkt, marschierte am 26. Juni in eine Stellung auf dem Weißen Berge. Die Mitte (Infanterie) lagerte zwischen Kl.-Bfewnow und dem Stern-Thiergarten, der rechte Flügel lehnte sicli an den Steil- abfall bei Motol, der linke reichte bis über Weleslawin. Das Hauptquartier war in Motol. Prag wurde ganz eingeschlossen, u. zw. auf dem linken Ufer vom Gros, auf dem rechten Ufer vom Corps Festetics. Zur Verbindung beider Theile ließ der Großherzog bei Podbaba und Königsaal Schiffbrücken schlagen.
Anfangs August begann man mit den Belagerungsarbeiten, und am 16. wurde vor dem Reichsthore die erste Parallele £:e«:en die Bastionen Elisabeth und St. Norbert eröffnet. Um
Digitized by
Belagenmg von Prag, 1742.
^m
Digitized by
Digitized by
Der Feldzug 1742. 59
die Belagerungsarbeiten zu stören, unternahmen die Franzosen am 19. drei Uhr morgens mit 8.000 Mann einen Ausfall gegen beide Flügel der Parallele. In der ersten Überraschung gelang es ihnen auch, einige Batterien zu zerstören, bald aber wurden sie von allen Seiten angegriffen und mit einem Verluste A^on 246 Todten zurückgetrieben. Am 22. wiederholten die Fran- zosen den Ausfall, diesmal mit 12.000 Mann in drei Colonnen, wurden jedoch nach einem erbitterten Kampfe, in welchem sie 900 Todte und 1.500 Verwundete verloren, zum Rückzuge gezwungen. Der Verlust der Österreicher betrug 909 Mann. Der Großherzog war mit dem Verhalten der Infanterie aus- nehmend zufrieden. In der Nacht auf den 3. SeptemV)er wurde die zweite Parallele eröffnet.
Das Regiment Vettes, welches seit der Schlacht bei Antheiinahme Caslau nur mehr zwei Bataillone formierte, stand im ersten ^ ,**®' ^
' Regimentes
Treffen unter General-Feldwachtmeister Fornacco und hatte an der Beiage- einen streitbaren Stand von 984 Mann. Jedes Bataillon hatte """«^^^"^'"^- 1.000 Faschinen, 4 Pflöcke, 30 Schlägel und 8 Handrammen anzufertigen. Für je 100 erzeugte Faschinen wurden zwei Gulden als Prämie ausbezahlt.
Bei dem großen Ausfalle am 22. August wies das Regiment, welches unter seinem tapferen Commandanten, Obersten Baron Beneda, im ersten Treffen stand, alle An- griffe der Franzosen standhaft ab. Oberst Beneda, Haupt- mann Baron Joseph Vettes und 30 Mann wurden verwundet, Fähnrich Andreas Rahmwalder und ein Mann getödtet.
Zur Deckung der Arbeiten an der zweiten Parallele waren 150 Mann des Regimentes unter Commando eines Hauptmannes vor dem rechten Flügel derselben auf dem Laurenzer Berge aufgestellt worden. In der Nacht auf den 6. September versuchten die Franzosen die Arbeiten daselbst zu stören, wurden aber von den Füsilieren ziunickgetrieben.^)
Während der Großherzog sich bemühte, Prag und die Armee Broglios zur Übergabe zu zwingen, war ein französisches Heer von 60.000 Mann unter dem Marschalle Maillebois an der Grenze Böhmens bei Fürth eingetroffen. Auf die Nachricht
M Aus dem Tagebuche eines österreichischen Ingenleur-Officiers, der sich bei jeder Gelegenheit über das Regiment anerkennend äußert. So sagt er von dem Ausfalle am 22. August: >Ce regiment se distingua ä la sortie du 22. aoüt en soutenant vigoureusemcnt les Premiers efforts de fran^ais. Ce fut en cette occasion, quelle vaillant colonel-commandant de ce regiment baron Antoine Beneda fut bless^«, ferner von dem Ausfalle am 6. Sep- tember: «Ceux de Vettes se conduisirent parfaitement bien et reponssörent l'ennemic.
(Cornet Heinrich, Siöge de Prague 1742.)
Digitized by
60 Der Feldzug 1742.
hievon hob der Großherzog am 14. die Belagerung auf und führte die Armee über Pilsen zuerst nach Haid und am 26. nach Plan, wo er sich mit dem aus Bayern kommenden Corps KhevenhüUer vereinigte. Die Armee war jetzt 50.000 Mann stark. Zur Beobachtung von Prag war ein Corps leichter Truppen unter Feste tics zurückgeblieben.
Marschall Maillebois, welcher sich nicht getraute, die Stellung des Großherzogs bei Plan anzugreifen, bog nach Norden aus, um über Eger, Kaaden und Saaz Prag zu er- reichen. Der Großherzog, dessen Absichten errathend, mar- schierte über Tepl und Buchau nach Kaaden, das er noch vor den Franzosen erreichte. Maillebois, der seinen Plan durch- kreuzt sah, kehrte über Eger in die Ober-Pfalz zurück. Der Großherzog ließ ihm einen Theil seiner leichten Truppen nachfolgen und wandte sich mit der Hauptarmee über Lubenz und Haid ebenfalls dahin. Von Haid aus entsandte er am 27. October den FM. Lobkowitz mit 19 Bataillonen — dar- unter die beiden Bataillone Vettes — 4 Cavallerie- Regimenter und 3.000 Kroaten über Mies, Plan und Rakonitz nach Prag zur Unterstützung Festetics'. Die Armee selbst marschierte an die Donau, überschritt dieselbe am 12. November bei Nieder- Altaich und vereinigte sich am 21. bei Schärding mit dem Corps des Generals Bärnklau. Abzug Belle- Die Streitkräfte der Franzosen in Prag, über welche
isie aus Prag. ßelle-Islc das Commaudo führte, zählten noch immer 20.000 Mann; es war daher die Aufgabe Lobkowitz', mit seinen 17.000 Mann Prag einzuschließen und einen Abzug des Gegners zu verhindern, immerhin eine schwierige. Seine ersten Maßregeln bezweckten, dem Gegner den Nachschub auf der Elbe zu unterbinden. Alt-Bunzlau wurde besetzt, Melnik, Leitmeritz und Tetschen den Franzosen entrissen.
Inzwischen traf Belle-Isle in der Stille alle Vorkehrungen, um sein Vorhaben, von Prag auszubrechen, mit Erfolg durch- zuführen. In der Nacht auf den 17. December brach er mit 11.000 Mann Infanterie, 3.000 Reitern, 30 Geschützen, 300 Wagen und ebensovielen Tragthieren in aller Stille auf und marschierte, stetig umschwärmt von Husaren, über Jene, Jechnitz, Theusing, Petschau und Königswart nach Eger, wo er am 27. December eintraf. Der Marsch war infolge der großen Kälte und der elenden Wege äußerst beschwerlich. Viele Hunderte erfroren, viele hatten erfrorene Glieder, so dass kaum die Hälfte der aus Prag Abmarschierten diensttaug-
Digitized by
Der Feldzug 1743.
61
Veränderun- gen im Offi- ciers-Corps des Regimentes.
lieh blieb. Unsäglich waren die Leiden dieses Marsches, aber sie bewahrten das tapfere Heer vor der Schmach einer Capi- tnlation.
Am 26. wnrde Prag gegen freien Abzug der noch ge- sunden Besatzung (1.800 Mann) übergeben; 4.000 Kranke und 150 Geschütze fielen den Österreichern in die Hände. Lobkowitz ließ nun seine Truppen im Prachimer, Saazer und Pilsner Kreise die Quartiere beziehen. Das Regiment aber kam nach Prag in Garnison.
Jänner. Oberst Baron Andrässy übergab am 4. Jänner das Regiments- Commando an den Oberstlieutenant Baron Anton Beneda; Oberstlieutenant Graf Wolfgang Bethlen schied aus dem Regimen te. Hauptmann Graf Kälnoky als Oberstwachtmeister zum Regimente Andrässy (33) und Haupt- mann Baron Mednyiknsky zum Regimente Bethlen (52) übersetzt. Oberst- wachtmeister de Eppelle erhielt ein Bataillons-Commando. — Februar. Unterlieutenant Ignatz von Radovich zum Hauptmanne und Compagnie- Commandanten befördert. — März. Unterlieutenant Franz Sz6kely zum Hauptmanne befördert. —April. Inhaber, General-Major Baron de Vettes wurde mit Patent vom 2. April zum Feldmarschall-Lieutenant befördert. Unterlieutenant Franz Matzko als Hauptmann zum Regimente Forgäch (32) übersetzt. Oberstlieutenant Baron Anton Beneda mit Patent vom 27. April zum Obersten und Commandanten des Regimentes ernannt. Unterlieutenant Georg Nagymihikly zum Capitänlieutenant befördert. — Juni. Oberstwacht- meister Franz de Eppelle zum Oberstlieutenant und Hauptmann Friedrich de Harteneck zum Oberstwachtmeister befördert. — Oc tober. Fähnrich Graf Jakob PetazzI zum Unterlieutenant ernannt.
Errichtung des Infanterie-Regimentes d' Arberg (55) und des Heerwesen. Husaren-Regimentes Kälnoky (2).
DER FELDZÜG 1743.
Zu Beginn des Feldzuges hatten die beiderseitigen Streit- kräfte folgende Stellungen inne:
Die österreichische Hauptarmee unter Prinz Carl von Lothringen — 61 Bataillone, 42 Grenadier-Compagnien, 20 Cavallerie - Regimenter und 4.000 Grenzer, im ganzen 38.000 Mann Infanterie, 12.000 Reiter — war am unteren Inn versammelt. Das Corps des FM. Lobkowitz — 25 Bataillone, darunter die beiden Bataillone des Regimentes, 14 Grenadier - Compagnien, 8 Cavallerie - Regimenter und Grenzer, zusammen 19.000 Mann — war bereits anfangs Jänner nach der Ober-Pfalz marschiert und hatte am Regen und an der oberen Naab Quartiere bezogen. Die Postier ungs-
Digitized by
62
Der Feldzug 1743.
linie lief von Grafeiiau, längs des Regens, über Fischbach nach Schwandorf und von hier Naab aufwärts bis Immen- reuth.
Von der französischen Armee unter dem Marschalle Broglio standen 21 Bataillone und 44 Escadronen, befehligt von dem Generalen Grafen von Sachsen, an der unteren
v
Naab, dann in Regensburg, Straubing und Deggendorf. Das Gros der Armee — 37 Bataillone und 46 Escadronen, zu- sammen 23.000 Mann — sammelte sich an der unteren Isar.
