Digitized by Google /,»,*« i- ' FfB 1? 1*&J s 9 SOI 7 4 FRAGMENTE ZU EINER GEOLOGIE DER INSEL LUZON DR- RICHARD von DRÄSCHE. MIT EIN KM ANHANGE OBER DIE FORAMINIFEREN DF.R TERTIÄREN TIIONE VON LUZON . ^ vo * Felix Kap.reb. MIT 5 MIHN UND |6 IN DEN TEXT ÜEDRUCKTEN KnUÄClIXITTEN. WIEN. VERLAG VON KARL GKROLD’S SOHN •v i«;S. \> FRAGMENTE ZU EINER GEOLOGIE DER INSEL LUZON (PHILIPPINEN). DR- RICHARD von DRÄSCHE. MIT EINEM ANHÄNGE IHKR DIE FORAMINIFEREN DER TERTIÄREN TIIONF. VON IXZON Felix Karrer. MIT 5 TAKELN UND 16 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN HOLZSCHNITTEN. WIEN. VF.RI.AG VON KARL GEROLD'S SOHN 1878. Digitized by Google ro lxo ,J>'73 GfcQuOGICAL ^ClllS.ia Li HAftY m 1 6 V?e§ HAK« numf ^ Drark fob Adoli H.ilthuu».« kn Wi.-n b. k. rnlvmilM* »•<-klr*clu«r«4. Digitized by Google AL SENOR DON JOSE FECED V TEM PRADO CABALLERO 1'OMfNTlADOR DE LA REAL ORDEN AMERICANA DE ISABEL LA CATOUCA, AI.CALDE MAYOR ETC. ETC. ETC. F.N PRIIEBA DE SINCF.RO AGRADECIMIENTO Y CONSIDERAHON EL AUTOR. Digitized by Google I N H A LT. Seile VII I. Capitel. Die Streichungsrichtungen der philippinischen Inseln 11. Capitel. Allgemeine Oro- und Hydrographie der Insel Luzon 3 111. Capitel. Die Bahia von Manila und ihre Umgebung 8 IV. Capitel. Reisen in die Ebene von Pampanga, Besteigung des Arayat und zwei- malige Ueberschreitung der Sierra von Zambales ,, V. Capitel. Uebergang über die Cordillera central und den Caraballo Sur. . . . 23 VI. Capitel. Der Militärdistrict Renguet . 2 9 VIT. Capitel. Die Militärdistricte Lepanto und Bontoc 36 Vm. Capitel. Die I.aguna de Bay und ihre Ufer, Ausflug in das Gebirge von Balete und S. Mateo • . . . . 46 IX. Capitel. Reisen in den Provinzen Tayabas und Cumarin Norte 38 X. Capitel. Reisen in den Provinzen Cumarin Sur und Albay Digitized by Google V 0 R R E I) E. N ach einem mehrwochentlichen Aufenthalte auf den Mascarenen , dessen geologische Resultate ich in einer selbstständigen Abhandlung (Die Insel Reunion [Bourbon] im Indischen Ocean. Eine geologisch-petrographische Studie mit einem Anhang über die Insel Mauritius) niedergelegt habe, begab ich mich nach den Philippinen und durchstreifte hier wahrend fünf Monaten, vom December 1875 bis Mai 1876, die Insel Luzon. Schon in den ersten Wochen meines Aufenthaltes wurde es mir klar, dass in dieser kurzen Zeit eine geologische Aufnahme dieser grossen Insel unmöglich sei; es können somit nur „ Fragmente u zu einer Geologie von Luzon sein, die hier mit- getheilt werden. Was dem Geologen die Beobachtung in den Tropen so erschwert, das ist die dichte Vegetation und die tief eingreifende Zersetzung des Bodens. Wie oft musste ich mich bei tagelangen Märschen mit Bachgeröllen begnügen, um Aufschluss über die Zusammensetzung der Gebirge zu erlangen; erschwerend wirkt natürlich in solchen Gegenden, wie die Philippinen, der Mangel an allem künstlichen Aufschluss durch Steinbrüche, Strassen- und Eisenbahnbauten. Die Fälle, wo eine wirkliche, relative Altersbestimmung von Gesteinen durch Ueberlagerung möglich ist, sind ungemein selten. Sehen wir von diesen Hindernissen ab, so sind es hauptsächlich noch zwei Factoren, die das Studium des Landes beeinträchtigen ; der Mangel an guten Karten und die wilden Stämme auf den Gebirgen, die hauptsächlich im Norden Luzons die meisten Uebergänge unmöglich machen. Von topographischen Karten ist die einzig brauchbare jene von F. Coello in drei Blättern aus dem Atlas de Espana y sus posesiones de Ultramar im Maassstabe von 1 : 1,000.000. Es ist erklärlich, dass Aufnahmen in solch kleinem Maassstabe Digitized by Google VIII hauptsächlich in den gebirgigen Theilen des I^andes kaum zur allgemeinsten Orientirung beitragen können* umsomehr als gerade diese Partien der Coello’schen Karte einer durchgreifenden Umarbeitung bedürfen. Von den sogenannten Militär - Districten existirt ein Croquis von Penarubia im Maassstabe von i : 200.000, das eine gute Vorstellung der Provinz Abra gibt; die östlichen Districte Lepanto und Bontoc sind jedoch leider irrig dargestellt. Zum besseren Verständnisse meiner Reisebeobachtungen habe ich eine Karte von Luzon in zwei Blättern beigefügt. Tafel I Ist jene von Nord-Luzon. Was die Küstenumrisse betrifft, so wurden dieselben nach Coello’s Karte verzeichnet, da eine Rectificirung derselben nach den noch nicht vollendeten Küstenkarten von Gaudio Montero hier, wo es sich nicht um die Publication einer neuen Karte von Luzon handeln soll, sondern blos um die allgemeine Orientirung des Lesers, überflüssig erschien. Ebenso wurde in den von mir nicht besuchten Gegenden (meine Routen sind durch rothe Linien kenntlich gemacht) die Coello'sche Karte mit Auslassung aller Details copirt. Die Kamen der Provinzen, nach der neuesten politischen Ein- theilung der Insel, wurden auf der Karte verzeichnet. Ausser einigen kleinen Ver- änderungen in Kueva- Vizeaya und Pangasinan erlitt der westlich der Cordillera central gelegene Theil der Coe 11 o'schen Karte zwischen Vigan und Aringay auf Tafel I eine vollständige Umgestaltung. Hiezu wurde sowohl die Karte von Penarubia (nur der District Abra), als auch eigene Beobachtungen und mir güttgst mitgetheilte Skizzen der Herren Gouverneure von Benguet und Bontoc benützt. Tafel II habe ich als einen ersten Entwurf zu einer geologischen Uebersichts- karte von Süd-Luzon bezeichnet. Es wurden in derselben ausser meinen eigenen geologischen Beobachtungen auch jene früherer Reisender eingetragen, so jene von Jagor, durch Roth’s compilatorischc Arbeit über die Geologie der Philippinen, bekannt gemacht, in welcher Abhandlung der Verfasser auch die von Jagor mit- gebrachten Gesteine näher beschreibt, jene von F. v. Richthofen und F. v. Hoch- stetter, die sich auf die Umgebung der Laguna beschränken, und schliesslich jene von Iticr. Meine auch hier bezeichnete Routenlinie lässt unmittelbar erkennen, in wie weit meine Untersuchungen und Reisen an dem Zustandekommen dieser Kartenskizze betheiligt sind. Es wäre, unschwer gewesen, mit Zuhilfenahme von etwas Phantasie eine zu- sammenhängende geologische Karte von Süd-Luzon zu zeichnen ; es schien mir jedoch viel wichtiger, hier klar zu legen, was erforscht, was unbekannt ist. Die uncolorirten Digitized by Google IX Stellen mögen eine stumme Aufforderung für künftige Reisende sein, hier zu forschen und zu sammeln. Zur näheren Besprechung dieser Karte werden die einzelnen Capitel vorliegender Abhandlung genügende Gelegenheit bieten. Die topographische Grundlage dieser Karte bildet wieder jene von Coello mit einigen kleinen Verbesserungen und Zusätzen, sowohl der von R. Rieper zu Jagor’s Werk, als eigenen Beobachtungen entnommen. Einen ausserordentlich willkommenen Beitrag zu diesem Werke verdanke ich meinem verehrten Freunde, Felix Karrer in Wien, der die Foraminiferen aus den von mir mitgebrachten Mergeln der Sierra Zambales bestimmt hat. Für diese wichtige Arbeit spreche ich genanntem Herrn hier meinen aufrichtigsten Dank aus. Ebenso bin ich Herrn Theodor Fuchs sehr verbindlich für die Untersuchung der von mir aus den Kalkriffen Luzons mitgebrachten Korallenreste. Schliesslich entledige ich mich einer angenehmen Pflicht, wenn ich allen jenen Herren, welche mich im gastfreundlichen Euzon durch Rath und That unterstützten, auf das Herzlichste danke. Wie Oasen in der Wüste, so erschienen mir stets die Conventos und Casas reales der gastlichen Curas und Gobernadores, die stets bereit waren, meine Reisepläne in der liebenswürdigsten Weise zu unterstützen. Es wäre ermüdend, wollte ich hier die Namen aller Jener anlühren, denen ich verpflichtet bin. Unter Vielen will ich nur besonders hervorheben ; Alcalde mayor Don Feced yTem- prado, Herrn Labhardt, österreichischer Consul in Manila, Herrn Rutmann, deutscher Consul daselbst, Herrn Boye, die Herren Gouverneure Scheidnagel und Hernandez- Permeasolo von Benguet und Bontoc und die Herren Alcalden von Camarines Sur und Norte. Zum Schlüsse noch einen herzlichen Nachruf meinem Reisebegleiter, Herrn Dr. med. Carl Körbl, der mir während meiner Reisen im centralen und nördlichen Luzon treu und unverdrossen zur Seite stand. Wien, im November 1877. Der Verfasser. Digitized by Google ERSTES CAPITEL. Die Streichungsrichtungen der philippinischen Inseln. Oestlich vom asiatischen Continente zwischen dem 5. und n. Br. taucht aus dem Meere eine grosse Inselgruppe, bekannt unter dem Namen die Philippinen — las Isias Filipinas. Der Gesammt-Flächeninhalt der grösseren Inseln des Archipels beträgt nach Jagor's Berechnung auf Grundlage der hydrographischen Karte von Claudio Montero 5392*7 geogr. OM. Die zwei grössten Inseln sind Luzon (1932*9) und Mindanao (1625*7). Dann folgen mit abnehmender Grösse: Panay (3x 7*4), Paragua (235*4), Samar (228), Xegros (227*8), Mindoro (182), Leyte ([63*3), Cebu (76’!), Bojol (55*9) etc. Im Südwesten hängt die Inselgruppe einerseits durch Paragua mit der Nordspitze Bomco’s zusammen, andererseits verbinden die Sulu-Inseln die Xordost-Küste von Borneo mit der südlichsten der Philippinen, mit Mindanao. Das so eingeschlossene Meer wird Sulu- oder Mindoro-See genannt und ist sehr seicht und reich an Untiefen. Im Westen werden die Philippinen von der Chinesischen See bespült, die in ihren südlichen Theilen ebenfalls reich an Untiefen und Korallriffen ist. Im Süden hängt die Insel Mindanao durch die Talautse-Inseln mit Celebes zusammen. Die einerseits von den Sulu-Inseln und Borneo, andererseits von Mindanao, den Talautse- Inseln und Celebes einge.schlossene Sulu-See hängt dann im Süden durch die Strasse von Macassar mit der Sunda-See zusammen. Im Norden verbinden die Inselgruppen der Bayanes und Batanes I.uzon mit Formosa. Betrachten wir einen Plan des Philippinischen Archipels, so fallt uns zuerst eine gewisse Gesetzmässigkeit in den Streichungsrichtungen der Inseln auf (s. Fig. 1). Auf der grossen Insel Luzon unterscheidet man leicht zwei vorwiegende Richtungen : die nord-südliche und die südost-nordwestliche. Die nord-südliche Richtung beherrscht den ganzen nördlichen Tlieil Luzon's bis zum Breitegrade (ca. 14V1* n. Br.) von Manila. Sie zerfällt enger wieder in zwei Theile, welche im Breitegrad von I.ingayen (16° n. Br.) Zusammentreffen. Die Westküste von Nord-I.uzon bis zum Golfe von Lingayen verfolgt die Richtung X io*0, die Ostküste X 2o"0, so dass dieser im Süden vom Breitegrad von I.ingayen begrenzte Theil ein nach Süden sich etwas zuspitzendes Trapez darstellt. v. Draicli«. t'.ooloji* dar liutl t.uzoii. 1 Digitized by Google 2 Fjgpr l. v . Forme« . Baton ex fiulmyanes ÜB» g) U } SOJ \ I *» w w T A w Va/ k V^'V, ; : % & CabimlaOo nex^ £ f\ i y / ,#/ W , r\ r* _ NS* bi 55 ' ? r; Sfk n Bgjol \g « Mlmlorn ftv. V T„ö •Ij ,g Strasse tf , Muifibm . **? /\ MINDOHO J _ SEE kW Borueo V“ - ^ — / SULU SEE Sangvir{) r l Celotjex V'? Digitized by Google 3 Von Bolinao an, dem weit nach Nordwest vorspringenden Cap des Golfe» von Lingayen , nimmt die Westküste nun plötzlich eine Richtung N 8°W an, die Ostküste vom Seno de Casigunan bis zur F.nsenada de Pingala streicht fast genau nord-südlich. Wir wollen im Laufe dieser Arbeit diese beiden durch ihre Streichungsrichtungen , sowie auch noch durch später zu erwähnende orographische Verhältnisse unterschiedenen Theile als Nord- und Central-Luzon unterscheiden. Den durchschnittlich nordwest-südostlich streichenden, vielfach gegliederten südlichen Theil von Luzon wollen wir kurz als Süd-Luzon bezeichnen. Die Inseln Lubang und Colo, Burias und Ticao streichen noch parallel mit der Hauptrichtung von Süd-Luzon. Samar zeigt schon eine Abweichung nach Nord, respective Süd. Die westlich gelegene Insel Leyte streicht schon N i5"W bis S i5 rt O. Die weiter westlich gelegenen, fast parallelen, nur durch einen engen Kanal getrennten Inseln Cebu und Negros streichen last genau NNO zu SSW. Ileinahe dieselbe Richtung zeigen die Westküste von Panay und die Insel Tablas. Eine merkwürdige und interessante Vereinigung der beiden Streichungsrichtungen zeigt die gabelige Insel Mashate, deren östlicher Arm parallel mit Süd-Luzon, deren westlicher parallel den Inseln Cebu und Negros liegt. Die am weitesten gegen die Chinesische See vorgeschobene schmal«’ Insel Paragua hat schliesslich ein genau nordost-südöstliches Streichen. Die Ostküste der Insel Mindanao endlich zeigt wieder eine Richtung N i5"W zu S i5 0 O und verbindet sich dann schliesslich im Bogen mit der sich N i5"0 zu S i5*W fortsetzenden Talautse-( truppe. Die Sulu-Inseln laufen parallel mit Paragua. Kh mag dem Leser nach dieser Aufzählung der Hauptrichtungen der Inseln, welche am besten auf der ausgezeichneten hydrographischen Karte von Claudio Montero zu ersehen sind, vielleicht erscheinen, als waren dieselben ziemlich regellos. Es lässt sich jedoch mit Leichtigkeit folgende Gesetzmässigkeit linden: Im Norden der Philippinen (Nord- und Central-Luzon) herrscht die süd- nördliche Richtung vor; im Süden strahlen die Inseln fächerförmig auseinander, und zwar bemerkt man eine allmälige, von NW — SO nach NO — SW fortschreitende Drehung, so dass die Streichungsrichtungen von Paragua und Süd-Luzon, den beiden entgegengesetzten Enden des Fächers, auf einander senkrecht stehen. Dana erörtert in dem geologischen Bande des Werkes über die United States Exploring Expedition (pag. 11 — *3 und pag. 413 — 436) ausführlich die Gesetze, nach welchen die Inseln des Grossen Oceans aneinander gereiht sind. Die nordwestliche Richtung ist jedenfalls die Hauptstreichungslinie, welcher sich mit Ausnahme der Fidschi- und Tonga-Gruppe fast alle Inseln des mittleren Beckens einreihen lassen. Mehr am westlichen und südlichen Rande desselben treten noch nord-südliche und nordost-südwestliche Richtungen auf. Die Nordküste Luzons gehört nach ihm der Linie: Ostküste von Nord-China, Formosa, Ostküste Borneo an, Süd-Luzon der pacifique’schcn Hauptstreichungsrichtung, die parallel mit der Westküste Nord-Amerikas und der Nordküste Süd-Amerikas ist. In der jüngst erschienenen Tiefscekarte dos Grossen Oceans von A. Petermann (1877, IV. Heft, Tafel VII) sind diese Verhältnisse sehr gut ersichtlich. Dana weist darauf hin, dass die .Streichungsrichtungen der einzelnen Inselgruppen meist einen schwach gekrümmten Verlauf haben. In der Voraussetzung nun, dass alle Inseln des Stillen Oceans vulkanischen Ursprungs seien, erklärt der Forscher diese Eigenschaft durch parallele fort- oder rückwärtsschreitende Spalten. Auf die Philippinen dürfte nun diese Krklärungsweise nicht anwendbar sein, da hier gewiss die vulkanischen Erscheinungen nur eine secundäre Stelle einnehmen. Digitized by Google 4 Immerhin aber kann keineswegs die merkwürdige fächerförmige Anordnung der süd-philippinischen Inseln als ein Spiel des Zufalls zu betrachten sein. E. Suess hat in seinem Werke über die ..Entstehung der Alpen - , p. 37, darauf hingewiesen, wie der breite Gebirgsgürtcl {der Alpen) gegen Ost fächerförmig in mehrere einseitige Ketten auseinander- tritt. Ein ähnliches Gebirge mit fächerförmiger Anordnung der Ketten würde der südliche Theil unseres Archipels sein , wäre er nur einige hundert Kuss über den Meeresspiegel gehoben. Es scheint in dieser Anordnung offenbar die Tendenz zu liegen, sich dem asiatischen Festlande, speciell dem Siam- und Anämischen Theile desselben anzuschmiegen , sowie die Nordostküste Australiens von der aus krystallinischen Schiefem bestehenden Insel Xeu- Caledonlen, die Südostkiiste von dem in gleicher Richtung streichenden Xeu-Seeland begleitet wird. Stellt man sich auf den Standpunkt der Sucss’schen Hypothese, so dürfte folgende, vielleicht nicht ungenügende Erklärungsweise hier versucht werden. Eine von Xordost mich Süd west wirkende Kraft faltete den Hoden des Grossen Oceans in Wellen, ln dem weiten Raume dieses Weltmeeres konnten dieselben eine regelmassige XW — SO- Richtung annehmen. Zahlreiche Aufbruchsspalten dieser Antiklinalen gaben dem vulkanischen Magma Auswege. Im Norden und Osten des Stillen Oceans finden wir fast ausschliesslich Korall- und vulkanische Eilande — keine Spur von älteren Formationen oder gar krystallinischen Schiefem. Sowie wir uns aber den Küsten des australischen oder asiatischen Continentes nähern, treten uns (Luzon, Xeu-Seeland. Xeu-Caledonien) tertiäre, secundäre und selbst krystallinische Formationen entgegen. Hier stauen sich die Wellen an den Continenten und mannigfaltig geknickt und gebogen schmiegen sie sich deren Rändern an. Dana schloss aus der Anordnung der Radack-, Ralick-, Tara warn-, Yaitupu-, Samoa-, Hervey-, Rurutu-Inseln einerseits, welche einen schwachen, nach Xordost concaven Bogen beschreiben, und der Sandwich-Inseln andererseits mit entgegengesetzter Concavität, dass die Linie der grössten Senkungen zwischen den beiden Inselreihen verlaufe; die neuerlichen Sondirungen des amerikanischen Schiffes r Tuscarora“ scheinen jedoch nachzuweisen, dass sich die grössten Tiefen im Nord westen des (»rossen Oceans, und zwar östlich der Kurilen befinden, wo bis jetzt die grösste Tiefe mit 4655 Faden gelothet wurde; ja der ganze nord- westliche und nördlichste, südlich der Aleuten liegende Theil des Grossen Oceans — das Gebiet des Kuro Siwo — gehört der 3 000 Faden messenden Tuscarora-Tiefe an. Allerdings ist jedoch der von Dana bezeichneten Stelle eine hervorragende Senkung zuzusprechen, denn hier befinden sich die durch die Challenger-Expedition constatirte Belknap-, Miller- und Hilgard-Tiefe , alle über 3ooo Faden. Gegen Südwest scheint durch die neuen Lothungen wirklich ein allgemeines Emporsteigen des Seebodens constatirt zu sein, nur im Süden der Ladronen findet man plötzlich wieder eine Tiefe von 4576 Faden. Zu ungenügend und spärlich sind noch die Beobachtungen, um das jedem durch eino Inselreihe bemerkbaren Wellenberge zugehörig«? Thal zu erkennen. Bald dürfte jedoch die Zeit herantreten, wo wir zur richtigen Kcnntniss der Bodengestaltung des interessantesten Meeres unseres Gestirnes gelangen. Digitized by Google ZWEITES CAPITEL Allgemeine Oro- und Hydrographie der Insel Luzon. Schon im vorhergehenden Capitel wurde die auf die Streichungsrichtungen der Küsten basirte Dreitheilung der Insel in Nord-, Central- und Süd-Luzon aufgestellt. Wir beginnen unseren allgemeinen Ueberblick mit Nord-Luzon. Fast genau in derselben Breite mit Lingayen und dem Seno de Casiguran, also dort, wo die verschiedenen Strcichungsrichtungen Zusammenstößen, erhebt sich ein gewaltiger Gebirgsknoten , der ein kurzes Streichen von West nach Ost aufweist und dann steil nach Süden in die Ebene fallt. Seinen verschiedenen Theilen kommen verschiedene Namen zu, wir wollen ihn aber kurz als Caraballo Sur — so heisst der Pass, der über ihn fuhrt — bezeichnen. Von ihm aus strahlen zwei mächtige Gebirgszüge parallel den beiden Küsten, die Sierra central und Sierra de la madre, bis an den äussersten Norden Luzons. Die östliche Cordillere setzt sich als schmales Vorgebirge noch weit ins Meer fort. Auf ihr oder an ihrem Kusse liegt der von Claudio Montero entdeckte, aber noch unbestiegene Vulcan de Cagua, 4298 sp. Fus«, Die Karte von Coello gibt diese beiden Gebirgszüge wohl nur in ihren allgemeinsten Umrissen an. Zwischen denselben liegt ein ausgedehntes, undulirtes Hügelland, das sich nach Norden atlmälig verflacht und von dem grössten Strome des Archipels, dem Gran rio de Cagayan, mit seinen Zuflüssen durchschnitten wird. Der Rio de Cagayan entsteht durch die Vereinigung des Rio Magat, dessen Quellen am IZaraballo Sur liegen, und des kleineren Rio de Calao, weiter unten nimmt er nebst anderen Zuflüssen noch den bedeutenden Rio de Bangag auf, und ergiesst sich als breiter schiffbarer Strom bei Aparri ins Meer. Das Gebiet im Osten der Sierra madre ist fast vollständig unbekannt; dichte, von Negritos und wilden Malayon-Stämmen bewohnte Wälder verhindern hier fast jede Erforschung. Nur wenige Missionäre und K. Semper (Zeitschr. f. allgem. Erdkunde, N. F. 1861, p. 249) haben bis jetzt diese Gegenden bereist. Im Westen der Cordillere zwischen Bangar und Eaoag streicht parallel mit dieser ein niedrigerer Küsten-Gebirgszug. Digitized by Google I — 6 — Weiter südlich zweigt in der Gegend des Quellgebictes des Rio Agno und Abra ein schmaler hoher Gebirgsrücken sich von der Cordillere ab und endet mit dem Monte San Fabian. Eine weitere Gliederung des Gebirges in Nebenketten ist nach den bis jetzt publicirten geographischen Aufnahmen, deren Gesammtheit in der Karte von Coello aus- gedrückt ist, unmöglich; ja es dürfte eine richtige Karte der Philippinen, selbst in der Richtung der Hauptgebirge von Coello's Karte, die uns in der Nähe der Militärdistricte vollkommen im Stiche lässt, bedeutend abweichen. Die beiden Hauptflüsse der Westseite der Gran Cordillera sind die schon früher erwähnten Rio Agno und Abra. Wir werden den Lauf dieser beiden Flüsse im speciellen Theile vorliegender Arbeit näher kennen lernen. Im Osten der Cordillera madre, welche bedeutend näher dem Meere liegt, als die Cordillera central, treffen wir nur unbedeutende Flüsse. Die Laguna de Cagayan, in der Regenzeit ein grosser See, in der trockenen blos ein Morast, entleert sich durch einen kurzen Fluss nach Norden. Central-Luzon. Längs der Westküste dieses Tbeiles der Insel verlauft ein ziemlich hoher Gebirgszug mit Gipfeln bis 6000 Kuss, der beim Monte Taguan seinen Anfang nimmt und im Cabo Rolinao endet. Die anfangs nord-südliche Richtung des Gebirgszuges geht bei den Picos de Subig plötzlich in eine nordwestliche über, um bald darauf wieder parallel der Küste zu streichen und endlich das Skelett der den Golf von Lingayen im Westen bc’grenzenden Landzunge zu bilden. Im Osten dieses Sierra de Zambales genannten Gebirgszuges erstrecken sich die grossen, fruchtbaren Ebenen von Pampanga und l'angasinan. Isolirt ragt aus der Ebene im Süden der vulkanische Monte Arayat. Die grosse Ebene wird im Norden durch die südlichen Zuflüsse des Rio Agno, im Süden hauptsächlich durch den Rio grande de Pampanga, der aus der Laguna de Canaren entspringt, und den kleineren Rio Pasao entwässert. Im Osten des Rio de Pampanga befindet sich ein grosser Süsswasser- (?) See, die Laguna de Candava. Die Fortsetzung der Cordillere von Zambales bildet die aus vulkanischen Gesteinen bestehende Landzunge von Batan, welche indes» von ersterer durch die Niederung westlich von Dinaluptlian geschieden ist. Der Osten Central-Luzons wird nach Coello's Karte von einem der Küste parallel laufenden Gebirgszug durchsetzt, der sich vom östlichen Stocke des Caraballo Sur abzweigt. Dieser Gebirgszug verbreitert sich im Süden und schickt seine Ausläufer bis wenige Stunden von Manila. Er durchzieht dann die schmale Landenge zwischen der Laguna de Bay und dem Stillen Ocean, um bald darauf unterzutauchen. Im Osten des tiefen Golfes von Manila liegt, nur durch ein schmales Stück von demselben getrennt, die grosse, aber seichte Laguna de Bay mit der Insel Talim ; sie steht durch den Rio de Pasig mit der Bahia in Verbindung. Süd-Luzon. Im Gegensätze zu der massigen Form von Nord- und Central-Luzon bildet der Süden ein oft nur wenige Meilen breites, dann wieder anschwetlendes, vielfach von tiefen Buchten Digitized by Google eingeschnittene» Gebiet. Dasselbe lässt »ich leicht in zwei parallele Theile zerlegen, die nur durch die schmale Landenge von Guinavangan mit einander verbunden sind, die wir als West-Süd-Luzoi» und Ost-Süd-Luzon trennen wollen. 1. Der nördliche Theil von West-Süd-Luzon ist ein eminent vulkanisches Gebiet, mit dem thätigen Vulkan Taal und der Laguna de Bombon nebst einer grossen Menge erloschener vulkanischer Kegel. Ein schmaler niederer Höhenzug durchzieht den übrigen Theil dieses Inselstückes. Nicht ein einziger hervorragender Fluss ist hier zu erwähnen. 2 . Der östliche Theil von Süd-Luzon wird durch die Landengen von Pasacao und Sorsogon wieder in drei Theile gegliedert. Der nördliche, dessen Inneres unbekannt, wird von einem hohen Gebirgsrücken durchzogen, der im Monte Calungung eine seiner grössten Höhen aufweist, der mittlere Theil wird an seiner Südküste von einer niederen Küsten- Cordillere durchzogen ; im Norden ist das breite Vorgebirge von Caramuan. Im Süden, östlich der Küsten -Cordillere, entwickelt sich wieder ein ausgezeichnet vulkanisches Gebirge mit zahlreichen erloschenen Kegeln und dem thätigen Vulkan von Albay. Die in gleicher Linie , aber in entgegengesetzter Richtung fliessenden Flüsse Rio de Sipocot und Bicol münden in die Bai von San Miguel. Der südliche und kleinste Theil endlich hat eine schildförmige Gestalt; auf »hm liegt der thätige Vulkan Bulusan. Digitized by DRITTES CAPITEL. Die Bahia von Manila und ihre Umgebung, Der grösste und schönste Hafen Ost-Asiens ist die weite Bai von Manila, die einen Flächenraum von fast 3o geogr. DM. einnimmt. Sie hat die Gestillt eine» in .SW offenen Trapezes, die östlichen und westlichen Ufer streichen vollkommen parallel mit einander N io*W, die Südküste hat eine nordost-südöstliche Ausdehnung. Die Einfahrt in die Hai hat eine Breite von io Seemeilen, ist jedoch durch zwei Inseln verengt. Die eine, Corregidor, ist fast 3*5 See- meilen lang und wird aus Lavabanken zusammen- gesetzt. w Kotzebue erwähnt nach J. Roth einen Krater auf derselben. Obwohl ich diese Insel ebenfalls nicht besucht habe, so hatte ich doch Gelegenheit, sowohl nördlich als südlich von ihr vorüberzufahren und bemerkte nur schwach geneigte Lavabänke. Südlich von ihr liegt das Inselchen Pulo Caballo. Figur 2 gibt die beiden Inseln mit den I.othungen aus der Hafenkarte Manilas von Claudio Montero wieder. Nach dieser Aufnahme scheint es, dass die beiden Inseln im Osten einst zusammenhingen ; jetzt sind sie durch eine Tiefe von 5 9 Meter von einander getrennt. Auch weisen die übrigen Lothungen darauf hin, dass die beiden Inseln einst ein ringförmiges Gebirge mit einem tiefen Krater innerhalb gebildet haben. Eine genaue Untersuchung der Neigungsrichtungen der Lavabänke wird hier ein entscheidendes Urtheil abgeben. Im Westen von Corregidor befindet sich die kleine vulkanische Klippe La Monja und im Süden der Fels El Frafle. Auch diese Massen zeigen deutlich ihren Aufbau aus Lava. Ich erwähne hier ausdrücklich, dass die im Süden des Eingangs zur Bai von Manila gelegene Insel Ambil keinen Vulkan enthält. Obwohl C. Semper in seinen sechs Skizzen (Die Philippinen und ihre Bewohner, 1869, p. 94) erwähnt: „Gänzlich apokryph ist der Vulkan Ambil bei LltZOn“, linden wir doch wieder in einem im Jahre 1H7.5 gedruckten Vulkankatalog: „Gerade der Bucht von Manila gegenüber steigt unter 13** 43' n. Br., n8°3' östl. L. der Ambil aus dem Meere empor. Er leuchtet des Nachts seit langer Zeit im Feuerschein und begünstigt das Einlaufen der Schiffe in die Bucht**. Fignr 2. +9 Digitized by Google 9 Die Bahia ist im Innern seicht und bietet fast überall den besten An kcrgru n d, nirgends überschreitet sie die Tiefe von 18 Faden. Je mehr man sich aber dem Eingänge nähert, desto tiefer fallen die Lothungen aus. Zwischen Corregidor und der Küste von Mariveles erreicht man schon Tiefen von 20, 23 bis 2 6 Faden ; auch zwischen Pulo Cavallo und der Südküste geben die nautischen Karten Tiefen bis 26 Faden an. Die inneren Ufer der Bai sind sehr dach und vollkommen frei von Korallriffen, wohl erklärlich durch die grosse Anzahl von beträchtlichen, zur Regenzeit mit Detritus beladenen Flüssen, die sich in dieselbe ergi essen. Im südlichen Theile der Bai von Manila, etwa fünf Meilen von der Küste, treffen wir Untiefen, Bajos de San Nicolas genannt, mit nur zwei Faden Tiefe. !