Das bayerische Contingent unter dem FM. Secken- dorf, 20.000 Mann stark, stand bei Neu-Ötting und hielt Braunau besetzt.
Die Absicht der Österreicher war diesmal auf eine energische Offensive gerichtet; es sollte nicht nur Bayern wieder erobert, sondern auch die Vertreibung der Franzosen über den Rhein bewirkt werden. Der Plan des Prinzen Carl gieng dahin, über die zwei voneinander getrennten Gruppen des Gegners herzufallen und sie einzeln zu schlagen. Der
Digitized by
Der Feldzug 1743. 63
erste Schlag war den Bayern zugedacht. FM. Seckendorf hatte am 4. Mai aus seinem Lager bei Neu-Ötting den General Minuzzi mit 9.000 Mann nach Braunau entsendet, um die Besatzung dieses Ortes abzulösen. Minuzzi, welcher mit seinem Corps hinter der Simbach eine Stellung bezogen hatte, wurde hier am 9. Mai von den Österreichern ange- grriffen und gänzlich zersprengt. Prinz Carl wandte sich jetzt gegen Broglio, dessen Truppen die Isar, dann Deggendorf und Straubing besetzt hielten. Vor allem bestrebt, die Ver- bindung mit dem Corps des FM. Lobkowitz herzustellen, überschritt Carl nach Zurücklassung eines kleinen Corps an der unteren Isar am 24. Mai mit dem Gros die Donau bei Nieder-Altaich und marschierte nach Deggendorf. Nach kurzer Beschießung wurde dieser Ort, der zu einem sehr haltbaren Place de moment hergerichtet worden war, am 27. Mai mit Sturm genommen. Um diese Zeit hatte Lobkowitz bereits seine Truppen an der unteren Naab zwischen Schwandorf und Nittenau versammelt.
Nach dem Verluste von Deggendorf concentrierte Broglio die an der Vils und Naab stehenden Streitkräfte bei Stadt am Hof, während das Gros seiner Armee die Isar und Straubing besetzt hielt. Lobkowitz folgte dem Gegner über Regenstauf nach. Prinz Carl beschloss jetzt, durch einen Übergang über die Donau im Rücken des Feindes diesen zum Aufgeben der Isar - Linie zu zwingen. Thatsächlich räumten auch die Franzosen und Bayern, als sie den Über- gang der Österreicher bei Deggendorf erfuhren, ihre Stellungen und zogen sich schleunigst an die Donau nach Regensburg und Neustadt zurück. Bei der Annäherung Lobkowitz' räumte Broglio auch Regensburg und marschierte mit seiner ganzen Armee über Neustadt und Ingolstadt nach Donauwörth, von wo er dann den weiteren Rückzug an den Rhein antrat. Prinz Carl folgte ihm mit der Hauptarmee dahin nach.
Zur Sicherung Bayerns und zur Beobachtung und Be- lagerung der noch vom Feinde besetzten festen Plätze Braunau, Reichenhall, Straubing und Ingolstadt wurde ein Corps von 19 Bataillonen, darunter das Regiment Vettes,^) 8 Grenadier-Compagnien und 700 irregulären Reitern, mit einem streitbaren Stande von 15.998 Mann unter dem
1) Dasselbe marschierte von Vohburgr (18. Juni) über Geisenfeld (20.) nach Strau- bing (24.), welcher Platz von den Österreichern eingeschlossen wurde.
Digitized by
64 Der Feldzug 1743.
FML. Bärnklau zurückgelassen. Am 29. Juni capitulierte
Reichenhall und am 30. Braunau. Nun wandte sich Bärnklau
Einnahme von gegen Straubing, das am 21. Juli gegen freien Abzug der
^[■^^' 1.800 Mann starken Besatzung geräumt wurde.
Belagerung luzwischeu War Ingolstadt von 5.000 Grenzern unter
von iBfftitttdt. ^Q^ Generalen Herberstein auf beiden Ufern eingeschlossen worden. Nach dem Falle von Straubing entsandte Bärnklau noch die Regimenter Vettes, Baden (59) und Bärnklau (49), dann ein Bataillon Wallis (11) nach Ingolstadt. Am 8. August traf er selbst vor der Festung ein, wo nun alle seine Streit- kräfte, mit Ausnahme der zurückgebliebenen Besatzungen, vereinigt waren. Zur besseren Einschließung der Festung wurden auf beiden Ufern mehrere Redouten erbaut und die Schutter, welche durch Ingolstadt fließt und daselbst mehrere Mfihlen treibt, abgeleitet. Die Besatzung bestand aus 4.000 Franzosen und 400 Bayern unter dem Generalen Grandeville. Unterhandlungen wegen Übergabe des Platzes verzögerten den Beginn der Belagerungsarbeiten, so dass erst am 27. August die erste Parallele fertiggestellt war. Am 31. begann auf allen Linien das Feuer der Belagerungsgeschütze, und schon mittags verlangte der Feind zu capitulieren. Grandeville verpfhchtete sich, Ingolstadt am 3. October zu räumen. Um aber während der Zeit bis zur Übergabe gegen alle Even- tualitäten gesichert zu sein, ließ Bärnklau eine Reihe mühe- voller Arbeiten ausführen: Contravallationslinien wurden erbaut, die Donau oberhalb Ingolstadt durch Verpfählungen gesperrt und unterhalb der Festung eine Schiffbrücke ge- schlagen.
Am 3. October wurde Ingolstadt vertragsmäßig über- geben. Die Besatzung durfte mit ihren Waffen abziehen. cantonnierung Bämklau vcrlcgtc sciuc Truppcu in die Winterquartiere. Das
Rc imentes Regiment kam nach Straubing, Neumarkt und Burg- hausen.
Am 11. December übernahm General der Cavallerie Graf Karl Batthyänyi das Commando über alle in Bayern befindlichen Truppen.
Eriass eines Für dic iu Baycm, in der Ober-Pfalz und in den öster-
R^fiieinents. i'^ichischcu Vorlaudeu stehenden Truppen erließ Prinz Carl von Lothringen am 1. November eine :>Verpflegungs-Norma sambt Reglement« mit der Giltigkeitsdauer bis Ende April 1744. Es erhielten nebst der Etapen-Verpflegung all- monatlich:
Digitized by
Der Feldzug 1743. 65
der Oberst 30 Pf. Inslichtkerzen, 14** hart, oder 21^ weich. Holz
> Oberstlieutenant 15 » ^ 10** » . 15** i> » ^ Oberstwaclitnieister 15 » * 9** > » 13V2*^ * * ^ Hauptmann 10 » » 7** » ^ 10 V«^ * »
> Unterlieutenant l _ ^„ „.,^
„.., . , J 5 » » 5** » •> 77/ » »
> Fähnrich / '*
Die Mannschaft vom Feldwebel abwärts hatte sich mit dem gemeinschaftlichen Licht und Holz zu begnügen.
Um den großen Abgang im Regimente zu decken, Ergänzung des wurde die Anwerbung von 1.819 Recruten in den Comitaten ^«s^®"*««- Debreczin, Ödenburg, Ugocsa und Zemplin bewilligt. Als Werbeofficiere fungierten Hauptmann Altkirchen in Öden- burg, Hauptmann Szekely in N.-SzöUös, Hauptmann Kiss in Zemplin und Unterlieutenant Bakics in Debreczin. Bis zum 31. August 1744, mit welchem Tage die Werbungen auf Befehl des Hof-Kriegsrathes eingestellt werden mussten, waren bereits über 600 Recruten angeworben und zum Regimente abgesendet worden, welches nunmehr wieder drei Bataillone formierte.
Jänner. Hauptmann Ladislaus Kemönyi zum Infanterie-Regimente Verftnderun- Bethlen (52) übersetzt, ynterlieutenant Baron Franz Kökönyesdi de Vettes ««» *™ ö'"- zum Hauptmanne befördert. tÄte^
Maria Theresia ordnete an, dass in Hinkunft nicht nur die Feld- Heerwesen, binden der Officiere grün und je nach dem Range mit Gold, Silber oder Änderung der gelber und weißer Seide durchwirkt, sondern auch die Compagnie-Fahnen ^®*<**®*<5^«"* ') grün sein sollen; nur die Leibfahne hatte wie bisher weiß zu bleiben. Statt des kaiserlichen Doppeladlers kam auf der einen Seite das königliche (böhmisch-ungarische) Wappen, auf der anderen eine Devise, bei der Leibfahne auf beiden Seiten das Muttergottesbild. Statt der Initialen C. VI. waren M. T. anzubringen. Diese Verfügung wurde jedoch nach der Wahl des Großherzogs Franz Stephan von Toscana zum römisch- deutschen Kaiser (13. September 1745) wieder aufgehoben.
Erlass einer neuen Militär-Bagage-Ordnung. Nach derselben Eriass einer gebürten: dem Feldmarschalle 5 Wagen und 40 Pferde, dem Feldzeug- ^*"**'^^*Kage- meister 4 Wagen und 36 Pferde, dem Feldmarschall - Lieutenant und ^ »«"&*) General-Major 3 Wagen und 30 Pferde, dem Obersten zu Fuß 2 Wagen und 12 Pferde, dem Oberstlieutenant 2 Wagen und 8 Pferde, dem Oberst- wachtmeister 1 Wagen und 7 Pferde, dem Hauptmanne 1 Wagen und 4 Pferde, dem Unterlieutenant und Fähnriche zusammen 1 Wagen, dem kleinen Stabe zusammen 2 Wagen, dem Marketender einer jeden Com- pagnie 1 Wagen. Die Wagen waren mit 6 Ochsen oder 4 Pferden be- spannt.
}) K. A. F. A. Bayern und Ober-Rhein 1743, 10-38'/«. *) K. A. Militär-System Nr. 203.
Digitized by
66 Der zweite sclilesische Krieg 1744 und 1745.
DER ZWEITE SCHLESISOHE KRIEG 1744 und 1745.
Ursache. König Friedrich II., durch das steigende Waffenglück Maria
Theresias für die Erhaltung des erst kürzlich gewonnenen Schlesiens be- sorgt, sowie in der Hoffnung, durch einen neuen Krieg weiteren Gebiets- zuwachs zu erhalten, schloss am 22. März 1744 mit Kaiser Carl VII., dem Pfalzgrafen Carl Theodor und dem Könige von Schweden ein Bündnis, welchem später auch Frankreich beitrat. Der Kaiser sollte nicht nur seine verlornen Länder zurückerhalten, sondern auch noch den größeren Theil Böhmens dazubekommen, während Friedrich einen Theil des nördlichen Böhmens, sowie den Rest von Ober - Schlesien beanspruchte. Maria Theresia hingegen erhielt Verbündete in August II., Könige von Polen, und in dem Kurfürsten von Sachsen, den das mächtige Emporsteigen Preußens mit Misstrauen und Besorgnis erfüllte.
DER FELDZUG 1744.
Streitkräfte. Die preußische Armee unter dem Ober - Commando König
Friedrichs hatte einen streitbaren Stand von 50.666 Mann Infanterie und 21.177 Reiter. In Schlesien stand ein Corps von 18.594 Mann.
Das sächsische Hilfscorps unter FM. Herzog von Sachsen» Weißenfels war 20.900 Mann stark.
Die Streitkräfte, über welche Maria Theresia zur Abwehr des preußischen Angriffes anfänglich verfügte, waren äußerst gering, weil der größte Theil des Heeres am Rheine, in Bayern, den Niederlanden und Italien in Verwendung stand. In Prag befanden sich unter dem Generalen Grafen von Harsch 17.000 Mann, in Brunn unter General Terzy 4.182 und in Olmütz unter dem Generalen Baron Kheul 5.277 Mann. Mehr als die Hälfte einer jeden Besatzung bestand aber aus undisciplinierten Land- Milizen. In Bayern lag das Corps des Generals der Cavallerie Grafen Karl Batthyänyi. Es bestand aus 37 Bataillonen, 19 Grenadier-Compagnien und 48 Escadronen. ^trniioneu des Das Regiment Vettes, befehligt vom Obersten Baron
Reffimentes. Bene(ja, gamisonlerte bei Ausbruch des Krieges mit dem Regimentsstabe, dem ersten Bataillone und der ersten Grenadier-Compagnie in Straubing, mit dem dritten Batail- lone und der zweiten Grenadier-Compagnie in Neumarkt, mit dem zweiten Bataillone in Burghausen.
Als die Absichten König Friedrichs klarer hervortraten, erhielt das Corps Batthyänyi als das nächstgelegene den Befehl, durch die Ober-Pfalz nach Böhmen zu marschieren, um im Vereine mit dem sächsischen Hilfscorps dem ersten Stoße der Preußen zu begegnen. Am 6. August standen 26 Bataillone mit 22 Regiments - Geschützen, 13 Grenadier- Compagnien und 48 Escadronen bei Amberg schlagbereit;
Digitized by
Der Feldzug 1744.
67
11 Bataillone und 6 Grenadier -Compagnien blieben unter dem FML. Grafen Wallis in Bayern zurück. Der Gefechts-
PreuBen.
stand des Corps betrug 13.960 Mann Infanterie, 6.591 Reiter. Vom Regimente waren nur das erste und zweite Ausmarech des Bataillon mit den beiden Grenadier-Compagnien aus- Regimentes. marschiert, das dritte Bataillon verblieb in Burghausen.')
Der Einmarsch der Preußen in Böhmen erfolgte in drei Einmarsch der Colonnen. Die Hauptcolonne unter dem Könige selbst rückte von Peterswalde über Aussig, Budin und Tuchomöfitz, die zweite unter dem Erbprinzen Leopold von Dessau von Zittau über Münchengrätz xind Brandeis und die dritte unter dem OFM. Grafen Schwerin aus Schlesien über Braunau, König- grätz, Pardubitz und Kolin gegen Prag, wo sich die Colonnen am 2. September, ohne den geringsten Widerstand gefunden zu haben, vereinigten. Die Stadt wurde sogleich auf beiden Ufern eingeschlossen, u. zw. von der ersten und zweiten Oolonne auf dem linken, von der dritten auf dem rechten Ufer.
Batthyänyi hatte am 10. August den Vormarsch nach Böhmen in vier Colonnen, gedeckt durch eine Avantgarde
') Wurde im September wieder zum Regimente herangezogen.
Digitized by
68 Der Feldzug 1744.
von 5 Bataillonen unter dem FML. Festetics, angetreten. Die erste Colonne unter Batthyänyi selbst bestand aus 9 Batail- lonen, 8 Grenadier-Compagnien und 1 Cavallerie-Regimente, die zweite unter dem FML. St. Ignon aus 2 Bataillonen, 2 Grenadier-Compagnien und 2 Cavallerie-Regimentern, die dritte unter FML. Luian aus 9 Bataillonen und 2 Grenadier- Compagnien, die vierte unter dem FML. Pälffy aus 3 Batail- lonen und 1 Grenadier - Compagnie. In der dritten und vierten Colonne befanden sich je ein Bataillon xmd eine Grenadier-Compagnie des Regimentes.
Über Waidhausen, Haid, Mies und Plass vorrückend, erreichte das Corps am 4. September Cerhowitz, wo es bis zum 22. Wieb. In der Absicht, die Belagerung Prags durch die Preußen möglichst zu stören und Verstärkungen in die Festung hineinzxiwerfen, marschierte Batthyänyi am 14. Sep- tember dahin ab, kehrte aber auf die Nachricht von der am 16. September erfolgten Übergabe wieder nach Cerhowitz zurück.
Nach dem Falle von Prag brach König Friedrich gegen Süden auf, um sich der wichtigen Orte Tabor und Bxid- weis zu bemächtigen. Schon war aber auch die Armee des Prinzen Carl über Bayern und durch die Lücke von Taus nach Böhmen geeilt und vereinigte sich am 2. October bei Mirotitz mit Batthyänyi , welcher am 22. September von Cerhowitz aufgebrochen und über Rokitzan, Brennporitschen, Schlüsselburg und Sedlitz dahin marschiert war. Battliyänyis irreguläre Reiter hielten den Übergang bei Moldauthein be- setzt. Die österreichische Armee zählte jetzt 60 Bataillone, 40 Grenadier-Compagnien, 120 Escadronen, 6 Husaren- Regimenter mit 50.493 Mann Streitbaren und 50 Regiments- geschützen.
Am 4. October war König Friedrich mit dem Gros seiner Armee bei Moldauthein eingetroffen. In der Hoffnung, die Österreicher zum Schlagen zu zwingen, überschritt er auf vier Bootbrücken die Moldau und rückte nach Zirnau. Diese Hoffnung war vergebens. Prinz Carl hielt an seinem Plane^ die Preußen durch stete Bedrohung ihrer Verbindungen und Abschneiden der Zufuhren zum Verlassen Böhmens zu zwingen, fest.
Von den leichten Truppen Carls allseitig umschwärmt, in der Ernährung behindert und in der Ruhe gestört, litt Friedrichs Heer außerordentlich, und nur den rastlosen Be-
Digitized by
Der Feldzug 1744. 69
mühungen des Generals Winterfeld gelang es, dasselbe zeit- weise mit Lebensmitteln zu versehen. Kein Wunder, wenn Krankheiten ausbrachen und massenhafte Desertionen die Reihen der Armee bedenklich lichteten. Unter diesen Um- ständen fasste der König den Entschluss, seine erschöpften Truppen hinter die Elbe in Erholungsquartiere zu verlegen.
Die österreichische Armee hatte am 19. October auf vier Pontonbrücken die Moldau bei Worlik überschritten und war nach Woseßan marschiert, wo am 22. October die Vereinigung mit dem sächsischen Hilfscorps stattfand. Prinz Carl folgte den Preußen über Bistritz, Kohljanowitz und Kuttenberg langsam nach. Ein Versuch, die Elbe bei Pfelouß zu über- setzen, scheiterte an der Wachsamkeit der Preußen. Carl beschloss jetzt, bei Telöitz über die Elbe zu gehen.
Am 19. November 4 Uhr früh wurden in aller Stille 17 Grenadier-Compagnien übersetzt und der Bau von fünf Brücken begonnen. Protegiert durch das Feuer von 68 Ge- schützen, bewerkstelligte die Armee ihren Übergang. Friedrich räumte Prag und das rechte Elbe-Ufer und kehrte nach Schlesien zurück. Auf die Nachricht hievon entsandte Prinz Carl sofort (29. November) den FML. Grafen Kolowrat-Kra- kowsky mit dem Regimente Vettes nach Prag, um diese Regiment nach Stadt zu besetzen. Ein Officier und hundert Mann des Regi- ^"^* mentes wurden nach Budweis zur Bewachung der von den Preußen daselbst zurückgelassenen Artillerie-Munition und Zeugsorten detachiert.
Die österreichische Armee bezog im nördlichen Mähren und in Böhmen die Winterquartiere.
Schon im December 1742 war vom Hof-Kriegsrathe der Errichtung de? Befehl ergangen, den Stand der neun ungarischen Regimenter Blunions. durch Errichtung eines vierten Bataillones auf 3.000 Mann zu bringen. Mangel an Geld und daher auch Mangel an Re- cruten verzögerten stetig die Ausführung, bis endlich FML. Freiherr v. Vettes die Angelegenheit in seine Hände nahm.
Er legte im Februar 1744 dem Hof-Kriegsrathe ein Project vor, »auf was für Art ich mir vorsehe, die Aufrichtung des vierten Bataillons bei dem mir AUergnädigst anvertrauten löblichen Regimente vorzunehmen«. Hienach sollten vier von den fünf neu zu ernennenden Hauptleuten je 80, der Fünfte, weil er vermögend war, 100 Mann beistellen. Den Ersteren gab Vettes aus seiner Tasche 10 fl. per Kopf als Beihilfe. Die fünf neuenUnterlieutenants mussten je 24 und die fünf neuen
Digitized by
70 Der Feldzug 1744.
Fähfiriche je 16 Mann aufbringen. So waren schon 620 Mann gesichert. Vier der neu ernannten Hauptleute waren den schon bestehenden Bataillonen entnommen worden, mussten also dort durch vier ünterlieutenants und diese durch vier Fähnriche ersetzt werden. Jeder derselben hatte für seine Beförderung 6, beziehungsweise 4 Mann zu stellen, was wei- tere 40 Mann ergab. Zehn Spielleute wurden den alten Com- pagnien entnommen und hier durch Recruten ersetzt. Endlich wurden noch von den alten Compagnien 15 Mann übernommen und zu Unterofficieren befördert, wofür sie je einen Ersatz- mann zum Bataillone stellen mussten. So kostete die Errichtung desselben dem Inhaber nicht mehr als 3.200 Gulden und das Werbegeld für zehn Recruten.