>ie westlichen Ufer der Bai werden von dem Vorgebirge von Bataan gebildet, das in der Sierra Mariveles {1405 Meter [Claudio Montero]) seinen höchsten Punkt erreicht. Die Sierra Mariveles ist ein dicht bewaldeter, von einzelnen Negritos-Stämmen bewohnter vulkanischer Berg, der nach J. Roth, nach von Ja gor beim Dorfe Mariveles gesammelten Stücken, aus Doleritlaven „nusserst ähnlich den jüngsten Laven des Aetna und der Insei Stromboli“ besteht. Von der Sierra Mariveles durch eine Einsenkung getrennt ist der Pico Butilao (1342 Meter). Nördlich davon tritt eine zweite Einsenkung auf, über welche der Weg von Subig nach Orani führt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass das ganze Vorgebirge Bataan aus vulkanischen Gesteinen zusammengesetzt ist. Obwohl ich es selbst nicht besucht habe, so bemerkte ich doch, als ich per Dampfboot von Aparri nach Manila fuhr, da der Curs von Punta S. Paloc stets knapp an der Küste führt, die bankförmig geschichteten, schwarzen Uferwände. Mit Recht sagt deshalb Roth (a. a, O. 341): „Man darf wohl annehmen, dass die ganze Gebirgs- kette, zu welcher der Pico Butilao, die Sierra Mariveles, die Insel Corregidor und der südlich gelegene Pico de Loro gehören, aus demselben Gesteine bestehen - . In diesem Sinne bezeichneto ich auch auf der geologischen Karte von Süd-Luzon diese Gebirge als Dolerite. Wenige Meilen von der Küste trifft man schon Tiefen über 100 Faden. Das Nordufer der Bai ist äusserst flach und besteht aus den zahlreichen mit Rizophoren- wäldem bedeckten Aestuarien der aus der Pampanga strömenden Flüsse. Wenige Fasse über dem Meeresspiegel zieht sich diese Ebene weit nach Norden hin. Die Flüsse mit ungemein geringem Gefalle schieben weite Barren voraus und erschweren so hauptsächlich in der trockenen Zeit die Befahrung. In der Regenzeit stehen alle diese niedrigen Gebiete unter Wasser. Auch das östliche Ufer der Bai ist flach, wird jedoch in kurzer Entfernung von Hügelgruppen begleitet. Im Süden der Bai liegt eine schmale sandige Landzunge, welche eine nach Osten offene Bucht umgrenzt ; es ist der Kriegshafen von Ca vite. Zwischen diesem und dem am Eingänge gelegenen Pico de Loro münden eine grosse Anzahl Flüsse, die von dem auf- steigenden Wall der Laguna de Bombon herabkommen. Die Stadt Manila selbst ist am linken Ufer des Rio Pasig erbaut; die Vorstädte erstrecken sich jedoch noch weit auf das linke Ufer und beiden entlang. Die nächste Umgebung der Stadt besteht aus lehmigem Boden, in welchem ich unter der Humusdecke zahlreiche recente Meeresmuscheln fand; es kann somit keinem Zweifel unterliegen, dass die Küste bei Manila in geologisch junger Zeit gehoben wurde. Geht man von Manila aus längs dem Flusse Pasig, so erscheint in kurzer Zeit ein braunes, weiches, tuffartiges Gestein, das in gToben Bänken geschichtet ist und gerundete, v. Duicbi. Uwkji* itor In.»«! Lium. 2 Digitized by Google — IO — langwellige Hügel bildet; es ist Trass oder Bimssteintuff. Man kann hauptsächlich solche Tuffe unterscheiden, die reich an Kry Stallfragmenten sind und sonst aus fein zerriebenem Bimssteinmaterial bestehen, und ferner andere, die ein vielfach mit Brocken vulkanischer Gesteine gemischtes Bimssteinconglomerat sind. Bei der ersten Gruppe liegen in der lichtbraunen, erdigen Masse zahlreiche Feldspathe und schwarze, wohl ausgcbildcte Augite und kleine Trümmer eines obsidianähnlichen Gesteines nebst zahlreichen .Schlackenbrocken. Tuffe dieser Art sind besonders schön in einem Hohl- wege am linken Ufer des Pasig, nahe der Fähre, aufgeschlossen. Die schönsten Steinbrüche in diesem Bimssteintuffe findet man bei Guadalupe am linken Ufer des Pasig, wo grossartige Blöcke gebrochen werden. Der Trass ist hier in mächtigen Bänken abgesondert und enthält zahlreiche verkohlte Baumstämme und andere undeutliche Pflanzenreste eingeschlossen. Oft findet man sehr dünne Kohlenschmitzen. Die Verbreitung dieses Tuffe» ist eine ausserordentliche. Der Pasig hat sein ganzes Bett in diesem Gestein gegraben, an seinen beiden Ufern sieht man oft bis io Meter hohe Tuffwände. Fast bis San Mateo konnte ich am rechten Ufer des Pasig diese Gesteine verfolgen; im Norden von Manila beobachtete ich sie weit über San Francisco del Monte hinaus. Ja, wir werden später sehen, dass ihre eigentliche Heimatli in der Umgebung des Vulkans Taal gelegen ist, dem sie wahrscheinlich entstammen. Jagor fand an den Ufern des Quingoa in Parapanga ebenfalls denselben Bimssteintuff anstehend. Auf der geologischen Karte sind alle bis jetzt bekannten Fundorte dieses Tuffes mit der betreffenden Farbe versehen. Digitized by Google VIERTES CAPITEL. Reisen in die Ebene von Pampanga, Besteigung des Arayat und zweimalige Ueberschreitung der Sierra von Zambaies. INördlich der Bai von Manila breitet »ich gegen Norden bis zum Golf von Lingayon westlich bis zur Sierra Zambales und östlich bis an die Ausläufer der Cordillera de Nueva Ecija eine weite fruchtbare Ebene mit einem Flächenraum von etwa 100 geogr. OM. aus. Im Süden dieser Fläche erhebt sich ein isolirter, von Manila aus sichtbarer Berg — der vulkanische Arayat. Um von Manila aus zum Fliese dieses Berges zu gelangen, übersetzt man die Bai nach Bulacan. Von hier aus wendet man sich nordwärts. Man passirt den Rio gründe de Pampanga in der Nähe von Calumpit, wo er auf seinem linken Ufer den Quingoa aufnimmt; bis zum Dorfe Arayat, am südöstlichen Fusse des gleichnamigen Berges führt der Weg über tiefes, sandiges Terrain am linken Ufer des Rio grande. Dieser Sand besteht zum grössten Theil aus Feldspaththeilchen mit etwas schwarzem Glimmer und ist das Zerreibsei jener weichen Tuffe, die sowohl die ganze Pampanga-Fbenc zu bedecken scheinen, als auch hoch in der Sierra von Zambales zu treffen sind. Ich bestieg den Arayat von seinem westlichen Kusse aus, von der Hacienda des Sefior Alcjandro Mariano. Von verschiedenen Standpunkten gesehen, ändert der Kegel stets seine Gestalt. Zwischen Arayat und der Hacienda erscheint er als dreispitziger Kegel. Der Aufstieg wurde von uns in drei Stunden ausgeführt; leider ist der Berg ungemein bewaldet und sehr wenig anstehendes Gestein zu beobachten. Der Gipfel besteht hauptsächlich aus zwei bedeutenderen und einer kleinen Zacke, die in nord-südlicher Richtung hinter einander stehen und durch gewaltige Abgründe von einander getrennt werden. Auch die Gipfel des Arayat sind vollkommen bewaldet, so dass man, um etwas von der Aussicht zu gemessen, die Bäume erklettern muss. Nirgends sind Spuren eines Kraters zu entdecken, auch fehlen alle losen vulkanischen Producte. Das Gestein ist ein bald blasiger, bald dichter Dolerit mit lichtgrauer Grundniasse, in welcher porphyrartig Augit und Olivin eingestreut sind. Im Mikroskop unterscheidet man deutlich durch Grundmasse stark zonenförmig verunreinigten Plagioklas. Die Grundmasse löst sich leicht in ein Gemenge von Plagioklas, Augit und Magneteisun auf. Die Olivine sind sehr frisch. Digitized by Google Die Höhe des Arayat wurde von der hydrographischen Commission unter Claudio Montero zu 3 J 5o sp. Fuss bestimmt. Am südwestlichen Kusse des Arayat zieht sich ein langer, niederer und schmaler, dicht bewaldeter Rücken hin, «1er mich unwillkürlich an einen alten Lavastrom erinnerte. Ich glaube, es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Arayat wirklich das äusserst zerstört«? Gerippe eines längst erloschenen Vulkan es ist. Seine isolirte Lage, das blasige Gestein deuten mit Entschiedenheit darauf hin. Dass indessen lange Zeiträume seit seiner letzten Thätigkeit verflossen sind, beweist die vollkommene Abwesenheit eines Kraters und aller Kapilli- und Aschen-Massen. Von der Spitze des Arayat aus Hess sich folgende Erscheinung vorzüglich beobachten. Man erkennt nämlich deutlich die dachförmige Gestalt eines Theiles der Ebene von Central« Luzon. Die beiden, einerseits nach Norden , anderseits nach Süden unter ausserst kleinem Fallwinkel geneigten Flächen stossen in einer deutlich erkennbaren Linie zusammen, deren westliches Ende von jener Stelle ausgeht, wo die Sierra de Zambales plötzlich eine nord- westliche Richtung annimmt (in der Nähe der Picos de Subig). Im Osten verliert sich diese Linie in der Gegend des Arayat. Diese Wasserscheide findet sich auch auf Coello's Karte in der Richtung der Fiunslaufe gut ausgedrückt. Die ganze Umgebung des Arayat besteht, wie schon früher erwähnt, aus feldspathigen Sanden. Diese enthalten hier grosse unförmliche bis 5 C' grosse Knollen von schönem, spätirr näher zu beschreibendem Sanidin-Trachyt. Vom Arayat aus setzte ich meine Reise nach Westen fort um wo möglich die Sierra Zambales zu überschreiten. Unser Weg führte über die Dörfer Mexico, S. Fernando, nach Porac stets in denselben Sanden. (Beim Dorfe Mexico fiel nach dem Berichte des Cura Llanos im Jahn* i85v [Observation«» y diseno del aerolitho, caido en Pampunga en las Isias Filipinos en 4. de Abril 1859. Resumen de las actas de la Academia de ciencias de Madrid 1862 p. jfc] ein Meteorit. Daubr£e beschrieb diesen als Chondrit (compte-rendu 1868, p. 209]). In Porac ist der fein«* Sand geradezu unerträglich; fein wie Triebsand dringt er überall ein und ermüdet Unendlich die l.astthiere. ln Porac war man gerade mit der Grundaushebung zum Bau einer Kirche beschäftigt, und bot erster© sehr erwünschte, gegen 0 Meter tiefe Aufschlüsse ln dem feinen, meist ungeschichteten Sande lagen kleinere und grossere Trachytknollem ln Zwischenräumen von 4 — 5 Schuh ^ w tjv- '* San gewnhige Dificrcnico. dass ich mich auf sic nicht mehr ver- lassen konnte; auch war e* leider während meiner gnuta Rebe in Ost-Ahlen nicht mehr möglich, mir eiittjfcrnttKM?» brauchbare Messinstrumente ru verschaffen. Digitized by Google 1 7 Tritt man aus der Schlucht des Bucao- Bach es heraus, so sieht man wieder weit und breit die lichten, zerreiblichen Tuffe anstehen, dieselben sind also entschieden jünger als das F eldspath-Chlorit-Gestein. Im Westen erblickt man den hohen Callot, einen der Sierra Zambales angehorigen Berg. Man schreitet nun in nordwestlicher Richtung am linken Ufer des bald in einem breiten Thale fliessenden Bucao; fünf Stunden nachdem man die Wasserscheide verlassen hat, passirt man die von Negritos-Malayen-Mischlingen bewohnte Rancheria Bombadon. Im Westen taucht nun ein parallel mit der Küste streichender, kurzer Gebirgszug auf mit dem Monte Banganyan als höchste Spitze. Hinter Bombadon übersetzt man auf das rechte Ufer des Bucao; das Thal wird hier sehr breit und von grossartigen Alluvionen und Geröll- massen bedeckt. Etwa zwei Stunden von Bombadon findet man grosse Gabbro-Felsen anstehend, die aus fettglänzenden, grossen Plagioklasen mit prachtvoller Zwillingsstreifung, bräunlichem Diallag und etwas Kupferkies bestehen, im Dünnschliffe erkennt man noch ein grünliches, dichroitisches Mineral, wohl ein Zersetzungsproduct des Diallag. In Verbindung mit diesem Gabbro treten schöne Serpentine auf. Dieselben sind in allen Variationen vorhanden, vom Dunkelgrünen bis zur Hellolivenfarbe. Sie werden von zahlreichen, schwarzen Adern durchsetzt, die ihre Farbe einer grösseren Anhäufung von Magneteisen verdanken. In den lichteren Sorpentinvarietäten lassen sich zahlreiche Olivinreste beobachten, in den dunkleren erscheinen zahlreiche Broncitkrystalle uingesprengt. Dort wo der Serpentin in der Nähe des Flusses der erodirenden Wirkung des Wassers ausgesetzt ist, findet man herrlich polirte Felsen. Der Bucao bringt Gerolle von zahlreichen Gesteinen mit , die ich nicht anstehend finden konnte, unter andern grobkörnige Hypersthenite, grosse, weisse Feldspathbrocken mit prächtiger Zwillingsstreifung u. s. f. Einen auffallend geringen Theil der Gerolle bilden übrigens jung-eruptive Gesteine. Nach zweitägigem Ritt erreichten wir endlich die Mission ßotolan und verflossen hier den Fluss, um nach Iba, der Hauptstadt der Provinz Zambales zu gelangen. Resumiren wir die angestellten Beobachtungen auf diesem Uebergang der Sierra, so resultirt, dass dieselbe zwischen Botolan und Porac aus einem Grundstock von Gabbro, Serpentin und Chlorit-Fctdspath-G estein bestehe, welche im centralen Theil und hauptsächlich im Osten von ungemein mächtigen trachytischen Tuffen überlagert sind. Ueber den Ausgangsort dieser Tuffe können keine Vermuthungen aufgestellt werden, da bei diesem Uebergang nicht einmal festes vulkanisches Gestein anstehend gefunden wurde. Den zweiten Uebergang über die Sierra führte ich von Sta. Cruz in Zambales nach Mangatarem in Pangasinan aus. Von Iba bis Palauig verfolgt man drei Stunden lang stets die flache, sandige Küste. Von Palauig nach Masinloc fuhrt der nächste Weg über die Bai von Masinloc. Ich zog es vor, den Landweg zu verfolgen, der über die letzten, westlichen Ausläufer der Sierra Zambales führt. Das erste Gestein, das man anstehend findet, sind dünngeschichtete, merglige Tuffe, die zum grössten Theile aus feinem Gereibsel von vutkanischen Felsarten und Foraminiferen bestehen. Diese Foraminiferen beifinden sich im Anhänge von Herrn Karrer beschrieben, sie zeigen grosse Uebereinstimmung mit jenen aus den Mergeln von Kar Nicobar und deuten auf ein jung-mioeänes Alter der Schichten. Nebst diesen organischen Ueberresten erhielt man beim Schlämmen des Materials noch zahlreiche Bruchstücke von Plagioklas, Hornblende, Olivin und schwarze Schlackenfragmente. Diese tertiären Mergel enthalten ebenfalls oft v. Draach«. (tcoloylc der Intel Luo*. J Digitized by Google A i8 Reste von dicotyledonon Blättern; sie streichen ziemlich nord-südlich mit einem schwachen Fallen nach West und werden bis auf Höhen von 3oo — 400 Fuss angetroffen. In einem tiefen Bach-F.inschnitt fand ich wieder schönen Diallag-Gabbro anstehend, — derselbe wird von den Foraminiferen-Mergeln bedeckt. Von Masinloc nach Candelaria führt der Weg wieder meist der Küste entlang. Dort, wo er jedoch’ etwas höher steigt, findet man den Foraminiferen -Mergel wieder schön aufgeschlossen. Er besitzt in einem Hohlweg eine Mächtigkeit von mehr als 12 Meter. Der Ort Candelaria liegt am Fusae des Monte Lanat (4126.1p. Kuss CI. Montero). Die rost- braune Farbe des Berges sowohl als Geröll»», welche ich am Fusse desselben fand, lassen vermuthen, dass auch diese Hegend der Cordillere vorwiegend aus Gabbro bestehe. V r on Candelaria bis Sta. Cruz durchschneidet der Weg wieder einigemale die bekannten Mergel. Längs der ganzen Küste zwischen Iba und Sta. Cruz mündet eine grosse Anzahl klarer und breiter Bäche in das Meer. Alle diese Wasser haben jedoch einen sehr kurzen Lauf und fuhren dessenungeachtet eine verhältnismässig grosse Wassermenge. Von Sta. Cruz führt ein halsbrecherischer Pfad in zwei Tagen durch unbewohnte Wildniss über die Sierra nach Pangasinan. In Sta. Cruz wurden mir für die Reise Pferde mitgegeben, die mich indess bald in die grösste Verlegenheit brachten, da der Weg theil weise nur für Ziegen gangbar. Nur der ausserordentlichen Ausdauer und Gelenkigkeit dieser vorzüglichen, kleinen Pferderace ist es zuzuschreiben, dass selbe ohne gebrochene (Bieder hinüberkamen. Von Sta. Cruz erreicht man nach zweistündigem Ritt durch die Küstenebene den Weiler Gis-Gis und mit ihm den reissenden Rio de Sta. Cruz, der von der Sierra herunterstürzt. Diesen Fluss verfolgt man stets in nordöstlicher und östlicher Richtung aufwärts und ist mehr als hundertmal genöthigt, ihn zu übersetzen. In der Nähe des Ursprunges des Rio wurde ül>ernachtet. Sobald man den Rio de Sta. Cruz erreicht hat, findet man ein Gestein anstehend , das fast den ganzen westlichen Abfall der Cordillere bis zur Wasserscheide zusammensetzt, dessen gewaltige Gerolle bis in die Ebene geführt werden und die Flussüberschreitungen zu einer mühevollen Arbeit machen. Dieses Gestein ist krystallinisch- kleinkörnig; es besteht aus einem schön weissen Feldspath, olivengrünen und lichtbraunen durchscheinenden Körnern. Weiss und grünlich gebänderte Varietäten dieses Gesteines entstehen dadurch, dass das körnige Mineral sich in parallelen Zonen anhäuft. Untersucht man einen Dünnschliff dieses unter dem Hammer in groben Scherben brechenden Gesteines, so wird man bald klar, dass die zweierlei verschiedenfarbigen Krystallkörner ein und demselben Minerale, und zwar dem Augit, angehören, der einen nicht unbedeutenden Dichroismus zeigt, der zwischen röthlichbraun und olivengrün schwankt. Dieser augitische Bestandtheil bildet meist unregelmässig begrenzte Körner; im Allgemeinen wird derselbe von unregelmässigen, oft bogenförmigen Rissen durchsetzt; manche Individuen zeigen indess äusserst feine, enge Spaltungslinien, die aber meist nicht durch den ganzen Kry stall setzen; es scheint hier also eine bedeutende Neigung des Augites zu di allagartiger Absonderung vorhanden zu sein; bei vielen Krystallen ist es ganz unmöglich, sich für eines der beiden Minerale bestimmt zu erklären. Der Feldspath zeigt mit Anwendung von Polarisation prachtvolle Farben, doch meist wenige und sehr breite Zwillingslamellen, er ist äusserst frisch; in einigen Stellen der Präparate fand ich jedoch dichte milchige Partien, die in ihrem mikroskopischen Verhalten ausserordentlich an Saussurit erinnern. Auch mit freiem Auge Digitized by Google 19 kann man sehr leicht in dem Gesteine derbe Fcldspathpartien unterscheiden. Es mag übrigens dahingestellt bleiben, ob hier wirklich zweierlei Feidspathe vorliegen oder ob das saussuritähnlicho Mineral nur eine Umbildungserscheinung ist. Auch beim Augit macht sich schon eine beginnende Zersetzung geltend, indem die Spalten desselben mit einem grünlichen chloritischen Mineral erfüllt sind. Fig. 2 auf Tafel III. gibt das photographische Bild eines Dünnschliffes von diesem schönen Gesteine: Augite und Plagioklase lassen sich leicht erkennen, die chloritische grüne Substanz fiel in der Photographie schwarz aus. Dieses Gestein wurde, hauptsächlich um über die Natur des Feidspathe» klar zu werden, von Herrn Dr. Berwerth, Assistent am k. k. Hof-M ineraliencabinet einer Analyse unterworfen, deren Resultate folgende sind: Kieselsäure 5o*5a Thonerde . 20*12 Eisenoxydul 4*38 Kalk «/;5 Magnesia n*3o Kali 2*76 Natron 2*48 Glühverlust o*3ü Summe .... 101*67 Die chemische Zusammensetzung dieses (Testeines stimmt im Allgemeinen mehr mit der eines Gabbro überein, welche sich im Allgemeinen durch einen bedeutend grösseren Magnesiagebalt von den Diabasen auszeichnen. Auffallend ist in der Analyse die grosse Menge des Kali, die sogar jene des Natron um 0*28 überschreitet und auf die Gegenwart eines Kali-Natron-Plagioklas hinweist. Wir sind in Verlegenheit, diesem Gesteine einen Namen beizulegen. Die merkwürdige Structur, die eigentümliche zwischen T Hailag und Augit schwankende Beschaffenheit des einen Gemengtheiles und hauptsächlich der eigenthümlich krystallinisch körnige Habitus des Gesteins drängen uns, dieses Gestein eher in die Gruppe der krystal Uni sehen Schiefer aufzunehmen, als es zu den Diabasen oder Gabbro zu zählen. Um jedoch einen neuen Namen zu vermeiden, wollen wir es im Laufe der Arbeit als eigenthümlich „krystallinisch körnigen Diabas“ bezeichnen. Mit demselben Rechte könnten wir jedoch, uns auf die theilweise sehr diallagähnlichen Bestandtheile stützend, das Gestein als Gabbro bezeichnen, und »ehr richtig hält darum Rosenbusch in seiner Mikroskopischen Physiographie der massigen Gesteine (p. 327 — 3z8) auf die Dauer die Trennung von Gabbro und Diabas für unausführbar. Diese Gesteine sind meist in sehr mächtigen Bänken abgesondert und zeigen nördliches Streichen und westliches Einfallen unter verschiedenen Winkeln. Im Zusammenhänge mit ihnen finden sich dioritische Schiefer; feinkörnige, grüne Gesteine, die aus einem zersetzten Plagioklas und einem grünen dichroitischen Mineral mit zweierlei deutlichen Spaltungs- richtungen bestehen. Ich halte dies für Hornblende, obwohl die einzelnen Kry stalle nicht gut individualisirt sind, sondern meist in unregelmässigen Fetzen zwischen den Plagioklasen liegen. Innig vergesellschaftet mit jenem Complexe krystallinischer Gesteine sind deutliche krystallinische I>iorit-Schicfer: die Feidspathe sind indess so zersetzt, dass möglicherweise auch viel Orthoklas beigemengt sein kann. y Digitized by Google 20 In den Flussgerfillen des Rio de Sta. Cruz findet man zahlreiche Gerolle eines ausser st frischen krystallinischen Plagioklas-Augitgesteines. Die Gemengtheile sind dieselben wie bei dem bandförmigen, nur ist die Mischung derselben eine gleichförmigere. Der Augit zeigt auch hier einen ganz deutlichen Dichroismus und eine noch grossere Neigung zu diallagähnlicher Ausbildung, als der früher erwähnte. Die chloritische Substanz ist hier in reichlicher Menge vorhanden und enthält zahlreiche Magneteisonkömer eingeschlossen. Der frische Plagioklas zeigt hier wunderschöne in Figur 4, Tafel III, wiedergegebene Zwillingsstreifung. Manche Keldspathe sind überhäuft mit Gasporen. Aeusserst interessant sind aus demselben Flusse Gerolle, die aus grasgrünem Diallag in Krystallen von 4 — 6 Millimeter Länge und einer schwarzen, körnigen Beimengung bestehen. Der Diallag weist ausnehmend schöne Spaltbarkeit auf, keine Spur von Dichroismus; das körnige Mineral erscheint im Dünnschliffe als ein Netzwerk, bestehend aus einer magneteisenreichen chloritisc.hen Substanz, zwischen dessen Maschen sich Körner eines optisch zweiaxigen Minerales befinden. Die Körner, die in einem und demselben Netze enthalten sind, haben meist gleiche Orientirung, und dürfte es nicht unstatthaft erscheinen, sie als Reste von Olivinkrystallen zu bezeichnen. Dieses schöne Olivin-Diallaggestein bildet vielleicht Ein- lagerungen in dem früher beschriebenen Gabbro. Nahe vor seinem Ursprünge verliessen wir endlich den Fluss, und nachdem wir einen nördlich von ihm gelegenen Berg erklommen hatten (kein Aufschluss), erreichten wir einen nach Osten fliessenden Bach. Der grösste Theil des östlichen Abhanges ist leider so dicht mit hohem Gras bewachsen, dass auch nicht ein Bröckchen anstehenden Gesteines zu finden ist. Erst weiter unten findet man wieder sehr ausgebreitet Serpentin, ganz ähnlich jenem des Rio Bucao : der grosse Berg Mararilang{?) scheint ausschliesslich aus diesem Gesteine zu bestehen. Tiefer unten stehen bald wieder Gabbrogesteine an, bald feinkörnig, bald im höchsten Grade grobkörnig ausgebildet. Die feinkörnige Felsart ist ein inniges, krystallinisch körniges Gemenge von Plagioklas und Augit-Diallag ; die einzelnen Kry Stallkörner sind jedoch noch sehr gut mit freiem Auge zu erkennen und sind von gleicher physikalischer Beschaffenheit mit jenen des bankförmig gelagerten Diabas-Gabbro des Westabhanges. Auch unter dem Mikroskope zeigt dieses Gestein ganz ähnliches Verhalten. Die von Herrn Dr. Berwerth ausgeführte Analyse gab indess folgendes Resultat: Kieselsäure 48*93 Thonerde 21*12 Eisenoxyd 6*95 Kalk 11*99 Magnesia 9*04 Kali o*o 5 Natron 0*41 Glühverlust 0*59 Summe .... 