Dieses Project wurde vom Hof-Kriegsrathe am 18. März 1744 genehmigt mit der Bedingung, dass die Officiere ihre Recruten in natura und nicht in Geld stellen. Trotzdem verging noch mehr als ein Jahr, bis das neue Bataillon complet und marschbereit war (25. Mai 1745). Für die Werbungen erhielt das Regiment die Comitate Ödenburg, Eisenburg, Gömör, Borsod, Heves, Neutra, dann den Jazygier- und Kumanior- District zugewiesen. VerÄnderun- Jänner. Die Unterlieutenante Jakob de Dillon, Graf Jakob Patazzi
gen im Offi- und Johann Walewtky, ferner Capitänlieutenant Georg Nagymlhi^ly zu *" r7 h^entes^* Hauptleuten und die Fähnriclie Samuel Tutzenthaller, Paul BIttö, Georg egimen . ^^^^ ^^^ Ladislaus Szuniogh zu Unterlieutenanten bei dem neu zu errichtenden vierten Bataillone ernannt. — Februar. Die Hauptleute Gottfried Pausner und Alexius Daniel« dann Unterlieutenant Balko zum 4. Bataillon des Regimentes Gyulai (51) transferiert. — März. Unter- lieutenant Stefan Ri^tonyi zum Hauptmanne, Fähnrich Pongri^cz zum Unter- lieutenant befördert. — September. Hauptmann de Dillon resignierte auf seine Charge, an seiner Stelle wurde Graf Ladislaus Apponyi zum Hauptmanne ernannt. Heerwesen. Wiedereinführung der eisernen Ladstocke statt der hölzernen
Einführung mit königlicher Resolution vom 8. December 1744. ^'^^'tödke^^ Errichtung des Infanterie-Regimentes Clerici (44).
Einftthrung Einführung von sogenannten »verjüngten 3 pfundigen Regi-
von neuen nients Stücken« (zwei für jedes Regiment). Die Mannschaft wurde von ^tück^n n ^®" Regimentern beigestellt und durch Ar tiller ie-Officiere in der Bedienung unterrichtet. Reparaturen mussten die Regimenter selbst besorgen. Ablegung der Eine Circular- Verordnung bestimmte, dass in Hinkunft Officiere ilire
Offiders- Resignationen schriftlich dem Inhaber oder dem Regiments-Comman- arge.*) ^j^jit^^ einzureichen haben. Letztere haben die Entscheidung des Hof- Kriegsrathes einzuholen. Ohne Bewilligung desselben durfte kein quittierter Officier wieder als Officier eingetheilt werden.
') H. K. R. 1744. Regist. 16. December. «j H. K. R. 1744. Regist. 13 Mai.
Digitized by
Der Feldzug 1745.
71
DER FELDZÜG 1745.
Prinz Carl v. Lothringen hatte den Entschluss gefasst, über Trautenau nach Schlesien einzubrechen. Zu diesem Zwecke versammelte er Ende April seine, durch Truppen aus Mähren sowie durch das aus Prag herangezogene Regi- ment Vettes verstärkte Armee bei Königgrätz. Der streit-
Digitized by
72 Der Feldzug 1745.
bare Stand derselben betrug 70.000 Mann. König Friedrich II. dagegen concentrierte zwischen Frankenstein und Patschkau 65.000 Mann in der Absicht, die Verbündeten bei ihrem Debouchieren aus dem böhmischen Grenzgebirge mit aller Kraft anzufallen.
Am 18. Mai trat die österreichische Armee, gefolgt von dem sächsischen Contingente unter dem Herzoge v. Weißen- fels, den Vormarsch nach Schlesien über Jaromöf, Trautenau und Schomberg an und erreichte am 29. Mai Landeshut. Die Vortruppen hielten Bolkenhayn und Kunzendorf besetzt. Nach zweitägiger Rast marschierten die Verbündeten nach Alt- Reichenau und am 2. Juni an den Rand des Gebirges bei N.-Baumgarten.
Auf die Nachricht von dem Vorrücken der Österreicher in der Richtung auf Breslau führte König Friedrich sein Heer von Frankenstein über Reichenbach nach Schweidnitz.
Am Morgen des 3. Juni stieg das Heer der Verbündeten, in acht Colonnen gegliedert, mit klingendem Spiele in die Ebene herab und bezog, in Schlachtordnung formiert, das Lager zwischen Hohenfriedeberg und Pilgramshayn.
Friedrich II. beschloss, die Verbündeten am folgenden Tage anzugreifen. Sobald die Dunkelheit hereingebrochen war, führte er seine Armee, unbemerkt vom Gegner, in eine Stellung bei Striegau, wo sie die Nacht über in größter Stille verharrte. Die Sohlacht Aufstellung der Verbündeten: Der linke Flügel —
**®* die Sachsen, dann 12 Bataillone und 4 Cavallerie-Regimenter am 4. Juni, östcrreichischcr Truppen — stand zwischen Günthersdorf und Pilgramshayn und hielt diesen Ort, sowie die Gule, einen von Häslicht gegen den Fuchs-Berg sich hinziehenden, mit Teichen und Buschwerk bedeckten Wiesengrund, besetzt. Die Mitte — 83 Bataillone, in zwei Treffen formiert — war zwischen Günthersdorf und Thomaswaldau, der rechte Flügel, aus 11 Cavallerie-Regimentern bestehend, zwischen diesem Orte und Neu-Ullersdorf aufgestellt. Hohenfriedeberg, wo eine Batterie schwerer Geschütze stand, blieb besetzt.
Der erste Stoß der Preußen traf den linken Flügel. Die Cavallerie wurde über den Haufen geworfen und das Fußvolk gezwungen, zuerst nach Eisdorf, später gegen Reichenau zurückzugehen. Der zweite Angriff galt der zwischen Thomaswaldau und Neu-Ullersdorf aufmarschierten öster- reichischen Cavallerie, welche nach einem erbitterten Kampfe
Digitized by
Sehlaeht bei Hohenfriedeberg am 4. Juni 1745.
skm
Digitized by
Digitized by
Der Feldzug 1745. 73
gänzlich geschlagen wxirde. Jetzt ließ der König dxirch 16 Bataillone das aus erprobten Regimentern bestehende österreichische Centrum angreifen. Trotz eines heftigen Kar- tätsch- und Gewehrfeuers, welches den Preußen große Ver- luste beibrachte, wurden Thomaswaldau und Günthersdorf genommen. Die österreichische Infanterie, auf sich allein an- gewiesen und durch das heftige feindliche Feuer erschüttert, gerieth ins Schwanken. In diesem kritischen Momente jagte das preußische Dragoner-Regiment Bayreuth im vollen Laufe heran, überritt im gewaltigen Choc mehrere Bataillone und sprengte die andern auseinander. Die Verbündeten erlitten eine vollständige Niederlage.
Die Infanterie des linken Flügels — 17 sächsische und Antheiinahme 13 österreichische Bataillone — hatte die Gule besetzt. Das _ .*^®" ^ erste Treffen — 3 Bataillone Vettes, 3 Bataillone Botta (12), anderschiacht. 10 sächsische Bataillone und sämmtliche Regimentsgeschütze
— hielt den Nord- und Süd-Busch besetzt, das zweite Treffen
— 4 Bataillone Gyulai (51), 3 Bataillone Browne (36) und 7 sächsische Bataillone — stand hinter dem großen Teiche. Das Regiment befand sich auf dem rechten Flügel des ersten Treffens, links neben ihm die Bataillone Botta. Die öster- reichischen Regimenter standen unter dem Commando des FML. Grafen Grünne.
Um 7 Uhr früh schritt Prinz Dietrich von Anhalt mit 21 Bataillonen, in drei Treffen formiert, zum Angriffe auf die Gule, unterstützt durch das Feuer von sechs, auf dem Fuchs-Berge aufgefahrenen, schweren Geschützen. Ein ver- heerendes Kartätsch- und Gewehrfeuer empfieng die Preußen. Aber diese, begünstigt durch den Ostwind, welcher dem Gegner allen Rauch und Staub ins Gesicht trieb, drangen in die Stellung ein und warfen das erste Treffen auf das zweite zurück. Sämmtliche Regimentsgeschütze fielen hiebei in ihre Hände. Auch die beiden vereinigten Treffen, in Front und Flanken angegriffen, wurden zum Rückzuge gezwungen.
Das Regiment erlitt in diesen Kämpfen einen Verlust veriust des von 2 Officieren (ein Unterlieutenant todt, Hauptmann Ignaz R®«*"»«"*®«- V. Radovich verwundet und gefangen) und 212 Mann.
Die geschlagene Armee sammelte sich, unbehelligt vom Gegner, bei Alt-Reichenau. Die Dispositionen des Prinzen Carl für den Rückzug waren nämlich so umsichtig getroffen, dass es den Preußen nicht möglich war, denselben wesentlich zu stören. Von Alt-Reichenau führte Prinz Carl sein Heer
Digitized by
74 Der Feldzug 1745.
Über Schomberg, Böhm.-Skalitz, Jaromöf und Pless^) hinter die Adler, wo er am 20. Juni ein Lager bei Königgrätz bezog. Der König folgte über Bolkenhayn, Landeshut, Fried- land, Politz und Böhm.-Skalitz und schlug am 20. Juni bei Kralowa Lhota seine Zelte auf.
In der Gegend von Königgrätz blieben nun die beiden Heere bis Mitte September unthätig einander gegenüber- stehen. Ende Juli trafen 10.382 Mann als Verstärkung bei der Armee des Prinzen Carl ein, dagegen kehrte im August ein großer Theil des sächsischen Hilfscorps in die Heimat zurück; nur 6 Bataillone und 6 Escadronen blieben in Böhmen zurück.
Wenn auch die Hauptheere sich unthätig verhielten, so führten die Österreicher einen umso lebhafteren und erfolg- reichen kleinen Krieg. Ihre leichten Truppen umschwärmten die Preußen von allen Seiten, zwangen den König zu Detachie- rungen und erschwerten die Verpflegung derart, dass der König sich gezwungen sah, den Rückzug an die schlesische Grenze anzutreten. Ein besonders unermüdlicher und ge- fürchteter Parteigänger war Oberstlieutenant Dessewffy von den Nädasdy-Husaren (9).
Am 19. September lagerte König Friedrich südlich Trautenau zwischen Burkersdorf und Raatsch. Prinz Carl, welcher ihm langsam nachgefolgt war, traf am 29. September über Komär und Rettendorf spät abends bei Soor ein, wo er in geringer Entfernung von der rechten Flanke der Preußen die Armee bivouakieren ließ. Die ganze Bewegung war durch die leichten Truppen so vorzüglich verschleiert worden, dass Friedrich auch nicht die leiseste Ahnung von der gefahr- drohenden Situation hatte, in der er sich befand. Die Schlacht Aufstellung der Verbündeten am 30. September
bei^ »•«•*«» morgens: Der linke Flügel — 15 Grenadier-Compagnien, 10 Bataillone, 15 Oompagnien zu Pferde und 30 Escadronen unter Commando des FM. Lobkowitz — hielt den Schlüssel- punkt der Stellung, die Graner-Koppe, besetzt. Des be- schränkten Raumes wegen standen die Truppen in drei bis vier Treffen und behinderten sich dadurch gegenseitig. Vor der Front befand sich eine Batterie von 16 schweren Ge- schützen. Die Mitte und der rechte Flügel — 38 Bataillone, 20 Grenadier-Compagnien und ca. 90 Escadronen — waren
') Heute Josefstadt.
80. September.
Digitized by
Digitized by
Schlacht bei Soor am 30. September 1745.
500m
3 km
Digitized by
Der Feldziig 1745. 75
zwischen der Graner- Koppe ^und Deutsch-Praussnitz in zwei Treffen aufmarschiert.
König Friedrich, obgleich von dem Aufmarsche der Österreicher vollkommen überrascht, beschloss, denselben zuvorzukommen und selbst zum Angriffe überzugehen. Ein- geleitet wurde die Schlacht durch den Angriff von 26 Esca- dronen und 6 Bataillonen auf die Graner-Koppe. Die öster- reichische Cavallerie wurde gänzlich geworfen, aber der An- sturm der preußischen Bataillone gerieth durch das furchtbare Föuer der großen Batterie ins Stocken. Diesen Moment wahr- nehmend, führte Oberst Beneda^) des Regimentes fünf Grenadier-Compagnien zum Gegenstoße vor. Mit dem Rufe: Es lebe Maria Theresia« stürzten sie sich auf die schon stark gelichteten Reihen der Preußen und brachten sie zum Weichen. König Friedrich ließ fünf frische Bataillone vor- rücken, die decimierten, aber nicht entmuthigten Bataillone schlössen sich an — und die Höhe wurde genommen. Jetzt befahl der König, das österreichische Centrum durcli 19 Ba- taillone in Front und Flanke anzugreifen. Trotz der tapfersten Gegenwehr mussten die Österreicher auch hier das Feld räumen. Prinz Carl zog sich hinter die Elbe zurück.
Das Regiment Vettes^) — zwei Bataillone und zwei Antheiinahme Grenadier-Compagnien unter Commando des Oberstlieute- „ .^®*
^" Regimentes
nants de Eppelle — stand mit dem Regimente Botta (12) anderschiacht. im ersten Treffen an der von Burkersdorf nach Königinhof führenden Straße. Über beide Regimenter führte General Heusler das Commando. Beim Angriffe auf das österreichische Centrum wurde der Hauptstoß gegen die Regimenter Vettes, Botta und das sächsische Regiment Prinz Xaver geführt. Sie ließen die Anstürmenden dicht herankommen und gaben dann mit großer Ruhe') ihre Salven ab. Demungeachtet drangen die preußischen Bataillone, voran die Garde, in die Reihen der Österreicher ein und zwangen sie zur Flucht. Die Regi- menter Vettes, Botta und Prinz Xaver aber wichen nur langsam zurück und benützten jede Gelegenheit, um Wider- stand zu leisten.^)
>) Der tapfere und umsichtige Oberst Beneda war mit einem Commando auf der wichtigen Graner-Koppe betraut worden. *) Streitbarerstand: 988 Mann. Nacli der Schlacht von Holienfriedeberg wurden des geringen Standes wegen aus den drei Bataillonen xwei formiert. ^ »L'ennemi tint la plus belle contenance du monde«, schreibt Prinz Ferdinand von Braunschweig. *) Prinz Ferdinand erwähnte in seinem Berichte an den König, dass er mit der Garde- Brigade die Regimenter Vettes, Botta und Prinz Xaver noch aus drei Stellungen habe vertreiben mfissen. (Kriege Friedrich des Großen, herausgegeben vom großen Generalstabe. 1895.)
Digitized by
76 Der Feldzug 1745.
Verlust des Dbs Regiment verlor in diesen Kämpfen an Todten:
Regimentes, j^j^ FähnHch Franz Senner und 45 Mann, an Verwun- deten: Oberstlieutenant de Eppelle, Major Harteneck, die Hauptleute Baron Franz Vettes und Vogt, Unterlieutenant Josef Banna und 130 Mann, an Gefangenen und Ver- missten: den Oberlieutenant Johann Szönassy und 158 Mann. Abmarsch des Auf die Bitten des in Mähren befehligenden und sich
Regimentes bedroht fühlenden FML. Kheul entsandte Prinz Carl die
nach Schlesien.
ni Hohenmauth befindlichen Regimenter Vettes und Preis- sing über Landskron, Sternberg und Bärn nach Freuden- thal, wo sie am 17. November eintrafen. Hier vereinigte sich das Regiment mit dem neu aufgestellten vierten Bataillone. Dasselbe hatte am 25. Mai in Pressburg mit 10 Officieren und 706 Mann seine erste Musterung passiert und war dann, um der überhandnehmenden Desertion zu steuern, über Skalitz, Olmütz, Sternberg und Bärn nach Freudenthal zum Corps des FM. Esterhäzy in Marsch gesetzt worden. Wechsel im Mit Allerhöchstem Patente vom 8. November wurde
comma^nd^. Ol^^^st uud Regimeuts-Commaudant Baron Anton Beneda zum General-Feldwachtmeister und an seine Stelle Oberst- lieutenant Franz de Eppelle mit Patent vom 20. November zum Obersten und Commandanten des Regimentes ernannt. Mit Oberst Beneda schied eine markante Persönlichkeit aus den Reihen des Regimentes, das unter seiner Führung so oft Ehre und Ruhm geerntet und sich die Anerkennung des Gegners errungen hatte. Ergänzung des Die Werbungen für das Regiment im Neutraer und
Regimentes, ödcuburger Comitatc, dann in Kroatien besorgte mit vielem Eifer Unterlieutenant Kiss.^)
Verfinde- Jänncr. Paul von Baklos zum Unterlieutenant befördert. --
rungen im November. Oberst Baron Anton Beneda zum General-Feldwachtmeister,
Officiers-Corps oberstlieuteiiant Franz de Eppelle zum Obersten und Regiments-Comman-
Regimentes, danten, Major Friedrich de Harteneck zum Oberstlieutenant und Hauptmann
Franz Freiherr Kökönyesdy de Vettes zum Major befördert. Heerwesen. Errichtung von zwei Warasdiner Grenz-Regi meutern.
Umwandlung des Trenk'schen Panduren-Corps in das slavonische
I) Um einen mögliebst günstigen Erfolg der Werbungen lierbeixuführen, forderte der Hof-Kriegsrath mit Verordnung vom 18. December die Regimenter auf, ihre in Ungarn lebenden Verwandten, Freunde und Bekannten zu bestimmen, dass sie eine Ajizahl belcleideter und ausgerüsteter Recruten oder wenigstens die Leute unentgeltlich beistellen. Zugleich versprach der Hof-Kriegsrath jenen, welche dieser Aufforderung entsprechen würden, allen möglichen Vorschub zu leisten, wenn sie sich um ein Staats- oder Civil-Amt bewerben werden.
Digitized by
Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747.
77
Panduren-Regiment (53) und des Tiroler Land-Bataillones in das Tiroler Land- und Feld-Regiment (46).
Nach der Wahl des Großherzogs von Toscana Franz Stephan zum Feldzeichen.') römisch-deutschen Kaiser (13. September 1746) befahl Maria Theresia, dass der Hof-Kriegsrath und die Armee sich von nun an »kaiserlich- königlich« zu nennen haben Die grüne Farbe der Fahnen und Feld- binden wurde abgeschafft und für die Infanterie wie früher die weißen und gelben Fahnen, welche auf der einen Seite den Doppeladler trugen, vorgeschrieben. Die Feldbinden hatten wieder aus Gold und schwarzer Seide, u. zw. in drei verschieden ausgestatteten Kategorien angefertigt zu werden. Sie wurden um den Leib getragen.
DIE FELDZÜGE IN ITALIEN 1746 und 1747.
Die Situation in Italien hatte sich seit Beginn des österreichischen Erbfolgekrieges insofern günstiger gestaltet, als König Carl Emanuel III. von Sardinien, der seine Hoffnung, die Lombardie seinem Hause zu erwerben, nicht erfüllt sah, auf Seite Maria Theresias getreten war. Da- gegen hatten sich die Spanier mit den Franzosen und der Republik Genua verbündet.
Die österreichische Armee war in zwei Corps getheilt: Das eine — 10.000 Mann unter dem FM. Fürsten Wenzel Liechtenstein — hielt die Provinz Novarra, das andere — ebenso starke unter dem FZM. Grafen Browne — das Gebiet von Mantua besetzt. Die sardini sehen Streitkräfte standen bei Cherasco, Chivasso, Verrua und Vercelli.
Die Lage der österreichischen Armee war eine trostlose, sie litt an den nothwendigsten Bedürfnissen empfindlichen Mangel. Liechtenstein sah sich gezwungen, sein ganzes Silbergeschirr zu versetzen, um den Officieren eine Monatsgage ausfolgen zu können. In der Operations-Cassa befanden sich nur 1.500 Gulden.
Von den Verbündeten standen 20.000 Spanier unter dem Generalen Gages hinter dem Ticino, 30.000 Franzosen unter Marschall Maillebois südlich der Linie Asti-Casale.
Gleich nach Beendigung des zweiten schlesischen Krieges wurde FML. Bärnklau mit 9 Infanterie-Regimentern — da- runter Vettes — und 6 Cavallerie-Regimentern zum Corps des FZM. Browne nach Italien abgesendet.
Das Regiment, welches seit Ende December 1745 wieder aus vier Bataillonen bestand, erhielt anfangs Jänner den Befehl, mit drei Bataillonen nach Kaschau, Leutschau, und Eperies abzumarschieren, das vierte Bataillon aber, welches nur einen geringen Stand besaß, nach Temesvar in Marsch zu setzen. Mit der Allerhöchsten Resolution vom
1746.
Streitkräfte.
Marsch des Regimentes nach Mantua.
') H. K. R. 1745. Reg. December 236.
Digitized by
78
Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747.