99*58 Die Analyse setzt hier die Gegenwart eines ungemein basischen Kalkfeldspathes ausser Zweifel. Wir müssen dieses Gestein einstweilen als einen Gabbro bezeichnen, bis uns nicht vielleicht die Kenntnis» der chemischen Zusammensetzung des Feldspathes nöthigen wird, dasselbe einem anderen Gestein einzureihen. Die grobkörnige Varietät dieses Gabbro zeigt Digitized by Google 21 gegen die feinkörnige meist so scharfe Abgrenzungen, dass man fast, wenn dieser Gedanke hier nicht als gänzlich unstatthaft zurückzuweisen wäre, auf ein gangförmiges Vorkommen schliessen möchte. Schöner dunkelgrüner Diallag in Krystallen bis V» Zoll T,ange und bläulicher, etwas fettglänzender Földspath in grossen Körnern setzen diese Abart zusammen. Die beabsichtigte Analyse des Feldspathes kam leider durch Verhinderung des Analytikers bis jetzt nicht zu Stande. Man erreicht endlich die Ebene zwischen den Dörfern Aquilar und Mangataren. Einige Dachbette führen wieder Trachytgerölle. Der soeben geschilderte Gebirgsübergang ist bedeutend beschwerlicher als jener von Porac; auch dürft« er mindestens Höhen gegen 4000 Fuss erreichen. Es wäre ein verfrühter und auf einer zu geringen Menge von Thatsachen basirter Versuch, aus den gegebenen Daten einen Schluss über die Zusammensetzung der Cordillere von Zambales zu ziehen. Ein Zeitraum von Monaten ist notli wendig, um dieses im Süden nur von wilden Negritos-Stämmen , im Norden gar nicht bewohnte Gebirge geologisch zu durchforschen ; daB wenige uns jetzt über die Zusammensetzung der Sierra Bekannte darf nur in der Art cinur Vermuthung verallgemeinert werden. Es scheint, dass das Mauptgestein der Sierra aus dioritischen und eigenthümlichcn Diabas-Gabbrogestcincn bestehe, die oft eine bankfnrmige Lagerung zeigen. Diese Felsarten stehen in innigem Zusammenhang mit gewöhnlichen Gabbros und Serpentinen. Auf dem östlichen Abfalle der Südhälfte der Sierra findet man diesem Gesteine aufgelagert mächtige trachytische Tuffe, die zahlreiche Trachytbrocken eingeschlossen enthalten. Diese Tuffe sind bis zur Wasserscheide zu verfolgen in Höhen von 3 ooo Fuss und stehen im Osten im Zusammenhänge mit der Ebene von Pampanga, deren Boden hauptsächlich aus den Ver- witterungsproducten derselben besteht. Die krystallinischen Gesteine müssen von zahlreichen Trachytkuppen durchsetzt werden, da man solche Felsarten in grosser Menge in allen, von der Sierra kommenden Gerollen antrifft. Am Westabhange der Sierra findet man längs der Meeresküste zwischen Palauig und Santa Cruz und vielleicht noch nördlicher bis 400 Fuss hoch tuffige Foraminifercn- mergel , deren Alter von Herrn Felix Karrer als junges Miocän bestimmt wurde. Sonst konnte ich nichts von sedimentären Formationen entdecken; ich muss jedoch erwähnen, dass nach den Aussagen des Cura von Porac in der Nähe der Cordillere Kalk anstehen soll. Späteren Forschungsreisen ist die hochwichtige Frage zu lösen Vorbehalten, aus welchem Gesteine die Gruppe des Pinatubo, jenes grossen Knotenpunktes der Cordillere, besteht, in deren Verlauf wir eine merkwürdige zweifache Wiederholung der in Luzon herrschenden nord-südlichen und nordwest-südöstlichen Streichungsrichtungen wahmehmen. Ich mache hier nochmals auf die merkwürdige Thatsache aufmerksam , dass die * Wasserscheide der Centralebene durch eine vom Pinatubo gegen den Arayat führende Linie angezeigt wird. Wo der Ausgangspunkt der grossartigen Eruptionen gewesen sein mag, die jene gewaltigen, dann durch Wasser gelagerten trachytischen Tuffe zu Tage forderten, ist nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnis» über die Geologie der Sierra schwer zu sagen. Keinem Zweifel kann es jedoch unterliegen, dass wenigstens die Tuffe, welche die Ebene von Pampanga bedeckten, in einem seichten Meere abgelagert wurden. Obwohl es mir trotz sorgfältigen Suchens nie gelang, in denselben Petrefacten zu finden, so scheinen doch solche an verschiedenen Punkten beobachtet worden zu sein. So Digitized by Google 22 erwähnt Itier in »einem „Fragment d'un journal de voyige aux fies Philippinen t Bulletin de la socidte du g6ographie, troisieme S&rie, T. V, p. 38o), indem er von den zahlreichen Geröllmassen bei Augat spricht: 11 devenait evident que le dc*pöt de cailloux roules lacustres etait, ainsi que je l’ai dit plus haut, anterieur ä Tapparition des phänomenes volcaniques; que c’etait sans doute ä la commotiun produitc par ces demiers phönomenes qu’etaient du Lecoulement des eaux du lac et le transport ver» la mer d'une partie des galets accumul£s dans son fond; que ces matcriaux, en se melant aux debris volcaniques, foaient venus con- »tituer la surfaee de la vaste plaine de Boulacan, dont le sous-sol, compose exclusivement de tuf volcanique, s'etait anteri eurement forme dans La mer qu’il avait comblue, et ceci explique la presence des nombreuses coquilles marines existant ä l’etat fossile dans le peperino du sous-sol de la province de Houlacan. 1 * Auch Semper erwähnt in seinen sechs Skizzen, p. 100 : „In der im höchsten Punkte kaum i5o Kuss über dem Meere erhobenen Central-Ebene I.uzons findet sich an vielen Stellen nach den Beobachtungen des Padre Llano« unter der oberflächlichen, thonigen, »ehr dünnen Lage ein Meeressediment : und an einzelnen Orten in der Provinz Pangasinan, nördlich vom Aravat, sollen sich Salzwasserseen befinden, in welchen, wie in manchen süsses oder brackige» Wasser führenden Flüssen derselben Provinz, nach Aussage der Priester noch jetzt Bohr- muscheln leben »ollen**. Diese Salzwasserseen (Pinag de Candava, Laguna de Canaren etc.), über deren Salz- gehalt jedoch keinerlei Daten vorliegen (auch ich habe diese in der einförmigen Centralebene liegenden Wasseransammlungen nicht besucht), sollen also bei der Hebung des Meeresbodens’ in Vertiefungen zurückgeblieben »ein. Da die meisten derselben jedoch von Bächen durch- stromt worden, so müsste eine Aussüssung derselben doch schon längst stattgefunden haben. Wenn wir für die Tutfmassen, welche zwischen Patlin und Botolan liegen, ebenfalls eine marine Entstehung annehnien wollen, so haben diese Gebirge in geologisch junger Zeit eine Hebung von mehr al» 3ooo L*'uss erlitten, eine Thatsache, welche mit den Beobachtungen im Xord westen I.uzons vollkommen übcreinstimmt. Es mag eine Zeit dann gegeben haben, wo die Sierra von Zambales in ähnlicher Gestalt wie jetzt noch Paragua aus dem Meere emporragte. Im Westen der Insel setzten sich aus dem vom vulkanischen Detritus getrübten Meere die Foraminiferenmergel ab. während sich im Osten gewaltige, mit vulkanischem Gerölle vermischte Tuffmassen ablagerten. Durch fortwährende Hebung wurde endlich die grosse Ebene von Central-Luzon trocken gelegt und ist sehr wahrscheinlich auch jetzt noch in Hebung begriffen. Einer der letzten Aeusserungen vulkanischer Kraft dürfte der Arayat angeboren, der im Gegensätze zu den älteren trachytischen Eruptionen doloritische Laven ergoss. Eine deutliche Ueberlagerung der Tuffe durch Arayatgestein konnte ich indes» der dichten Vegetation halber nicht nachweisen ; es enthalten jedoch die trachytischen Tuffe der Pampanga nirgends Brocken doleritischer Laven eingeschlossen. Die Bezeichnung der Arayatgesteine als der jüngsten beruht also nur auf dieser negativen Beobachtung. Digitized by Google FÜNFTES CAPITEL. Uebergang über die Cordillera central und den Caraballo Sur. Der (iolf von I.ingayen ist der grösste Meeresbusen auf I.uzon. Er schneidet in NNW — SSO-Riehtung in das Land ein mit ziemlich gleich bleibender Breite. Seine Ufer sind nieder und oft sumpfig. An seiner Westküste treffen wir eint» grosse Anzahl Inseln, sti Isla Santiago, Isla Cabarruyan und die Cien Isias Capulupulan. Der eigentliche Hafen des Golfes ist Sual; Lingayen liegt nur an den Aostuarien des (iran Rio d’Agno. Oie westlichen Ufer der Bai sind seicht, di« Mitte des f iolfes aber hat eine durch- schnittliche Tiefe von 40 Faden. • Unter den Flüssen, die sich in den (iolf ergiessen, ist hauptsächlich der Rio d’Agno grande, Rio de Tolon, Rio de Pan, Rio de Aringay und Rio de Banan zu erwähnen. # Der einzige Ort, wo es mir überhaupt möglich war, die Cordillera central zu über- schreiten, war zwischen San Nicolas und Bambang in Nueva -Vizeaya. Es ist eine der wenigen Gegenden der Cordillere, die frei von wilden Malayen-Stammen ist. Von Lingayen bis Tayog fuhrt die Strasse stets in der äusserst langsam ansteigenden und sich weit nach Süden erstreckenden Ebene. Man passirt, von Cocosanpflanzungen umgeben, die grossen Orte Dagupan, S. Jacinto, Manauag, St. Nino (die Karte von Coello zeigt hier die Orte in falscher Reihenfolge, auf Tafel I findet man dies corrigirt), welch letzteres Dorf sich am Fusse der Ausläufer der Cordillore befindet, die hier di«? Eben«» in einem west-östlichen Abfall begrenzen. Der Rio « 1 «? Pan durchbricht diesen in nord-südlicher Richtung. Von St. Nino bis zum Rio Agno ist di«? Kb«.*ne mit R«?isfeld«?rn bepflanzt. Man passirt noch das Dorf Asingan und erreicht vor Tayog das grosse Flussbett des Rio Agno, welches mit erstaunlich grossen Geröllmassen gepflastert ist. Der Agno erreicht bei Tayog die Eb«»n«?; sein früher starkes Gefalle wird bed«?ut«*nil verringert; diesem Umstand«? sowohl, als auch der hier plötzlichen Aenderung dt?s Flusslaufes von NS nach SW sind jedenfalls die hier deponirten, ungeheuren Gerollmassen zuzuschreiben. Obwohl ich den Fluss in der trockenen Zeit passirt«, so war «loch seine Wasserm«?ngu noch eine sehr bedeutende zu nennen. Die Gerolle bestanden hi«»r meist aus syenitisch-dioritisch«»n Gesteinen, Gabbroarten und sehr wenig neuvulkanischon Felsartcn. Von Tayog ra»che. G«oiog'« il«r Inwl Limm. 4 Digitized by Google 26 Gesteine entschieden auch orthoklastlscher Feldspath vorhanden. Ks unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Apbanite vom Rio Bucao und Monte Dalemdem zu diesen Felsarten gehören, mit dem Unterschied, dass der augitische Bestandteil fast vollständig durch die chloritische Substanz ersetzt ist. Dieser Diabasaphanit tritt nun in grosser Häufigkeit längs des rechten Pinquiang-Ufers auf. Von dem Punkte aus. wo wir dieses Gestein antreffen, erweitern sich die Ufer des Flusses immer mehr und mehr und bald fliesst derselbe in einem breiten, mit seinen Alluvioncn bedeckten Thal. Etwa drei Stunden vor dem Zusammenflüsse des Pinquiang mit dem Magat erblickt man in dem weiten Thale am linken Ufer einen Hügel mit weisser Spitzt», den mir meine Führer als den Punkt bczeiehneten, von welchem die Igorrotes ihren Salzbedarf holen. Um zu dieser Stelle zu gelangen, überschritten wir zuerst einen kleinen Bach, in welchem Gerolle eines grauen halbkrystallinischen Kalksteines sich finden — leider ohne Petrefacten. Am Fusse des „Monte blanco“ treten (fipsmergel auf, die mitunter Lagen von reinem Fasergips enthalten. Diese (fipsmergel streichen XS und werden von einem «ehr zersetzten F.ruptiv- gestein durchbrochen, das zum grössten Th eile aus mehlig zersetzten Feldspaten besteht. lieber diesen Mergeln erhebt sich nun ein grosser, glockenartiger Hügel, der voll- kommen mit Salz und Gips inkrustirt ist. Mächtige Gips- und Salzstalactiten hängen an ihm herunter. Klettert man auf den glatten Inkrustationen zur Spitze des Hügels, so bemerkt man oben ein flaches Bassin, in welchem ein«» schwache Quelle unter F.ntwicklung von Schwefel- wasserstoffgas emporsteigt. Die Quelle hatte etwas niedrigere Temperatur als die umgebende Luft und schmeckte sehr salzig. An den Rändern des allseitig Überfliessenden Bassins setzten sich schöne Sch wefelkry. stalle ab. Hinter dem Monte hlanco stehen noch weiter Gipsmergel an. An den Wänden des Hügels haben die Igorrotes grosse weihkesselartige Formen ausgehöhlt , in welchen nun eine gesättigte Sole sich angesammelt hat. In der Nähe befanden sich einige elende Hütten, in welchen die Igorrotes die Sole vermieden. Die Gipsmergel, aus denen der Monte blanco besteht, dürften sich wohl als Quellen- absätze erklären, wir hätten dann eine relativ ungemein junge Aeusserung der vulkanischen Thätigkeit in dem Feldspathgang. Was den Ursprung der Quelle betrifft, so dürfte sie vielleicht Gips- und Salzlagern entstammen, die nicht unmöglicher Weise, von eruptiven Gesteinen bedeckt, im Osten der Cordillere anstehen. Die von mir aufgefundenen Kalkgcrölle beweisen jedenfalls, dass Sedimentgesteine hier vorhanden sind. In Bambang versicherte man mich, dass längs der Cordillera central noch einige derartige Salzberge Vorkommen, von denen die Igorrotes ihr Salz gewinnen. Wir verfolgten nun den Pinquiang nach abwärts und bald standen wieder Feldspath- Gesteino an. Der Fluss macht noch einmal eine scharfe Biegung nach West und ergiesst sich schliesslich in den grossen Rio Magat, dem Hauptqucllllusxe des Gran Rio de Cagayan. Eine schwankende Brücke, aus Bambusstämmen zusammengebunden, führt über den Fluss, dann ist man im Orte Bambang in Xueva -Vizeaya. Werfen wir einen kurzen Rückblick über die Beobachtungen auf diesem Stück der Cordillere, so sehen wir, dass am centralen Theil und östlichen Abhange Diabasgesteine vorwiegen, am westlichen Abhang der Cordillere treten Homblende-Andesite und Mandel- Digitized by Google 27 steine auf. Am östlichen Abhange sind ferner noch Spuren von einer Ralkformation zu beobachten, die möglicher Weise auch noch in Verbindung mit gips- und salzhaltigen Schichten die Entstehung der Schwefelwasserstoff exhalirenden Gips- und Salzquelle des Monte blanco veranlasst. Den Rückweg von Bambang nach San Nicolas machte ich über den schon pag. 5 erwähnten Pass des Caraballo Sur. Derselbe ist der einzige mit Pferden passirbare Ueber- gang, der vom Thale des Rio Cagayan, also den reichen Tabakprovinzen Isahella, Nueva Vizeaya, Cagayan, nach Manila fülirt. Der dritte mir bekannte Weg über die Cordillere von llocos Norte nach Cagayan führt im äussersten Norden der Insul von Pangui über Pancian nach Aparri. Dieser Weg, der nur für geübte Fussgänger prakticabel ist, wird indess seiner Gefährlichkeit wegen wenig benützt. Senor Feced y Temprado, der diesen Weg aus eigener Erfahrung kennt, schilderte mir denselben wahrhaft schauerlich. An einer Stelle ist längs einer Felswand kaum ein handbreiter Platz zum Einsetzen der Füsse, unter dem Wanderer das Meer der stets sturmumbrausten Nordwestspitze Luzons. Gewiss gibt es zwischen diesen Uebergangspunkten genug Stellen, wo man die Cordillere bequemer überschreiten kann, einestheils aber und wohl hauptsächlich werden die wilden Malayenstämme, die das Gebirge bewohnen, bevor sie nicht vollkommen unterworfen sind — gewiss ein sehr schwieriges Unternehmen — stets feindlich allen Versuchen, eine Strasse zu bauen, entgegentreten, amlerstheils wird man wohl immer den billigeren Weg von Cagayan per mare nach Manila vorziehen. So bleibt den Bewohnern von Isabella und Nueva -Vizeaya, wollen sie nicht die lang- wierige Fahrt bis Aparri machen, als einziger Weg der ca. 4000 Fuss hohe Caraballo Sur übrig, der indess in dun Monaten August bis November des enormen Schlammes wegen, der hier in der Regenzeit liegt, für Pferde sehr schwer passirbar ist. Von Bambang bis Aritao führt der Weg südlich im Thale Rio Magat. Die Hügel am linken Flussufer bestehen aus mürben Trachyten mit grossen Feldspathen, Am Südabhange des Passes befindet sich ein kleines Ilolzgebäudu (Cumarin Sta. Clara) als Uebemachtungsstelle; ringsumher findet man schön typischen, kleinkörnigen Syenit massig anstehend. Von hier bis zum höchsten Punkte des Passes sind etwa sechs Stunden durch dichtes Buschwerk im Wald zu reiten. Allerorts findet man hier ein schönes grobkrystalli- nisches Gestein anstehen. Es ist beinahe identisch mit jenem in der Sierra Zambales am Ostabhange aufgefundenen Gabbro, von welchem pag. 20 eine Analyse mitgetheilt wurde. Magneteisen in ziemlicher Menge, der eigenthümliche dichroitische Augit-Diallag und ein schon gestreifter Plagioklas setzen auch wieder diesen Gabbro zusammen, an dem ich übrigens nie etwas von Schichtung oder bankförmiger Absonderung beobachten konnte. Unterschieden ist jedoch diese Felsart von der der Sierra Zambalcs durch die häufige Gegenwart eines dunkelgrünen, dichroitischen, chloritischen Minerals, das in grosser Häufig- keit zwischen den Augit-Diallagkrystallen auftritt. Es zeigt lappige Formen, hie und da deutliche Anzeichen von Spaltbarkeit, keine Aggregatpolarisation, sondern deutliche optische Orientirung. Die Thatsachen sprechen mehr für einen selbstständigen Gemengtheil als für ein Zersetzungsproduct des Diallag. Ich vermuthe , dass dieses interessante Gestein den ganzen Südabhang des Caraballo Sur zusammensetzt, da ich dasselbe an jeder von Wasser- rissen entblössten Stelle fand. Bald nachdem man die Höhe des Passes verlassen hat, verfolgt man den kleinen Rio Daquinu (?). Am südlichen Abhang ist wieder ein Camarin 4 " Digitized by Google 28 erbaut, dann geht es bergab über mit hohem Gras bewachsene Hügelmassen bis Caraglan^ dem ersten Orte am südlichen Gebirgsabhang. Der Abstieg gegen die Ebene ist ungemein steil, rechter Hand im Westen erhebt sich die klotzige Form des Monte I.agsig, der als jähe Mauer nach Süden abfallt. Eine von Caraglan fast genau westlich laufende Linie trennt das Gebirge Nord-Luzons von der Central- Ebene; es ist dies eines der auffallendsten Momente in der Orographie der Insel. Von Caraglan bis Tuncan überschreitet man die beiden Flüsse Rio Daguipu und Rio de S. Jos£ und erreicht dann wieder die Ebene. In den beiden Flüssen findet man anstehendes Gestein aufgeschlossen, leider kann ich darüber nichts Näheres berichten, da vollkommene Ermattung, hervorgerufen durch achttägige beschwerliche Touren, mich zu Beobachtungen vollständig unfähig machte. Von Tuncan aus ritten wir in der schattenlosen Ebene über S. Jose, S. (juentin, Tayog wieder nach S. Nicolas zurück und von dort den früher durchschrittenen Weg nach Lingayen bis S. Jacinto. Digitized by Google | j SECHSTES CAPITEL Der Militärdistrict Benguet. Im Westen der Cordillera central befinden sich die sogenannten di stricto« militares. Dieselben liefen im oberen Lauf des Rio Agno, sowie im ganzen Flussgebiete des Rio de Abra bis wenige Meilen vor seiner Mündung in die Chinesische See. Der südlichste dieser Di stricte ist Benguet, weiter nördlich folgen I.epanto, dann Bontoc und schliesslich Ahra. Gegen Osten macht die Cordillera die Grenze dieser Provinzen gegen Nueva-Vizcaya. In jenen ausserordentlich gebirgigen Gegenden ist nun Coello’s Karte im M assstabe von t : 1,000.000 absolut ungenügend. Von den Provinzen Abra, Bontoc und T.epanto existirt, wie schon in der Vorrede erwähnt, eine gedruckte Skizze: Croquis de la provincia Abra. Levantado en los 1868 al 1870 por el Comandante gnd' de Inf* y Gohemador de la misma Dn. Esteban Penarubia. Comprende parte de la provincia de Ilocos Sur y de los districtos de Lepanto y Bontoc. Escala de Der östliche Theil dieser Karte ist leider ebenfalls unrichtig und wurde wohl nur nach eingesammelten Informationen und nicht nach eigenen Beobachtungen gezeichnet; eine grosse Anzahl Ortsnamen existirt gar nicht in der Wirklichkeit, ebenso sind die Richtungen der Flüsse oft ganz irrig gezogen. Die von mir auf Tafel I. neu eingezeichneten Districte Benguet, Lepanto und Bontoc durften die Gegend, wenn auch noch lange nicht vollkommen richtig, so doch verbessert darstellen. Um von der Ebene aus nach Benguet zu gelangen, wandte ich mich von S. Jacinto aus nordwärts nach Aringay, von wo der Weg zum Militärdistrict führt. Von S. Jacinto aus geht derselbe über S. Fabian stets längs der Hachen Meeresküste. San Fabian liegt wenige Minuten vom Meere. Hier treten wieder die Hügelreihen, die bei Sto. Nino zurückgetreten sind, von Osten her an die Strasse. Bis Aringay und wohl noch weiter nördlich läuft längs der schmalen Alluvialfläche eine 200 bis 3oo Fuss hohe Hügelkette, die ziemlich steil gegen die Ebene fällt. Zahlreiche Wasserläufe haben sie senkrecht auf ihr Streichen durchbrochen und lassen durch ihre Thäler die höheren Berge des östlichen Gebirges durchblicken (siehe Fig. 8). Dieser ungemein regelmässige Abfall Figur 8. Digitized by Google — 30 — de* Hügelzugea gittgm das Meer zu, entspricht einer alten Uferlinie. Die Neigung vom Kusse der Hügel bis zum Meere ist so schwach, dass eine Senkung von wenigen Metern genügen würde, dass das Meer wieder die Hügel bespült. O östlich von Sto. Tornas liegt der hohe Mto. de Sto. Tornas oder Mte. Tonglon. Kr steht im Süden mit dem niedrigeren Mte. S. Kabian in Verbindung. Beides sind ungemein dicht bewaldete Berge. Der Monte S. Tornas hat nach A. Montero’s Karte eine Höhe von 8120 sp. Kuss, (Semper [Zeitschr. f. Allg. Krdkunde 1H62 p. 8] citirt die Höhe dieses Berges nach Messungen von CL Montero mit 6948 Kuss), dürfte also einer der höchsten Berge von l.uzon sein. Er wird meist für einen erloschenen Vulkan gehalten, da man eine Stelle eines Berichtes über den gleichzeitigen Ausbruch dreier Vulkane im Jänner 1641 auf ihn deutet. Ja gor (a. a. O. p. 323) gibt eine wortgetreue Ueliersetzung dieses Documcntes an, aus welchem jedoch 1. dieser Ausbruch auf all«* möglichen Berge von Nordwest-Luzon gedeutet werden kann und 2. von einer wirklichen Eruption gar nichts gesagt ist. Die betreffende Stelle lautet: „Bei «len Igoloten, die in Bezug auf die Ilocos fünf Tagereisen weiter östlich landeinwärts wohnen , erlitt die Erde am 4. Januar ein so furchtbar«*s und erschreckliches Erdb«*ben wie der vorausgegangene wüthende Orkan es angekündigt. Die Erde verschlang drei Berge, von denen «*iner, an dessen Abhang drei Ortschaften lagen, unzugänglich war. Diese ganze aus ihr«m Grundfesten gerissene Masse flog in die I.uft zugleich mit vielem Wasser, so dass die Lücke einen weiten See bildete, ohne irgend ein Zeichen zurückzulassen, weder der Ortschaften, noch der hohen Berge, die dort gestanden hatten. Wind und Wasser zersprengten die Eingew«*id«; der Erd«* mit so ausserordentlicher Wuth, dass Bäume und Berge in Bruchstücken 12 Piken hoch geschleudert wurden und bei dem Aneinanderstossen in der Luft und im Herabfallen ein so furchtbares Geräusch machten, dass es viele Stunden weit gehört wurde.“ In dieser confusen Erzählung wird von „Feuer“, mit welchem Worte die alten und neuen Historiker so gern bei der Beschreibung von Eruptionen herumwerfen, nichts erwähnt; es scheint, dass die beschriebene Erscheinung sich auf ein starkes Erdbeben mit dadurch hervorgerufenen mächtigen Bergstürzen und Aufstauungen der Gewässer zurückführen lasse. — Semper erzählt indess (a. a. O. p. 83), dass in dem Werke von I\ Buscta ein Ausbruch von »635 erwähnt ist, auch berichtet er „das Ausbrechen heisser Gase am Kusse des Berges aus sedimentärem Conglomerat, ohne die mindeste Spur eruptiver Gesteine oder Laven“. Von dem Steinkohlenlager in der Gegend von Aringay konnte ich nichts erfahren, es wärt* möglich, dass die hier auftretenden mächtigen vulkanischen Tuffe Braunkohlcnlag«*r enthalten. Leider konnte ich keinen Kührer finden, der mich auf die Spitze des Berges führte. Neuerdings gesehene Banden von nialayischen Räubern (Tulisanes), die selbst bis in die Ebene drangen, die Dörfer plünderten und am Aringay ihre Schlupfwinkel haben sollten, erschreckten die furchtsame Bevölkerung dermassen, dass Niemand mich begleiten wollte; es musste somit die Besteigung aufgegeben werden. Beim Dorfe Aringay durchbricht der Rio de Aringay die parallele Hügelkette und ergiesst sich eine Viertelstunde vom Dorfe ins Meer. Die durch den Kluss erzeugte (Juebrada benützt man, um zur 1 lauptstadt des östlich gelegenen Benguet zu gelangen. Der Hügelzug best«»ht bei Aringay aus einem lichtgelben, erdigen Tuff, der aus zersetzten Keldspaththeilchen zusammengesetzt ist, in welchem zahlreiche Homblendekryställchen eingestreut sind. Digitized by Google 3* Man überschreitet mehrere Male den Fluss und erklimmt auf ungemein steilem Pfad an seinem rechten Ufer einen aus dem Tuff bestehenden Berg und erreicht endlich wieder den Fluss beim Weiler Galiano. Galiano liegt am rechten Ufer des Rio de Aringay in einem kleinen, reizenden, rings von Bergen umgebenen Thal. An den Ufern des klaren und reissenden Flusses treten schone Tuffe mit NO — SW Streichen und östlichem Fallen unter io" auf. Diese Tuffe sind hier nicht mehr erdig, sondern recht hart, krystatlinisch, sandsteinartig; im Mikroskop wird indess bald die Tuffstructur klar. In einem pulverigen, braunen Grundteig liegen zahlreiche Fetzen von grüner, dichroitischer Hornblende und abgerundeten Feldspathkomem. Beide Gemengtheile sind indess noch ziemlich frisch. Die Feldspa the scheinen zweierlei zu sein, sowohl orthoklastisch als plagioklastisch. Die Bänke wechseln ab mit Mergelschichten, die Reste von dicotyledonen Pflanzen enthalten. Prof. Semper erwähnt {Ztschr. f. wissensch. Zoologie, 22 . Bd. p. 235 „Ueber Generationswechsel bei Steinkorallen etc.