22. Jänner wurde aber dieser Befehl dahin abgeändert, dass das bereits auf dem Marsche befindliche Regiment mit den drei completen Bataillonen zur Armee nach Italien abzugehen, das vierte, schwache Bataillon aber nach Leopoldstadt an
V 1 \ |
9uUSm\_n^ |
\/ |
|
An |
|||
( |
^^l \ |
||
vC^-'i •• *■ ««>•. V^ |
V |
\ |
\Jl \ |
s |
■«•^^^ |
^^aiMM V |
|
^^ |
VnL \/- |
||
\ yoyJ^'V^Jtrq^gtty^tj*^^?^ V _ |
**X^iL«i^*'==^ |
||
7 jf>'Toruma ^ y^jL J^^ |
'-tp^ |
k r* 1 |
|
\k |
^' ( |
||
^B^A (^ * / |
y\ |
'°^la«Mr» |
J |
ÖadijV rJ Fmnn^m^j |
\ |
^^ |
|
"'^K^^ JK^ |
j |
||
:#?^%b. LL |
^ |
||
"i-""" • " ' - " ^ ^ ^^Q^fffllTf fflPflUf g V |
/ |
||
'^ ''•■^<S* ^ \ |
y |
||
/ |
|||
\ |
llIlM |
J |
der Waag abzusenden habe. Den beiden Befehlen nach- kommend, marschierte das Regiment durch Mähren und das Waag-Thal zunächst nach Pressburg und von da über Wiener- Neustadt, Marburg, durch Kärnten und Tirol nach Mantua, wo es gegen Ende März anlangte. Das vierte Bataillon war Mitte Februar in seinem neuen Bestimungsorte einge- troffen. Vormarsch der Die letztcu Verstärkungen waren noch nicht beim Heero
Österreicher, eingetroffen, als Browne am 25. März mit seinen Truppen den Po bei Borgoforte überschritt und auf Parma marschierte. Der Brückenkopf von Guastala wurde erstürmt und das zum Entsätze herbeieilende Corps des spanischen Generals Castelar zum Rückzuge gezwungen. Guastala musste sich ergeben. Die Armee setzte ihren Marsch auf Parma fort, lagerte am 31. März bei Sorbolo, wo das Regiment Forgäch (32) zu ihr
Digitized by
Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747. 79
stieß und am 4. April bei S. Lazzaro, wo die letzten drei Regimenter — unter ihnen auch Vettes — einrückten.
Castelar räumte Parma und zog sich auf Piacenza, wo das Gros der spanischen Streitkräfte unter Gag6s stand, zurück. Browne folgte ihm und vereinigte sich am 6. April bei Borgo S. Domino mit den Truppen Liechtensteins und Bärnklaus. Am 11. Mai überschritt die Armee, über welche FM. Fürst Liechtenstein das Commando übernommen hatte, in vier Colonnen die Nerre und bezog südlich Piacenza, zwischen S. Lazzaro und Montale, ein Lager. Vor der Front wurden Verschanzungen angelegt und die Vorbereitungen zur Be- schießung des Platzes getroffen.
Die Spanier hatten auch das feste Schloss Rivaita im Erstürmung Rücken der Armee stark besetzt. Am 3. Juni nachts brach d«* scwosses
■ifaltA
FML. Bärnklau mit 9 Bataillonen und 9 Grenadier-Compagnien am 4. juni. — darunter 1 Bataillon und 1 Grenadier-Compagnie von Vettes — 14 Reitern, 600 Kroaten, 16 Kanonen und 3 Mörsern dahin auf. Die Avantgarde — 900 Mann und 1.250 Reiter — überschritt die Trebbia bei Gossolengo mit dem Befehle, die Casine delle Villa zu nehmen, 150 Mann und 150 Reiter giengen bei Pieve durch den Fluss, um dem Feinde den Rückzug nach Bobbio abzuschneiden, endlich marschierten 3 Bataillone und 3 Grenadier-Compagnien nach Carpaneto, um das Unternehmen gegen Fiorenzuola zu decken.
Das Gros unter Führung Bärnklaus durchwatete die Trebbia unweit Rivaita, vertrieb die feindlichen Vorposten und entwickelte sich auf der vorliegenden Höhe. Da die Aufforde- rung zur Übergabe zurückgewiesen wurde, ließ Bärnklau das Schloss durch seine Geschütze beschießen und dann zum Sturme schreiten. Zweihundert Grenadiere und ebensoviele Füsiliere von Starhemberg (24) und Andrässy (33), gefolgt von den Bataillonen Bärnklau (49) und Königsegg (54), bildeten die Sturmcolonne. Binnen einer Viertelstunde waren die Außen- werke genommen und als die Truppen sich anschickten, auch das Schloss zu stürmen, capitulierte die 700 Mann starke Besatzung. Rivaita wurde wieder in Stand gesetzt und erhielt 500 Mann Besatzung.
Nach dem Eintreffen Maillebois' fassten die Heerführer der Verbündeten den Entschluss, die Österreicher auf beiden Flügeln anzugreifen, von ihren Verbindungen abzudrängen und in das Gebirge zu werfen. Die stark verschanzte Mitte sollte anfangs nur in Schach gehalten werden. Vier Colonnen
Digitized by
80 Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747.
wurden zum Angriffe auf den linken Flügel, zwei Colonnen
zum Angriffe auf den rechten Flügel und eine Colonne zur
Festhaltung der Mitte bestimmt.
Die Schlacht Stellung der österreichischen Armee: Der linke
^'^^^f^T*! Flügel unter Commando des FZM. Browne hielt den Canal
am 16. Juni. ^
dl S. Benico besetzt, das Centrum stand hinter den Ver- schanzungen zwischen diesem Canale und S. Lazzaro, der rechte Flügel unter FML. Botta dehnte sich bis zum Po muorto aus. Die aufmarschierten Truppen bestanden aus 61 Batail- lonen, 40 Grenadier-Compagnien, mehreren Cavallerie-Regi- mentern imd 3.351 Grenzern mit einem streitbaren Stande von 39.000 Mann. Das verbündete Heer war 81 Bataillone und 25 Grenadier-Compagnien stark. Die Cavallerie war zurückgelassen worden, in der Meinung, sie auf dem durch- schnittenen Terrain nicht verwenden zu können.
Die Schlacht wurde durch den Angriff auf den linken österreichischen Flügel eröffnet. In vier Colonnen stürmten 42 Bataillone und 25 Grenadier-Compagnien gegen die hinter dem Canale di S. Benico stehenden Österreicher heran. Von einem furchtbaren Gewehr- und Geschütz-Feuer empfangen und durch fehlerhafte Führung in der Entwicklung gehemmt, geriethen die Colonnen bald in Unordnung. Der Angriff stockte. Diesen Moment benützte Browne, gieng zum Gegen* angriffe über und schlug die Verbündeten in die Flucht. Indessen war auch auf dem rechten österreichischen Flügel der Kampf entbrannt. Die Spanier unter Gag6s waren in drei Colonnen auf den Straßen nach Parma und Cremona, dann gegen den Rifiuto piccolo vorgedrungen, hatten sich nach heißem Kampfe der Verschanzungen und Casinen bemächtigt und den Rifiuto überschritten. Die Österreicher leisteten erbitterten Widerstand. Der Kampf wogte vor- und rückwärts — ohne Entscheidung. Um diese Zeit war aber die Schlacht auf dem linken Flügel bereits zu Gunsten der Österreicher entschieden. Rasch wurden vier Regimenter zur Unterstützung des rechten Flügels .abgesendet, nach deren Eintreffen auch hier der Gegner den Rückzug antreten musste..
Die Franzosen und Spanier giengen auf das linke I^o-
Ufer zurück und bezogen am unteren Lambro ein Lager.
In Piacenza verblieb Castelar mit 4.000 Mann.
Antheiinahme Das Regiment stand auf dem äußersten Unken Flügel
des Regi- j^jj. ei,^en^ Bataillone im ersten und mit zwei Bataillonen im
mentea an
der schiaciit. zwcitcu Treffen. , Letztere, unter Commando des Obersten
Digitized by
Schlacht bei Piacenza am 16. Jnni 1746.
^^S^^;\ ^VVSSl
Österreicher Spanler
P 0-5 _J_
akm
Digitized by
Digitized by
Die Feldzü^e in Italien 1746 und 1747. 81
de Eppelle, dienten als Unterstützung der links vom Kegi- mente aufmarschierten Reiterscharen der Generale Luchesi und Serbelloni. Als die feindlichen Colonnen gegen den Canal di S. Benico vorrückten, befand sich noch die gesammte Ca- vallerie jenseits desselben. Um deren Rückzug über den Canal zu erleichtern und den Feind aufzuhalten, ließ FZM. Browne den General Csock, dann die Oberste de Eppelle und Mareni mit vier Bataillonen und 10 Grenadier-Compagnien über den Canal vorgehen. Bei dieser Gelegenheit hatte sich Oberst de Eppelle »recht ausnehmend distinguiret< .
Als der Angriff des Gegners abgeschlagen war, entsandte FZM. Browne den FML. Bärnklau mit den Regimentern Vettes, Pallavicini (15), Starhemberg (24) und Dann (59) zur Unterstützung des rechten Flügels. Da Oberst de Eppelle gleich zu Beginn der Schlacht schwer verwundet worden war und Oberstlieutenant Harteneck krank darnieder lag, so übernahm Hauptmann Schimoda v. Weißenburg als rangsältester Hauptmann die Führung des Regimentes.
In seiner Relation sagte FZM. Browne, dass Officiere und Mannschaft ^^gewisslich auch ihre Schuldigkeit erwiesen, sich einer wie der andere distinguiret und einen unverbrüchlichen Ruhm erworben haben<.
Das Regiment verlor an Todten: Unterlieutenant Bitto veriust des und 33 Mann. Oberst de Eppelle, die Hauptleute Alt- ^^eimentes. kirchen und Mühle, Unterheutenant de Rosin, Fähnrich Schwarz und 118 Mann waren verwundet, 4 Officiere wurden vermisst.
Am 22. Juli marschierte FZM. Browne mit 16 Batail- lonen , 3 Cavallerie-Regimentern und den Grenzern über Sarmato nach Parpanese am Po, zog hier die 14 Bataillone und 15 Escadronen, welche König Carl Emanuel von Castell S. Giovanni dahin gesandt hatte, an sich, überschritt am 24. den Fluss und schlug sein Lager zwischen Pieve Porto Mo- rone und Bissone auf. Den Rest des italienischen Heeres — 15 Bataillone und 3 Cavallerie-Regimenter — führte dei- König auf das rechte Ufer der Trebbia und vereinigte sich hier mit den Österreichern, über welche FZM. Botta an Stelle des erkrankten FM. Liechtenstein das Commando führte.