*) einer in den Hügeln von Aringay gefundenen Koralle , ähnlich der in den philippinischen Meeren vorkommenden 1 leteropsammia rotundata Semp. Sollte diese; Koralle in den Tuffen gefunden sein? Ohne Zweifel verdanken alle diese ihre Entstehung Trachyt-Ilornhlendegesteinen. Von Galiano gelangt man in fünf Stunden sehr beschwerlichen Weges nach Benguet. Dreimal überschreitet man noch den Fluss und findet stets prächtige Tuffbänke anstehend, deren Streichen übrigens sehr unregelmässig ist. So fand ich etwa eine Stunde oberhalb Galiano; Str. h 2, Fall, h 8 45*. Man verlässt endlich den Fluss und steigt einen äusserst steilen Berg hinan. Die Strasse führt stets in dem weissen , mürben Tuff. Endlich erreicht man den höchsten, mit Fichtenwäldern bewachsenen Punkt und befindet sich nun auf einer der das Thal von Benguet umkreisenden Bergwände, ln einer halben Stunde hat man bergabwärts l,a Trinidad oder Benguet, den Ilauptort des gleichnamigen Districtes, erreicht. Der fast nur aus den Regierungsgebäuden bestehende Ort steht am Rande eines kreisförmigen Thaies, das circa 4000 Fuss über dem Meere liegt. Die umgebenden, steilen Berge dürften etwa 5oo— 600 Fuss über dem Thalboden liegen. C. Semper hat uns in ausführlicher Weise (siehe Zeitschrift für allgem. Erdkunde, 1862, p. 84 — 86 und „Die Philippinen und ihre Bewohner. - Würzburg 186g) über dieses hochinteressante Thal berichtet. Mit richtigem Blicke erkannte er in den dasselbe umgürtenden Korallenkalkwänden die Reste eines ehemaligen Atolls. Das Thal ist fast kreisrund, eine halbe geografische Meile im Durchmesser und wird an zwei entgegengesetzten Seiten von einem west-östlich stromenden Bache in zwei engen Schluchten durchbrochen. Im Westen liegt eine kleine J.agune, die indess zur Regenzeit grosse Dimensionen annehmen soll. Dieser Bach versiegt momentan in der Mitte des Atolls, um bald wieder zum Vorschein zu kommen. Der Ort Benguet liegt an der westlichen Seite des Thaies. Mehr gegen Südwest löst sich das Gebirge in eine Anzahl runder Hügel auf, über welche der Weg von Galiano aus führt. Die das kreisförmige Thal umgebenden Berge sind von ziemlich gleich- bleibender Höhe. Besteigt man sie, so gewahrt man mit Erstaunen, dass der grösste Theil derselben aus Petrefacton, hauptsächlich korallenführenden Kalken besteht. Zum Theil sind diese Kalke hochkrystallinisch , aber stets ungemein schroff, in spitze Nadeln abgesondert mit Dollinen und Runsen versehen. Vom Thale aus betrachtet, bemerkt man, dass jene aus Digitized by Google 32 Korallenkalk bestehenden Berge eine deutliche Schichtung in dicken Bänken zeigen, welche in der Nähe weniger auffallend ist. Das Fallen ist ein schwaches nach Westen. Fig. 9 gibt h iüur <). einen Theil dieser Berge wieder, im Hintergründe ist das Casa real von llenguet am Kusse der Tuffhügel. Die Oberfläche der Korallenberge ist meist mit einer feinen rothen Krde bedeckt, die die Zwischenräume der spitzen Klippen ausfüllt. Diese Erde ist oft mehrere Kuss mächtig und ungemein fein geschichtet. Am südwestlichen Gehänge des Thaies fand ich in derselben Steinkerne von unbestimmbarer an Cerithium erinnernden Gasteropoden. Die ungemein zarte Schichtung sowie das ausser st feine Material weisen unbedingt auf den Absatz aus einem ruhigen, vom Wellenschläge abgeschlossenen Meeresbecken hin. Nichts scheint geeigneter solche Absätze zu bilden , als die abgeschlossene Lagune eines Atolls. Die niedrigen Wände des Kusselthales werden jedoch nicht von Korallenkalk, sondern von schön geschichteten 1 lornblende-Andesit-Tuffen zusammengesetzt, die besonders hinter der L'asa real schön auftreten. ln der reichen Grundmasse erkennt man deutlich zahlreiche, schwarze llornblendenadeln und viel kaolinisirten FeUlspath; stellenweise sind kleine llohlräume mit einer spangrünen delessitartigen Erde ausgefüllt. In diesen meist horizontal gelagerten Tuffen fand ich faustgrosse Geschiebe eines grünlichen sehr verwitterten Eruptivgesteins. Dort, wo sich der Kingwall bedeutend erniedrigt, also im Südwesten, findet man sowohl die Tuffe, als auch mächtige Massen der rothen Erde, aus welcher hie und da einzelne Korallenkalknadeln sehen, hier fand ich auch llomblende- Andesit, ein schön krystallinisches Gestein, anstehend. Die rothe Erde verhindert leider, sein Verhältnis» zu dem Korallenkalk näher zu studieren. Semper meint, dass diese Stelle einst ein Kanal war, durch welchen die Lagune mit dem Meere in Verbindung stand; die Gerolle wären dann als Strandgerölle zu deuten. Ich behalte mir bis zum Schlüsse des folgenden Capitels die Betrachtung über das merkwürdige Auftreten des Atolls vor, da wir im Laufe dieser Zeilen noch mehrmals von ähnlichen Erscheinungen berichten werden und gebe nur in Fig. 10 die Verkeilung der Tuff- und Kalkmassen an, wie ich sie bei einer Begehung der Gehänge constatiren konnte. Von Benguet aus unternahm ich einen Ausflug zu den von den Igorrotes ausge beuteten Goldwäschereien bei Capunga, welche im Nordosten von Trinidad auf einem Gebirgszug liegen, der in nordöstlicher Richtung streichend, erst bei den Ouellen des Agno sich mit der Cordillera central vereinigt. Auf seinem Kamm befinden sich nach den Angaben des Commandanten Scheidnagel eine grosse Anzahl Rancherias. Bis zur Rancheria Taquilin findet man fast ausschliesslich noch Korallenkalk und rothe Thone anstehend. Der steile Ringwall von Benguet fällt nach aussen mit geringerer Neigung. Digitized by Google 33 Der Korallenkalk verschwindet plötzlich und macht homblendeführenden Augit- Andesiten Platz , die in grossen Blöcken f die meist plattenformige Absonderung zeigen, zu Tage anstehen. Unter dem Mikroskope unter- scheidet man leicht zersetzten Plagioklas, Augit in Zwillingen (die Zwillinge sind hier nicht wie gewöhnlich schmale, eingeschaltete Lamellen, son- dern beide Hälften des Krystalls befinden sich gegeneinander in Zwillingsstellung) porphyrisch eingesprengte Hornblende und ein lichtbraunes, lappiges, stark dichroitisches Zersetzungsproduct und etwas Magneteisen. Westlich von jenem Andeait-Rücken liegt im Thale die Rancheria Capunga. Schreitet man auf dem Gebirgsrücken weiter, so trifft man end- lich schöne grobkörnige Diorite anstehend. Die Hornblende tritt in grünen Säulchen auf, der Pla- gioklas ist weiss, etwas fettglänzend — hie und da bemerkt man ein Quarzkom. Im Dünnschliffe erscheint die Hornblende recht umgewandelt und zeigt keinen Dichroismus mehr. Dort, wo das Wasser in diesem Gesteine eine tiefe Schlucht ausgerissen hat, die unten mit einem kleinen Zufluss des Rio Agno in Verbindung steht, waschen die Igorrotes aus den ungeheuren Schutthalden in der Regenzeit Gold, ln dem Diorite erkennt man Klüfte, die mit einem weissen , thonigen, zersetzten Gesteine erfüllt sind, das durch und durch mit Schwefelkies imprägnirt ist. Diese zersetzte Masse wird hauptsächlich auf Gold geschlämmt. Zu diesem Zweck haben die Igorrotes niedrige Stollen und kleine Schächte abgeteuft und fordern daraus den thonigen Schlamm, Das Waschen des Goldes geschieht nur in der Regenzeit, wo genügend Wasser vorhanden ist; als ich den Platz im Monate Februar besuchte, war er verlassen. Von Benguet aus setzte ich meine Wanderung zum Rio Agno fort und verfolgte denselben fast bis zu seinem Ursprung. Bis Tabio schreitet man stets auf dem Rücken jenes schon früher erwähnten nördlichen Gebirgszuges. Dort erreicht man den höchsten Punkt des U eberganges und wendet sich östlich, thalabwärts. Schon vom Monte Tabio aus hat man gegen Osten eine herrliche Aussicht auf das tiefe Thal des Rio Agno mit seinen coulissenartig vorgeschobenen Uferwänden. Von Uapungan aus gegen den Agno besteht das Gebirge, so weit ich beobachten konnte, aus Diorit, der jedoch fetzenweise von Tuffen, ähnlich jenen von Benguet überlagert wird. (Auf der Höhe des Gebirges wurden wir von einem heftigen Gewitter inmitten der Fichtenwaldungen überrascht; der nur auf acht Stunden berechnete Weg zum Rio Agno, respective Cumarin de Bagnao erwies sich als ein zwölfstündiger Marsch, und waren wir gezwungen, mehr als drei Stunden mit iraprövisirten Fackeln in der Dunkelheit zu marschiren, von geologischen Beobachtungen auf der letzten Hälfte des Weges war natürlich keine Rede.) Beim Camarin von Bagnao erreicht man den Agno auf dem rechten Ufer, Die gleichnamige Rancheria findet sich etwas weiter unterhalb am linken Ufer. Die Ufer des v. Di4uhe. Gccdagie da Intel Lama. 5 Figur 10. Digitized by 34 mit Casuarinen umsäumten Flusses bestehen aus massigen, vielfach zerklüfteten Felsen. Sie sind im Aeusseren ähnlich denen beim Ursprung des Rio Bucao in der Sierra Zambales und bestehen aus zersetztem Plagioklas, einem grünen Mineral in Lappen und mit deutlich erkennbarer zweifacher Spaltung nebst etwas Magneteisen. Dieses dioritähnliche Gestein bildet nun die Hauptmasse der den Rio Agno umgebenden Gebirge. Ich bezeichne dieses Gestein hier nur vorläufig als Diorit, obwohl es ebenfalls möglich wärt», dass ein angegriffenes Augit-Plagioklas-Gestein vorliegt. Zwischen Mayangan und Asnal am linken Ufer des Flusses, ziemlich hoch über seinem Bette bemerkt man eine schöne Hornblende-Sanidin-Trachyt-Kuppe. Unweit Asnal treten im Bette eines kleinen Baches in dem Trachyte zahlreiche heisse Quellen zu Tage, Durch den aufgewühlten Schlamm!* und kleine Schlammbassins zischen reich mit Schwefehvas.serstoff beladene Dämpfe und inkrustiren den Boden mit schönen Schwefelkrystallen. Die Trachyte sind im weiten Umkreise zu weisser Erde zersetzt, so dass diese kleine Solfatara schon von Weitem durch ihre Farbe auffällt. Das scheinbare Kochen der Schlammpfulzen wird nur von durchströmenden Gasblasen verursacht; die einzelnen Quellen haben verschiedene Temperaturen, wohl je nachdem sie mit gewöhnlichem Quellwasser mehr oder weniger vermischt sind; die höchste Temperatur beobachtete ich bei J7" R. Von der Ranchcria Aknal bis zu dem von der Regierung errichteten Camarin sind noch ein und eine halbe Wegstunde. Gleich am rechten Ufer des kleinen Baches stehen wieder die Dioritgesteine an. Von Aknal nach Adavay zu verquert man gleich hinter dem Caraarin eine verwitterte Homblende-Sanidin-Trachyt-Kuppe. Sobald man diese passirt hat, trifft man auf Korallenkalk, der genau von derselben Beschaffenheit, wie jener von Benguet ist. Er enthält zahlreiche , wenn auch schlecht erhaltene Versteinerungen , scheint aber geringe Ausdehnung zu besitzen, denn bald findet man wieder die dioritischen (resteine, die aber hier einem «igenthümlichen Schichtencomplex Platz machen. Dieser ist in colossale, vielfach dislocirte Bänke abgesondert. Die untersten Lagen bilden grobe Breccien und Conglomerate des dioritischen Gesteines. Höher hinauf wird das Korn kleiner, ja fast .sandsteinartig, endlich folgen Banke von grünem, violettem, vollkommen zersetztem Gesteine, das durch und durch mit Kalkspathadern erfüllt ist. Diese Gesteine sind vollkommen identisch mit jenen, die ich längs des Oberlaufes des Pinquiang fand, hier fehlten zwar die unteren Lagen, jedoch Hessen mich Trümmer von Breccien, die ich im Flusse fand, schliessen, dass auch diese Abtheilung vorhanden sei. Alan wird sich erinnern, dass auch am Pinquiang dieser Schichtencomplex in nächster Berührung mit den dichten Gesteinen des Monte Daleradem war, also eine Auflagerung desselben auf den massigen, grünen Plagioklasgesteinen allerorten wahrscheinlich ist. Der Weg von Adavay nach T.utab, das hoch am linken Ufer des Agno liegt, fuhrt stets durch diese Gesteine. Auch am rechten Ufer des Flusses stehen sie fortwährend an. Da wir diesem Schichten- complex noch öfter begegnen werden, so wollen wir ihn der Kürze halber als Agn o-Schichten bezeichnen. Bei Cabayan tritt eine kleine Quarz-Trachyt-K uppe zu Tage. In der weissen, thonigen Grundmasse findet man zahlreiche parallelopipedische Hohlräume, die mit Eisenocker ausgefullt sind, und von zersetzten Feldspathen herrühren: ausserdem Quarz in deutlichen Dihexaedern. Nach einem schmalen Streifen Agnoschichten verquert man wieder eine grössere Quarz-Trachytmasse. Bei einem Nebenflüsse des Agno findet man schönen Hornblende- Digitized by Google 35 Andesit anstehend mit grauer Grundmasse und zahlreichen grossen Hornblendekrystallen, nebst viel milchweissem, undeutlich contourirtem Feldspath. Bruchstücke eines ausschliesslich aus kleinen Hornblendekrystallen bestehenden Gesteines findet man eingeschlossen. Von hier aus führt nun der Weg mit unglaublicher Steilheit bis zur kleinen Rancheria Amlimay, die etwa i 5 oo Fuss über dem Bett des Agno liegt. Die Agno-Schiefer gehen hier in Bänke von splittrigem, vielfarbigem Kieselschiefer über. Von Amlimay führt der Weg wieder steil herab nach Buguias. Unweit dieses Ortes spaltet sich der Fluss in zwei Theile. Wir wandten uns auf das linke Ufer des westlichen Quellflusses, der nach Penarubia’s Karte am Südfusse des Monte Datä entspringt. Ueber den Lauf des östlichen Armes schreibt C. Semper (Zeitschr. f. allg. Frdk., 1862 p. 96): „Der östlich sich abbiegende Arm des Aguo (in der hier citirten Abhandlung wird stets Aguo geschrieben, während sowohl Coello’s als C. Montero's Karte Agno schreibt; auch die Anwohner des Flusses sprechen .Agno* 4 ) zieht sich später wieder gegen Korden, läuft an der östlichen Seite des Dattä vorbei und sendet einen kleinen Arm westlich an die Nordostseite des Mte. Dattä, dessen östliche Hälfte somit dem Aguo seine Bäche zusendet. Die eigentlichen Quellen des Aguo müssen sich jedoch noch weiter nordwärts finden. Am westlichen Theile des Südfusses entspringt der Abra mit einem hübschen Wasserfall, läuft erst eine halbe Stunde fast gegen Süden und biegt sich dann schroff um nach Norden.** Dem entsprechend wurde auch der Verlauf des Flusses auf Tafel 1 angegeben. Vor Buguias tritt wieder Hornblende-Sanidin-Trachyt auf, auf welchem die Rancheria Lubay erbaut ist. Das Thal des westlichen Agno wird hier sehr breit, die Berge treten östlich zurück und bald befindet man sich in Loo, der letzten Rancheria von Benguet. Die Umgebung des Camarins von Loo wird von einem thonigen Quarztrachyt, jenem von Cabayan ähnlich, gebildet, stellenweise lassen sich schone Dihexaeder auslosen. Digitized by Google SIEBENTES CAPITEL. Die Militärdistricte Lepanto und Bontoc. N ur ein niealte bei Vigan, um nach Westen sich ins Meer zu ergiessen. Die beiden parallel laufenden Flüsse Pan und Agno dürften noch vor geologisch sehr kurzer Zeit sich bei Tayog und Sto. Xino in das damals die Ebenen von Pangasinan und Pampanga bedeckende Meer ergossen haben. Erst als diese Flächen sich aus dem Meere erhoben, ein Ereignis», das eines der letzten in der Geschichte I.uzon's sein dürfte, bogen sie sich, der schwachen Abdachung der Ebenen folgend, nach Westen. Diess dürfte in groben Umrissen die Geschichte des westlichen Th eiles von Nord- I.uzon sein. Am Schlüsse dieser Schrift werde ich noch in einem kurzen (»csammtü her blick versuchen, die auf Luzon beobachteten Formationen mit jenen uns allein von den Inseln im indischen Ocean etwas vollständiger bekannten von Java zu parallelisiren. Digitized by Google ACHTES CAPITEL Die Laguna de Bay und ihre Ufer, Ausflug in das Gebirge von Balete und S. Mateo. Der Rio Pa&lg nimmt seinen Ursprung in mehreren Armen aus der grossen Laguna do Ray, so genannt nach einem zur Zeit der spanischen Eroberung vorhandenen Dorfe, das den Conquistatores starke Ungelegenheiten bereitete (siehe llistoria de las islas Philipinas par el R. 1 \ Lector Fr. Joachin Martinez de Zuhiga, iSampaloc i 8 o 3 ). Erst dort, wo der Rio S. Mateo sich in den Pasig ergiesst, vereinigen sich die Arme und strömen in mannig- faltigen Windungen gegen die Bahia zu. Vom Einfluss des Rio S. Mateo bis zur Laguna treten die Tuflhügcl zurück. Wie ungemein geringe das Gefälle ist, beweist, dass die Gezeiten fast bis zum Einfluss des Rio S. Mateo bemerkbar sind. Die Laguna selbst, die süsses Wasser enthält, hat eine Lange von 2 8 (von Tumasan bis Paguil) und eine Breite von 18 Seemeilen. Die ihr eigenthümliche Nierenform wird hauptsächlich durch zwei Halb- inseln gebildet, jene von Binangonan, die nur durch einen engen Kanal von der Insel Talim getrennt ist, und jene von Jalajala. Die Laguna wird so in drei Arme gegliedert, den grossen westlichen (Streichung: NNO — SSW), den mittleren, auch Rinconada genannt (Streichung: X — S) und den schmalen östlichen (Streichung: NO — SW). Die Laguna ist ein ungemein seichtes Wasser, die tiefsten Stellen erreichen kaum mehr als vier Faden, Der Wasserspiegel schwankt indess je nach der Jahreszeit. Haupt- sächlich der westliche Theil der Laguna besitzt viel Untiefen, hier liegen vor dem Ausfluss des Pa»ig gewaltige Barren, die bei niedrigem Wasserstand oft den flachsten Flussdampfern lästig werden. Im Süden wird die Laguna von einem Halbkreis erloschener vulkanischer Kegel umgürtet, die im Majajai eine Höhe von 7020 F'uss erreichen. Im Norden sind die Ufer flacher, erst weiter am Horizont erblickt man die Gebirge von S. Mateo. Der einzige hervorragende Punkt ist der kuppelförmige Soson Dalaga auf der Insel Talim. Im Westen wird die Laguna durch einen kaum neun Seemeilen breiten niedrigen Gebirgszug vom Stillen Ocean getrennt. Die nördlichen Ufer der Laguna wurden von mir nicht besucht. F\ v. Hoch- stetter berichtet von derselben XXXVI. Bd. der Sitzungsber. der mathem.-natunv. Classe der Wiener k. k. Akad. der Wissensch., 1859, p. 121: „Die Landzungen Punta Gunong Bajang und la Punta del Diabolo hei Binangonan sind von höchst merkwürdigen, säulen- förmig zerklüfteten Obsidianstämmen gebildet. Die Insel Talim, die Halbinsel Jalajala sind Digitized by Google 47 ganz aus vulkanischen Gesteinen zusammengesetzt. Man bemerkt auf beiden kleine parasi- tische Eruptionskegel. Die Terrain Verhältnisse, jene Obsidian ströme, diese kleinen Eruptions- kegel, Alles deutet auf ein grösseres vulkanisches Centrum hin, das fehlt, das aber liegen sollte, wo jetzt die tiefe Bucht von Rinconada eingesenkt ist*, v. Hochstetter vereinigt dieses Eruptionscentrum mit dem Maquiling und Malarayat-Sosoncambin zu einem System von Vulkanen, die auf einer nord-südlich streichenden Spalte liegen. Näheres über die Beschaffenheit der beiden Halbinseln finden wir in J. Roths Anhang zu Jagor’s Reisen (p. 341): „Das Südende der Halbinsel Jalajala wird von festen gelbbraunen Tuffen gebildet, welche graue Bimsstein- und T.avastücke einschliessen. Die grossen Lavastucke enthalten in matter, feinkörniger, von Parallelrissen durchzogener Grundmasse trikline Feldspathe und wenige grüne, durch Verwitterung braun gewordene Augite, Magneteisen ist nur sparsam vorhanden. Olivin auch unter dem Mikroskop nicht zu finden. Diese Tuffe streichen h 12 und fallen 20" W. Der Westabhang des in Nord-Südrichtung durch die Halbinsel fortlaufenden Bergrückens wird von ähnlichen Tuffen und durch Schwefelwasserstoff zersetzten Doleriten gebildet, ähnlich denen der nahen Insel Talim. ln den Tuffen kommen an beiden Punkten bis V» Zoll grosse, mandel- bis kugelförmige, concentrisch-schalige Gebilde vor, welche ganz aus denselben hellgrauen Tuffen bestehen und keinen festen Kern zeigen. Die auf der Höhe des Joches frischen, dunkelblaugrauen, Feldspath, Augit und Magneteisen führenden Dolerite sind weiter abwärts an vielen Punkten durch Schwefelwasserstoff zersetzt und bisweilen mit rothen, durch Eisenoxyd gefärbten Bändern durchzogen. Schliesslich werden sie vollständig gebleicht und in eine thonige Masse umgeändert. aus welcher Natroncarbonat reichlich Kieselsäure löst Man sieht V« Meile ONO von der Hacienda auf dem Tuff grobes vulkanisches Geröll drei bis vier Kuss mächtig lagern, darüber folgt fünf Fuss Dammerde. Das ist die Formation der Strandebene zwischen der Hügelkette und der Laguna. Endlich sieht man auf der Westseite der Südspitze von der Halbinsel Muschelbänke, und zwar i 5 Fuss über das jetzige Niveau der Laguna gehoben. Von den Arten, welche alle den lebenden angehören, ist neben Tapes virgineus L. Phil. Cerithium moniliferum Kien, sehr häufig. Am Strande der Insel Talim erhebt sich eine 20 Fuss hohe Tuff bank, auf dem Plateau wurden nur Tuffe gesehen. Am Strande liegen grosse vulkanische Blöcke gereihet. Diese Dolerite enthalten in dichter blaugrauer Grundmasse triklinen, glasigen Feldspath, grünen Augit und Magneteisen. Das keineswegs frische Gestein führt zahlreiche grosso rundliche Hohlräume, welche theilweise mit F.isenoxydhydrat (aus ausgelaugtem Eisencarbonat entstanden) erfüllt sind“. Die hier von Jagor angeführten Beobachtungen stimmen nun allerdings wenig mit der Ansicht überein, in der Rinconada ein Eruptionscentrum zu suchen. Bevor wir den Norden der Laguna für immer verlassen, will ich noch eines kleinen Ausfluges erwähnen, den ich in die Gebirge von S. Mateo machte. Wenn man auf der Strasse von Manila nach S. Mateo fahrt, so trifft man bis Mari- quina die Bimssteintuffe an. Von Balete aus am Rio de S. Mateo verfolgte ich das Bett des kleinen Baches Poray, der aus den Gebirgen westlich des Flusses strömt. Hier stehen zuerst massig in dicken Bänken abgesonderte Gabbro an, die äusserst grobkrystallinisch sind und aus grossen, weissen, meist plattigen Plagioklasen, Diallag, Hornblende und sehr viel Magneteisen bestehen. Diese Bänke haben ein Streichen h 2 — 14 und Östliches Italien. Unter diesen lagert ein grünes dichtes, aphanitartiges Gestein, das ich für Diabas- Aphanit halten möchte. Man erkennt im Mikroskop ein inniges Gemenge von kleinen Digitized by Google I - 4 * - Plagioklasnadeln, Magneteisen und ein grünes, dichroitisches Mineral in Lappen, das starke Aggregatpolarisation zeigt. Der Fluss durchbricht endlich einen schmalen, gegen Osten streichenden Kalkzug. Der Kalk ist gelblichweiss, krystallinisch und stellenweise sehr caverno». Petrefacten konnte ich trotz langem Suchen kein« entdecken. Auf beiden Seiten de» Kalkgebirge» findet man derbe Breccien , die aus Kalk und Diabas-Aphanit bestehen. Weiter den Fluss hinauf treten ganz eigentümliche Tuffe auf, die in Bänken geschichtet sind. Dieses (»estein ist sandsteinähnlich, dunkelgrün. Unter der Loupe erkennt man die Zusammensetzung aus bald dunklen, bald lichten, grünen, hirsegrossen Körnchen. Im Mikroskop gibt dieses (»estein «in buntes Bild von meist rundlichen Krystall- firagmenten. Man erkennt deutlich Augit- und Ilornblendetrümmer, Magneteisen und Korner einer amorphen, schaligen, lichtgelben bis leberbraunen Substanz, die in ihrer Structur grosse Aehnlichkeit mit jener des Palagonit besitzt. Ausser anderen undeutlichen Zersetzungs- producten ist viel Kalkspath zu beobachten, der auch durch starkes Brausen mit Säuren erkenntlich ist. Herr l)r. B er werth fand die chemische Zusammensetzung dieses Tuffe» folgender- maßen : Kieselsäure Thonerde Eisenoxyd Kalk Magnesia Kali Natron Glühverlust (Kohlensäure und Wasser) . Summe . . . 20*1 i 9 ’3b tyzto 4-85 «•21 1*97 7'°7 102*52 Der hohe Glühverlust, sowie die geringe Meng« an Alkalien zeigen auch hier das hohe Zersetz ungsstadium des Gesteines an. Ich möchte dieses Gestein als einen Diabastuff bezeichnen, dem schon theilweise Palagonitsu bstanz beigemengt ist. Nachdem man etwa drei Stunden den Poray verfolgt hat, kommt aus dem »teilen Gehänge rechter lland ein kleiner Bach herunter. Längs dieses Baches stehen grüne, ganz zersetzte Gesteine an, die dicht mit Schwefelkies erfüllt sind. Das Wasser des Baches scheint durch eisenreiche (juellen genährt zu werden, da man an seinen Ufern sowohl massenhaft abgesetzte Eisensalze, als auch Breccien, die aus ockerigen Rotheisenstein- und Brauneisen- stein-Brocken bestehen, antrifft. Klettert man die Schlucht, aus der dieser Bach kommt, weiter hinauf, so findet man zersetzte Quarztrachyte anstehend, die in einer weissen thonigen Grundmasse zahlreiche Quarzkrystalle eingesprengt enthalten. Von Balete aus unternahm ich noch eine weitere Excursion zur Cueva de S. Mateo. Die Ufer de» Flusses engen sich bald ein; überall stellt ein grünes, durch und durch zer- setztes Gestein an. Etwa eine Stunde nach Balete biegt der Fluss plötzlich nach Osten im rechten Winkel oder verlässt vielmehr «eine westliche Richtung, um in eine südlich« über- zugehen. Nach einer weiteren starken Wegstunde durchbricht er plötzlich in enger, unpassir- bar«r Schlucht ein schroffes Kalkgebirge. Am rechten Ufer etwa ioo Fuss über dem Flussniveau befindet sich der niedrige Eingang zur Ilöhle. Diese Kalkhöhle zählt zu den wenig grossartigen; sie ist fast durchgehend» nieder, eng und schlauchartig; Stalactiten und Stalagmiten treten »ehr untergeordnet auf. Der Kalk ist gelblich und krystallinisch. Nach Digitized by Google 49 stundenlangem Suchen gelang es mir, einige unbestimmbare Korallendurchschnitte aufzufinden; wie schon früher erwähnt, vermuthc ich, dass dieser Kalkzug im Westen in Verbindung mit jenem von Balotc steht- Ueber das weitere Kalkvorkommen südlich von S. Mateo berichtet uns F. v. Richthofen (Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellsch., 14. Bd., 1862, p. 358): ,,In beinahe südlicher Richtung von diesem Orte (Cueva de S. Mateo) tritt eine zweite, ebenso isolirte Kalksteinmasse auf, gleich der vorigen ganz von Trachytgebirgen umgeben; man sieht sie auf halbem Wege von Antipolo nach Bosoboso als einen zerklüfteten, allseitig schroff ansteigenden, oben verebneten Berg von sehr charakteristischer Gestalt- Verlängert man die Richtungslinie noch weiter , so kommt man in geringer Entfernung zu einigen kleinen Kalksteinmassen, welche gleichsam pfeilerformig aus dem Trachyt herausragen. Sie liegen nordöstlich von dem Dorfe Binangonan am nördlichen Ufer der I.aguna de Ray und werden benutzt; ihr Kalkstein ist der bequemen Lage wegen der einzige, der zu technischen Zwecken nach Manila gebracht wird. Nach den Mittheilungen von Herrn Wood in Manila treten dieselben Kalke noch weiterhin bei Jalajala und Majajay am nordöstlichen und süd- lichen Ufer de*r I.aguna de Bay auf. Man hat oft vergeblich nach Fossilien in diesen Kalken gesucht und, da man keine fand, sie wegen des äusseren Ansehens als der Juraformation angehörend betrachtet. Ich war so glücklich, bei Binangonan, wo der Kalk durch Stein- brüche besser als an den anderen Orten blossgelegt ist, eine Anzahl von Numuliten darin zu finden; sie gehören mehreren Arten von verschiedener Grösse an. Ausser ihnen und einigen undeutlichen Austern scheinen keine Versteinerungen vorzukommen . u v. Richthofen spricht sich für die Identität aller dieser Kalksteinmassen, zu welchen wir noch die von Ralete hinzufügen, aus und hebt hervor, dass sie älter als die umgebenden Trachyte seien, was sich besonders bei Binangonan leicht ersehen lasse. Auch hier kommen nach v. Richthofen grobe Rreccien von Trachyt und Kalkstein vor. Wir dürften somit auf Luzon bis jetzt zwei verschiedenartige Kalkformationen unter- scheiden; 1. Die Eocäne, in kleinen isolirten Riffen bis jetzt nur nachgewiesen; 2. die bedeutend jüngeren Korallenkalke, in grösserer Ausdehnung sowohl in Nord- als Süd-Luzon nachgewiesen. Kommen wir noch einen Moment auf den Rio de S. Mateo zurück. Die Gerölle dieses Flusses bestehen meist aus älteren syenitartigen Gesteinen, Dioriten etc. und wenig Trachyten; es scheint somit, dass das Gebirge von S. Mateo (der Fluss hat seine Quellen weit im Norden), einzelne trachytische Durchbrüche ausgenommen, aus älteren, der Sierra von Zambales ähnlichen Gesteinen bestehe; dies bestätigen sowohl die älteren Untersuchungen von Itier (Fragment d'un joumal de Voyage aux des Philippines par M. Jules Itier, Bulletin de la soci£t6 de gßographie, 3. sdrie, Bd. V, p. 365), als auch die Beobachtungen Jagors. Itier schreibt; r Schon in Angat, am Fusse der Vorberge der Cordillere von Luzon, existirt keinerlei Anzeichen vulkanischer Producte: und die vom Flusse mitgefuhrten Fels- arten sind Diorite. Mandelsteine, Spilite, Epidote, Dolomite und Porphyre Bei Kupang in der Nähe von Angat finden sich Magneteisenerz«. Itier (a. a. O. p. 38o) erwähnt noch an den Ufern des Rio de Angat Kalksteine mit vertical gehobenen Schichten, der Madreporen, Austern, Kchiniden umschliesst. Es scheint sehr zweifelhaft, ob diese Funde auch den cocänen Kalken zuzuweisen sind; ihre Beschreibung passt besser auf jüngere Korallenkalke. Itier beobachtete in der Nähe von Angat die Auflagerung der r Peperintuffo u (hiemit dürften wohl die Bimssteintuff« gemeint sein) auf den das Thal des Angat hier erfüllenden Gerollen plutonischcr (»«steine. v. I>ra«che. G»lofie der Intel Lanw. 7 Digitized by Google i 50 Gehen wir nun nach dieser kurzen Abschweifung zu den Beobachtungen auf dem Süd-Ufer der Laguna, jenem eminent vulkanischen Territorium Luzons, über und beginnen wir mit dem thätigen Vulkan Taal. Wenn man mit dem Dampfschiffe von Manila nach Calamba fahrt, so sieht man das Süd-Ufer der I.aguna äusserst langsam Ansteigen. Ein langgedehnter Rücken, der aber im Osten plötzlich abbricht, ist der Monte Lungay, ein Theil der westlichen Umwallung der I.aguna de Taal. Von Calamba bis S. Tornas am Fusse des erloschenen Vulkans Maquiling hat die Strasse eine bedeutende Steigung. Bei Tanauan hat man die grösste Hohe erreicht und steigt langsam zum See hinab, den man bei Banadero erreicht. Zwischen S. Tornas und Calamba fand ich lichtgrüne Trachyte anstehend, sonst ist Alles Tuff. Der Vulkan Taal liegt auf einer dreieckigen Insel inmitten der Laguna de Bombon. Dieser See dürfte einen Flächenraum von etwas mehr als sechs geographischen Quadrat- meilen einnehmen. Die Laguna besitzt eine sehr unregelmässige Gestalt ; ihre Hauptrichtung ist jedoch von Nord nach Süd. Im Süden wird sie durch einen kurzen Fluss, den Rio de Pansipit. entwässert, der im Winter jedoch machmal ganz trocken sein soll. Dieser Fluss soll übrigens nach Chamisso einst für grössere Schiffe befahrbar gewesen sein. Die Stadt Taal wurde nach der grossen Eruption im Jahre 1754, wobei sie gänzlich zerstört wurde, an seine Mündung verlegt. Die Tiefe der Laguna ist hauptsächlich im südlichen und östlichen Theile sehr bedeutend. Hier gibt die im Massstabe i : 5 ooooo gezeichnete Karte der Umgebung von Manila Tiefen bis 109 Faden an; die Westküste ist weniger tief. Das Wasser der Laguna ist süss, indess sprechen gewichtige < iründe dafür zu glauben, dass es einst mindestens brackisch war. Nach C. Semper (Die Philippinen, Anm. 8, p. 97) findet man nämlich in alten spanischen Geschichtsbüchern stets eine „laguna de agua salada - erwähnt, in welcher Thunfische und Haifische Vorkommen sollen. Mir selbst versicherte man auf der Insel das Vorkommen von Haifischen und Krokodilen in der Laguna; auch sah ich in Manila den Zahn eines Sägefisches, der aus der I.aguna de Bombon stammen sollte. Leider liegen von dem Wasser der I.aguna keine Analysen vor. Der Niveau-Unterschied zwischen dem Meere bei Taal und der I.aguna kann nur ein sehr kleiner sein. Die eigentliche Insel ist von dreieckiger Form , mit einer Spitze nach Süden gerichtet und dürfte einen Flächeninhalt von einer halben geographischen Quadratmeile haben. Im Osten der Insel treten noch zwei kleine Felsklippen, Pulong Napayong genannt, auf, welche auf der beigegebenen Ansicht des Vulkans, von Maquiling aus gezeichnet (Tafel III), ebenfalls zu erkennen sind. Der noch thätige und grösste Krater der Insel befindet sich beiläufig in der Mitte der Insel, etwas mehr gegen Norden. Der Kegel ist niedrig und hat eine grösste Neigung von * 5 ". Er wird nach allen Richtungen von tiefen Barrancos durch- schnitten, die vom Rande des Kraters, hauptsächlich an der steileren Nordküste, bis zum Meere zu verfolgen sind. Diese Barrancos machen nun eine Umgehung des Kraters an seinem Rande* fast zur Unmöglichkeit. Am leichtesten und schnellsten geschieht die Besteigung von der Nordküste: ich habe den Vulkan sowohl von dieser Seite, als auch von Westen aus bestiegen. Der Kegel wird fast ausschliesslich, wenigstens in seinen oberen Theilen, aus geschichteten Aschenmassen zusammengesetzt. Diese Bänke sind meist an der Oberfläche roth versintert und gleichsam mit einer dünnen Glasur versehen. Zahlreiche eckige Gesteins- trümmer liegen sowohl in den Tuffmassen eingebettet, als auch frei auf der Oberfläche des Kegels. Es mag hier ganz besonders hervorgehoben werden, dass ich von einem zusammen- Digitized by Google — 5 * hängenden Lavastrome nichts entdecken konnte, obwohl ich nur den nördlichen und westlichen Theil selbst begangen habe. Auch Semper, der eine ausführliche Beschreibung des Kraters (Die Philippinen, p. 8 — 14) gibt, sowie De Lama rc he (Description des sources thermales nominäes los Banos et du volcan Taal. dans les environs de Manille. Bulletin de la sociöte de gesto mehr muss es auffallen, wenn E. Hofmann (Karsten’s Archiv, I. Bd., p. 3iz) von einem Ilaupt- lavastrom spricht, der nach SSW geflossen ist. Alle losen und im Tuff eingebetteten Aus- würflinge sind mit jenem glasigen Ueberzug versehen, der von einer Frittung und Zersetzung des Gesteines durch Säuren herrühren mag. Die Gesteine sind durchgehends Feldspath-Basalte in mannigfaltiger Ausbildung. In der dunklen Grundmasse sieht man stets deutlich spiegelnde Plagioklasflächen, bouteillen- grüne Augite und sehr selten ein Olivinkorn. Die Krystalle sind alle massenhaft durch Grundmasse verunreinigt (besonders die Feldspathe zonenförmig), enthalten zahlreiche Gas- und Glasporen und ungemein viel Magneteisen. (fewisse Auswürflinge dürften vielleicht den Augit-Andesiten zuzuzählen sein. Sie haben in einer lichtgrauen Grundmasse, die zum grossen Theile aus kleinen fettglänzenden Feldspathkomern besteht, zahlreiche grüne Augite eingesprengt. Die ausgeworfenen Schlacken sind meist von tiefschwarzer Farbe, sehr porös und enthalten lose eingehüllt Plagioklas und Augit, sowie verschiedene fremde undeutliche Gesteinsbruchstücke. Der Krater ist im Allgemeinen kreisrund zu nennen; im Süden springt die Wand stark nach Innen vor. Die niedersten Punkte sind auf der N'ordwand, der höchste Punkt ist am Süd-Südwestrand , nach Semper etwa 600 Fuss über dem See (a. a. O. p. 10). Der höchste Punkt soll 840 Fuss über dem Meere messen (A. v. Humboldt, Kosmos, IV. p. 3zz, hier fehlt indess die Quellen- angabe). Die Wände des Kraters sind in ihren oberen Thcilen senkrecht, die untere Hälfte besitzt jedoch eine steile Böschung, die von Schutt und den losgebrochenen Rändern herrührt. Die Tiefe des Kraters schätzt De Lamarcho auf 73 Meter, wohl etwas zu gering. Leider war es mir nicht, wie Pro- fessor Semper vergönnt, in den Boden des Kraters zu steigen. Dieser Naturforscher benützte einen auf der SSW- Seite des Kraters gelegenen Wasserriss mit Anwen- dung von Stricken und Leitern , die mir nicht zur Verfügung standen. Da es die Tage vorher stark geregnet hatte und noch regnete, so war es mir mit Beschuhung unmöglich, die fast senkrechten Wände hinabzuklettem , einige barfussige Indier indess Hessen sich gegen eine gute Belohnung herbei, das Wagniss zu unternehmen und brachten mir sowohl Steine als ein Glas mit dem Figur 11. I N A - Hi>cJi*lcr Punkt. b — Xledentlcr Punkt, c Blaue Seen. d — Eiogvbrochencr Wall. Digitized by Google 5 2 blauen Wasser der rauchenden Tümpel herauf. Am Boden des Kraters fallen zuerst zwei schöne blaue rauchende Wasserbecken auf (siehe die bei gegebene Skizze Fijf. 11). Der west- lichere ist grösser. Die Lagunen scheinen in kochender Bewegung zu sein, was wohl von zahlreichen durchsteigenden Gasblasen herrührt, das Wasser dieser Lagune ist selbst in ganz dünnen Schichten blaugrün gefärbt (ich sah dasselbe in dem mir von den Indiern heraufgebrachten Glas) und dürfte seine Färbung hauptsächlich Eisenvitriol verdanken. Bei längerem Stehenlassen schied sich nämlich bald ein gelbes Pulver aus und die Flüssigkeit entfärbte sich. Der Geschmack des Wassers war ganz der von Vitriolsalzen, indess so scharf, dass man kaum einen Moment dasselbe auf der Zunge lassen konnte. Ausserdem enthielt das Wasser bedeutende Menge schwefeliger Säure und wahrscheinlich auch Schwefel- säure gelöst. Das Vorkommen von so ausserordentlich eoncentrirten Vitriollaugen in der Natur dürfte meines Wissens noch nicht bekannt sein. Die Umgebung der beiden Vitriolseen scheint äusserst sumpfig zu sein, das heisst durch und durch von sauren Dämpfen durchwühlt. Jedenfalls dürfte die (Testalt und Zahl der Vitriolbecken sehr veränderlich sein. An der östlichen Seite des Kraterbodens liel mir vor Allem in die Augen ein halbkreisförmiger Kraterwall, der innen aus Asche bestand. In der Mitte dieses nach .Südwesten offenen, gegen Innen steiter abfallenden Walles befand sieh ein runder, theilweise eingestürzter Tuff- hügel, der wohl einst auf seiner Spitze einen Krater besessen hat. Ausserdem befanden sich noch drei andere zusammengestürzte Tuff berge innerhalb des Kraters. Der übrige Boden war zum grössten Th eile mit vielfarbigen zersetzten Gesteinstrümmern bedeckt und von zahlreichen Fumarolen durchwühlt. Ftwas anders sah der Krater aus, als K. llofmann (Karaten’» Archiv, I. Bd., p. 3l>) ihn bestieg: „Aus dem Boden des Kraters erheben sich fast in der Mitte zwei Aschenkegel mit einigen dreissig rauchenden öeffnungen. Auf zwei Seiten umgibt verwitterter Lava- grund, auf «len beiden anderen Seiten gelbes Schwefelwasser die Kegel. An dem nördlichen Kuss des einen rauchte der Pfuhl ununterbrochen, und in dem Augenblicke, da ich den Kraterrand erreichte, fand eine schwache Fruption statt. Es stiegen nämlich unter Brausen und Rauch Aschenblasen auf, ähnlich den Blasen einer siedenden Lauge. Solche Aus- brüche waren zwei innerhalb zwanzig Minuten.“ F.ine sehr gute Beschreibung des Kraterinnem, wie es im October des Jahres 1842 aussah, besitzen wir von De I.amarche (a. a. O. p. 80 — 83). De Lamarche schätzt die Höhe des Kraterbodens 3o Meter über dem Niveau der Laguna. Aus seiner weit klareren Beschreibung als die von Hof mann erkennen wir den halbmondförmigen Wall im Xordosten wieder, der damals noch geschlossen war. „Unten erhebt sich ein zweiter Hügelwall, doch weniger regelmässig als jener, auf dessen Rand wir uns befinden; er erhebt sich zu ein Fünftel der Totaltiefe. Dieser Wall nimmt etwa die Hälfte des Terrains ein ; die andere Hälfte zwischen den beiden Ringmauern ist eben und in zwei Theile zu unterscheiden. Der grössere ist ein grauer, fest erscheinender Boden, der kleinere ist ein See mit ruhiger Ober- fläche. Dieser See hat beiläufig eine Mille Länge auf 0*2 Breite. Die Farbe der Flüssigkeit ist gelb, getrübt mit schwarzen Flocken, die sich sehr schnell bilden, trotz einem leichten Aufwallen ihren Platz behalten, wachsen und schliesslich allmälig verschwinden. Gegen den See zu senkt sich der Abhang des zweiten Ringwalles sanfter als an den übrigen Theilen; hier ist er auch weniger zusammenhängend und die Flüssigkeit benetzt fast den Fuss jener kleinen Hügel in seinem Inneren, von welchen wir noch nicht gesprochen haben. Diese Digitized by Google 53 Hügelchcn (monticulOK) befinden sich in ungleichen Entfernungen eingesehachtelt in detn Ringwall; jeder ist ein kleiner Krater, hier ist der eigentliche Vulkan zu suchen. Der auf- fallendste und merkwürdigste unter ihnen ist regelmassig, kreisrund; er ist im Kleinen der Berg, auf dessen Rand wir uns befinden. Aus seiner Oeffnung strömen Wolken von weissem dickem, schwefeligem Rauch, der mit mehr oder weniger Heftigkeit ausgestossen wird. Hin unterirdisches Kochen ist von Zeit zu Zeit zu hören .... Ich zählte neun Oeffnungen.“ Auch De Lamarchc erwähnt mit Bedauern, dass es ihm unmöglich war, in den Krater zu steigen, „la chose a ete faite autrefois, mais aujourd’hui k notre grand desespoir, il y a impossibilit6 complete“. Der jetzt noch in der Mitte des Walles befindliche Kegel ist wahrscheinlich der von De J.amarche beschriebene regelmässige Krater. C. Semper, der, wie schon p. 5i erwähnt, im Jahre i85g den Krater besuchte, erklomm auch den Kruptionskegel. Kr schreibt: „Aber nur einen flüchtigen Blick konnte ich in den von kochendem, milchweiss gefärbtem Wasser erfüllten Schlot werfen. Die Oberfläche? der kochenden, dampfenden Masse mochte etwa 3o — 40 Kuss tief unter meinen F'üssen liegen, niedriger, wie es schien, als die heissen kochenden Quellen, welche an der Südseite des Kratergrundes ausbrachen. Links gegen Süd westen von diesem Loch lag noch ein kleineres, dessen Wände ziemlich viel höher waren, als der Kegel, auf dem ich stand.“ Diese Beschreibung lässt darauf schliessen, dass seit die Verhältnisse sich nicht sehr wesentlich geändert hatten. Am westlichen Kusse des Taal-Kegcls fand ich zahlreiche heisse Schwefelquellen und Kumarolen, die, als ich den Vulkan bestieg, das niedrige Gebüsch in Brand gesteckt hatten. Auf der äussorsten nordwest- lichen Spitze der Insel befindet sich ein regelmässiger Kegel mit kreisrundem Krater, der Binintiang grande. Oestlich von diesem Kegel zwischen dem Taal und Binintiang liegen zwei ineinander geschachtelte, nach Süden offene niedere Kraterwälle, die fast ausschliesslich aus schwarzen, kleinen Rapillis aufgebaut sind (siehe Kig. 12). Von der Wasser- seite des Taal kommend, ist man ver- sucht zu glauben, der Binintiang erhebe sieh aus einem solchen Ringwalle (siehe Flg, 1 3). Die Südspitze der insei wird von einem weiteren kleinen Kruptionskegel gebildet, dem Binintiang chiquito. Leider gestattete mir das Wetter nicht, auch den östlichen und südlichen Theil der Insel zu besuchen. Wie schon früher erwähnt, wird die I.aguna de Bombon im Nordwesten von einem Viertelkreis -Wall umgeben, dessen beide Endpunkte als Monte Sungay und Monte Batulao bezeichnet werden. Dieser Wall fallt nach Aussen mit ungemein sanften Abhängen, gegen *?//J N Figur 12. a — Hinintiang gramlc. hex.- Kiojtra*ch«. Geologie ia Intel Luton. * Digitized by Google NEUNTES CAPITEL. Reisen in den Provinzen Tayabas und Camarin Norte. Da ich von Sta. Cruz an der Lag'una bis zum Vulkan Albay im äussersten Süden Luzons fast stes „por tierra* reiste, so will ich den Faden meiner Reisen hier wieder aufnehmen und die auf dieser Strecke gemachten Beobachtungen mittheilen, ein Verfahren, welches mir zweckmässig erscheint, wenn ausgedehnte I.änderstrecken nur in wenig Richtungen bereist worden sind. Bei anderer Schreibweise geräth man zu leicht in Verallgemeinerung der im Verhältnis» immer sehr spärlichen Beobachtungen, und der Leser bleibt schliesslich über das im Unklaren, was der Reisende wirklich gesehen oder nur gemuthmasst hat. Auch will ich mich hier, was die Orographie des Landes betrifft, »o kurz als möglich in jenen Theilen halten, von denen Jagor, der ausser den Inseln Leyte und Samar ausschliesslich den Süden bereiste, in seinem ausgezeichneten Reisewerke Ausführliches berichtet. Von Tayabas nach Pagbilao führte mich der Weg stets über gut bebaute Ebenen, im Osten der die schmale Landenge durchziehende niedere Gebirgszug, im Norden noch der Vutkan Majaijai. Wo jedoch irgend ein Aufschluss »n einer Bachrinne zu sehen ist, stehen Laven desselben an. Von Pagbilao aus wollte ich die Landenge nach Antimonan zu durchkreuzen, konnte jedoch keinen Führer finden. «Der GobemadociUo suchte mich von der Reise abzuschrecken, indem er meinte „moriron todos en los bosques**. Ich war gezwungen in einem Barroto das kleine Flüsschen von Pagbilao hinab längs des Meeres nach dem Hafen Laguimanoc zu fahren. Man passirt hier linker Hand die niedrige Insel Capulan. Die Küsten sind hier überall dicht mit Rhizophoren bewaldet. Diese Wälder, in denen die zahlreichen breiten Aestuarien der kleinen Flüsse zu unwirklichen krokodilreichen Sümpfen ausarten, sind längs der ganzen Südküste von Luzon ungemein stark vertreten. Beim Puerto de Laguimanoc sind die Küsten etwas steiler und die Sümpfe treten zurück. Der Strand besteht aus groben, braunen, sandsteinartigen Tuffen, die schön bankförmig geschichtet und oft in grosse, concentrische Kugelschalen abgesondert sind. Diese Tuffe enthalten zahlreiche Homblendekörner und sind vielleicht noch auf die Ausbrüche des Majaijai zurückzuführen. Von Laguimanoc aus effectuirte ich den Uebergang nach Antimonan. Die Breite der Insel ist hier sieben Seemeilen. Die braunen Tuffe setzen den grössten Theil Digitized by Google 59 des dicht bewaldeten vielleicht 5oo Fuss hohen Gebirgszuges zusammen. Zuerst stehch diese TuflFe allein an, höher hinauf wechseln dieselben mit Breccicn von Korallenkalk und schliesslich sieht man einzelne, isolirte Korallenriffe, die reich an undeutlichen Petrefacten sind; zum Theil sind diese Kalke vollkommen kristallinisch. Es wiederholen sich hier Verhältnisse, welche wir ganz ähnlich bei Tiaagan-Tovalina in Nord-Luzon beobachteten. Auf dem östlichen Abhänge findet man endlich ein grünes, schiefriges, chloritisch-talkisches, jedoch sehr zersetztes Gestein anstehend, das im Allgemeinen steil östliches Einfallen zeigt, wahrend die Tuffschichten meist ein südliches zeigen. Auch auf diesem Schiefer sitzen einzelne kleine Korallenkalkklippen. Das letzte Stück bis zum Meere wird aus einem steil einfallenden, groben, sandsteinartigen Tuff gebildet. Von Antimonan verfolgte ich die Küste bis Calivac, um von dort über die Landenge nach dem Rusen von Ragay zu gehen. Ris Talolon, jetzt Lopez genannt, führt der Weg stets durch Cocoswälder. Wo ein Aufschluss ist, findet man die grobkörnigen Tuffe anstehend. Von Lopez aus ging es durch dichte Wälder bis an einen kleinen Fluss, den wir nach Calivac hinunterschifften. Von Calivac bis zum Meerbusen von Ragay beträgt die Entfernung kaum vier geographische Meilen. Zwei Drittthei! diese» Weges sind jedoch zu Wasser zu machen, indem zwei nur durch einen eine Meile breiten, niederen Bergrücken getrennte Flüsse einerseits in den Stillen Ocean , anderseits in die Chinesische See sich ergiessen. Diese Flüsse haben ein ungemein schwaches Gefalle und werden an ihren Mündungen von dichten Sumpfwaldungen umgeben. Die Wassermenge, die sie selbst in der trockenen Zeit führen, ist im Verhältnis» zu ihrem geringen Quellgebiete und Ausdehnung eine erstaunlich grosse zu nennen. Nach einstündiger Fahrt auf dem Rio de Calivac überschreitet man in zwei Stunden eine kaum 100 Fuss hohe, dicht bewaldete Terrainanschwellung bis nach der Häusergruppe Vinas und fährt denselben dann zum Meere hinunter. Die niedrige Wasserscheide besteht aus horizontal geschichteten, mürben, gelbfichen Kalktuffen: dieselben enthalten zahlreiche, undeutlich erhaltene Muschelreste : Pecten , Cardium etc. F.s sind jedenfalls jung gehobene Meeresbild u ngen . Es unterliegt keinem Zweifel, dass noch in geologisch junger Zeit die Landenge von Ragay eine Meerenge war und die jetzige Provinz Tayahas von Camarines trennte, sowie auch, wie wir spater sehen werden, die beiden Camarines durch die Meerenge von Pasacao von einander getrennt waren. Von Guinayangan nach Ragay musste ich in Ermanglung eines Weges zu Lande über den Seno von Ragay fahren. Bevor man die Einfahrt zum Rio de Ragay erreicht, stehen an einem, Punta Oman genannten Platze sehr mächtige Breccien eines grünen Hornblend e-Andesites an, dessen Grundmasse eng mit einer grünen amorphen Substanz durchtrankt ist. Die Hornblende ist meist mit einem schwarzen, breiten, vielleicht aus Magnetit bestehenden Saum umgeben; mitunter erfüllt aber diese Masse den ganzen, früher von Hornblende erfüllten Raum. Diese Breccie bildet auch wahrscheinlich die zahlreichen, den Eingang in die Bai von Ragay linker Hand erschwerenden Klippen. Im Süd-Osten des Einganges bemerkt man zahlreiche , merkwürdig abgerundete Hügel , den Koches moutonnees der Alpen täuschend ähnlich. Weiter hinter diesen ein grosser, Hacher Conus mit sanft ansteigenden Abhängen: der Mte. Bantuin, der die den Seno verengende Punta Bantuin bildet; er ist sicher vulkanischen Ursprunges. Ragay liegt eine Meile von der Küste an dem trägen Flusse gleichen Namens. Von hier aus verquerte ich zum dritten 8 * Digitized by Google 6o Male die Insel zur Bai von Miguel. Von Ragay bis Lupi an dem zweitgrössten Flusse Süd-I.uzons, dem Rio Sipocot, steigt man über theilweise dicht bewaldete, theils mit hohem Steppengras versehene Anhöhen. Gleich hinter dem Orte findet man wieder mürben Muschel-Kalktuff anstehen, der gegen oben breccienartig wird und tauschend dem bei Vihas ähnlich sieht. Diese gehobenen Meeresablagerungen werden etwa in 200 Kuss Höhe von einem grauen, porösen, sehr fcldspathreichen Homblende-Andosit deutlich überlagert. Die Ueberlagerung ist deutlich zu sehen, es ist hier einer der wenigen Punkte, wo dichte Vegetation und tiefreichende Zersetzung des Bodens dem reisenden Geologen gestatten, das relative Alter der Formationen zu bestimmen. Von I.upit aus bis zum Dorfe Sipocot fahrt man flussabwärts. Die Ufer bestehen aus gelben, bankförmig geschichteten Tuffen. Am rechten Ufer kommt knapp im Niveau des Flusses eine schwefelwasserstoffhaltige Quelle zum Vorschein. Von Sipocot aus nach Barcelonetta an der Bai von S. Miguel verquert man flache Hügel, die Ausläufer der Sierra von Colasi, hier stehen überall schöne Homblende- Andesite an. Am Strande bei Barcelonetta findet man mächtige Breccien eines schaumigen Homblende-Sanidin-Trachytes, ähnlich wie in den Tuffen di^r Pampanga. Verfolgt man nun den Strand der Küste Jvon Camarin Norte weiter, so stehen bald wieder herrliche Homblende-Andesite an. Colasi liegt am Abhange der Sierra de Colasi, eines vielspitzigen, schmalen Gebirgszuges, der von Südost nach Nordwesst streicht. Die Hauptgipfel sind der grosse und kleine Pic von Colasi und der konische Pico Aireis (I.otsen-Gipfel , da er als Seemarke weit sichtbar). Dieser Gebirgszug wird von dem Mte. I.abo durch eine Einsenkung getrennt und hängt nicht, wie Coello's Karte vermuthen lässt, mit demselben zusammen. Vom kleinen Pico de Colasi berichtet Ja gor (a. a. O. p. i53), dass er „so schnell wachsen soll, dass alle älteren Leute ihn niedriger gekannt haben wollen“. Ich konnte an Ort und Stelle darüber nichts Näheres erfahren, eine so bedeutende Hebung scheint mir jedoch fast unglaublich, obwohl es jedenfalls sicher ist, dass die ganze Xordküste von Camarines N. in Hebung begriffen ist. Es scheint, dass die ganze Sierra de Colasi aus Hornblende-Andesiten bestehe. Es sind harte, frische Gesteine. In der grauen, feinkörnigen Grundmasse entdeckt man zahlreiche grössere Hornbien dekry stalle. Die grösseren Hornblenden sind meist mit einem schwarzen Rande versehen (siehe Taf. III, Fig. 6). In der unauflösbaren Grundmasse bemerkt man kleinere Plagioklas- und Augit-Kry stalle , oft tritt die Hornblende so zurück, dass man eigentlich Augit- Andesite vor sich hat. An einer Stelle vor der Visita Colasi dicht am Meere sprudelt im Gebiete der Gezeiten ein eisenhaltiger Säuerling hervor, der sich durch einen grossen Gehalt an Kohlensäure auszeichnet. Diese frische Quelle ist nur bei Ebbe sichtbar. Von Colasi weiter gegen Daet zu sieht man wieder bald vulkanische Breccien, ähnlich wie bei Barcelonetta. Dieselben bestehen aus einem weissen, sehr thonigen Trachyt, der mit kleinen schwarzen Pünktchen besäet ist. Von Colasi angefangen bis gegen Daet bemerkt man fast überall deutliche Anzeichen von stattgehabten Hebungen. Nicht allein erkennt man zahlreiche, über dem höchsten Fluthstande stehende Korallenriffe , sondern auch eine andere Erscheinung lässt sich prächtig verfolgen. Der Boden des bis dicht an die Küste herantretenden schönen Waldes besteht etwa 100 Schritte einwärts aus groben Strandgeröllen, die jedoch plötzlich längs einer unschwer zu erkennenden Linie aufhören ; es ist die höchste Strandlinie. Man durchschneidet schliesslich die das Cap Calbigo bildende, flache, bewaldete Landzunge und erreicht die Barre von Daet. Iti der schönen Ebene, die westlich von der Digitized by Google — 6i — .Sierra de Bagacay, südlich vom Mte. Eabo und den Ausläufern der Sierra Colasi begrenzt wird, liegt Daet, die Hauptstadt von Camarin Norte. Wenn man von Daet aus nach Südost blickt, begrenzt den Horizont der fast isolirt stehende Mte. Labo oder Tetas de Polantuna mit zerrissenem Gipfel und dicht bewaldeten Abhängen (siehe Fig. 14). Figur 14. Wald , M YLWL.. i l^sxläL,. .>mirun«, .)i*piQ>Srhulno> , ' 1 Teile heliimdcm Imlpen. . * r , &i( § * Cardtnm Com II am* und I CondleiiBand «rehoboiie* ... ; gRjff • ]ojid«-s Hill Ich glaube, dass bis jetzt Niemand den Berg bestiegen hat. Undurchdringliche Wälder dürften ein Haupthindernis* sein. Dass der Eabo einst ein Vulkan war, dafür sprechen die isolirte Lage des Berges, der nach Gerollen, die man überall in den Flüssen zwischen Daet und Indang findet, hauptsächlich aus Hornblende« Andesit besteht (siehe a. a. O. Roth p. 346). Von einem Krater oder losen Eruption* producton wird kaum mehr etwas zu finden sein. Weiter im Westen hängt der I.abo durch einen niedrigen Sattel mit einem Gebirge zusammen, das nach Coello's Darstellung in SO NW Richtung di«? ganze Provinz Camarines Norte durchzieht. Dieser vollständig unbekannte grösste Theil der Provinz ist auf Coello's Karte mit der Bemerkung beschrieben : „bedeckt mit dichten Wäldern und bewohnt von einigen nornadisir enden Xegritos-Stümmen.