Das vereinigte Heer zählte 53 Bataillone, 24 Grenadier- Compagnien und 64 Escadronen. Das vollständige Regi- ment Vettes stand im ersten Treffen unter den Befehlen der Generale Andlau und Bärnklau. Gegen den Rath Bottas verheß
6
Digitized by
82
Die Feldzii^e in Italien 1746 und 1747.
der König das Lager an der Trebbia nnd marschierte am 2. Augnst wieder nach Parpanese zurück, um sicli mit Browne zu vereinigen.
Maillebois benutzte die Trennung der Gegner und iiber- schritt mit seinem Corps am 9. August den Po und den Tidone in der Absicht, die verlorene Verbindung mit Tortona wieder herzustellen. Gleichzeitig verließ Castelar mit dem größten Theile der Besatzung Piacenza und marschierte an den unteren Lambro. Am folgenden Tage wollte Maillebois seinen Marsch nach Stradella fortsetzen, allein er kam nicht dazu; denn schon stand auch Botta mit seinem Corps am Tidone. Das Treffen Dic Verbündeten — geg^ii 30.000 Mann stark - hatten
bei iaMiim ^ij^ Casinen auf dem Hnken Ufer stark besetzt. Der Kampf-
am 10. August. '■
(Regiment.) platz war vou Heckeu und Gräben durchschnitten.
Die Avantgarde Bottas 6 Bataillone, 16 Grenadier-Ccnn- pagnien, 1.000 Reiter unter Serbelloni — rückte beiderseits der Straße vor und warf die feindlichen Vortruppen zurück. Indessen hatte die Armee ihren Aufmarsch vollzogen. FML. Bärnklau, welcher den rechten Flügel commandierte, gieng mit 12 Ba- taillonen — darunter die 3 Bataillone des Regimentes - und 5 Escadronen unterhalb des Ortes Tidone über den Fluss und brachte die Spanier in solche Unordnung, dass Gages alles verloren glaubte. In diesem Augenblicke wurde Bärnklau, einer der tüchtigsten Generale, welcher im Kampfe Maria Theresias um ihr Erbe die größten Dienste geleistet hatte, von einer Flintenkugel tödlich getroffen. Seine Truppen, von überlegenen Kräften angegriffen, mussten auf das rechte Ufer zurückweichen. Jetzt befahl Botta dem FML. Roth, mit dem linken Flügel auf und oberhalb der Brücke über den Fluss zu gehen und dem Feinde in die rechte Flanke zu fallen. Die Verbündeten, gleichzeitig auch von dem österreichischen rechten Flügel wieder angegriffen, räumten ihre Stellung und zogen sich auf Stradella zurück.
Die Truppen Bottas, welche gegen das vereinte spanisch- französische Heer gekämpft hatten, beliefen sich auf höchstens 26.000 Mann.
Das Regiment verlor an Todten 38 Mann und an Vermissten 21 Mann. Verwundet wurden: Hauptmann Graf Apponyi, die Unterlieutenante Georg Niessle, Samuel Tutzen thaller und Josef Inf ante, die Fähnriche Nikolaus Czecherini und Friedrich Kottinger nebst 130 Mann.
Verlust des Regimentes.
Digitized by
Treffen bei Bottofreno am 10. Angnst 1746.
I Österreicher
I Spanier u. Franzosen
»km
EinschlieOnng von Gavi t~l: 1746.
Digitized by
Digitized by
Die Feldzüjro in Italien 1746 und 1747.
HJi
der Festung •tfl.
Armee auf fJenua.
Auf die Naohrieht von den Ereij^nissen am Tidone über- schritt Browne den Po und marschierte über CasteUnuovo nnd Tortona nach Novi, wo er am 10. August anlangte. Die Spanier zogen sich auf Gavi zurück. FML. Botta hatte am 14. August ebenfalls seinen Vormarsch angetreten und traf am 25. in Novi ein, wo luuunehr die ganze Armee vereinigt war. Tortona wurde eingeschlossen.
I'm sich den ungehinderten Aufstieg in das (iebirge EinschUeßunK zu sichern , entsandte Botta am 28. August den FML. IMccolomini mit den Ilegimentern Vettes und Piccolomini (25), zwei BataiHonen von Andlau (57), einem Bataillone und zwei (Irenadier-Compagnien von Sprecher, einem Bataillone von Kheul und einigen Hundert Kroaten und Husaren zur Ein- schließung der Festung Gavi. Piccolomini rückte in zwei i'olonnen ül)er S. Christoforo und Seravalle vor und schloss (iavi von allen Seiten ein.
Am 29. trat Browne mit der Armee den Vormai'sch auf vormarBch der <ienua an, erstürmte die Verschanzungen auf der Bocchetta und erschien am 4. September vor den Thoren der Stadt, welclie, von allen verlassen, sich bedingungslos ergeben musste. Am nächsten Tage cai)itulierte auch Gavi.
Nach dem Abmärsche der zum Einfalle in die Provence bestimmten Trupi)en vei-blieben dem FML. Botta nur noch acht Regimenter, von denen vier in S. Pietro di Arena, ein Regiment an der Riviera di Ponente und drei Regimenter an der Riviera di Levante standen. Das Regiment Vettes cantonierte in Sestri Levante.
Beim Ausbruche des Aufstandes in Genua wurde das dritte Bataillon des Regimentes mit den beiden Grena- dier-(yompagnien unter Commando des OberstHeutenants <le Harteneck als Verstärkung nach S. Pietro di Arena zunächst Genua herangezogen. FZM. Browne hatte nämlich von Nizza aus an den FML. Botta die Aufforderung ergehen lassen, ihm aus Genua unverzüglich 24 Belagerungsstücke, (i Zwölf Pfänder und 4 bis 6 große Mörser zu senden. Die Abtransportierung derselben, sowie die Aufforderung, eine weitere Million an Contribution zu erlegen, entfachte in Genua einen Aufstand, der, geführt von spanischen und französi- •schen Officieren, sich bald über beide Rivieren erstreckte. Die Österreicher, welche nur zwei Thore, innerhalb der Stadt aber kein Object besetzt hatten, traten, um nicht ganz abgeschnitten zu werden, am 11. December nachts nach einigen
6*
Aufstand in
Digitized by
84 Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747.
Gefangen- heftigen Kämpfen den Rückzug auf Gavi an. Das dritte Ba- nahme des 3^ talllou uud die G 1* eu adi er-CoHi D agnieu des Regimentes
BataiUones und i o »
der beiden konnten sich nicht mehr den abziehenden Truppen anschheßen CümT*l!fen ^^^^^ musstcii sich dcu Aufständischen ergeben.
Gleich ungünstig war das Schicksal der an der Riviera (li Levante dislocierten Bataillone. Das Landvolk hatte sich in Massen erhoben, die Verbindungen mit Genua zu Land und zur See waren unterbrochen, und allenthalben begann Mangel an Lebensmitteln und Munition einzutreten. General Andlau fasste unter diesen Umständen den Entschluss, seine Truppen bei Sarzana unweit Spezia zu sammeln und über das Gebirge zuführen. Nur den beiden Bataillonen von Vettes gelang es, wiewohl unter steten Plänkeleien intact Spezia zu erreichen ; vom Regimente Kheul dagegen erreichten nur zwei Compagnien das Ziel, 15 Compagnien waren gefangen genommen worden. Am 19. December verließ Andlau Sarzana und mar- schierte über Aula, Pontremoli und Fornovo nach Parma, wo er am 26. eintraf. Von hier wurden die Regimenter Schulenburg (21) und Vettes gegen p]nde des Monates nach Pavia Verlegt. Das Regiment hatte einen effectiven Stand von 1.470 Mann, von denen aber 831 Mann theils undienst- bar, theils gefangen waren. Ergänzung des Das Werbcgcschäf t lag in den Händen des ebenso um-
Regimentes. j^i(>i||;ig(,^^^ ^j^ thatkräftigcu Hauptmannes Johann de Kiss. Trotz der zahlrei(^hen Schwierigkeiten, welche ihm nicht nur die Comitate und Städte, sondern auch die Werbeofficiere des Regimentes Esterhäzy (37) in den Weg legten, gelang es ihm dennoch, im Monate Mai 186, im Juli 800 und im No- vember 200 Recruten zum Regimente abzusenden. Als Werbe- districte waren demselben die Comitate Pressburg, Neutra und Bares, ferner ganz Kroatien und Slavonien zugewiesen worden. Verlegung de» Das Vierte Bataillon, welches Hauptmann Kiss interi-
4. BataiUones. ,||igtisch befehligte, wurde Ende September von Leopoldstadt nach Ofen verlegt und das erforderliche Verpflegsgeld bei den Comitaten Pressburg und Kaschau angewiesen.
verände- August. ünterlieutenaiit Paul BIttö gefallen in der Schlacht bei
rungen im Piacenza. - October. Grenadier-Hauptmann Johann v. Zinser gestorben, ^"^'^'^[es^'^'^''^ Hauptmann v. Polltz und Unterlieutenant Peter Oarvals eingetheilt vom Regimentes, aufgelösten Regimente Kheul.
Heerwesen. Erriclitung der Grenz-Infauterie-Regimenter G uicci ard i (Liccaaer-i,
Herberstein (Ottocaner-), Dillis (Oguliner-) und Petazzi (Szluiner-),.
Digitized by
Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747.
85
dann des Carlstäd ter-, Warasdiner-, sla vonisc heu, banati- schen und sla vonisch-kroatische n Grenz -Husaren -Regimentes.
Auflosung des Infanterie-Retrimentes Kheul und des Husaren-Regi- mentes Bart ol Ott i.
Die Noth wendigkeit, die Lücken der im Felde stehenden Regimenter stflndiiro Dis- moglichst durch ausgebildete Leute auszufüllen, veranlasste den Hof-Kriegs- •"^»«^•'ung eines rath, im Monate Jänner anzuordnen, dass die Regimenter je ein Bataillon*) in die Nähe jener Bezirke zu verlegen haben, aus denen sie sich ergänzen. Diese Bataillone hatten die Ergänzung des Regimentes, die Ausbildung lind den Abschub der Recruten zu besorgen.
Erlass einer neuen Bagage-Ordnung in Kriegszeiten.
Nach dieser gebürten einem :
Rataillone»
Chargeiifrrad
Feldmarschalle .... Feldzeugmeister . . . Feldmar.schall-Lieutenant General-Major ....