* 4 In Mamhulao zeigte man mir im Südwesten einen steilen Berg, den man mir als den höchsten Gipfel dieser Cordillcre mit dem Namen Calungung bezeichnete. Von Daet aus besuchte ich die Bergwerksorte Paracali und Mambulao, welche im Nord westen an der Küste liegen. Wenn man von Daet aus längs der Küste nach Paracali geht, so trifft man hinter Indang, bis wohin die Ebene sich erstreckt, dunkle Hornblende- und magnetitreiche Sande, die mich glauben machen, dass die kleine Sierra de Bagacay aus Hornblendegesteinen bestehe. Von verlassenen Schürfen, die in diesem Gebirge liegen, sah ich ausgezeichnete Magneteisenerze, Die Ufer werden hier bald sehr steil und der Weg führt über mehrere Sättel. Es treten liier ganz zersetzte Gneisse und talkschieferartige Gesteine auf. Der sehr mürbe Gneiss scheint hauptsächlich Protogin zu sein. Hauptsächlich in dem reichen Talkschiefer suchen di«? Eingebornen nach (»old. teufen kleine Schachte ab und schlämmen die gewonnenen Talkschiefer. Die reichsten Vorkommnisse findet man indes* stets in Quarzgängen, welche das Schiefergestein durchsetzen. Vor Paracali liegt der Schürf des Hahnenzüchters Capitano Tornas. Derselbe ist in einem Quarzgange getrieben, der zu meiner Zeit wohl noch kein Gold enthielt, aber reich an eingesprengtem Blciglanz, Zinkblende? und Kupferkies war. Digitized by Google , (>2 Hinter Paracali nach Mambulao zu findet man hauptsächlich Talkschiefer an der reich gegliederten, theilweise steilen Küste. Diese Schiefer sind meist von schön grüner Farbe und ausserordentlich feinschuppig. An einer Stelle knapp am Meer« fand ich, dem Talkschiefer eingeschaltet, ein Lager von Olivinfels von etwa 100 Schritt« scheinbarer Mächtigkeit. Fs ist «in dunkelgrünes bis schwarzes, dichtes Gestein; unter der Loupe entdeckt man zahlreiche durchsichtige Körnchen. Die grüne Masse wird von */* — i Zoll mächtigen Bändern eines bräunlichen Minerals von Märt« i, das aus stangligen, spaltbaren Individuen besteht, durchzogen. Ich halte dieses Mineral für P hastin (zersetzter Broncit), der sehr oft, wie z. B. in Kraubat in Steiermark, mit Olivinfels vergesellschaftet ist. Die grüne Substanz zeigt unter dem Mikroskope die typischen Erscheinungen zersetzter Olivin- krystalle, hie und da ein Broncitkrystall eingemengt. Diese Olivinfelsbänke sieht man in steiler Lagerung weit in das Meer ragen, dessen Brandung sie an der Oberfläche schön polirt hat. Längs der Küste gewahrt man zahlreiche gehobene Korallenriffe, die viele Fuss über den höchsten Stand der Fluth ragen und in Verbindung mit noch lebenden stehen. Eine ganz eigentümlich« Erscheinung konnte ich hier an dem flachen mit Korallensand bedeckten Meeresstrande beobachten, der von dichten Wäldern eingesäumt wird. Eine kleine Skizze (siehe Eig. i 5 ) wird wohl am besten dieselbe erläutern. Figur 15. Di« Grenze der einzelnen, durch gewisse Thierreste gekennzeichnete Strandpartien ist ausserordentlich plötzlich. Die letzteren haben eine Ausdehnung von oft vielen hundert Schritten. Das beschränkte Auftreten von Placuna im brakischen Wasser ist wohl ganz erklärlich, ebenso die Limitirung der specifisch ungemein leichten Ccphalopoden- Reste auf die höchsten Theile des Strandes, wo sie durch Wellenschlag leicht hingeworfen werden können; räthselhaft bleibt jedoch die Verthei lung der Tellina-, Echlniden und Cardlum-Sehalen. Von Mambulao aus machte ich einen Ausflug zu den Goldwäschereien von Dagupan, einem erst vor wenigen Monaten in Betrieb stehenden Fundorte. Digitized by Google — 63 — Von Mambulao aus führt der Weg südwestlich, über schwarze Thonschiefer, schön in Bänken geschichtet. Diese Thonschiefer (Alter?) werden von zahlreichen, äusserst zerfressenen, zelligen Quarzgängen durchsetzt, die eben die Fundstätte des Goldes sind. Die Bäche führen zahlreiche goldhaltige Quarzgerölle und Goldsand , der gewaschen wird. Auch grub man zu meiner Zeit eine Anzahl von kleinen Schächten, die, bis i 5 Klafter tief, hauptsächlich dort angelegt wurden, wo Quarzadem an der Oberfläche zu bemerken waren. Die geforderten Quarze wurden geröstet, gepocht und geschlämmt. Bei den sehr urwüchsigen Aufbereitungs- methoden ist es natürlich, dass ein grosser Theil des (»oldes verloren ging, indes» schien mir der Verdienst damals gut zu sein, da mehr als sieben hundert Männer und Weiber damit beschäftigt waren. In dem schon p. 44 citirten Aufsätze Minard’s über die (»old Vorkommnisse von Mindanao werden ausser dem Vorkommen desselben in den auf unseren Agnoschichten ähnlichen Gesteinen liegenden Alluvionen, auch Quarzgänge erwähnt, welche metamorphische Schichten durchsetzen, dieselben sollen sehr reich an (»old sein. Es dürften sich also wohl auf den Philippinen hauptsächlich zwei Arten des Gold- vorkommens unterscheiden lassen: 1. In den Grunsteinen und den aus denselben zusammen- gesetzten neptunischen Gebilden, ln diesen scheint das (»old hauptsächlich in felnvertheiltem Zustande vorzukommen und wird meist irrst aus den Alluvionen dieser Gebirge gewonnen. 2 . In Quarzadem , welche die metamorphischen und kristallinischen Schiefer durchsetzen. Der Reichthum an Gold ist hier ein bedeutend grösserer. Roth (a. a. O. p. 345) erwähnt die Zusammensetzung des Berges Dinaan nördlich von Mambulao aus Homblendcschiefer mit Plagioklasstreifen und etwas Schwefelkies und Glimmer, ebenso soll der ’/i I-egua nördlich von Mambulao nur durch einen Bach vom Berg Dinaan getrennte Hügel aus Gneiss bestehen. Die Quarzgänge vom Berge Dinaan sollen Rothbleierz führen, das mit Vauquelinitüberzügen versehen ist. Digitized by Google ZEHNTES CAPITEL. Reisen in den Provinzen Camarin Sur und Albay, \on D&et aus fuhr ich per Barrutu über die 31 ai von S. Miguel nach Cabusao und von hier den Rio Bicol hinauf bis nach Xaga oder Nueva Caceres, der Hauptstadt von Camarin Sur. Der Rio Bicol ist der ansehnlichste Fluss von Süd-T.uzon, er entspringt aus dem Batu-See, seine natürliche Fortsetzung ist indes» der Rio Huinali, der in der Nähe von Camalig entspringend, sich in den See ergiesst. l'arallel mit der Hauptausdehnung der Insel von SO nach XVV fliessend, trifft der Bicol bei Balungan mit dem entgegengesetzt strömenden Rio de Sipocot zusammen. Die vereinten Flüsse machen liier eine rechtwinkelige Wendung nach Nordost und orgiessen sich als Rio de Cabusao in die Bai von S. Miguel. Der Rio de Bicol hat ein ungemein schwaches Gefälle, so dass sich die Gezeiten bis Xaga bedeutend geltend machen ; bis dorthin ist der Fluss mit flachen Dampfern befahrbar. ln der Regenzeit schwellen beide Flüsse zu grossen Strömen an und überschwemmen dann die Reisfelder der herrlichen Ebene. Die Fluth staut zum Ueberflusse noch die WasÄcrmengen, die keinen anderen Abfluss als zur Bai von S. Miguel haben, zurück und so bedecken dieselben oft wochenlang die eben emporgekeimten jungen Reispflanzen, die gerade in dieser Zeit, wenn ihre Spitzen längere Zeit unter Wasser sich befinden, verfaulen. So entsteht oft ungeheurer Schaden, da gerade die Ebene von Balungan, J.ibmanan, Xaga die Rciskammer der beiden Camarines und der Provinz Albay ist. Schon vor Jahren wurde vorgeschlagen, diesen verderbenbringenden Fluthen durch einen Kanal nach Pasacao einen Abfluss zu geben. Grosse Vorarbeiten waren begonnen, aber die Sache wieder fallen gelassen. Neuerdings sind nun die Arbeiten wieder unter der energischen Leitung des ausgezeichneten Alkalden von Xaga aufgenommen worden. Als ich den Kanal besuchte, waren 700 Arbeiter bei den Ausgrabungen beschäftigt. Der Kanal benutzt den Estero de Pamplona, einer sich nach Süden erstreckenden Erweiterung des Bicol. Von hier aus bis zu dem kleinen Rio Ilulan, der bei Pasacao ins Meer mündet, sind kaum eine deutsche Meile zu durchstechen. Nach freundlicher Mittheilung des Alkalden, mit welchem ich den Kanal besichtigte, soll der tiefste Durchstich nur zehn Meter sein. Das Digitized by Google — 65 — ganze.* zu durchstechende Terrain besteht aus kalkigen, sehr weichen Mergeln, die voll von recentcn Petrefacten sind. Also auch hier war vor verhältnissmassig kurzer Zeit eine Meer- enge vorhanden. Vorerst soll der Kanal nur zur Entwässerung dienen, er dürfte aber dann erweitert und für flache Dampfer befahrbar werden. Diese neue Wasserstrasse wird hauptsächlich für die Provinz Camarin Norte von ungeheurem Vortheil sein, da der Weg zu Wasser, der sonst durch die Strasse von Bernardino führte, fast um die Hälfte abgekürzt wird. Von ausserordentlicher Bedeutung für die Geologie von Camarin Sur ist jene von Sipoeot nach Camalig NW — SO streichende Linie, die durch den Lauf des Bicolflusses äusserst scharf bezeichnet wird. Während im Norden dieser Linie die vulkanischen Erschei- nungen von Süd-Luzon fast ihr Maximum erreichen, finden wir keine Spur davon mehr im Süden derselben ; hier streicht conform mit der Küste schöner Korallenkalk — ein gehobenes Küstenriff. Bei Libmanan befindet sich in dieser Küsten-Cordillere eine weit berühmte Kalkhöhle — die Höhle von Calapnitan (Fledermaushöhle). Etwas oberhalb Libmanan besteigt man den steilen Kalkberg, der voll von Korallenresten ist. Das Gestein, in welchem sich die Höhle befindet, ist ein schön krystallinischer Kalkstein. Die Höhle hat drei Eingänge. Der eine, durch den ich die Höhle besuchte, ist klein und verwachsen, öffnet sich aber bald zu einem grossen domartigen Gewölbe, das reich mit Stalactiten und Stalagmiten versehen ist. die denen von Adelsberg zwar an Formenreichthum, aber nicht an Grosse nachstehen. Zahl- reiche hier hausende Fledermäuse haben den Boden dicht mit ihrem Miste bedeckt. Von dem hohen Gewölbe aus führen noch Gänge in den mannigfaltigsten Windungen, bald anschwollcnd, bald kaum einen Menschen durchlassend. Bei Quitang und Pasacao fand Jagor (a. a. O. p. i5;) die Küste von diesen Kalk- bergen, die reich an Korallen und Muschelresten waren, zusammengesetzt : auch hier kommen zahlreiche Höhlen vor. Sehr interessant ist eine Beobachtung des unermüdlichen Reisenden. Hier wird nämlich das Kalkgebirge durch einen am linken Ufer des Flüsschens isolirt stehenden Felsen aus hornblendereichem. krystallinischen Gestein unterbrochen, er ist, ausser der dem Wasser zugekehrten Seite, ringsum von Kalk umgeben. Von grosser Wichtigkeit wäre es zu wissen, ob dies etwa Hornblendeschiefer sind, dann wäre so ziemlich sicher con- statirt, dass die krystallinischen Schiefer auf Süd-Luzon die Basis aller anderen Formationen bilden. Sollten die Homblendegesteine Hornblende- Andesite sein, so müsste? noch näher untersucht werden, ob wir hier einen Gang oder eine Ueberlagerung von Korallenknlk vor uns haben. Weiter im Süden vom Ruhi-See aus machte ich noch einen Ausflug zur Küsten- Cordillere. Dieselbe wird hier im Osten von einer weiten herrlichen Ebene begrenzt, in welcher der ansehnliche Batu-See mit sehr veränderlichem Wasserstand liegt Der dicht bewaldete Gebirgszug besteht hier wieder aus dem weissen Korallenkalk. Hat man jedoch den Kamm des Gebirges passirt, so lagert auf der dem Meere zugewandten Seite ein Com- plex von sehr schwefelkieshältigen Mergeln mit zahlreichen Alabasteradern, Sandsteinen und bituminösen Kalken. Die Mergel sind verschiedenartig gefärbt und enthalten einzelne, wenig mächtige Braunkohlenflötze. Das Streichen dieser Schichten ist, soweit die dichte Bewaldung eine Beobachtung zulässt, ziemlich conform der Küstenausdehnung. Draichc. Omalogi« der t»«el Luxun. ,, Digitized by Google I — 66 — In Inga weiss man von diesen unter dem Namen „minas de Batac* bekannten Kohlenfunden, überschätzt aber, soweit meine Beobachtungen reichen, ihre Bedeutung. Mehr gegen das Meer zu sollen indess noch Flötze anstehen. Noch an einigen anderen Orten der Südküste kommen Kohlen vor, unter denen die von Sorsogon und Bacon jetzt in grösserem Maassstabe ausgebeutet werden. Nach Hand- stücken, die ich in Manila sah, ist es eine Braunkohle, die der von Batac ähnlich ist; auch dürften die Lagerungsverhältnisse nicht sehr verschieden sein. Im Norden des Rio Bicol liegt nun das grosse vulkanische Gebiet der Südspitze Luzons. Es sind die vulkanischen Kegel: Isarog, Inga, Malinao, Mazaraga, Albay. Den hervorragendsten Platz unter Allen nimmt der weit sichtbare, 1966 Meter hohe Isarog ein. Von der Bai von S. Miguel präsentirt er sich als ein hoher abgestumpfter Kegel mit grosser Basis. Jagor war der erste, der ihn bestieg, und verweise ich, da ich selbst nicht Gelegenheit hatte ihn zu besuchen, auf dessen ausführliche Beschreibung (a. a. O. p. 162 — 175). Der Berg ist im Osten gespalten, von wo die Schlucht von Rungus in sein Inneres führt. Der Vulkan besteht nach Jagor (p. 347) aus Homblende-Andesit und scheint es (siehe Hochstetter, p. iS), dass er durch seine Eruptionen die frühere Insel Caramuan mit Camarin verband. Auf Caramuan soll nach Jagor Kupfer Vorkommen, Roth glaubt deshalb an eine Zusammensetzung dieses Gebirgszuges aus krystallinischen Gesteinen. Meine erste Tour von Xaga aus nach Süden war die Besteigung des Triga. Wenn man die Strasse fahrt, so verquert man etwa eine Stunde nach Naga Homblende-Andesit- Felsen, welche vielleicht das Ausgehende von Lavaströmen des Isarog darstellen. Die Strasse führt stets an der Grenze zwischen der Ebene des Bicol-Flusses und den Ausläufern der nördlichen Berge. Einige der nördlich der Strasse gelegenen niederen Hügelgruppen bestehen aus zarten Korallen, die durch ein kreidiges, äusserst feines Material versteinert wurden. Der nach Jagor’s Messungen 1212 Meter hohe Iriga wurde von mir vom Dorfe gleichen Namens aus bestiegen. Der Berg ist bis an seine Spitze mit hohem Gras und Wäldern bedeckt. Der Weg führt über eine kleine Negritos-Ansiedlung, zuletzt überwindet man eine Steigung von etwa 3o\ Auf der Spitze des Berges angekommen, sieht man in einen senkrechten, gähnenden Abgrund hinunter. Der Vulkan ist nämlich an seiner dem Buhi- See zugewandten Seite eingebrochen. Leider war dieser riesige Kessel bei meiner Besteigung so mit Nebel erfüllt, dass ich trotz vielstündigem Warten keinen Einblick in denselben gewinnen konnte. Ich versuchte deshalb des anderen Tages von der Nordostseite des Berges in den Kessel selbst zu gelangen. Man umgeht denselben von seiner östlichen Seite und dringt dann von einer kleinen Ansiedlung von Negritos-Indios-Mestizen aus in denselben. Das Innere besteht nur aus einem chaotischen Durcheinander von theilweise mit dichter Vegetation bedeckten Trümmermassen. Die gegen das Innere des Kessels an- steigenden Trümmermassen erreichen etwa die Hälfte der Höhe, dann steigt die südliche Wand vollkommen senkrecht hinauf. Hauptsächlich an den niederen südöstlichen und nord- westlichen Gehängen des eingebrochenen Vulkans lässt sich deutlich die Schichtung der Lavabänke beobachten. Digitized by Google 67 Im Boden des Thaies befindet sich nahe der senkrechten Wand ein ungemein tiefer, mit dichtem Gebüsch bedeckter Abgrund, Pozo genannt, zu dem mich meine Führer mit Vorsicht führten. Die Besteigung des Iriga von dieser Seite halte ich für ganz unmöglich. Die Haupttrümmermassen erblickt man in einem wilden Chaos an den Ufern des See Ruhi und noch weiter hinaus zerstreut. Die Sage erzählt, dieser See sei durch den plötzlichen Einsturz des Iriga -Vulkans entstanden, der den Bach von Buhi zu einem See aufgestaut hatte. Dieses F.reigniss wird von verschiedenen Quellen (siehe darüber Jagor, p. 109) auf das Jahr 1641, auch 1628 gesetzt Es ist kein Zweifel, dass die Sage die richtige Erklärung gefunden hat, wenn auch über die Zeit verschiedene Meinungen obwalten können. Dio colossalen Felsblöcke, die man noch fast bis zum halben Wege von Buhi nach Ouinali beobachten kann, geben ein beredtes Zeugnis.*» dafür. Die Gesteine des Iriga sind zum grössten Theile Dolerite, im Allgemeinen mit spär- lichem Olivingehalt. Indessen konnte ich auch Laven beobachten, die einen ganz erheblichen Gehalt an Hornblende besassen (Roth lieschreibt a. a. O. p. 347 einige Varietäten) und sich schon den Andcsiten nähern ; sowie es überhaupt bei den Gesteinen der Vulkane Luzons oft schwer wird, sie zu der einen oder anderen Felsart zu stellen. Im Süden des Iriga, dort, wo der Weg von der Mestizen-Rancheria nach dem Orte Buhi führt, findet man überall Bimssteintuffe anstehend, die jedoch meist sehr lose sind und aus kleinen weissen Bimssteinstückchen bestehen. Auch auf dem Wege von Buhi nach Ligao trifft man die erste halbe Stunde fast stets Bimssteinsande an, auf welchen die colossalen Trümmer des Iriga liegen. Weiter gegen Polangui zu sieht man in den tief einschneidenden Bachrissen Dolerit- laven anstehend, die möglicher Weise dem Malinao entstammen. Von Polangui aus bis Tabacco führt die Strasse in den mächtigen, schwarzen Dolerit-Rapilli, die von dem Vulkan Albay ausgeworfen wurden. In Tabacco befinden wir uns nun am Fusse des höchsten thätigen Vulkans von Luzon, der als regelmässiger Conus, wie vielleicht nirgends in gleicher Schönheit zu beob- achten, sich auf breiter Basis bis zu einer Höhe von 2374 Meter (Jagor’s Messung) erhebt. Durch eine Einsenkung getrennt, erhebt sich im Nordwesten von ihm der Mazaraga. Ich benutzte diese Terraineinsenkung, um von Ligao nach Tabacco zu gelangen. Ich hatte so linker Hand den Mazaraga mit zerrissenem, kraterlosem Gipfel (Jagor hat auch diesen nach ihm i 354 Meter hohen Berg erstiegen, der aus Dolerit besteht); über seine Vulkannatur müssen so lange Zweifel obwalten, als es nicht schliesslich gelingen wird, geschichtete Lava- bänke nachzuweisen. Der Weg führt stets längs eines tief eingerissenen Bachbettes, in welchem Asche und Trümmergesteine des Albay gut zu beobachten sind. Auffallend war mir ein langer, schmaler, niederer Hügelzug, der sich vom Fusse des Mazaraga gegen Polangui zu erstreckte. Sollte dies vielleicht ein alter Lavastrom sein? Von der Wasserscheide angefangen zieht sich der Weg in dicht mit Abacabäumen bepflanzten Abhängen nach Tabacco zu. Da man bei diesem Wege ganz dicht den Vulkan Albay passirt, so hatte ich Gelegen- heit, den Berg von seiner Ostscite aufmerksam zu betrachten. Der Wald reicht hier kaum 9* Digitized by Google 68 ein Viertheil seiner Höhe hinauf, dann folgt nichts als ödes Haufwerk von Trümmern und Rapilli. Irgend welche Unregelmässigkeiten in den Abhängen, die auf einstige Seiten- Eruptioncn schliesscn lassen , konnte ich nicht beobachten. Der Gipfel des Berges, der gewaltig dampfte, war mit weisser Incrustation bedeckt. An der Nordseite bei Tabacco reicht die Vegetation höher hinauf und dürfte von hier aus eine Besteigung leichter als von der Südseite, von welcher ich den Gipfel erreichte, sein. Von Tabacco aus besuchte ich die berühmten Quellen von Tibi. Die Strasse führt stets nahe am Ufer des Meeres, am Busse des Berges Molinao. Dieser Berg hat hinter Tabacco gesehen, einen horizontal begrenzten Gipfel; vom Orte Tibi aus aber erkennt man, dass dies nur der Rand einer grossen, kraterähnlichen Vertiefung ist. Da die südwestliche Wand höher ist als die gegenüberliegende, so hat man von Tibi aus einen guten Einblick in den Krater. Der Weg nach Tibi führt über zahllose kleinere Bäche und Quellen. Viele derselben sind ausserordentlich eisenhaltig. Nach dem zahlreichen Gerollen , die sie mit- bringen, kann man schliessen, dass auch der Monte Buhi aus Doleritlaven besteht. Man bemerkt in dem feinkörnigen, dunkelgrauen Gesteine schöne Augite, etwas Plagioklas, Olivin und Magneteisen ausgeschieden (siehe Tafel III, Figur 5 ). Die Thermen von Tibi sind zweierlei Art: Schwefelwasserstoff- und Eisenhaltige und Kieselsäure führende. Die F.rsteren, welche als besonders heilkräftig selbst von den Spaniern aus Manila besucht werden, befinden sich etwa tausend Schritte von der Küste in einem Bachbette; kochende Schlammpfützen, gebleichte Gesteine etc. wiederholen sich, so wie schon von der Solfatara bei Aknal und S. Tornas berichtet. F.inige elende Strohhütten dienten als „Bade- häuser 4 * dieses „Curortea“. Wenige hundert .Schritte von dieser Stelle, unweit vom Meere, liegen nun die Kieselquellen von Naglegbeng, bekannt durch ihre schönen Sinterabsätze und die kleinen, terrassenförmig aufgebauten Krater. Ich verweise diesbezüglich auf Jagor’s (a. a. O. p. 1 1 5 — 117) ausführliche Beschreibung. Erwähnen möchte ich nur, dass seit Jagor's Besuche die Thätigkeit dieser Quellen bedeutend abgenommen haben muss. Unter den vielen erloschenen Kegeln war nur ein einziger kleiner in Thätigkeit, aus wetchem heisses Wasser sprudelte. Von hohem Interesse schien mir indessen ein vielleicht zehn Meter tiefes, kreisrundes (etwa zwanzig Schritte im Durch- messer haltendes) Loch, das ruhig ohne Sprudeln mit heissem, äussorst klarem Wasser gefüllt war. Den Schluss meiner Reisen auf Luzon bildete die Besteigung des Vulkans von Albay oder Mayon. Die Besteigung desselben wird in seiner Umgebung stets für eine Unmöglichkeit gehalten, indessen war es doch vor mir zwei Schotten und später Herrn Jagor geglückt, auf die Spitze des Berges zu gelangen. Nicht die Höhe bildet natürlich das Hinderniss, sondern die Steilheit des Kegels und hauptsächlich der Umstand, dass mehr als zwei Dritt- theile des Berges mit losen Aschen- und Trümmermassen bedeckt sind. Ich bestieg den Vulkan von Daraga aus; die ersten drei Stunden steigt das Terrain langsam, höher hinauf treten Grassteppen mit Casuarinen auf. Bald hörten auch diese auf und wir (mein Diener, der Führer, zwei Leute mit Wasser und Lebensmitteln und ich) standen vor dem losen Aschenhaufen. Zum Aufstieg benutzten wir nun einen Wasserriss, Digitized by Google — 6g — in welchem ein Lavastrom mit vollkommen geborstener Oberfläche wenigstens einige Stütze gewährte. Nach zweistündiger harter Arbeit hörte jedoch auch dieses Erleichterungsmittel auf und die ganze vor uns stehende Bergmasse bestand nur aus Rapilli, die die ersten zehn Minuten noch etwa die Grösse von Citronen hatten, höher hinauf aber kaum mehr haselnuss- gross waren. In diesem Sande nun versuchten wir vergebens fortzukommen, jeden Schritt weiter rutschten von oben gewaltige Kapillimassen und darauf liegende Trümmer herunter und drohten uns zu beschädigen. Nachdem wir vielleicht eine Stunde trotz allen möglichen Versuchen kaum hundert Schritte vorwärts gekommen waren, gab ich schliesslich erschöpft das Unternehmen auf und begann mit meinen Leuten den Abstieg. Derselbe führte mich jedoch etwas westlicher als früher, und da bemerkte ich denn mit Freuden einen schmalen, in Stücke zerfallenen Lavastrom, der fast von der Spitze des Kegels aus bis in meine Nähe sich erstreckte. Auf diesen mit Mühe gelangt (die Indier mit den Lebensmitteln stiegen unbekümmert um mich zur Ebene), begann ich von Neuem den Aufstieg. Die Steigung wurde bald so ausserordentlich steil , dass nur auf allen Vieren gegangen werden konnte. Die Besteigung wurde hauptsächlich durch zwei Umstände erschwert. Erstens war es unmöglich, irgend einen Moment sich niederzulassen, um auszuruhen, da selbst die grössten Blöcke des zerrissenen Lavastromes nur im labilen Gleichgewichte standen ; zweitens wehte ato Ss weise ein heftiger Sturm, der den feinen, eckigen Sand mit solcher Kraft in das Gesicht schleuderte, dass wir von Zeit zu Zeit gezwungen waren, glatt ausgestreckt uns niederzu werfen und das Gesicht mit den Händen zu bedecken. Vor uns hatten wir stets die rauchende, mit Efflorescenzen bedeckte Spitze, linker Hand, etwas unterhalb des Plateau einen riesigen Pfeiler. Ungeheure Trümmermassen, die an seinen Füssen lagen, zeigten, dass er einst eine viel grössere Ausdehnung besessen habe. Je mehr man sich der .Spitze nähert, desto häufiger werden die Lavaströme. Rechter Hand von mir sah ich einen viele Meter mächtigen über Rapilli geflossenen Lavastrom, der grosse zusammenhängende Massen auf Abhängen von 3z — 34* Neigung bildete. Die meisten Lavaströme waren jedoch allerdings in Schollen zerfallen. Nach einem Marsche von etwa neun Stunden (von Daraga aus) erreichten wir den Fuss des grossen selbst von Daraga aus mit freiem Auge sichtbaren Pfeilers. Dieser Pfeiler, der mindestens 20 Meter hoch ist, ist ungemein zerklüftet, einzelne Theile desselben dürften bei der nächsten kleinsten Erschütterung in die Tiefe rollen. Oestlich von diesem Pfeiler, etwas höher als der Gipfel desselben befand sich nun das eigentliche (»ipfelplateau. Was von unten aus als weisser Rand des Kraters aussieht, ist ein mit dicken Gips- und Schwefelkrusten bedeckter, von sauren Dämpfen gebleichter, wüster Steinhaufen von eckigen colossalen Trümmern , die Oberfläche desselben ist ziemlich horizontal. Zwischen den Trümmern zischen Tausende und aber Tausende von heissen Dampfstrahlen hervor, die einen erstickenden Geruch nach schwefliger Säure geben. Von einer KrateröflFnung konnte ich nirgends etwas bemerken; auch mein Führer, der schon zweimal hier gewesen, äusserte sich, dass er weder eine „caldera* noch einen „pozo 4 hier gesehen habe. Gerne hätte ich das Plateau näher untersucht; der kaum länger als einige Minuten zu ertragende Dampf von schwefliger Säure, verbunden mit einem fast sinnebetäubendon Brausen und Zischen drängten mich leider, so bald als möglich die Spitze zu verlassen. Fig. 16 gibt eine Skizze des Berggipfels, wie ich ihn einige hundert Fuss unterhalb des Pfeilers sah. Digitized by Google 70 Verschieden von meinen Beobachtungen schildert Jagor (a. a. O. p. 70), der den Berg 185^ bestieg: „An einer tiefen, breiten Schlucht, wo die Dampfentwicklung besonders heftig und massig war, machten wir Halt: wahrscheinlich (!) standen wir am Rande eines Kraters; doch konnte man keine klare U ebersicht der Verhältnisse erlangen, da die Dichtigkeit der Darapt'wolken es unmöglich machte, die Breite der Klüfte zu übersehen. (Von Klüften bemerkte ich nichts.) Die Kuppe bestand aus etwa zwei FufiS mächtigen Bänken festen Gesteines, unter einer von schwelliger Säure gebleichten Schlackenkruste. Viele regellos umherliegende prismatische Blöcke zeigten, dass der Gipfel früher höher war. Auch wurden einige Male, als starke Windstösse Lücken in die Dampfwolke rissen , gen Norden mehr als Figur 16, Gipfel tte* Mavoo, April 1876. hundert Fuss hohe Felsenpfeiler sichtbar , die der Verwitterung und dem Ausbruche von 1814 bisher widerstanden hatten.** Nach diesen Bemerkungen Jagor’s habe ich Grund zu glauben, dass er den Gipfel viel weiter südlich als ich erreicht habe, während ich mich auf der nördlichen Seite des Blateau befand. Die Zeichnung des Gipfels, die uns Jagor p. 70 von Daraga aus gibt, stimmt aber jedenfalls nicht mit dem Anblick, wie sich im April 187t» die Gipfelplatte präsentirte; wir vermissen linker Hand die grossen Eckpfeiler, auch von den Spalten ist nichts zu sehen. Ich möchte nun keineswegs mit Bestimmtheit behaupten, dass die Krateröffnung jetzt vollständig mit den grossen eckigen Steinen verstopft sei , eine Thatsache, die ich nur vermuthen kann, da eine Begehung des Gipfelplateau ein Ding der Unmöglichkeit ist; sicher ist jedoch, dass der Krater im April 1876 keine grovse Ausdehnung haben konnte. Leider ging meine reiche Ausbeute an verschiedenen Varietäten der doleritischen Laven des Vulkans verloren, da mein Diener beim Abstiege einige hundert Fuss hinabrollte und schwer beschädigt unten ankam. Zum U Überfluss mussten wir der eintretenden Dunkelheit halber noch die kalte Nacht am Berge zubringen ohne Nahrung und Wasser. (Mein Schicksal war somit ganz ähnlich dem Jagor’s, indem es auf derselben Ursache, der Unzuverlässlichkeit der Malayen beruhte.) Digitized by Google 7i Es ist eigenthümlich, dass man weder auf den Abhängen noch am Fusse dos Albay irgend eine Spur einer Seiteneruptionsöffnung oder eines Adventivkegels bemerkt Der einzige Hügel, den ich für eine alte Eruptionsöffnung halte, liegt am Fusse des Berges bei Daraga; Roth (p. 35 1) erwähnt seine Zusammensetzung aus schlackigem Dolerit und losen Augiten. — Diesem Umstande hat auch der Berg seine regelmässige Form zu verdanken. Ueber die Ausbrüche des Mayon gibt uns wieder Perroy in seinen „Documenta“ Aufschluss. Als ich den Vulkan besuchte , befanden sich die Strassen , Brücken , Abacca- Anpflanzungen etc. in seiner Umgebung im Zustande der vollkommensten Zerstörung. Die Ursache derselben war ein Typhon, der in der Nacht vom 3o. auf den 3i. October über die Provinz Albay raste. Die auf dem Mayon wolkenbruchartig niederfallenden Wassermengen wälzten mit verderbenbringender Schnelle die locker aufgehäuften Aschen- und Steinmassen in die Ebene, (regen i5oo Menschen kamen bei diesem Ereignis*» um, theils wurden sie von Steinen erschlagen, theils ertranken sie in den Schlammfluthen. Auf der Strasse von Tabacco nach Legaspi sind gegen fünfzig steinerne Brücken zerstört, die Wälder geknickt und die Felder in Trümmerhaufen verwandelt; Alles das Werk weniger Stunden. Als ein deutliches Beispiel, wie leicht solche Ereignisse auch in nächster Umgebung als „Eruptionen“ gedeutet werden, beweist, dass in Manila wirklich von dem Ausbruche des Mayon erzählt wurde. Auf eine ganz ähnliche Ursache, wie wir sie beschrieben, lässt sich gewiss auch der von Perrey p. 72 citirte und beschriebene „Ausbruch“ des Mayon zurückführen , wobei durch Schlammfluthen die Dörfer Malinao und Cagsauan zerstört wurden. Zum Schlüsse noch einige Worte über die Natur der Vulkane I.uzons. Wenn wir die Vulkane Süd-Italiens als die Normaltypen ansehen, so müssen allerdings auf den Feuerbergen Luzons einige Erscheinungen im höchsten Grade auffaUen. Vergeblich suchen wir nach den zahlreichen Adventivkegeln des Aetna, vergeblich nach seinen colossalen Lavaströmen. Es kann als eine Thatsache hingestellt werden, dass die Vulkane Luzon's heut zu Tage fast ausschliesslich Aschenausbrüche haben, welche nur selten durch kleine Lavaergüsse vom Gipfel des Berges, wie am Albay unterbrochen werden. Auch selbst diese kleinen Strome sind meist zusammenhangslose und erinnern an die von Junghuhn beschriebenen Lavatrummerströme Java's, die wir entschieden nicht, wie es von manchen Seiten geschieht, als Auswürflinge betrachten können. Betrachten wir die beiden Kegel Binintiang grande und Chiquito als Seitenkegel des Taal, so ist dieser Vulkan der einzige in Luzon, der solche aufweist; bei allen anderen erloschenen und thätigen Vulkanen Luzon’s konnte ich keine entdecken. Wenn wir die Beschreibungen der Vulkane und ihrer Ausbrüche von Java und jene der central- und südamerikanischen Kegel durchsehen, so finden wir überall die- selben Verhältnisse wie auf Luzon : Spärlichkeit der Seitenkcgol und bei gewaltigen Aschenauswürfen grosse Seltenheit von Lavaergiessungen. Die Gerüste aller dieser Vulkane sind allerdings aus gewaltigen Lavaströmen zusammengesetzt, in früherer Zeit mag also die Aehnlichkeit mit den italienischen Vulkanen und denen von Island, Azoren, Hawaii, Bourbon etc. eine grosse gewesen sein. Stör bespricht in seiner Abhandlung über den Vulkan Tengger (Der Vulkan Tengger in Ost-Java. Dürkheim 1868) ausführlich diesen Gegenstand in Bezug auf javanische Vulkane und unterscheidet in der Thätigkeit derselben drei Perioden: Digitized by Google 12 1. die der Lavaergüsse, 2 . der I.avatrümmerströme und 3. der Ascheneruptionen , welche sich auch auf Luzon bestätigt linden. Der Albay scheint sich der zweiten Periode zuzuwenden, während der Taal sich inmitten der dritten befindet. Sowie im Kleinen bei einem vulkanischen Paroxvsmus gewöhnlich Aschenausbrüche die Eruption beachliessen , so scheinen am Ende der Thätigkeit einer vulkanischen Spalte die Vulkane auch nur mehr Aschenproducte auszu werfen. Was die Vertheilung der Vulkane Süd-Luzona betrifft, so stehen der Isarog, Iriga, Mazuraga, Albay, Buluaan auf einer NW — SO laufenden Spalte, der Buhi liegt etwas seit- wärts. Ganz in derselben Richtung liegen weiter nördlich die Sierra Colasi und der zerstüekte „Volcan de Labo u . Weniger leicht dürfte es sein , die \ f ulkane an der I.aguna in ein Spaltonsystem einzureihen, hier vielmehr einzuzwängen. Im centralen Theile und Süden Luzons konnten wir, wie auf der geologischen Uebersichtskarte ausgedrückt ist, hauptsächlich fünf Formations -Gruppen unterscheiden, die, mit den ältesten ungefangen, folgende sind: i. die Gneiss- und Chloritschiefergruppe, 2. die Diabase und Gabbro, 3. die eocänen Kalke, 4. die Korallenkalke, 5. die verschiedenartigen vulkanischen Gesteine mit ihren Tuffen, 6. die jüngsten Bildungen, bestehend aus marine Petrcfacten führenden Kalktuffen und Thonen, und die Fluss- und See-Alluvionen. F.s kann keinem Zweifel unterliegen, dass das Gerüste von Süd-Luzon aus den krystallinisehcn Schiefergesteinen gebildet wird. Die ganze Ausdehnung und Richtung dieses Inselstückes wurde wahrscheinlich durch sic bestimmt. So haben wir uns denn zu dieser Zeit Süd -Luzon als vier ziemlich parallel streichende Inseln: Tayabas, Camarin Sur und Xorte und Caramuan zu denken. Von der krystallinischen Schieferperiode bis zur Zeit des Eocän sind uns keinerlei Sedimente bekannt, erst dann scheinen im Norden der jetzigen I.aguna de Bay Senkungen eingetreten zu sein, welche den Bau der eocänen Korallenriffe begünstigten. Derlei eoeäne Riffe dürften sich bei genauer Untersuchung des Landes wohl noch an vielen anderen Stellen Süd-l.uzons, vielleicht auch im Norden der Insel, wo diese Formation noch nicht nachgewiesen werden konnte, finden. Obwohl uns in Süd-Luzon die colossalen Tuffsedimente des Nordens fehlen, so zeigen doch auch hier die grossen, gehobenen Korallenriffe an der Südküste von Camarin Sur die Zeit der Senkung an. Auch in Süd- Luzon lässt sich bei Laguimanoc eine Auflagerung der Riffe auf die Tuffe beweisen, folglich die Thatxache constatiren , dass erst am Schlüsse der grossartigen Tufferuptionen die Korallenthätigkeit begann. Durch die nun einbrechende Zeit der Hebung und durch vulkanische Ausbrüche wurden die Inseln mit einander verbunden; die frühere Meeresbucht I.aguna de Bay wurde ein Binnensee, ebenso der einst mit dem Meere communicirende Kratersee des alten Vulkan von Taal — die Laguna de Bombon. Zum Schlüsse endlich regelte sich der Lauf der Flüsse. Der Bicol benützte wie der Abra im Norden Luzons den Kanal zwischen dem Barrier-Riff und dem vulkanischen Festland, der kleine Rio de Pasacao einen kleinen Querkanal. Die übrigen Flussläufe sind meist radiale, durch die isolirten vulkanischen Berge bedingt. Wenn wir einen Versuch machen wollen, die Sedimentärschichten Luzons mit jenen anderer Länder zu parallelisircn, deren Distanz von unserem Gebiete eine solche überhaupt als zulässig erscheinen lässt, so sind es Java und die Nikobaren, die in vielen Stücken eine auffallende Aohnlichkeit zeigen. Digitized by Google 73 F. v. Hochstotter theilt die Tertiärformation Java’s (Reise der österreichischen Fregatte „Novara“ um die Erde. Geologischer Theil, Bd. II. p. 149) in folgende (fruppen ein: 1. Eocän-Formation. a) Untere Gruppe, kohlenführendes Schichtensystem, hauptsächlich im südwestlichen Java von Junghuhn nachgewiesen. Zahlreiche abbauwürdige Klotze bituminöser Pechkohlen sind eingelagert in quarzige, nicht kalkhaltige Sandsteine und in Schieferthone. Verkieselte Baumstämme häufig, aber wenige oder gar keine Meeresconchylien. b) Obere Gruppe. Orbituliten- und Numulitenkalke mit dichtem Kalkstein und älterem Korallenkalk, mächtig entwickelt und in steiler Schichtenstellung im westlichen Randgebirge des Plateau von Bandong. 2. Miocän-Formation. a) Untere Gruppe, flötzarmes Thon-, Mergel- und Sandsteingebirge mit Kalk- Trachytbreccien und Tuffsandsteinen, im Districte Rongga (Preanger Regent- schaft) in den Thälern des Tjiburial und Tji-Lauang sehr reich an Meprescon- chylien; Kohlennester und fossiles Harz kommen häufig vor, Braunkohlenflötze selten. Dieser Gruppe gehören wohl auch die von Prof. H. R. Goppert beschriebenen Pflanzenreste aus den Tuffschichten bei dem Dorfe Tangung (Preanger Reg., Distr. Tjandjur) an. b) Obere Gruppe, trachytische Tuffe und Conglomerate nebst jüngeren Korallen- kalken. Diese Gruppe ist vielleicht auch von jüngerem als mioeänem Alter. Diese Eintheilung der Tertiärformation Java’s ist hauptsächlich auf den westlichen Theil der Insel gestützt, dürfte uns jedoch genügende Anhaltspunkte geben. In der Eocänformation haben wir auf Luzon die obere Gruppe b) im Norden der Laguna vertreten, wenn sie auch hier nur in einzelnen grosseren Riffen und nicht wie auf Java in gebirgsbildender Mächtigkeit vorkömmt. Zur Gruppe a) der Miocänformation können wir einen Theil jener mächtigen Tuffmassen Nord-I.uzon's zahlen; in dieser Gruppe sind noch die Foraminiferen-Mergel von der Sierra Zambales zu erwähnen. Der Gruppe b) gehören die Korallenriffe Luzons, die wie in Luzon wohl auch in Java als Pltocan bezeichnet werden können. Die Braunkohlenfiotze Luzons sind mir zu wenig bekannt, als dass ich mir irgend einen Schluss auf ihr Alter erlauben könnte. Sowie auf Java fallt auch auf Luzon die Zeit der vulkanischen Thätigkeit nach der Eocänformation; die Gesteine beider Inseln scheinen keine grosse Verschiedenheit zu zeigen; ihre Vulkane haben das gleiche Material ausgeworfen: Hornblende- oder Augit-Andesite und Dolerite. Was das Vorkommen der Gabbro- und Diabasformationen Luzons auf Java betrifft, so scheinen dieselben hier nicht vorzukommen. Junghuhn berichtet zwar von einem Diallag- Porphyr auf dem G.-Karang elang (Java, seine Gestalt etc. p. 242), der indess hier als Gang im Tertiär beschrieben. Auf die zahlreichen Dioritgebirge , die der berühmte Verfasser anführt, ist indess nicht viel zu geben, da hier, wie schon v. Hochstetter berichtet, häufige Verwechslungen mit trachytischen Gesteinen Vorkommen. Desto schöner entwickelt finden wir die Serpentin- und Gabbroformation, hier durch v. Hochstetter erforscht, auf den Nikobaren (Novarawerk, Geolog. Theil, Bd. II. p. 94). Doch auch hier hat dieselbe einen vollkommen eruptiven Charakter und ist gleichzeitig mit der Tertiärformation. t. Dr»»che. Geologie der Intel IO Digitized by Google 74 Einen viel älteren Charakter als alle diese Vorkommnisse haben die Diabas- und Gabbrogesteinc Luzons. Die mächtigen Grünstein-Breccien und Conglomeratbildungen , die wir Agno-Schichten nannten, die bankförraig gelagerten Gesteine der Sierra Zambales machen eher den Eindruck von sehr alten Formationen : dass solche im ostindischen Archipel nicht fehlen, beweist die durch Petreiacten constatirte Kohlenformation von Timor. Auch auf Borneo, Sumatra, Halmahera, Ceram gibt Schncidcr's Gcognostische Uebersichtskarte des ostindischen Archipels (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt Bd. XXVI.) paläozoische Formationen an. Auch die Chloritschiefer- und Gneisszone Luton» finden wir reichlich auf Sumatra, Borneo, Celebes etc. vertreten. Ich schliesse diese Schrift mit dem lebhaften Wunsche, dass es mir bald wieder vergönnt sei, auf einer neuen Reise nach den Philippinen weitere Beiträge zur Geologie dieser herrlichen Inselgruppe zu sammeln und die Fragmente zu einem einheitlichen Ganzen verschmelzen zu können. Digitized by Google t DIE FORAMINIFEREN DER. TERTIÄREN THONE VON LUZON VON FELIX KARRER. W e „„ man die Geschichte unserer Erde durchblättert, so tritt vor Allem die Ungleich- heit in der Kenntnis» derselben vor das Auge. Während der kleinste ihrer Theile, das Land der neueren Cultur xxttijoyTjv — Europa — vor allen anderen erforscht und bekannt geworden ist, gehört das Gerüste der übrigen Welttheile zu einem guten Theile zur Terra incognita. Wohl ist die Geologie noch eine ganz junge Wissenschaft, aber der Wissensdrang und die Energie der europäischen Geologen, sowie nicht minder jener der neuen Welt ist fort und fort bestrebt, mit der Fackel der Erkenntnis» auch in die fernsten Gegenden zu dringen und sic zu beleuchten. Wie klein ist jedoch das Häuflein todesmuthiger Männer gegenüber dem colossalen Felde, welches hier noch der Bebauung harrt. Diese Betrachtung muss sich unwillkürlich Jedem aufdrängen, der nur einen Blick auf Marcou’s geologische Erdkarte*) wirft. Es war dies nämlich das erste Beginnen, als ich mich entschloss, an die Untersuchung zweier kleiner Handstücke Petrefacten führender, anscheinend ganz junger Mergel zu gehen, welche mein hochgeehrter Freund, Herr Dr. Richard Ritter v. Dräsche auf der Insel Luzon gesammelt und mir übergeben hatte. Ehevor ich jedoch in eine nähere Besprechung dieser Untersuchung eingehe, möchte ich mir erlauben, in einigen Zügen ein allgemeines Bild über die Tertiär- Ablagerungen im Süden Asiens, soweit dies überhaupt gegenwärtig thunlich ist, zu entwerfen. Herr Marcou hat nach dem Rathc Oldham’s (p. 97) auf seiner Karte die Eocän- schichten mit dem Miocän vereinigt und mit einer Farbe (hochgelb) ausgedruckt, wogegen er Pliocän, Quartär und Gegenwart blassgelb behandelte. Er gibt in diesem Sinne Tertiär- schichten älterer Natur (d. h. nicht ganz junge) am östlichen Rande des Golfes von Bengalen, am Nordrande von Java, in Australien und auf Neuseeland an. Ueber die Geologie Neuseelands, und speciell über die Tertiär- Ablagerungen, finden wir in dem grossen Novara - Werke, und zwar in „Hochstetter’s Geologie von Neusee- land - sowohl im geologischen, als namentlich im paläontolugischon Theile nähere Details. Es geht aus diesen hervor , dass die auf Foraminiferen näher untersuchten Mergel des Whaingaroa-Hafens {Nord-Insel, Provinz Aukland) mehr eine Annäherung an die etwas ältere Tertiärfauna der oberoligoeänen Schichten Norddeutschlands in der Verwandtschaft zahl- reicher Formen und der Gruppirung der Familien nicht verkennen lassen.**) •) Jules Marcou, Carte gcolngiquc de la Tcrrc, und Explikation de la sccoude Edition, Zürich 187$. *•,1 Stäche. Die Foraminiferen de» WHaingarua -1 fafrns, im ohen citirten Werke, p. 299, Digitized by Google I — 7» — Diese Anschauung- dürfte sich auch auf die Foraminiferen des tertiären Grünsand- steines der Orakey Bay bei Aukland*} anwenden lassen. Ich schicke diese kleine Bemerkung hier voraus, weil sie in gewissem Sinne erläuternd und vervollständigend für das Folgende dienen mag, und weil ich bei meiner vorliegenden Arbeit von der Richtigkeit dieser Stach ersehen Ansicht mich vollkommen überzeugte. Im zweiten Bande des geologischen Theiles der Novara-Expedition bespricht Höch- st etter unter Anderen auch die Inselgruppe der Nicobaren und gibt bezüglich der nördlichsten derselben — Kar Nicobar — an, dass an den dortigen Küsten mächtige Thonbänke mit einzelnen Fucoiden führenden, festen Sandsteinbänken auftreten, welche von gehobenen Korallenbänken (Korallcnconglomeraten und Korallensandstein) über- lagert werden, die an einzelnen Punkten noch in unmittelbarer Verbindung mit jetzt noch lebenden und sich fortbauenden Küstenriffen stehen. Rink hat in seinem älteren Buche („Die Nicobaren-lnseln in geographischer Beziehung mit specieller Berücksichtigung der Gcognosie*, Kopenhagen 1847) die Insel Kar Nicobar nicht näher berücksichtigt, da er sie selbst nicht besucht hatte, er gibt aber an gehört zu haben, dass Thonlager, wie sie auf den anderen Inseln, wie auf Kamorta u. s. W., bis zu 200 Fuss Mächtigkeit auf plutonischen Gebirgen ruhend (p. 71) Vorkommen und von den Eingebornen zu Töpferwaaren verwendet w r erden, auch auf Kar Nicobar zu finden seien, und dass sie kleine Rivalven enthalten (p. 76). Hochstetter hat ferner ein geologisches Profil von Kar Nicobar gezeichnet, in welchem diese plastischen Thone mit Sandsteinen wechselnd, ohne jedoch deutliche Schichtung zu zeigen, zu sehen sind, und sagt, dass diese Thone von der Nordküste durch das Vorkommen zahlreicher Foraminiferen und schlechter Bivalvenreste charakterisirt sind (L c. p. 88), Neben den Eruptivgesteinen, auf denen sie liegen, und den jüngeren (recenten) Korallenbildungen sind diese aus Sandstein, Schieferthon, Thonconglomeraten und plastischen Thonen bestehenden nach seiner Ansicht wahrscheinlich jung tertiären Meeresformationen die Hauptgesteine der Nicobaren (p. 94) und finden ihre vollständigen Analoga in den tertiären Bildungen von Java, respective Sumatra (p. 95). Schwager**), welcher die, was Formenreichthum und guten Erhaltungszustand betrifft, besonders hervorragende Foraminiferen fauna zweier Thone von Kar Nicobar, welche vielleicht im Alter unterschieden sind, wahrscheinlicher aber nur in der Facies differiren, untersucht hat, spricht sich dahin aus, dass kein Zweifel obwalte, dass die bearbeiteten Thone jüngeren Tertiärschichten angehören. Was nun specieil die Insel Java betrifft, so hat schon Bonö im Bull, de la soc. geol. de la France, tome IV, i833 et 1834, p. 218 — 22 1 , eine Notiz des Herrn Dr. M. Hardie über Java mitgetheilt, worin es heisst: Quant aux roches neptuniennes röcents, eiles forment une espece de ceinture tout autour de lTles sont composöes d'argile, de gres calcariföres et des calcaires et altemant roce des argilcs et de tufes volcaniques — und später: Toutes ces roches, calcaires et ces argiles foncäes sont coquilliöros etc. Junghuhn hat in seinem bekannten Werke: „Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Gestalt, übersetzt von J. K. Hasskarl, Leipzig 1854“, zwei tertiäre Hauptgebirgs- gruppen unterschieden, und zwar: Karrer, Foraminiferen cleit tertiären Grämandfttcincg der Orakey Bay, L c. ♦♦) Sehwager, Foitsüe Foraminiferen von Kar N'lcobar. Xovan-Expeditian, geologischer Theil, IT. Bd. Digitized by Google 79 1. Eine untere Kohlen führende (truppe, und 2. eine obere flotzleere Gruppe, ein Thon- und Sandsteingebirge mit plastischen Thonen, Schieferthon, Thonmergeln, kalkhaltigem Sandstein, Tuffen, Breccien und Conglome- raten, reich an Meeresconchilien, fossilen Pflanzenresten, fossilem Harz (Xovara-Expedition. geolog. Theil, II. Bd„ p. 96), welche er für eocän erklärt. Richthofen hält aber diese letzteren Ablagerungen, in welchen Junghuhn an einem Orte eine grosse Zahl von Foraminiferen fand, für mitteltertiär und das Verhältnis« ihrer Fauna zu jener der an der Südküste Javas lebenden gleich jener der deutschen Miocän- schichten zur Fauna des Atlantischen Oceans (Bericht über einen Ausflug in Java, Zeitxchr. der deutsch, geolog. Gesellsch., 1862, p. 335 und 336). Derselben Meinung ist auch Jenkins in seinem Bericht über die Tertiärmollusken des Mount S61a auf Java (The quaterly Journal of the Geological Society, 1864, p. 45 et seq.). Mit Recht sagte aber schon Junghuhn (L c. III. Abtli., p. 8): „Die Verbreitung der Tertiärschichten von Java (Details) ist ungleich grosser und scheint sich untermeerisch über den ganzen Indischen Archipel zu erstrecken, da überall, wo innerhalb der Ausdehnung dieses Archipels Theile der Erdkruste über dem Spiegel des Meeres erhoben verkommen, auch die neptunische Formation zum Vorschein tritt. Mit Sicherheit ist mir dieses bekannt vom nördlichen Sumatra, wo das Tertiärgebirgö namentlich in den Batta- landem gefunden wird. Die Insel in der Bai von Tabanuli nebst den angrenzenden Gestaden von Sumatra und auch zum Theile die Berge der Tuka bestehen mit Ausnahme von Dungus Xasi aus mehr oder weniger erhobenen Sandsteinschichten, welche tertiäre Muscheln, wenn auch sparsam, enthalten. Auf Singapure fand ich Sandsteine und Conglomerate, die den Java’schcn sehr ähnlich sind, freilich keine fossilen Reste enthalten. Auf den Xicobarschen Inseln ist die neptunische Formation, welche durch die Untersuchung von dänischen Natur- forschern, die auf dem Schiff , Galathea* die Reise um die Welt machten (Rink), bekannt geworden ist, unzweifelhaft auch eine tertiäre; auf Celebes kommen nordwärts von Makassar Braunkohlen vor, ebenso auf der Insel Labuan. Auf Borneo wurden ebenfalls tertiäre, fossile Schalthiere gefunden.** Dieses Vorkommen von Tertiärschichten (Sandsteinen und Conglomeraten) bestätigt mir auch Herr Groger, der zwei Jahre auf Borneo zubrachte. Hiernach scheint, wie auch Hochstetter behauptet, hauptsächlich die Südküste von Java und die Südwestküste von Sumatra es zu sein, wo sich die geologischen Verhältnisse der Nicobaren wiederholen (Xovara-Expedition 1. c. p. 97). Bezüglich der reichhaltigen javanischen Tertiärablagerungen, welche, wie bekannt, Ilerklots in Leyden zu bearbeiten begonnen, aber leider nicht fortgesetzt hat,*) schliesst sich der leider für die Wissenschaft zu früh verblichene Dr. Moritz Domes der oben bemerkten Ansicht Jenkins ebenfalls an, welcher der Meinung war, dass die Tertiärschichten von Java in ihrem Alter den Miocänschichten von Bordeaux und denen des Wiener Beckens entsprechen dürften (Xovara-Expedition 1. c. p. 148), ja er glaubt sogar, dass die Petrefacten führenden Schichten des Districtes Rongya noch jünger seien, als selbst Jenkins angenommen und dass ihre Fauna zur jetzigen des Indischen Oceans im gleichen Verhältnisse, wie die Fauna subappeniner Schichten zur Fauna des angrenzenden Adriatischen und Mittelländischen •) t'uuilcs de Java. De^cription de* rrslc* fdwilc* d'animaux de* terrain» tertiatre* de nie de Java, recueillc» »ur 1 c* lieux de Jangfcuhn. Leide 1854. Digitized by Google 8o Meeres stehe. Auch Reuss, welcher die fossilen Korallen Java's beschrieb (Novara-Expe- dition 1. c. p. i83 — i85), findet seinerseits kein Hinderniss, welches dieser Ansicht ent- gegenstünde. Ebenso hat Fuchs, welcher die im Hof-Mineralien-Cabinet befindliche Sammlung von Tertiärversteinerungen Java’s kennt, sich entschieden dahin ausgesprochen, dass diese keines- falls älter als miocän seien. Auch Jenkins bemerkt (1. c. p. 63), dass ihm scheine, das alte Miocän-Meer oder der Miocän-Ocean sei nur eine spätere und kleinere Wiederholung des grossen nummulitischen Meeres oder Golfes, der von West-Europa bis Japan (Haron Richthofen und Capitän Bullok) und vielleicht noch weiter reichte. Greifen wir nun in dieser Beziehung etwas weiter aus, indem wir auch noch den Arbeiten über die indischen Vorkommnisse eine kleine Betrachtung gönnen, so treffen wir zuerst auf D'Archiac und J. Ilaime, Description des animaux fossiles du Groupe Xumtnu- litique de I’Inde, Paris i853. Es ist nun eine Thatsache, dass ein guter Theil der darin aufgenommenen Reste jüngeren Tertiärschichten angehören. Schon Jenkins hat dieses erkannt und (L c. p. 65) aus dem Vorkommen von mit Java ähnlichen Formen geschlossen, dass das den Ablagerungen von Scinde und Umgebung allgemein zugeschriebene Alter etwas zweifelhaft sei und eher für den jüngeren Ursprung einiger dieser Absätze als für das höhere Alter jener von Java spreche. Eventuell, meint er, könnten die Javaner Fossilien auch aus zwei oder mehreren Absätzen verschiedenen Alters herrühren. Herr W. Blanford hat nun in neuester Zeit in den Records of the Geological Survey of India, Vol. IX, 1876, p. 8, in seinem Aufsatze über die Geologie von Scinde die Alters- differenz der Tertiärschichten dieses Gebietes vom untersten Eocän durch oberes Eocän- Miocän und Pliocän bis zum subrecenten und recenten nachgewiesen und ihre Fauna genau getrennt. Ergänzend dazu muss ich für unsere Zwecke auch noch der Arbeit J. Carter’» über die Foraminiferen von Scinde (Further Observation» on the structure of foraminifera and on the larger fossilized forms of Scinde etc., Ann. and Mag. of nat. hist., 1H61, p. 310—470), sowie jener Brady’s über die Foraminiferen von Sumatra {On some fossil foraminifera from the west Coast Districts Sumatra, Geol. Magaz., Vol. II, 1875, p. 53z), sowie der diesbezüg- lichen Abhandlungen R. Verbeck’s über die Geologie von Central-Sumatra mit einschlägiger Literatur (Geol. Magaz., Vol. II, 1876, p. 477) und jener über die Nummuliten des Borneo- Kalksteines (Neues Jahrb. für Mineral, etc., 1871, p. 1 et seq.) erwähnen. Die Tertiärablagerungen in Bengalen bestehen, wie mir Dr. Waagen mittheilte, nur aus Süsswasser-Ablagerungen. Wenden wir uns nach diesen einleitenden Bemerkungen den thonigen Ablagerungen von Luzon zu, soweit sie aus dem von Dr. Dräsche mitgebrachten Materiale, über dessen Lagerungsverhältnisse und pctrographische Beschaffenheit in den vorhergegangenen Blättern das Wichtigste bereits mitgetheilt ist, studirt werden konnten. Die beiden massig grossen Handstücke wurden von zw r ei naheliegenden Punkten an der Küste genommen und ähneln sich vollkommen, nur dass bei einem die grünlichgraue Färbung in Folge höherer Oxydation des Eisens einen etwas mehr gelblichen Ton angenommen hat. Schon mit einer schwachen Loupc sind auf der Oberfläche der Mergel Reste von Con- chilien, vorzugsweise aber die wdnzigen Schalen von Foraminiferen zu sehen. Digitized by Google — 8i — Nach äusserst vorsichtigem und mehrmals wiederholtem, von mir selbst vor- genommenem Schlämmen, zu dem ich übrigens nur ungefähr die 1 lälfte des Materiales benützte, gelang es mir, dasselbe vollständig aufzuschliessen und die darin enthaltenen thierischen Reste rein herauszubekommen. Ganz eigentümlich zeigte sich bei dem frischeren Stücke das Verhalten des Materiales, welches in eigene Septarienartige , srhalig sich absondernde Stücke zerfiel. Ausser der sehr bedeutenden Anzahl von Foraminiferen, welche in dem SchlUmmreste enthalten waren, fand ich auch Cidariten-Stachel, unbestimmbare Bruchstücke von Muscheln, Gasteropoden, Brut einer Alvania?, Serpularöhrchen? und Spuren von Ostracoden. Unter den Foraminiferen, denen ich vorzugsweise meine Aufmerksamkeit widmete, fand ich aber eine sehr grosse Zahl, welche ich als alte Bekannte begrüssen konnte; sie stimmten nämlich vollkommen mit jenen Formen überein, die T>r. Schwager im eingangs citirten Reisewerke von den Xicobaren (Kar Nicobar) beschrieben hat. Im Ganzen konnte ich 86 Arten sicher und gut bestimmen. Von diesen sind 3i auch in der Foraminiferen-Fauna des Thones von Kar Nicobar aufgefunden worden, u. zw.: A taxophragm ium laceratum, Clarulina variabilis , Gaudrrina subrotundala, Biloculina lucer- nula, Quinqueloculina asperula Seg., Xodosaria elegans Orb., Xodosaria lepidula, Xodosaria arundinea , Xodosaria deccptoria, Xodosaria subradicula, Xodosaria insecta, Xodosaria crassitcsta, Xodosaria xeobina, Xodosaria protitmida, Xodosaria tauricornis, Xodosaria gracilescens, Frondicularia foliacea , Pleurostomella aller na ns, Bulimina inßata Seg , Uriger ina nitidula, Urigerina crassicostata, Urigerina proboscidca, Sphaeroidina austriaca Orb., Dimorphina striata, Textiiaria quadrilatera, Bolirina pusilla, Orbulina unirersa Orb., Globigerina bulloides Orb., Anotnalina Wüllerstorß , Discorbina saccharina , Fötal ia nitidula. Von den durch Dr. Schwager als neu aus dieser Fauna beschriebenen Arten fand ich in schönen ganz deutlich zu bestimmenden Individuen im Mergel von Luzon: Ataxophragmium laceratum, Clarulina variabilis, Gaudtyina subrotundata, Biloculina luccr- nula, Xodosaria lepidula, Xodosaria arundinea, Xodosaria deceptoria, Xodosaria subradicula , Xodo- saria insecta, Xodosaria crassitcsta, Xodosaria scobina, Xodosaria protumida, Xodosaria lauricornis, Xodosaria gracilescens, Frondicularia foliacea, Pieurostomella altcrnans, Urigerina crassicostata , Urigerina proboscidea, Dimorphina striata, Textiiaria quadrilatera, Bolirina pusilla , Antnnalina Willlerstorß, Discorbina saccharina, Rotalia nitidula. Von solchen, welche Schwager nicht auf Nicobar fand, die aber schon von andersher bekannt sind, nenne ich: Lagena glubosa, Xodosaria spinicosta Orb., Xodosaria Vernculii Orl>., Xodosaria clegan- tissima Orb., Xodosaria scabra Rss., Xodosaria conspurcata Ir. Carpcntcr nhnc nähere I.ocalil.iul>ej:eU:lii»ung frcun.I liehet «xigcscbieklc Sammlung von reeenten Foraminiferen von 2. Digitized by Google 88 halte, da sie mit der Abbildung vollkommen übereinstimmt, wie es auch bei der Form von Luzon der Fall ist, die wirklich ganz einem Pflaumenkern ähnlich ist. In den Thonen beider Horizonte von Nicobar häufig, ist sie auf Luzon auch nicht gar zu selten, da sie mir in acht Exemplaren vörliegt. j, (Juinqut'loculina seccans n. sp. (Taf. V, F'ig. 7.) Eine sehr scharfe und schneidige Form gleich Q. longirostris aus dem Wiener Hecken und Q. Lamarkiana von Cuba, von dunen sie der Mangel einer vorgezogenen Mundröhre unterscheidet; von Q. Ungeriana , der sie in der Gestalt »ehr gleich kommt, unterscheidet sie der Mangel der Querrunzeln. Sic* ist vollkommen scharf und schneidig, besitzt eine schöne, ovale, regelmässige Figur wie die Ungeriana, zeigt vorne vier, hinten drei Kammern, die mit der Schneide deutlich vortreten, ist aber ganz glatt, glänzend und hat einen rundlichen Mund mit einem kleinen Stiltzalm. Die (»rosse ist ein Millimeter, ihr Vorkommen äusserst selten. 