01)ersten
Oberstlieutenant . . . Oberstwachtmoister . .
Hauptmanne
Lieutenante
Fähnrich
vier- zwei-
spännifi^e Wajfen Kaleschen
Crlasä einei
Bagajire-
Ordnunji in
Kriegszeiten. 5^)
4
2
1
Pferde
14 10 8 9 6 6 6 2 2 2
Anmerkung
= »?^-
> «^ s
j* S t 2 I
« S * « '
CO .
:5.£ä;
SiSS
Die zur Wiedereroberiiiig von (leiiiia bestimmte Armee 1747. — rrS Bataillone, 48 (irenadier-C^ompagnien, einige Tausend '^'^.^f,f J^"'*" (Jrenzer und 1.060 Reiter - war anfangs April bei Novi versammelt. Drei Bataillone, 2 Grenadier-Compagnien und 250 Reiter wurden unter (Jeneral Vogtern von Parma nach Sarzana entsendet, um den Angriff auf Genua von der Riviera di Levante aus zu unterstützen. Das Commando über alle Truppen führte statt des nach Wien abgereisten FML. Botta FZM. Graf Schulenburg. Dem Mangel an Belagerungs- geschützen wurde dadurch abgeholfen, dass König Carl Emanuel aus Turin 40 schwere Stücke und 80 Mörser zum Heere absenden ließ.
Am 11. April begann die Vorrückung auf Genua in fünf Colonnen. Bei der Ilaupt-Colonne, welche auf den Monte
') Diese Bataillone wurden 1756 -Garnisons-Hn ta ill une« benannt und zuglcieli zum Dienste in den Festungen bestimmt. — Als die Garnisons-Butnillone, 1757 — 98 auf 6 Compagni«n completiert, zumeist ins Feld rfickteu, wurden statt derselben bei den betref- fenden Regimentern sogenannte -Deposltorien - (1—2 Oberofficiere, 120— 150 Mann) aiifgestellt. 1764 gab es wieder Gamisons-Bataillone.
») K. A. MilitSr-Systeme Nr. 235.
Digitized by
86
Die Feldzüge in Italien 1746 und 1747.
Regiment. Diamaiite dirigiert wurde, waren die beiden Bataillone von Vettes eingetheilt. Genua wurde zu Land eingeschlossen. Die Franzosen benützten die Freiheit zur See, um Truppen in die Stadt zu schaffen und sammelten gleichzeitig 80 Ba-
taillone am Var, um durch di Riviera di Ponente gegen Genua vorzurücken. Unter diesen Umständen beschloss Schulenburg, die Belagerung aufzuheben. In der Nacht auf den 19. Juni verließen die Österreicher ihre Stellungen vor Genua. Nur ein kleines Corps von 15 Bataillonen — unter diesen auch die beiden Bataillone des Regimentes und 500
Reitern blieb unter dem Generalen Nädasdy zurück, welcher von der Bocchetta gegen Campo freddo einen Cordon zog und Voltaggio sowie Gavi besetzte.
Auf Verlangen des Königs sandte FZM. Browne, welcher nunmehr das Commando in Italien führte, im October 6 Ba- taillone, denen ein Bataillon Vettes nachfolgte, in die Riviera di Ponente zur Unterstützung der italienischen Trupi)en. Der letzte Kampf in diesem Feldzuge entbrannte bei einem Angriffe, den 8.000 Franzosen und Spanier am 15. October auf die Stellung Nädasdj'^s bei Campo freddo unternahmen.
Digitized by
Die Feldzü^e in Italien 1746 und 1747. 87
Mit (lieser übrigens erfolglosen Unternehmung endeten die Kriegsereignisse in Italien. Die Armee bezog die Winter- (juartiere.
Der Kegimentsstab, zwei Bataillone und die beiden Gre- nadier-Compagnien kamen nach Ovada, das erste Bataillon nacli Camporosso an der Nervia. Nach der Standes- und Diensttabelle für den Monat December 1747 formierte das Regiment wieder drei Bataillone und 2 Grenadier-Coinpagnien mit einem effectiven Stande von 1.450 Mann.') Wann das dritte Bataillon und die beiden Grenadier-Compagnien ran- zioniert wurden, ist nicht ersichtlich, doch meldete Oberst de Eppelle noch im October dem Hof-Kriegsrathe, dass sie in (ienua gefangen seien.
Juni. Fähnrich Bernhard K»f«lmann zum Unterlieutenant l)e- Verandemn- fördert. — September. Hauptmann Franz Schimoda v. W«iB«nbur( gen \m otn- gestorben. "'T'^'^'^l **''
Errichtung des B r o o d e r-, (» r a d i s c a n e r- und P e te r w a r d e i n e r- Heerwesen. Grenz- Infanterie -Uegimentes. — Auflosung des Infanterie- Regimentes Heister.
Am 21. October ordnete der Hof-Kriegsrath an, dass furderhin Besetzung vacante Officiersstellen ohne Allerhöchste Erlaubnis nicht mehr besetzt vacanter offi-
, j«_- cierentellen.*)
werden dürfen.
Die im vorigen Jahre erlassene Bagage-Ordnung in Kriegszeiten« «agaKe-Ord- wurde dahin abgeändert, dass statt der Wagen und Kaleschen zu halten """«*" K'^eg*»-
. ** . ^ Zeiten.«)
gestattet werden:
Dem Feldmarschalle i 00 Pferde
Feldzeugmeister sanmit seinen Adjutanten . . 40
Feldmarschall-Lieutenant I 80
General-Major 24
Obersten 12
Oberstlieulenant und Oberstwachtmeister je 8
Wachtmeisterlieutenant 2
llauptmanne 3
ünterlieutenant und Fähnriche je 2
Jeder Proviant- und Zeltwagen ist mit vier Pferden zu bespannen.
Erlass eines Marsch- und Verpflegs-Reglements für die Erb- Marsch- und
lande. Die wichtigsten Bestimmungen sind: 1. Die Marschrouten werden „ \^''**''®*^^"
__ . 7 . \, * ,^. , . . ,„ . Ueglement fflr
vom Kriegsconnnissariate ausgestellt. 2. Die marschierende Truppe ist ^y^^ ErWande/«) berechtigt, Verpflegung, Obdach, Lagerstroh, Brennholz und Vorspann zu fordern. Eine Natural-Mundportion besteht in zwei Pfund Brot, einem Pfund Fleisch und einer Maü Bier oder einer halben MaU Wein, eine
') Die von den ungarischen Regimentern angegebenen und in die Standes- und Dienst- tabellen aufgenommenen Stfinde scheinen nur auf dem Papiere bestanden zu haben, denn der Hof-Kriegsrath forderte im October die Commandanten der ungarischen Regimenter auf, den Stand derselben bis Ende Mftrz 1748 wenigstens auf 200 Mann zu bringen, widrigenfalls sie ohne Gnade aufgelöst werden.
«) H. K. R. 1747. Reg. 21. October. ^ K. A. Militflr-Systeme Xr. 24<t. *) K. A. Mili- Ur-Systeme Nr. 247.
Digitized by
88
Die Friedensjahre 1748 bis 1755.
Pferde-Portion aus sechs Pfund Hafer, acht Pfund Heu und dem Streu- stroh. 3. Dauer eines Tagmarsches zwei Meilen, ausnahmsweise drei Meilen, jeder dritte Ta^ ist Rasttag. Sobald der Marsch beendet ist, muss der eommandierende Officier dem Kriegscommissariate ein Marsch-Diarium vorlegen .
DIE FKIEDEXSJAHKK 1748-1755.
174S.
Er^^anzuiigen
des Regimentes.
Veränderun- gen im Offi- ciers-Corp« de« Refifimentes.
Heerwesen.
Neue Feuer- gewehre.')
iistandesherab- sotzung.^)
Artillerie.
Im Monate April bezog das Uegiment die (larnisou in der Festnng Gavi.
Die Werbungen wurden in den Coniitaten Pest, Nrtgrad, (Jran und Pressburg vorgenommen. Im April giengen ti9'\ Reeruten zum Regimente nach (Javi ab.
Mai. Hauptmann Graf Jakob Petazzf quittierte. - Juni. Stephan Rätonyi, vordem Rittmeister bei den ungarischen Freischaren, trat wie- der als Unterlieutenant in den Verband des Regimentes. — August. Hauptmann Ignaz v. Radovich legte seine Charge nieder. Inhaber, Feld- marschall- Lieutenant Freiherr Kökönyasdy de Vettes wurde mit Patent vom 22. November zum Feldzeugmeister ernannt. — November. Haupt- mann V. Polltz gestorben.
Auflösung der Infanterie -Regimenter O'Gilvy (46), Hagen- bach (22), Alt-Wallis, Traun und Jung-Arhcmberg, des Dragoner- Regimentes Styruni und des Husaren-Regimentes Trips.
Reducierung des Trenk'schen Panduren-Regimentes (53) auf ein Bataillon (Slavonisches Fanduren-Bataillon).
Nach einem vom Oberst- Feld-Land-Haus-Zeugamte überreichten Modelle wurde die Anfertigung neuer Feuergewehre sammt Bajonnetten angeordnet. Sie unterschieden sich nicht wesentlich von den alten Ge- wehren. Ein Gewehr sammt Bajonnett kostete 5 fl. 30 kr.
Mit der Allerhöchsten Resolution vom 25. December wurde ange- ordnet, dass die ungarischen Regimenter gleich den deutschen den ver- minderten Stand von 2.408 Mann anzunehmen haben. Jedes Regiment solle von nun an aus zwei Grenadier-Compagnien und vier Bataillonen zu vier Füsilier-Compagnien bestehen. Der Stand einer jeden Stabs-Com- pagnie (Inhabers-, Oberst-, Oberstlieutenants- und Majors-Compagnie) wurde auf 136 und einer (ircnadier-Compagnie auf 100 Mann festgesetzt. Die vier Stabs-Compagnien wurden statt wie bisher von Unterlieutenanten, von Capitänlieutenanten befehligt. Die Mannschaft der aufgelösten vier Compagnien wurde in die verbleibenden 18 Conjpagnien eingetheilt. Die als überzählig entfallenden Officiere waren nach und nach in die Wirk- lichkeit einzubringen.
Einführung von Richtma.schinen, statt der bisherigen Schusskeile, Abschaffung der Ladeschaufeln. Einführung der wollenen Patron sacke, der Raumnadeln und Brandein. Stand des Felda rti Her i e- H au pt- Corpos von