3. Foraminiferen mit kalkiger poröser Schale. Lagena Walk. a) Laginidia. 1. Lagena giobosa Walk. Wird aus der Kreide, dem Septarienthon, aus dem Miocän und Pliocän beschrieben, kommt überdies lebend an den Küsten der Malvinen und Philippinen, an der eng- lischen, schottischen und nordamerikanischen Küste, sowie im Mittelmeere vor. Im Thune von Luzon sehr selten. _ b) Nodosaridea. Xodosaria Lam. 1. Xodosaria spinicosta d'Orb. ln einem Bruchstücke als Seltenheit. _\ Xodosaria elegans d'Orb. In mehreren Exemplaren. Scheint nicht eben zu selten, auf Kar Xicobar in beiden Horizonten vereinzelt. i. Xodosaria Vcmeulii d‘Ürb. Halte dieselbe für eine gut getrennte, immer wieder zu erkennende Art. In ein Paar Bruchstücken des Anfangstheiles der Schale aufgefunden. Sehr selten. 4. Xodosaria eleganti&sima d'Ürb. In zwei gut erkennbaren Bruchstücken erhalten. Sehr selten. 5 . Xodosaria scabra Rss. In einigen guten Stücken, aber selten vorhanden. t». Xodosaria conspurcata Ras. In einem Bruchstück. Sehr selten. 7. Xodosaria lepidula Schwg. — Schwager 1 . c. (Tal. v, Fig. 17.) In einem sehr guten Exemplar erhalten. Auf Kar Nicobar scheint sie zu den häutigeren Vorkommnissen zu zählen, da Schwager von einem grossen Formenkreis spricht, den sie umschliesst. Digjtized by Google »9 8. Nodosaria artindinea Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. V, Fig 4j.) Liegt in mehreren Bruchstücken vor- Auf Nicobar ist sie in beiden Thon- lagern häufig. Auch von dem abnorm verdickten Anfangstheil einer solchen [vide Abbildung bei Schwager (Taf. V, Fig 4j.)] liegt ein Stück vor. 9. Nodosaria deceptoria Schwg. — Schwager 1. c. (Tat V. Fig jo.) ln ein paar Stücken gut bestimmbar. Auf Nicobar im oberen und unteren Thon vereinzelt. 10. Nodosaria subradicula Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. V, Mg 50.) Nicht selten in den beiden Thonen von Kar Nicobar, ist in I.uzon zwar nur in einem, aber äusserst typischen Exemplar mit vier Kammern gleich dem Original auf- gefunden worden. 11. Nodosaria insccta Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. V. Kig sj.) In einigen Bruchstücken gut erkennbar. Auf Kar Nicobar in beiden Thonen nicht ganz selten. 12. Nodosaria crassitcsta Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. V. l ig 55.) In einem Bruchstück erhalten. Auf Nicobar in beiden Lagern selten. 13. Nodosaria scobitta Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. v. Kig 56.) In einem guten Stück gefunden. Vereinzelt im unteren Thon von Nicobar. 14. Nodosaria protumida Schwg, — Schwager 1. c. (Taf. V, Kig. 59.) In zwei deutlichen Bruchstücken. Auf Nicobar in beiden Thonen vereinzelt. 15. Nodosa> * vtricornis Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. VI. Fig. 61.) Ein gutes Bruchstück. Auf Nicobar sehr vereinzelt in beiden Thonen. 16. Nodosaria gracilescens Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. VT. Kig. 70.) In zwei schonen Stücken erhalten. Auf Nicobar sehr selten im oberen Thon. 17. Nodosaria semiornata n. sp. (Taf. V, Fig. 8.) Konnte auch ein Jugendexemplar einer grösseren Form sein, denn es sind nur zwei Kammern vorhanden, die in gerader Linie aufeinanderstehen. Die ältere Kammer ist etwas grösser als die zweite, beide sind kugelig und durch eine scharfe Ein- schnürung getrennt. Die erste Kammer ist mit ziemlich entfernt stehenden Längs- rippen geziert, während die jüngere glatt und glänzend erscheint und kaum Spuren einer Streifung zeigt. Die Schale trägt unten eine Spitze, während der Mund aber in einer vorgezogenen, gekerbten Röhre sitzt. Die nahestehende Nodosaria lonpi- cauda d’Örb. var. imper/ecte-costata Silv. *) ist durch den Umriss der wenigen kugeligen Kammern geschieden. Mit .V. sanistriata d’Orb. Tabl. 87 und Sold. II. T. 96 V. T. ist diese Art gar nicht in Beziehung zu bringen. Grösse: x V« Millimeter. Vorkommen sehr selten. 18. Nodosaria pupa n. sp. (Taf. V, Fig. 9.^ Gerade Form, oben dick, verschmälert sich die Schale allmälig. aber constant nach unten zu einer Spitze. Das Gehäuse macht ganz den Eindruck einer Schmetterlings- pupe, und während die Kammern von unten nach oben an Grosse zunehmen, erscheinen die fünf jüngsten durch tiefe Nähte abgeschnürt, die untersten fünf (es sind eben •) Le Nodusarie lW*ili del terenmo Mihappenino ilaliano c vivcnti nci mnri «Thalia. Catania 1872, p. 58. v. brätelte, (»tnltfic der Itt'tl I.u/«n 12 Digitized by Google 9 ° zehn Kammern vorhanden) jedoch nur durch durchscheinende Nahte geschieden. Die Schale ist ganz glatt, hat unten eine etwas stumpfe Spitze, der Mund ist ungestrahlt. Ihre (.Trosse betragt i */• Millimeter, ihr Vorkommen ist eine grosse Seltenheit. 19. Nodosaria granulata n. sp. (Taf. V, Fig. 10.) Von dieser Art ist nur ein Bruchstück vorhanden und ich erwähne derselben nur, um zu zeigen, wie mannigfaltig und reich die Artenzahl der Nodosarien im Mergel von Luzon ist, welcher darin jenem von Kar Nicobar in Nichts nachgibt. Eine ganze Anzahl anderer Bruchstücke lies« ich unberücksichtigt. Es sind von diesem Individuum nur drei Kammern vorhanden, wovon die erste länglich, unten ganz abgerundet und von der zweiten durch eine scharfe Naht getrennt ist. Diese jüngere Kammer ist etwas angeschwollen, während die dritte ganz bauchig ausgedehnt und viel grösser erscheint, und in dieser Entwicklung dürfte die Schale fortsetzen. Sie ist über und über mit groben, unregelmässigen Tuberkeln besetzt und erhält damit ein granulirtes, chagrinirtes Ansehen. Die .V. jhtuca und holoserica von Nicobar, welche nahe stehen, sind mit feinen Härchen bedeckt, und .V. aspcra Silv. ist durch verschiedene Kammergestalt und die Behaarung hinreichend geschieden. Sie ist einen Millimeter gross und sehr selten. 20. Xodosaria clara n. sp. (Taf. V, Fig. 1 1 .) Eine sehr grosse, starke Form, die leider nur in Bruchstücken vorliegt, da ihre Erhaltung schon bei der Scdimentbildung und noch mehr bei dem Schlämmprocesse mannigfacher Widerwärtigkeit begegnete, obgleich der Schalenkörper sehr dick ist. Sie ist schwach gekrümmt, dentalinenartig, wie .V. elvgans voUkomrr' glatt, aber viel colossaler entwickelt, zudem ist sie durchgehend« fast gleich dick, ihre? Contour von parallelen Linien gebildet, ja die erste und zweite Kammer sind sogar etwas stärker, so dass die Schale eine Keulenform erhält. Leider fehlt die obere Partie. Die Nähte sind nicht vertieft, sondern scheinen nur sehr deutlich durch. Die Kammern sind nahezu gleich gross und stehen die Scheidewände senkrecht auf der Axe der Schale. Das erhaltene grössere Bruchstück ist sechs Millimeter lang und hat zehn Kammern. Sie gehört zu den Seltenheiten. Glandulinidea. Glandulina tl’Örb. 1. Glandulina laevigata d’Orb. Gleicht den langen, schmalen Formen, die Neugeboren aus I.apugy als Gl. Haidingai beschrieb. Sehr selten. 2. Glandulina ornatissima n. sp. (Taf. V', Fig. 12.) Besteht aus zwei Kammern, wovon die eine die andere ziemlich tief umfasst (daher Glandulina ), wie mir ein Bruchstück zeigt. Sie sind beide rundlich und haben einen schön gestrahlten Mund. Beide sind mit deutlichen Rippchen, welche der Länge nach verlaufen, geziert und sitzen auf denselben wieder kleine Knötchen, wo- durch eine sehr zierliche Ornamentik entsteht. Ihre Grösse beträgt 1 •/« Millimeter. Sie ist sehr selten. Digitized by Google 9 Frondicularidea. Frondicularia Defr. 1. Frondicularia foliacea Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. vi, Fl*. 76.) Ein Bruchstück, Steinkern, und ein etwas zusammengedrücktes Stück, doch deutlich bestimmbar, Embryonal kammer auch elliptisch, wie in der Abbildung von Kar Xicobar. Sehr selten. 2. Frondicularia bicostata n. sp. (Taf. V, Fig. i3.) Langgestreckt, schmal, wie Fr. tricustulala Rss. aus dem österreichischen Tertiär- becken, welche drei starke Rippen, über jede Fläche laufend, besitzt. Bei dieser neuen Art laufen aber nun zwei noch prononcirtere Leisten über die Schale herab, förmliche Rippchen, so dass der Verlauf der Kammern etwas undeutlich erscheint. Dieselben, etwa zwölf an der Zahl, sind schwach gebogen, und sitzt auf der letzten ein kleiner runder Mund in einer winzigen Röhre. An den Seiten ziehen sich beider- seits je zwei feine Flügelsäume herab, so dass eigentlich vier solcher Flügel existiren. Sie ist i 1 /» Millimeter gross und sehr selten. 3. Frondicularia Antonina n. sp. {Taf. V, Fig. 14.) Eine sehr compresse, schmale, langgezogene Art mit parallelen Seiten, nur gegen den Mund ist die Schale etwas verjüngt, dachförmig zulaufend, gegen unten verlauft sie in eine Spitze. Sie besteht aus etwa fünf bis sechs stark sichelförmig gebogenen Kammern, die aber wenig sichtbar sind, da die Schale mit zahlreichen, feinen Ripp- chen bedeckt ist. Der Mund aber ist rund und die Seiten erscheinen schwach abgerundet. Die Grosse dieser zierlichen Art beträgt kaum l’/i Millimeter und gehört sie jedenfalls zu den Seltenheiten, wie überhaupt die Frondicularien in den Tertiär- ablagerungen nicht so sehr in der Artenzahl, als vielmehr in der Individuenzahl an Armuth leiden. Pleurostomeilidea. Pleurostomella Rss. 1. Pleurostomella altemans Schwg. — Schwager 1. c. {Taf. VI, Fig. 79.) Von den zwei von Schwager von Kar Xicobar beschriebenen Plcurostomellen, altemans und brevis scheinen wir es hier mit der erstcren zu thun zu haben, da unsere Schale meist sieben kürzere Kammern und einen mehr breiten Mund besitzt. Sie wurde in mehreren Exemplaren gefunden. Sie ist in beiden Thonen auf Xicobar nicht so selten. Cristellaridca. Cristellaria Lam. 1. Cristellaria italica d’Orb. Diese von d’Orbigny in seinem „Tableau inethodique des C^phalopodes** auf- gcstellte Art, die er aus den Sanden von Sienna und lebend von Rimini kannte, »st als grosse Seltenheit auch im Mergel von Luzon aufgefunden worden. Die Mund- 12 * Digitized by Google 9 2 fläche ist stark gewölbt, der Rücken nicht bedeutend gekielt, überhaupt ihr Habitus der genannten Form weit naher stehend, als allen übrigen dreiwinkeligen Cristellarien- formen, daher sie mit dieser vereinigt worden ist. 2 . Cristellaria calcar rar. cultrata d'Orb. sp. Ganz schon erhalten in ein Paar Exemplaren. 3. Cristcllaria calcar var. similis d'Orb. sp. Ohne Xabelscheibe. In ein Paar seltenen Stücken. 4. Cristellaria inurnata d'Orb. sp. In mehreren Individuen gefunden. Scheint nicht gar selten. 5. Cristellaria simpiex d'Orb. sp. In wenigen Exemplaren. Selten. 6. Cristellaria vartex Ficht et Moll. sp. In einem sehr deutlichen und schönen Exemplar gefunden. 7. Cristellaria vaginata n. sp. (Taf. V, Fig. i5.) Erinnert auf den ersten Anblick an Vaginulina baäenensis d’Orb., hat aber einen spiralen Anfangstheil, der etwas angeschwollen ist, während die übrige Schale stark comprimirt ist. Sie steht der Cr. perprocera Schwg. von Kar Xicobar ihrer gestreckten Gestalt nach nahe, ist aber nicht so dick wie diese und hat nicht gerade stehende, sondern sehr schief herabhängende Kammerabtheilungen, die durch starke Rippen getrennt sind. Ihre Kammerzahl ist auch eine weit bedeutendere, denn die Kammern sind sehr schmal, die Xähte stehen nahe und erreichen die Kammern, obgleich die Schale gebrochen und der jüngste Theil nicht erhalten ist, die Zahl von achtzehn. Die Schale ist sonst glatt, und ist das Bruchstück allein 3V» Millimeter lang, wahrend die ganze Cr. perprocera wenig über einen Millimeter hat. Von Marginulina vagina Xeugeb. *) i&t sie auf «len ersten Blick unterscheidbar, da dieselbe sehr klein, gebogen und jedenfalls dicker ist. Sie ist in einem Stück vorgekommen. 8. Cristcllaria mucronata n. sp. (Taf. V, Fig. tO.) Ist eine der Cr. (Marginulina) subtrigona Schwg. sp. von Xicobar und der Cr. (Marginulina) similis d'Orb. sp. aus dom Wiener Becken verwandte Art, allein sie ist viel mehr comprimirt, ihr Rücken ist nahezu scharf, ihre Gestalt länglich, oben und unten spitz ausgez«»gen, der Mund strahlig. Die vier Kammern wachsen s«dir rasch an, die Xähte hängen sehr schief herab und ist die letzte Kammer mehr als um die Hälfte länger als der übrige Schalentheil. Dabei ist dieselb«? nur wenig auf- geblasen und auch etwas niederge«lrückt. Die Grosse beträgt einen Millimeter und ist ihr Vorkommen ein sehr seltenes. 9. Cristellaria erinacea n. sp. (Taf V, Fig. 17.) Unter den zahlreichen marginulinenförmigen, verzierten Cristellarien, welche Hantken in seiner Fauna der Clavulina .S'riifroi-Schichten und ich --elbst aus dem Badner Tegel bei Soo» und aus den Sanden von Grund**) beschrieben haben, und welche in Prof. R. Jones'***) Specialarbeit über die Variabilität der Form, gezeigt *) Vgl. die Foraminiferen au» der Ordnung der Nllcho»tegicr. Denksihr. d. k. Ak.id. « 1 . Wistcinch. XII. Bd. Karrer, Geologie der Hochquellen.\Va»*erlcitung und Sluungyber. der Akud. d. Wissensch. '•*) The Monthly Microccop. Journal, Febr. I, 1876. Digitized by Google 93 am Genus Cristcllaria, eine besondere Beleuchtung- fanden, zeichnet sich Cristcllaria (Mar ginul in*) fragaria Gümbel sp. *) durch das Auftreten sehr breiter Varietäten aus und Cristcllaria infrapapillata Stäche**), sowie M. cchinata und rugosa Neugeb***) stehen ihr sehr nahe. Eine sehr ähnliche Form ist nun Cr. erinacca aus dem Mergel von Luzon. Sie ist auffallend breit, fast ebenso breit wie hoch, wie M. lata Rss., hat wenig ab- gerundete, fest abgeschnittene Seiten (nicht scharf wie bei fragaria) und einen ganz am Rande stehenden, schön gestrahlten Mund, der in einer vorgezogenen Spitze steckt (nicht mittelständig stehend wie bei fragaria). Sic ist sehr comprimirt und hat fünf bis sechs Kammern, die anfangs undeutlich, später durch vertiefte Nähte getrennt sind. Die älteren Kammern, nicht die Nähte sind unregelmässig (nicht in Längsreihen wie bei fragaria ) mit Spitzen und Knötchen besetzt. Am Rande wird die Schale von einem sehr schön in Spitzen ausgezogenen Flügelsaume eingefasst, während die zwei bis drei jüngsten glatt erscheinen. Die Grosse erreicht kaum einen Millimeter gegen z'z — 3*z Millimeter der fragaria und gehört sie zu den grössten Seltenheiten. 10. Cristcllaria hastata n. sp. (Taf. V, Fig. 18.) Schwager stellt von den Nicobaren eine neue Cristcllaria auf, und zwar Cr. insolita t welche, wie er selbst zugibt, sehr der Cr. cymboidcs d’Orb. aus dem Wiener Becken gleicht und nur durch geringe Merkmale unterschieden ist, sie ist rz Millimeter gross. Unsere neue Art gleicht nun beiden vorgenannten Formen sehr, aber während sie der cymboidcs im Umriss und in der Kammeranordnung ganz nahe steht, ist sie fast mehr als die Hälfte kleiner und zarter. Cr. . 1. Sphaeroidina austriaca d'Orb. Einzeln im obem. selten im untern Thone von Nicobar, auf Luzon häufig. Himc riccrchc imorno ai ri/opodi fossili di Catania, Tafel I. Hg. 10. Digitized by Google 95 Dimorphina Rss. 1. Dimorphina striata Schwg. — Schwager 1. c. (Tot VII, Fif. 99 .) Sehr fein gestreift, mit drei bi» vier gerade aufgewachsenen Kammern, die etwas niedergedrückt sind, der übrige Theil der Schale hat alternirende oder unregelmässig geballte Kammern, undeutliche Buliminen- oder Polymorphinen-Form. Nicht selten in beiden Thonen von Kar Nicobar. Im Mergel von Luzon fand ich mehrere Exemplare, die feine Mundröhre ist stets abgebrochen, unten hat sie eine kleine Spitze. 2 . Dimorphina Zitelti n. sp. (Taf. V, Fig. 21 .) Diese ganz merkwürdige Art, welche noch dazu sehr häufig in unserem Mergel von Luzon aufgefunden wurde, ist nicht ganz leicht zu erkennen, da der Anfangstheil, welcher die alternirende Kammerreihe enthält, sehr undeutlich ist. Die Schale ist ganz glatt und stets etwas comprimirt, so dass sie etwas breiter als dick erscheint. Ihre Seiten verschmälern sich nach unten nur ganz allmalig, und zwar insolange der nodosarienartig aufgebaute Schalentheil anhält, im unteren polymorphinenartigen Theile ist in den überwiegend meisten Individuen die Schale etwas aufgetrieben, rundlich, so dass sie ganz die Contour eines Wickelkindes zeigt. In einem Querschliffe erkennt man aber bald den von aussen undeutlichen Anfang als eine Zusammensetzung verschieden alternärender Kammern, auf welchen sich sechs bis sieben Kammern mit etwas gebogenen deutlichen Nähten aufsetzen. Die Nähte der letzten, zuweilen auch der vorletzten, seltener jene der älteren Kammern zeigen an einer, mitunter auch auf beiden Seiten einen kleinen Eindruck, wodurch sie etwas wie hinaufgezogen und eingebuchtet erscheinen. Auf der convexen Mundfläche sitzt die runde Oeffnung ohne einem Röhrenansatz, da ich kaum annehtnen kann, dass er bei allen Individuen abgebrochen wäre. Etwas ganz Originelles entwickelt sich aber bei einigen Formen dieser Art, welche statt nach unten wieder anzuschwellen, an den Seiten und in der Dicke stetig, fast zu einer Spitze abnehmen und dabei etwas verlängert erscheinen , als habe gleichsam der alternirende Theil sich ausgezogen. 1 Her findet man nun die alternirende Kammer mitunter ganz deutlich, während die ganze Schale sonst vollkommen den unten verdickten Individuen gleicht und dieselbe schwache Compression denselben Bau des geraden Theils, ja dieselbe F.inkcrbung der Kammnähte besitzt. Diese Form, bis 2 ’ * Millimeter lang, ist seltener, während die erstbeschriebenen, zwei Millimeter lang, sehr häufig ist. Ich muss, da diese beiden Extreme mitunter durch Mittelglieder verbunden erscheinen annehmen, dass es nur zufällige Abände- rungen, Verschiedenheiten derselben Art seien und keine Varietäten. Beide Formen sind rein kalkig und lösen sich ganz in Säuren. Textilaridea. Textiiaria Detr. 1 . Textiiaria quadrilatcra Schwg. — Schwager 1. c. (Tat VII, Fig. t<>30 Diese besonders auffallende , auf den ersten Blick leicht zu erkennende Form, die, wie es scheint, charakteristisch für den oberen Thon von Nicobar Digitized by Google 96 ist, während sie im unteren fehlt, fand ich in mehreren Exemplaren auch im Mergel von Luzern. Bolivina d’Orb. 1. Bolivina pusilla Schwg. — Schwager 1. c. (Taf. VII. Hg. ioi.) Nicht selten im oberen, seltener im unteren Thon von Kar Nicobar. Sehr selten im Mergel von Luzon. z. Bolivina laevigata n. sp. (Taf. V, Eig. 22.) Besitzt eine glatte, ziemlich schmale Schale, ist comprimirt und verjüngt sich etwas nach unten. Sie hat eilf Kammern, deren deutliche Nähte nicht sehr schräge stehen, auch sind die Kammern nicht sehr schmal, .sondern breiter als bei den übrigen bekannteren Bolivinen-Arten. Der Mund sitzt als schmaler, komaförmiger Spalt an der Endfläche der letzten Kammer. Die Länge beträgt etwas über einen Millimeter und gehört sie zu den grössten Seltenheiten. Globigerinidea. Qrbulina d f Orb. 1. Orbulina universa d'Orb. Sehr häutig. Gemein im oberen, weniger häufig in dem unteren Thone von Kar Nicobar. 2. Glubigerina biloba d'Orb. Sehr selten. 3. Glubigerina triloba Rss, Nicht selten. 4 Globigerina bulloides d’Orb. Sehr häufig. Häufig sowohl im oberen als im unteren Thone von Kar Nicobar. 5. Globigerina Carteri n. sp. (Taf. V, Fig. 23.) D'Orbigny hat in seinen Foraminiferen von Cuba eine Globigerinen-Art von Cuba, Martinique und Guadeloupe (Gl. Dutertrei) beschrieben, welche dieser Form sehr nahe zu stehen scheint, doch ist dieselbe viel weniger regelmässig. Die Kammern sind ebenfalls in deutlichen Windungen, zumeist 3 — 4, angeordnet, schwellen sehr bald an und bilden zum Schlüsse eine tiefe Bucht, in welcher der Mund sitzt. Die Gestalt ist eine entschieden konische, thurmförmige, indem die Windungen schneckenartig aufgebaut sind. Die ersten Kammern sind sehr winzig, aber zahlreich, so dass ich an einem Individuum im Ganzen an fünfzehn Kügelchen zählte, sie wachsen aber in der vorletzten Windung sehr schnell und in der letzten mit vier bis fünf Kammern sind sie schon ziemlich gross, aber nicht sehr regelmässig kugelig. Die Vertiefung am Munde ist meist ganz verklebt, auch tritt dort zuweilen eine kleine, accessorische Kammer hinzu. Die Poren sind gross und erreicht das Thier einen Millimeter Grösse. Ich fand mehrere Exemplare derselben. Digitized by Google 97 Rotalidea. Pulvinulina Will. 1. Pulvinulina l lauer i d’Orb. cf. sp. Sehr selten, scheint in der Mitte des Nabels accessorische Kammern zu besitzen. 2. Pulvinulina Partschiana d'Orb. sp. Sehr selten. Sichere Speeles. 3 . Pulvinulina Nor mannt n. sp. (Taf. V, Fig. 24.) Ungemein aufgeblasen, rund, auf der Nabelseite fünf Kammern sichtbar, die durch deutliche, sehr wenig geschwungene Nähte getrennt sind, in der Mitte eine trichterförmige Nabelbucht. Die letzte Kammer ist besonders aufgeschwollen und sitzt der grosse, halbmondförmige Mund am unteren Rande derselben zur sechsten Kammer. Die Spiralseite hat drei Windungen, welche etwas vorragen und zeigt zehn Kammern. Die Schale ist fein porös und einen Millimeter gross. Sie ist sehr selten und durch ihre Gestalt sehr auffallend verschieden von anderen Arten ihres Geschlechtes. Truncatutina d’Orb. 1. Tr uncatul ina lobatula d’Orb. Deutlich, aber sehr selten. 2. Truncatutina Ungeriana d'Orb. sp. cf. Minder klar, sehr selten. 3 . Tr uncatul ina Aknetana d'Orb. sp. cf. Ebenfalls weniger sicher, sehr selten. 4. Truncatulina trochoidea n. sp. (Taf. V, Fig. 25 .) Sieht der Pulvinulina Douiana sehr ähnlich, nur ist sie über die Hälfte kleiner und sehr fein porös — fast glasig glänzend. Die Oberseite ist ganz kegelförmig und am Umfange rund: der Rand zeigt auch dort einen deutlichen Kiel und ist die Kammerzahl von sechs ziemlich undeutlich zu sehen. Die Mundfläche ist schief abgeschnitten, der Mund klein, eine halbmondförmige Spalte in der zweiten Hälfte des Randes der letzten Kammer zur nächstanschliessenden des folgenden Umganges bis an den Rand reichend. Die Spiralseite hat drei Windungen, die Kammern sind aber nur in der letzten Windung deutlich, und zwar sechs an der Zahl zu sehen, sie sind sehr schief und hängen in einem Bogen tief herab; mitten sitzt ein Knöpfchen. Die Grösse beträgt 1 1 /« Millimeter, auch sie ist sehr selten. Anomalina d’Orb. 1. Anomalina Wtillerstorß Schwg. — Schwager 1 . c. «: * um ^ A*« » Atytl* i 1 »* Digitized by Google Digitized by Google D T R.l> rasche. Fragmente rnr Geologie von Luton . TafY. Digitized by Google Digitized by Google Digitized by Google DO NOT EM Digitized by Google Digitizod by Google